Autor Thema: Sinkender Milchpreis  (Gelesen 6467 mal)

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Offline AstaTopic starter

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Sinkender Milchpreis
« am: 21.12.08, 09:53 »
Ein tolles Weihnachtsgeschenk! ??? dieser Milchpreis!
Es heisst so schön, man habe sich mit den Produzenten geeinigt. (Ich wurde gar nie gefragt)Mich erstaunt,dass kein Aufschrei durchs Land zieht, bei diesem massiven Preisabstieg. Alle schlucken wohl zweimal leer und machen die Faust im Sack ???Ich bin überzeugt: in jeder anderen Branche gäbe es einen Riesenradau, wenn die Löhne in einem solchen Mass gesenkt würden!!! Ob unsere Milchabnehmer wohl mit dem eingesparten Geld (Milchgeld) dann die Löhne ihrer Manager aufbessern? Und wie sollen wir die KK-Prämien bezahlen? (Ja,ja, es gibt Verbilligung!!) Die Kosten lassen sich nicht ewig senken! Im Gegenteil, die Kosten steigen!
Soll mir mal einer sagen wo und wie wir das verlorene, fehlende Geld wieder reinholen sollen.Aber eben, mit den Bauern kann man ja alles machen! ;D
Ich wünsche trotzdem einen schönen Tag!
Asta
 

Offline a.m.

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #1 am: 21.12.08, 10:30 »
Für mich als Unternehmerin hat der Milchpreis nix, aber auch gar nix mit Weihnachten zu tun.

Unternehmer, die den Markt beobachtet haben, wussten schon seit Monaten, was auf uns zukommt und haben versucht sich vorzubereiten.

Das Tief musste kommen und es wird auch wieder gehen.

Das ist nicht nur in unserer Branche so. Das gibt es auch anderswo.

Ich schlucke nicht leer, und ich mach auch keine Faust. Wut über Dinge, die nicht in meiner Hand liegen, löst meine Probleme und Aufgaben nicht.

Auch wenn viele es nicht hören wollen: Ja, ich muss meine Produktion laufend verbessern und ich bin erstaunt ob der Tatsache, dass ich immer wieder hier und da ein Pünktchen finde, der sich verbessern lässt und der mir Hilft Kosten zu senken oder Qualitäten zu verbessern und damit meine Erlöse zu steigern.

Ich für meinen Teil habe schon Betriebszweige, die sich nicht rechneten aufgegeben. Dort war ich kein guter Unternehmer und habe weder die Kosten noch die Erlöse im Sinne des Betriebes positiv beeinflussen können. Mir ist die Entscheidung zunächst emotional durchaus sehr schwer gefallen, aber ich war erstaunt, als sie denn durch war, wie erlösend sie war. Sie hat positive Schaffenskräfte freigestzt und mir ermöglicht, dass, was ich gut kann, noch besser zu machen.

Ich sage es hier ganz offen:
Ja, es werden nicht alle Milchviehbetriebe diesen Achterbahnpreis überstehen.
Nein, ich werde es nicht bedauern, wenn einige ihre Betriebe schließen.
Aber ich hoffe, dass die, die denn aufhören, sich nicht in Wut und Frust vergraben, sondern sich so frühzeitig entscheiden, dass sie einen Großteil ihres Kapitals für sich retten können und einen offenen Geist für Alternative haben.

Im übrigen der Preisabsteig bei uns liegt noch voll im alljährlichen üblichen Rahmen. Allerdings wird er nächsten Monat durchaus diesen Rahmen nach unten sprengen. Das wussten wir aber schon seit August. Als ein nachhaltiger Betrieb schauen wir nicht auf die kurzfristige Lage allein, sondern machen langfristige Pläne, die wir beeinflusst von kurzfristigen Großereignissen gegebenenfalls mittelfristig anpassen.
Für mich ist der Durchschnittspreis im Jahresmittel interessanter, als der einzelne monatliche Auszahlungspreis.

Ich traue mir ebenfalls wie Frau Schneider zu, phasenweise auch zu niedrigen Preisen bestehen bleiben zu können. Dafür mache ich phasenweise auch entsprechenden Gewinn, den ich in die Unternehmensrücklage transferiere und dort als Puffer gut verzinst liegen lasse. Das stärkt meine Position am Markt und gegenüber meinen Geschäftspartnern.

Ich bekomme übrigens auch bei niedrigen Milchpreisen keine Zuschüsse zur Krankenkasse!

Offline Mannomann

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #2 am: 21.12.08, 10:33 »

@Asta
seit wann ist die Landwirtschaft mit Arbeitnehmern vergleichbar?
Ich dachte wir wären selbständige Unternehmer die für sich selber verantwortlich sind?
Nord- Oberbayern

Offline AstaTopic starter

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #3 am: 21.12.08, 10:53 »
Wozu war denn der Streik im Sommer gut? Warum wurde denn der Preis damals erhöht, wenn doch jeder wusste, dass wir im Vergleich zu Europa zu teuer sind?
Mir war schon damals klar, dass wir den Preis nie!! halten können. Seit wir den Betrieb selber führen sind die Preise langfristig nur gefallen! (15 Jahre) Das schleckt keine Geiss weg!!

