Rund um den Garten > Der grüne Daumen...

Austausch über den Gartenzaun

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Heti:
In unserer Gegend ist da Grad ein Wandel im "Bauerngarten" . Während wir uns das in der Sonne liegen noch nicht so recht getraut haben, sieht man die nun jungen Frauen mitten am Nachmittag im Bikini herumlaufen. Mit der Hofarbeit haben sie nichts mehr zu tun, nur Kind und Haus, halt wie im Dorf. Glaube, sie denken nicht mal drüber nach, was die "Alten" drüber denken.
Ich habe immer gern Sonntags mittags im Garten gelegen, manchmal sogar 20 Minuten in der Woche, wo ich eigentlich keine Pause mache. SM hats vom Fenster oben genauestens kontrolliert, ihre ausgiebige Mittagspause fand erst anschließend statt. Sie lag im Haus, da konnte es ja keiner kontrollieren, wie lange ...           

Habs aber trotzdem genossen, mitten zwischen Rosen und Stauden, mal im Schatten der Walnuss zu liegen, und der Natur zuzuhören.Da brauch ich keine Lounge, Rasen oder eine Bank reichen. Sichtschutz sind bei mir eher Kletterrosen und Johannisbeersträucher, keine kahlen Gabionen oder sonstiges. Ich freue mich über die Früchte und Blüten meiner investierten Arbeit, meine Bestätigung. Da brauch ich keine Selbstbestätigungskurse und anschließende Erholung auf der modern gestylten Terasse. 
Ich glaube, manche jungen Frauen, wissen auch garnicht, wie sie allein einen Bauerngarten hinbekommen würden und scheuen den Anfang und die Arbeit.                                                                 

mary:
@Heti,
vielleicht fehlt auch das umsetzungsfähige Wissen. Baumärkte bieten ihre eigene Gartenwelt an, die Gärten in den Siedlungen sind entweder modern mit  Stein- und Gabionen samt Loungemöbeln gestaltet und  geschleckt, kein Unkräutlein zerstört das perfekte Bild.  Aber auch die andere Form, perfekt geschnittener Rasen,kein  Hälmchen liegt rum.
In der Zeit, in der ich die hauswirtschaftliche Weiterbildung gemacht habe- war der Bauerngarten klar strukturiert, aber an Anregungen und Ideen, wie man den Garten auch wohnlich hätte machen können, kann ich mich nicht erinnern.
Ein Bauerngarten war früher auch anders, es wurde das Gemüse herangezogen, der Obstgarten lieferte Obst und zu der vielen Arbeit kam der Garten dann einfach noch dazu.
Dieses gesunde Maß an Arbeit, aber auch Zeit um sich zu erholen, Zeit um aufzutanken, da muss man wohl erst mit der Zeit selbst darauf kommen.
Ich habe mir gestern Abend noch eine Sendung von Natur im Garten angesehen, dort hat ein Landwirt seinen Traum vom Garten umgesetzt. Hat mir gut gefallen.
Ich habe auch erst vor ein paar Jahren damit begonnen, dass es draussen ein paar Sitzgelegenheiten nach Sonnenstand gibt und diese auch zu nutzen.
Wenn es passt, stell ich das Essen auf ein Tablett und wir essen draussen. Mit Grillen hab ich weniger am Hut, aber ich habe so einen Ofen, der Holzkohle erzeugt und nebenbei ziemliche Hitze abgibt, da past der WOK besser.
Für mich ist der Garten eine Insel, er liefert Gemüse, Beeren, Kräuter, Obst, liefert Duft für die Nase, Blüten für das Auge- und er soll auch den Insekten und Vögeln ein wenig nützen (das heisst aber nicht, dass mir die Vögel alle Beeren abfuttern müssen).
Wenn immer so getan wird, dass die Anlage eines Gartens den Wert eines Mittelklassewagens kostet, eine Hängematte unter den alten Obstbäumen, ein paar schöne Gartenstühle, Möbel kosten nicht die Welt- es ist nur die Zeit als knappster Faktor.
Als ich auf den Hof gekommen bin, war der Garten von meiner Schwiegermutter wirklich perfekt, kein Unkraut, alles in Reih und Glied, aber sie hätte sie niemals auf die einzige Aussensitzmöglichkeit, die Sommerbank gesetzt, was würden da nur die Leute sagen.
In den Gartensendungen habe ich viele wunderschöne Gärten gesehen, jeder hat seine eigene Handschrift, aufgefallen ist mir dabei, dass es ganz viele Gärten waren, die auf ehemaligen Bauernhöfen entstanden sind.
Warum soll man sich nicht auch einen schönen Garten "leisten", man ist ja nicht ständig im Urlaub, sondern zu Hause.
Aber um wieder auf den Anfang zu kommen, arbeitssparende Methoden, andere Gartenkonzepte, auch der Bauerngarten bräuchte einen Wandel.
Mir macht es Freude, ein paar Kleintiere halten zu können, das wäre in einer Siedlung oder im Dorf wesentlich schwieriger und wenn ausser Eiern und einer Hühnersuppe auch der Mist für den Garten nutzbar ist, schätze ich sehr.
Bienen im Obstgarten halten zu können und nicht irgendwohin fahren zu müssen, zu wissen, dass die Bienen im Frühjahr fleissig bei der Arbeit sind, im Sommer dann aus der Honigschleuder den Honig fliessen zu sehen, übers Jahr Speisekammer, Keller und Gefriertruhe mit dem hofeigenen Gartenprodukten füllen zu können, sich mit der Schüssel auf Sammeltour in den Garten auf zu machen- selbst die schattigste Ecke ist noch Lebensraum für die Speisepilze.


