Autor Thema: Organspende ... ja oder nein ???  (Gelesen 67925 mal)

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Organspende ... ja oder nein ???
« am: 08.04.02, 19:31 »
Heute beim Zeitunglesen überkam mich wieder das schlechte Gewissen  :-[

"Tödlicher Mangel an Organspendern""
so lautete heute eine Überschrift der Passauer Neuen Presse.

In Deutschland stehen 14.000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Knapp über 1000 Organe wurden gespendet.

Die meisten Menschen halten zwar eine Organspende für sinnvoll, aber nur wenige entscheiden sich bewusst dafür. Zudem lehnen 40% der Angehörigen eine mögliche Organspende ab, weil sie die Einstellung des Verstorbenen nicht kennen.

Ehrlich, mir ist irgendwie nicht recht wohl bei dem Gedanken an eine Organspende. :-/
Deshalb habe ich auch immer noch keinen Ausweis.

Könnt Ihr meine Bedenken zerstreuen?   ???
Wer von Euch hat einen Organspenderausweis bei sich?
« Letzte Änderung: 01.01.70, 01:00 von 1031090400 »
lieben Gruß
Reserl



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Dorothee

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #1 am: 08.04.02, 21:02 »
Seit ein paar Jahren ist der Organspenderpass bei meinen Papieren in der Handtasche.
Deine Bedenken solltest du vielleicht ein wenig konkreter erläutern, reserl.

Habe da ein ganz naives Denken, doch das genügt um mich für die Organspende zu entscheiden.
Ich glaube, das der Tod vorherbestimmt ist. Man kann ihn nicht hinausschieben, der Zeitpunkt steht jetzt schon fest. Eine Organspende rettet in meinen Augen nicht wirklich Leben, sondern kann ein Leben lebenswerter machen.
Also wenn nach meinem Tod ein anderer durch ein Organ von mir ein erträglicheres Leben führen kann, dann ( um es flapsig zu sagen ) habe ich wenigstens zu etwas genützt.

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Offline mary

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #2 am: 09.04.02, 06:05 »
Hallo Reserl, Doddy,
für mich war letztes Jahr klar, einen Organspenderausweis zu beantragen. Nach dem Besuch einer befreundeten Familie, die Frau ist <Krankenschwester in einer grossen Uniklinik, in der viele Organe entnommen und anderen wieder eingesetzt werden, hab ich das wieder fallen lassen. Was mir diese Frau erzählt hat, gibt zu denken. Wenn für wichtige Persönlichkeiten Organe gebraucht werden, geht angeblich der Hirntod schneller, besonders junge Menschen stehen da schnell im Spannungsfeld. Und die vielen psychischen Probleme von Menschen, die nach der erfolgten Organspende ziemlich alleingelassen, damit fertig werden müssen, ein anderes Organ im Körper zu haben, dauernd einnehmen müssen, damit der Körper es nicht abstösst, das wird alles totgeschwiegen.
Ich hab mir das nochmals überlegt und für mich beschlossen: Das Leben ist ein Geschenk, das ich nutzen darf, über die Länge entscheidet ein anderer über mir, ich versuche so zu leben, dass ich auch für andere Menschen die Welt ein winzig kleines Stückchen besser mache. Aber Organspende ist vorerst für mich kein Thema.
Herzliche Grüsse
Maria
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Dorothee

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #3 am: 09.04.02, 15:36 »
Hallo mary, reserl,
das ist immer so, wenn man sich eine eigene Meinung bilden möchte, muss man u.U. zuerst viele andere hören. Ich schreib einfach nochmals ein wenig, was mir dazu noch so eingefallen ist.
Meine Schwester transportiert gelegentlich Organe, da sie in einer Klinik arbeitet in der -ähnlich wie in der bei deiner Bekannten - viel entnommen wird, da es eine spezielle Unfallklinik ist. Sie hat noch nie einen Verdacht in dieser Richtung geäußert. Sollte es sich um ein Gerücht handeln, ist es traurig das es dich, mary, davon abhält einen Organspenderausweis zu haben. Entspricht es den Tatsachen, sollte deine Freundin nicht stillhalten sondern es dringenst an die Öffentlichkeit bringen und die Verantwortlichen zur Klärung veranlassen.

Als Weiteres weiß ich offengestanden nicht, ob ich ein fremdes Organ haben wollte, eben aus den Gründen, die du da so beschreibst. Das sind Dinge die in erster Linie den Organempfänger angehen. Ich bin ihm da allerdings keine große Hilfe, wenn ich ihm diese Entscheidung schon vorher abnehme, indem ich erst gar kein Organ zur Verfügung stelle.
Natürlich ist mir klar, das ich nach menschlichem Ermessen für tot erklärt werde bevor mir Organe entnommen werden. Muss also damit rechnen, das ich noch "lebe". Doch wie du richtig sagst, es steht nicht in unserer Hand und eine Organtransplantation ist ein verzweifelter und vor allem unmöglicher Versuch das Leben zu verlängern. Es ist jedoch kein unmöglicher Versuch mit den Möglichkeiten die uns geschenkt worden sind anderen ein erträglicheres Restleben zu ermöglichen.

