Ferien sind so individuell, wie es die Menschen sind, und die Bedürfnisse dementsprechend unterschiedlich. In meinem nichtlandwirtschaftlichen Umfeld stelle ich vermehrt fest, dass Ferien irgendwie zum Status Symbol geworden sind, und in einer Gesprächsrunde oft das Hauptthema ist, wer wie lange wohin fährt…
In diesem Zusammenhang höre ich dann aber auch Klagen wie: Essen schlecht, langer Flug, Lärm, Koffer nicht angekommen etc., Luxusprobleme halt. Und nach den Ferien brauchte man gerade nochmals Ferien, um sich von den Ferien zu erholen. Ich habe es vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt, und mag auch jedem seine Ferien gönnen, frage mich aber trotzdem, ob sich viele Leute nicht selber Stressen…?
In der Landwirtschaft kommt zu allem Organisatorischen noch der finanzielle Aspekt dazu, nebst den Ferien bezahlt man einen oder je nach Betriebsgrösse zwei Betriebshelfer. Auch wenn ich mir das noch leisten könnte, frage ich mich dann eher, ob es mir das Wert ist, oder ob ich dieses Geld nicht doch lieber in etwas Nachhaltigeres investiere, wovon ich viele Jahre etwas habe.
Wir haben zum Beispiel nach vielen Jahren endlich einen Sitzplatz gemacht, uns einen schönen Plattenboden geleistet, und sind diesen Sommer oft abends bei einem Kaffee oder einem Glas Wein draussen gesessen. Für mich ist das Erholung pur, aber eben, nicht jeder hat die gleichen Ansprüche, muss ja auch nicht sein.
Im Winter vor zwei Jahren machten Göga und ich eine Woche Ferien an der Wärme, das war soooo schön, muss ich schon auch sagen, aber eben für uns nicht selbstverständlich. Unsere Jungs haben zusammen den Stall gemacht, alles hat super geklappt. Ich merke, dass Göga beruhigter fortgeht, wenn Junioren den Stall machen. Sie wissen einfach mehr, als wenn wir jemand «Fremdes» anstellen müssen.
Ansonsten habe ich gelernt, mir kleine Auszeiten zu nehmen: Ein kurzes Bad im See, eine Velotour, in einem Buch lesen…etc.
Dieses Jahr hatten wir einen wunderbaren Sommer mit viel schönem Wetter, wo ich mir das erlauben konnte, aber es ist jedes Jahr wieder anders, und es gelingt einem nicht immer gleich, sich selber aus dem Ganzen etwas "rauszunehmen".
So wünsche ich allen trotz der Arbeit, die sicher jeder zur Genüge hat, auch kleine "Inseln" der Erholung.