Autor Thema: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??  (Gelesen 10719 mal)

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Offline claudia2Topic starter

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Hallo!

Wir sind verzweifelt auf der Suche nach einer Berufsschule für ländl. Hauswirtschaft,denn ländl. Hauswirtschaft ist in Hessen nicht mehr gefragt.

Auf der einen Seite heißt es, niemand will mehr ausbilden, auf der anderen Seite gibt es dann nicht mal mehr eine zuständige Berufsschule. In den angrenzenden Bundesländern (Niedersachsen, Westfalen) haben wir schon nachgefragt, niemand fühlt sich zuständig.
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht?

Die Auszubildende kommt übrigens aus Rheinland-Pfalz, hat 400 km für das Vorstellungsgespräch in Kauf genommen u. sagt, daß es in RH.-PF gerade einmal 5 - 6 Stellen für Auszubildende gibt.
Ein Fall für die Zeitung???

Vg
claudia











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Offline martina

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #1 am: 11.06.07, 13:52 »
Hallo Claudia,

ich hab mein 1. betr. Lehrjahr damals auch in Nordrhein-Westfalen gemacht und konnte problemlos die Berufsschule in Niedersachsen (Hameln) besuchen. Die für meinen Betrieb zuständige Schule wäre ohne eigenen PKW nicht erreichbar gewesen, nach Hameln kam ich mit dem Zug.

Ich würde an Eurer Stelle noch mal an den Schulen im Grenzgebiet nachfragen.

Wer regelt denn in Hessen die Ausbildung? In Niedersachsen ist dafür die Landwirtschaftskammer zuständig.

Offline claudia2Topic starter

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #2 am: 15.06.07, 19:10 »
Globalisierung, wo bist du???

Eine Azubiene aus Rh.Pf, die auf einem hess. Betrieb lernt u. in die Schule in einem weiteren Bundesland besucht (weil es die Ausbildung in Hessen nicht mehr gibt)  ist trotz ihrer Flexibilität von höherer Stelle nicht erwünscht.
In Hessen gibt es übrigens nur 3(!) Ausbildungsbetriebe.
Die Ausbildung wird von der IHK geregelt. Als ich dort nachfragte bekam ich die Antwort, ländl. Hauswirtschaft gibt es nicht mehr, daß sei ja gerade so, als würde man wieder damit beginnen, einen Hufschmied auszubilden. Welch ein Hohn!
Inzwischen hat sich eine Dame vom Landesverband der hess. Landfrauen angagiert, sogar privat, trotz Urlaub. Mal sehen, was die so ins Rollen bringt.

Hat eine von euch ein ähnliches Frusterlebnis in dieser Richtung?
VG
claudia
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Offline Maja

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #3 am: 09.07.07, 09:28 »
Wieso Hufschmied ausbilden?
Das ist doch immer noch ein guter Beruf und wird auch ausgebildet. Allerdings ist es da einfacher denn ein Hufschmied muss erst einen Metallerberuf haben und dann kommt die Hufschmied ausbildung drauf. da braucht er dann nicht unbedingt eien Berufsschule.
Aber das ist wirklich ein Problem!!
Hier bei uns ist es auch schon sehr schwer mit der Hauswirtschaftlichen Ausbildung, aber ländl. Hauswirtschaft weiss ich gar nicht ob es da noch Schulen gibt?
Vielleicht weis coni was.!!!

Offline coni

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #4 am: 09.07.07, 10:24 »
ja bei uns in bayern gibt es noch ,es wurde aber vor ein paar jahren mit der städtischen hauswirtsschaft zusammen gewürfelt wer nähre information will soll am besten im würzburg im ländwirtschaftsamt (glaube in der luxburg straße ) anrufen und nach der frau kern verlangen die macht für ganz unterfranken die ausbildung bzw auch die prüfungen die weiß dann auch ganz genau wer noch ausbildet ,ich denke hier sind es noch mehr als 3 betriebe die ausbilden
coni

Offline martina

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #5 am: 09.07.07, 12:52 »
Niedersachsen hat auch noch Landfrauenschulen in Celle und in Stade.