Vielleicht solltest du einmal das Gespräch mit Transplantierten suchen? Wer weiß ob es hinterher nicht wieder zu einem Thema für dich wird. Denn wie du schreibst, war einzig und allein die Frau der Auslöser wieder davon abzukommen. Das finde ich schade.

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Offline cara

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #4 am: 09.04.02, 16:41 »
ich hab meinen organspenderausweis auch schon seid jahren bei mir.

sicherlich, diese diskussionen mit dem "verfrühten hirntod" gibt es imma wieda einmal.
man kann ja auch nie wirklich genau wissen, ob der mensch tot ist.

M.M. nach ist es dann aba sicherlich so, dass mein leben im falle eines evtl. aufwachens sicha auch nich mehr das selbe wäre, wie früher, sprich wachkoma oda schwerste behinderung.
weiss nich, ob ich das wollte......

für mich ist es aba wichtig zu wissen, dass im falle meines todes andre menschen davon "profitieren".  ich kann dadurch anderen leben schenken, und das ist doch die höchste gabe, die ein mensch machen kann.

und ob der körper nun mit allen organen oda nur mit einem teil verrottet.............
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Antonia

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #5 am: 09.04.02, 17:19 »
Ich habe schon seit vielen Jahren einen Organspendeausweis und ich habe mit meiner Familie darüber gesprochen. Unsere jüngere Tochter (heute 21) hat schon damals gesagt, dass sie das niemals machen würde und auch nicht möchte, dass wir im Falle ihres Todes ihre Organe für eine Spende freigeben.
Ich finde es wichtig, dass jeder diese Entscheidung selbst fällt und sie nicht den Angehörigen überlässt, die oft nicht wissen, wie sie entscheiden sollen und dann auch noch unter Zeitdruck stehen. Für mich ist es auch wichtig ein Patiententestament zu haben. Denn wenn ich selber nicht mehr entscheiden kann, was mit mir geschieht, dann möchte ich, dass auf jeden Fall in meinem Sinn mit mir umgegangen wird.

Martha von der man alles haben kann. ;)

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #6 am: 10.04.02, 23:24 »
Dody, meine Bedenken?

Irgendwie behagt es mir nicht, im Falle meines Todes als "Ersatzteillager" herzuhalten. :-/
Noch mehr Probleme hätte ich damit, wenn ich das bei einem nahen Angehörigen entscheiden müsste. ???
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Dorothee

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #7 am: 11.04.02, 13:09 »
Ersatzteillager, hmmm...das sind natürlich keine Vorraussetzungen um einen Organspenderausweis bei sich zu tragen. Respektiere ich voll und ganz, obwohl ich mich natürlich freuen würde, wenn viele meine Einstellung teilen täten. Ich habe damit keinerlei Berührungsängste. Vielleicht liegt es auch daran, das ich an meinem Körper nicht "hänge" ? Ich weiß es nicht. Vielleicht auch weil ich ein paar Transplantierte persönlich gut kenne ? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil mir wertvolle Menschen lange leiden mussten, weil sie kein geeignetes Organ bekommen haben ? Ich weiß es nicht. Meine Entscheidung hatte ich lange vor diesen Geschichten gefällt. Habe auch schon darüber nachgedacht, meinen Körper zur Verfügung zu stellen, damit Studenten  was zum Üben haben. Doch in meiner Familie gibt es welche, denen darf ich das nicht antun, sie würden persönlichen Schaden daran nehmen, müssten sie meinen Tod und mein Vorhaben  miterleben.

reserl, ganz wichtig finde ich, das du darüber mit all deinen Familienangehörigen ein offenes Gespräch führst, damit du weißt, was ihr Wunsch wäre. Denn wenn du - was ich dir niemals wünsche -  entscheiden müsstest, aber nie darüber gesprochen hättest, würde diese Ungewissheit und Unsicherheit auch sehr schlimm sein.
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Offline reserlTopic starter

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #8 am: 11.04.02, 20:15 »
Dody, hast recht. Alleine das Wort sagt alles.
Mir gefällt Deine Einstellung, so weit bin ich aber noch nicht.

Deine Erfahrungen habe ich noch nicht gemacht, vielleicht würde ich dann auch anders damit umgehen.
Auf alle Fälle werde ich mich mit dieser Thematik nochmal ausführlich auseinandersetzen.


