Gestern habe ich eine alte Bekannte getroffen. Die sieht wieder entschieden besser aus als vor einem halben Jahr. Da gings ihr so schlecht, dass sie mich allen Ernstes nach meiner Heilpraktikerin gefragt und sie tatsächlich aufgesucht hat. Allerdings nur, um umgehend die Globuli und Tropfen im Badezimmerschränkchen ihr Verfallsdatum abwarten zu lassen. Das der Globuli und Tropfen natürlich!
Sie selbst ließ “zur Sicherheit” eine klinische Untersuchung vornehmen, wurde eine Woche lang nahezu vollständig umgestülpt und fand dabei sogar als Senior-Single richtigen Anschluss - an alle möglichen Geräte nach dem Motto: ”Darf es ein Diagramm mehr sein?” Lediglich eine Spiegelung der Bauchspeicheldrüse konnte irgendwelcher Abnormitäten wegen nicht durchgeführt werden. Das Ergebnis: NIX, außer körperliche und sonstige Nebenwirkungen. Allein schon beim endlosen Warten auf die Befunde hätte sie sich fast die Zähne ausgebibbert. Und jetzt ist das NIX anscheinend von selber weg. Das halten doch nur Sano -Masochisten aus! Z. B. Reinhild: Die ging jedes Vierteljahr zum Vorsorgecheck für eine Woche in die Spezialklinik. Eines Sommers stellte die dann auch einen winzigen Pickel auf der Niere fest. (“Nix schlimmes an sich, aber daraus könnte irgendwann was werden!!?”) Vorsorglich ist die dann sofort von einem befreundeten Chirurgen (Uni-Professor, ”eine Koryphäe!”) entfernt worden, und danach erfolgten verschiedene Therapien und Rehamaßnahmen.
Ein Jahr später nahm sie ihre berufliche Tätigkeit wieder auf und parallel dazu auch wieder jedes Vierteljahr ihre Checkwoche - zur Nachsorge. Die braucht das - auch den Nervenkitzel - allein schon als Abwechslung.(“Frau gönnt sich ja sonst nix!”) ...und die Niere schleppt vielleicht eine andere mit sich herum. Zahlreiche andere BekanntInnen wiederum bestehen nur noch aus Hülle, besonders nach der Invasivierung der Chirurgie. (“Was ich nicht mehr brauch, das kann auch weg!” und “In mir wäxt nix, was ich nicht will!”)
Darauf würde ich mich ohne Not nicht einlassen, da fehlt doch jeglicher Widerstand!? Das ist ja so, als ob ich auf dem Klo das Papier wegnehmen würde, damit keiner auf den Gedanken kommt, sich zu entleeren!? Im Fernsehen bringen sie ja bereits Mütter, die ihre Töchter verstümmeln lassen, weil die Großmütter an irgendeinem Frauenkrebs gestorben sind! Ich bin auch so eine Risikofrau. Wenn ich damals bei unserem ersten (Fehl-)Versuch während der raschen Visiten auf die Koryphäe gehört hätte,(Ich brauch nun mal zur Unterhaltung den Augen- und nicht den Nasenlöcherkontakt!) hätte das lebenslänglich Pillen zur Regulierung des Hormonhaushalts bedeutet. Dafür habe ich jetzt noch alles, einen verständnisvollen Frauenarzt und “Keuschlamm”, womit ich allerdings nicht meine Tochter meine! ( Andere sagen übrigens "Mönchspfeffer" dazu.)
“Zur Sicherheit” bedeutet für mich in erster Linie “zur finanziellen Absicherung der Arztpraxis” und zur Sicherung neuer Sanitätscomputer - egal, ob mit oder ohne Ohren. Außerdem musst du kern- gesund sein, wenn du einen Aufenthalt im Krankenhausschadlos überstehen willst. Die Tochter von meiner Nachbarin ist Ärztin in Ausbildung und die andere Nachbarin ist Krankenschwester. Die erzählen von Arbeitsbedingungen, da vergeht dir sofort Plärren und Stöhnen! Solange ich mich also mit meinen Globuli und Tropfen (deren Wirksamkeit genauso wenig nachweisbar ist wie die Kunstfehler der Medizyniker) trotz Restallergien gut fühle und nix ertaste, was nicht von selbst wieder verschwindet, nehme ich den Verlust von Arbeitsplätzen in Kauf. (Das können dann die ausgleichen, die sich der Schönheit wegen ans Messer liefern.) Dabei gedenke ich, nicht früher zu sterben, sondern kürzer - und bis dahin selbst bewusst zu leben!
:)Carmen Caimanowa