Berufsschule war schon zu meiner Zeit mit der städtischen Hauswirtschaft in einer Klasse, der Unterschied wird auch gar nicht mehr so gemacht, die Ausbildungsordnung hat sich da geändert und ich bin auch überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden.

Offline coni

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #6 am: 10.07.07, 19:44 »
hallo
in bayern gibt es auch noch einige schulen dafür ,kenne mich halt nur gut in unterfranken aus und dafür ist die zentrale stelle in würzburg
coni

Offline annama

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #7 am: 10.07.07, 21:23 »

Ja , ja es ist schon traurig , dass viele Hausw. Schulen geschlossen werden.

Wenn ich 25 Jahre zurück denke , hatten wir in RL-PFALZ noch genügend Auszubildende  und in der näheren Umgebung auch gute H.Schulen.
Mit den Reformen ist ein bewährtes Ausbildungssystem (ländl.Hausw.) von der Bildfläche verschwunden. Die gut ausgebildeten Lehrkräfte wurden an andere Schulen versetzt .
Es ist schade ,dass es so gekommen ist. Ich glaube ein Teil ist die Ernährungs -Industrie mit schuld daran , die ihre Fertigprodukte verkaufen will.
Bin ja nicht dagegen wenns mal schnell gehn soll ne fertige Pizza in den Ofen zu schieben....aber auf Dauer.....Nein Danke !!!
Gerade wenn eine Frau meint ihre Arbeit sei getan
wird sie Grossmutter

Liebe Grüsse annama

Offline mary

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #8 am: 10.07.07, 21:47 »
Hallo annama,
die Entwicklung der hauswirtschaftlichen Ausbildung und Schulen läuft verschieden.
In unserem Gebiet ist so ein hoher Andrang, dass pro Jahrgang 2 Klassen eingerichtet worden sind.
Unsere Tochter arbeitet in einem Berufsbildungswerk und bildet dort junge Frauen in der Hauswirtschaft aus.
Ihrer Meinung nach wird die Hauswirtschaft von der Gesellschaft total unterbewertet- diejenigen, die Hauswirtschaft lernen- brauchen einen breiten Rücken und Ohren mit Durchzug.
Aber das war zu ihrer Ausbildungszeit auch schon so, was haben wir uns da alles anhören dürfen-
die netteste Bezeichnung war noch ob sie mal als diplominierte Putzfrau arbeiten würde.
Meine beiden Nichten lernen momentan auch gerade Hauswirtschaft, die beiden Mädels sind zum Glück sehr selbstbewusst und man sieht wieviel Spass sie mit ihrer Arbeit haben.
Eine Nachbarstochter fand in ihrem Wunschberuf keine Lehrstelle und hat deshalb ein Jahr die Hauswirtschaftsschule besucht- sie hätte im nächsten Jahr die Lehrstelle im Wunschberuf haben können und ist in der hauswirtschaftsschule geblieben- sie will im hauswirtschaftlichen Bereich weitermachen- und wenn ich sehe, was sie alles auf die Reihe bringt-
freut mich richtig.
Fürs Leben sind Kenntnisse in der Hauswirtschaft bestimmt kein Nachteil- und wer dann noch die Möglichkeit hat, eine weiterführende Fachschule zu besuchen-
findet bestimmt eine Arbeit.
Herzliche Grüsse
maria

Offline Maja

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #9 am: 10.07.07, 23:57 »
Da muss ich schon etwas wiedersprechen.
Arbeit finden vielleicht aber dadurch dass die Hauswirtschaft einen schlechten Stellenwert hat, finden sich nur wenige gut bezahlte Arbeitsplätze.
Meine Tochter zum Beispiel hat einen sehr guten Abschluss als Hauswirtschaftliche betriebsleiterin gemacht. Aber Arbeit in ihrem Beruf hätte sie nur gefunden wenn sie als Hauswirtschafterin gegangen wäre. DAs Gehalt war ihr allerdings eine Spur zu dünn.
In Ihrem Job allerdings fand sie keine Stelle, wegen ihres jugendlichen Aussehens. Kann man sich sowas vorstellen?