Heti:
Je älter man wird, desto mehr genießt man den garten und desto mehr Sitzplätze schaff man sich an  ;)
Wenn die Kinder irgendwo beiläufig bemerken: "Die haben gar keinen richtigen Garten..." oder "irgendwie so kahl hier..." ist das für mich ein Hinweis, dass sie den Garten auch genießen, wenn es ihnen auch nicht bewußt ist. :)

mary:
@Heti,
das mag schon sein. Habe mal einen Spruch gelesen, die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens.
Was mir in Bezug zum Bauerngarten auffällt, die Gärten, bzw. Grundstücke in den Neubausiedlungen werden immer kleiner, da muss der Erholungsraum auf begrenzter Fläche gemacht werden, für anderes ist dann nicht mehr viel Platz. Bis ein neugestalteter Garten einwächst, dauer auch eine Zeit.
Und es hat auch jede Zeit ihre Gartentrends, in den 70iger Jahren standen ein paar Nadelgehölze im Garten, heute sinds die Steingabionen und Kiesbeete. Beschattung liefert ein Sonnensegel oder ein grosser Sonnenschirm. Die wohltuende Wirkung eines Schattenbaumes kann das nicht ersetzen. Um einen Rasenmährobotter sinnvoll zu beschäftigen braucht es einen bestimmten Gartengrundriss. Um unsere Obstbäume mähe ich mit der Sense, bin extra in einen Kurs gegangen, um diese mühselige Pufferei zu beenden und einigermaßen gut mähen zu können.
Bis ein Baum z.B. ein Nussbaum so gross wird, dass er Schatten liefert, das dauert sehr lange, ausserdem braucht er eine Menge Platz.
Schattenbäume, die wirklich Schatten liefern, sind nur in älteren Gärten zu finden, höchstens es wurden gleich grosse Bäume verpflanzt.
Es mag auch total verschroben sein, noch zu wissen, wie man Gemüse, Obst, Kräuter anbaut, heute kann man zu jeder Jahreszeit immer alles kaufen.
Aber dieses Wissen, wie man selbst was ernten kann, es zuzubereiten und zu bevorraten, heute ist es Luxus, früher gehörte es zum Leben.

Heti:
Finde, an den Gärten der Neubauten auf den Höfen kann man meist erkennen, ob Jung oder Alt darin wohnen. Alt begrünt sich rundherum, Jung beläst es beim Rasen ...

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