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Offline Sani

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #9 am: 11.04.02, 20:55 »
Ich finde es gut, daß sich so viele von Euch mit dem Thema befassen. Auch ich habe seit ungefähr 3 Jahren einen Organspendeausweis bei mir.
Denn man kann selbst sehr schnell in solch eine Lage kommen, in der man ein Spenderorgan braucht.  Ich würde auch anderen raten, sich mit dem Thema zu befassen. Somit müßten nicht so viele Menschen sterben, wenn rechtzeitig ein Spenderorgan  zur Verfügung gestanden hätte.

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silvia

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #10 am: 06.05.02, 10:29 »
Hallo zusammen!
Hab schon seit ca. 10 Jahren einen Organspenderausweis bei mir.Das mit dem Ersatzteillager kann ich einerseits verstehen.Meine Meinung ist jedoch,wenn ich tot bin und durch meine Organe Menschenleben gerettet werden können, ist das ne gute Sache.
Mein Mann weiß das mit dem Ausweis,ihm ist es aber eigentlich nicht recht.
Hab auch versucht ihn zu überzeugen er solle sich auch einen  zulegen.Bisher hab ich's leider nicht geschafft.
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Offline roco

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #11 am: 08.07.02, 20:28 »
Das Thema ist zwar schon älter, doch ich hab noch eine Frage:

Was heißt Organspende?
Nur Organe wie Herz, Niere, Leber,...
oder was haben so "Schauergeschichten" wie das einem die ganze Haut "abgezogen" wird an sich?
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LG
roco

Offline Sylvi

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #12 am: 09.07.02, 15:50 »
Den Organspendeausweis trage ich schon seit 16 Jahren in meiner Brieftasche.Früher dachte ich so ähnlich wie in etlichen Beiträgen geschildert wird,doch ich wurde vor 16 Jahren eines besseren belehrt.Unsere älteste Tochter damals 6 Jahre alt,hatte mit ihrem Fahrrad einen schweren Unfall.Sie war tagelang auf der Intensivstation wurde in dieser Zeit in drei verschiedene Kliniken geflogen,bis sie letztendlich in Tübingen operiert wurde.Sie hatte angefangen von einer nichtaufhörenwollender Hirnblutung,und Gesichtsnervverletzung auch einen "Totalschaden"im Ohr.Sie wäre heute mit 100%iger Sicherheit taub,hätte man ihr damals nicht von einem Unfallopfer Gehöhrknöchelchen und anderes eingepflanzt.Wir sind alle diesem Menschen heute noch so dankbar wie an dem Tag als die Verbände wegkamen und ihr Höhrvermögen wieder da war.Auch das Unheil welches ich in drei verschiedenen Kliniken auf den Intensivstationen gesehen habe,veranlassten mich meine Organe nach meinem Ableben zu spenden.Auch die Blutspende ist für mich selbstverständlich.Bei vielen ist es so ,dass sie erst durch solche Erfahrungen ,wie ich sie machen musste ,Organspender werden.
LG Sylvi
« Letzte Änderung: 01.01.70, 01:00 von 1031090400 »
Liebe Grüße Sylvi

Offline cara

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #13 am: 09.07.02, 16:46 »
hab mal ein bisschen gesucht im netz und hab auch ein paar links gefunden, die infos zu dem thema anbieten, und diese infos machen auch nen guten eindruck, was ich eben beim kurzen rübaschauen gesehen habe..

http://www.uni-ulm.de/LiLL/senior-info-mobil/module/Organspend1.htm
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LiGrüss cara

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mantschi

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Re: Organspende ... ja oder nein ???
« Antwort #14 am: 19.10.03, 15:44 »
Ich habe einen Organspendeausweis und find es auch wichtig, darüber in der Familie zu sprechen.

Durch meien Arbeit als Krankenschwester auf einer Intensivstation werde ich auch mit dem Thema Organspende konfrontiert.

Gerade heute war eine Ärztin aus Großhadern/ München bei uns auf Station und ich habe es nur am Rande miterlebt, was es alles noch zu untersuchen und zu organisieren gibt, bis schließlich und endlich die Explantation des entsprechenden Organs durchgeführt werden kann.

Ich habe eine Bekannte, die seit Anfang des Jahres dialysepflichtig ist( 38 Jahre jung, 3 Kinder) und dreimal die Woche zur Nachtdialyse fährt.
Sie wartet auf eine Nierenspende.

Wenn ich konkrete Fälle weiß, fällt mir das Ja zur Organspende noch leichter und ich finde, wir sollten immer wieder dieses Thema ansprechen.

Im Falle eines plötzlichen Unfalltodes haben die Angehörigen zwar oft kein Ohr für dieses Thema und es ist hart, sie darauf anzusprechen und deshalb ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema im Vorraus wichtig.