Aber ihre Ausbildung ist ihr in ihren Bisherigen Jobs immer sehr zu gute ygekommen.
Die Mädels lernen ja wirklich ungeheuer viel und breites Spektrum.
Habe mich im Januar mal mit unserem Kultusminister darüber unterhalten warum man hierzu lande die haushaltsschulen so wenig fördert, aber die Antwort war sehr  sehr dürftig.
Männer eben?!!!!!!

Offline mary

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #10 am: 11.07.07, 07:45 »
Hallo Maja,
war eure Tochter in Triedsdorf auf der FAK?
Du hast schon recht, dass der Stellenwert der Hauswirtschaft in der Gesellschaft ziemlich weit unten ist-  und da macht die Politik keine Ausnahme.
Unsere 2. Tochter hat nach ihrer landw. Ausbildung eine Weile als Betriebshelferin gearbeitet- da waren viele Einsätze, wo eine Hand im Haushalt auch gut brauchbar war-
niemand würde von einem ausgebildeten Landwirt, der als Mann auf den Betrieb kommt- erwarten, dass er die Arbeit im bäuerlichen Haushalt auch ein bisschen mitmachen würde-
so gesehen ist die Arbeit im Haushalt von der Bewertung her- miserabel.
Allerdings wenn sie nicht mehr gemacht werden kann- dann schauts anders aus.
Ich bin am Anfang, als der Berufswunsch ganz klar auf Hauswirtschaft kam- auch nicht gleich in einem Luftsprung in die Höhe gesprungen-
aber ihre Entscheidung war nach diversen Praktikas so klar, da hätten wir sowieso nichts mehr dagegen sagen können.
Wegen der Bezahlung- alle Berufe, die von Frauen mehrheitlich ausgeführt werden, sind schlecht bezahlt-
Erzieherinnen, usw. haben da die gleichen Erfahrungen.
Erst mit der Zeit wird mir mehr und mehr klar, warum das so ist- aber auch im Bürobereich, in den Banken hat sich nicht unbedingt alles zum Besseren für Frauen verändert.
Es wird sicher die eine oder andere junge Frau geben, die danach noch einen anderen Beruf erlernen will-
die Ausbildung in der Hauswirtschaft ist was fürs Leben, das immer brauchbar ist.
Der Unterschied ist nur - Hauswirtschaft als Beruf- und die Anforderungen, die frau als Bäuerin braucht- da fehlt leider eine ganze Menge.
Auch wenn die ganze Zeit von Gleichberechtigung getönt wird, für jede Art von Hausarbeit eine ganze Industrie dran arbeitet- sie leichter und einfacher zu machen-
einen Haushalt auch nebenher managen zu können- wenn man es gelernt hat- tut man/frau sich leichter.
Es geht nicht nur um Kochen, Bügeln, Waschen, sondern was leider nirgends wirklich in den allgemeinbildenden Schulen gelehrt wird-
es geht um das Wirtschaften, den Umgang mit Geld und noch eine ganze Liste an Fähig- und Fertigkeiten- die zwar wichtig sind- aber alle unter den Tisch fallen.
Fertiggerichte, sämtliche Hilfsmittel sind alle käuflich,
aber es geht um viel mehr-
Essen ist ja mehr als Magenfüllung, das wird leider noch sehr wenig gesehen-
und mit dem Einkommen auskommen können- eben gut wirtschaften können-
ist auch kein Fehler, wenn man/frau es gelernt haben.
Soweit ich weiß, haben meine Nichten bereits ganz klare Vorstellungen, was sie nach der Ausbildung machen werden-
als ich neulich am Tag der offenen Tür bei unserer Tochter gesehen habe- welche tolle Ausbildung da geboten wird-
hat mich das einfach gefreut.
Irgendwie ist der ganze Mensch gefordert und wird gefördert-
das merken die Jugendlichen vielleicht noch gar nicht-
Herzl. Grüsse
maria

Offline Maja

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #11 am: 11.07.07, 08:43 »
Nein nicht in Triesdorf sondern in Würzburg auf der FAK, sie hatte den Städtischen Teil gewählt das es in unserer Gegend keine erreichbare ländliche Hauswirtschaftsschule gab.
War am Anfang für sie auch nur eine Notlösung , denn sie wollte ursprünglich Fremdsprachenkorrespondentin werden. Das Geld für die Schule und der Platz war nicht da.
ANdere Lehrstellen bekam sie nicht trotz 75 Bewerbungen also hat sie die Hauswirtschaftsschule gemacht.
Dann als sie die FAK machen wollte war ich sehr erstaunt, aber es war gut so und ich denke sie wird ihren Weg schon machen und in allen Lebensbereichen ist es gut, wenn eine hauswirtschaftliche Ausbildung vorhanden ist.
Du hast recht damit dass die jungen Leute die in der Ausbildung sind, den Wert noch gar nicht erkennen können. Aber sie werden ihr Leben lang davon profitieren.

Offline mary

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Re: Ländliche Hauswirtschaft- keine Zukunft in Hessen??
« Antwort #12 am: 11.07.07, 10:01 »
Hallo Maja,
hat eure Tochter dann einen anderen Weg eingeschlagen?
Bei uns war das auch nicht so klar ersichtlich, was sie danach machen würde.
Fachlehrerin wollte sie auf keinen Fall werden, in eine Grossküche auch nicht, für ihren jetzt ausgeübten Beruf war sie überqualifiziert, aber sie wollte das unbedingt machen- und ich glaub, dass sie in ihrer Arbeit richtig aufgeht.
So gesehen- seinen Platz im Leben finden und dort mit seinen Talenten seinen Weg gehen- erscheint mir nicht ganz verkehrt.
Zwischen meinem hausw. 2. Bildungsweg und einer Vollausbildung in der Hauswirtschaft liegen Welten, ich bin um diese 2. Berufsausbildung sehr froh, aber wenn ich sehe, wie fit und schnell sie ist- da komme ich mir immer etwas langsam vor.
Allerdings muss bei uns der Haushalt einfach nebenher laufen- ich träume immer noch von einer Ausbildung, die frau als Bäuerin machen kann-
eben die Hauswirtschaft und dann je nach betrieblicher Ausrichtung- so eine Art Modul-
denn unser Haupteinkommen erwirtschaften wir vom Betrieb und es war so mühsam und schwierig, das ganze Fachwissen zu erlernen.
Der Wert der Hauswirtschaft ist mir auch erst im Laufe der Zeit bewusst geworden,
habe es als Junge nur gelernt, weil mir meine Mutter ständig damit in den Ohren lag.
Heute bin ich ihr dafür sehr dankbar.
Sie war durch die Kriegswirren und Krankheit ihrer Mutter nie zu einer Ausbildung gekommen- deshalb war sie immer so dahinter, dass jeder ihrer Kinder "was Gescheites" lernen sollte.
Heute kommt meine Lust am Kochen wieder viel stärker hervor,
eigentlich war es mein Traum- Köchin zu lernen, leider hat sich das nicht so verwirklichen lassen.
Egal in welches Land man kommt- Essen gehört zur Kultur und da ergeben sich sofort Anknüpfungs- und Gesprächspunkte-
Aber das wird mir auch erst jetzt so mehr und mehr bewusst.
Herzliche Grüsse
maria