Offline maggie

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #4 am: 21.12.08, 11:08 »
@Asta
seit wann ist die Landwirtschaft mit Arbeitnehmern vergleichbar?
Ich dachte wir wären selbständige Unternehmer die für sich selber verantwortlich sind?

warum können wir dann nicht selbst unsere preise aushandeln ??
und müssen akzeptieren "was uns geboten wird "


wir haben zum glück unseren entscheid schon vor einigen monaten gefällt und junior hat sich entschlossen, anstelle eines neuen milchviehstalles zu bauen, die milchproduktion einzustellen und in einen andern betriebszweig zu investieren -

da nicht nur der stallneubau sondern auch die weitere milchmenge "ins geld gegangenf wären", bin ich froh, dass dieser entscheid gefallen ist -
denn trotz neuem stall, wäre die arbeit nicht weniger geworden und wir "alten" werden auch immer älter und wollen uns nicht noch für jahre binden -
jedenfalls nicht als "angestellte" micht ebenso wenig freizeit wie die letzten jahrzente....
liebi grüess   und
bis bald   -  ihr werdet mich  so schnäll nöd wieder los

margrith  us der schwiiz

Offline Paula73

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #5 am: 21.12.08, 12:04 »
Auch wenn viele es nicht hören wollen: Ja, ich muss meine Produktion laufend verbessern und ich bin erstaunt ob der Tatsache, dass ich immer wieder hier und da ein Pünktchen finde, der sich verbessern lässt und der mir Hilft Kosten zu senken oder Qualitäten zu verbessern und damit meine Erlöse zu steigern.
Ich bekomme übrigens auch bei niedrigen Milchpreisen keine Zuschüsse zur Krankenkasse!


ich denke, schweizer betriebe und eu-betriebe kann nicht miteinander vergleichen.
ich sehe schon den unterschied, wenn ich zum beispiel nur schon bauer-sucht-frau sehe.

ihr habt ganz andere gesetze als wir. wenn ich manche ställe in der sendung sehe, denke ich immer, das wäre bei uns verboten...so könnten wir auch billiger produzieren.
wir müssen aber alle paar jahre wieder anpassungen vornehmen.



Oh bitte messt die deutsche Landwirtschaft nicht an Bauer sucht Frau  :o :o :o Das sind "Einzelschicksale" die da für das Fernsehpublikum aufgearbeitet wurden . Ich glaube auch nicht das die Bestimmungen in der Tierhaltung in D geringer sind als in der Schweiz. Allerdings sind die Kosten (Lohnarbeit,Stallbau) in der Schweiz tatsächlich viel höher als in D. Warum eigentlich?

Offline a.m.

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #6 am: 21.12.08, 12:47 »

ich denke, schweizer betriebe und eu-betriebe kann nicht miteinander vergleichen.
ich sehe schon den unterschied, wenn ich zum beispiel nur schon bauer-sucht-frau sehe.

ihr habt ganz andere gesetze als wir. wenn ich manche ställe in der sendung sehe, denke ich immer, das wäre bei uns verboten...so könnten wir auch billiger produzieren.
wir müssen aber alle paar jahre wieder anpassungen vornehmen.

liebe(r) a.m. wenn es nur so einfach wäre, wie du schreibst. ich denke eher, wir sind am limit. alles was man tun kann, um die produktion zu verbessern, kosten zu senken und den erlös zu steigern haben wir schon gemacht. es ist einfach nicht MEHR herauszuholen.


1. Auch die Schweiz kann sich nicht vollkommen vom Weltmarkt abgrenzen, trotz aller Versuche.
2. Es gibt auch so manch einen schweizer Betrieb, der auch in der EU wirtschaftet.
3. Auch im Schweizer Volk wird das "Hauptgeld" inzwischen außerhalb der Landwirtschaft verdient, sprich, die Landwirtschaft hat auch dort an Gesellschaftsbedeutung verloren.
4. Es gibt auch in der Schweiz Betriebe, die effektiv laufen und einen angemessenen Unternehmensgewinn realisieren können.
5. Bauer sucht Frau ist billige Medienmasche und hat kaum was mit Realität zu tun. Genauso wie die Schweiz heute nicht mehr 1:1 mit "Heidi" gleichgesetzt werden kann.
6. Wir haben hier und da andere Gesetze, aber nicht unbedingt immer leichtere Bedingungen.
7. Die Ställe aus einer Fernsehklitsche als Norm anzunehmen,ist genauso falsch, als wenn ich mich an den derzeit in den Medien gehäuft vorkommenden Tierschutzskandalen in der Schweiz hochziehen würde. Das dort sind Einzelfälle, bedauerlich und traurig, aber keine Basis für Pauschalurteile.
8. Auch in den EU-Staaten müssen alle Nas lang neue Bedingungen erfüllt werden. Auch dort sind laufend Anpassungen nötig und auch dort ist nichts statisch. Das Leben ist ein ständiger Wandel.

Liebe(r) schweinchen7, niemand hat behauptet, dass das Leben einfach wäre. Weder für dich, noch für mich.
Wenn ihr an eurem Limit seid, dann müsst ihr für euch eure Entscheidung fällen, wie ihr damit umgehen wollt. Das kann euch keiner abnehmen. Ihr seid eure eigenen Herren.

brit

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #7 am: 21.12.08, 18:15 »
@asta:
ich denk, man(bauer/organisationen) muss endlich aus den fehlern lernen und die menge regeln..sonst geht dieses *theater* immer so weiter..
der milchpreis stieg, und alle produzierten *teufel komm raus*, weil die erfahrung sagt, wer vor dem wechsel viel gemolken hat wird weiter melken (war auch bei der einführung des kontigents so) ???
hausgemachtes problem..wobei hier halt nicht alle das gleiche wollen.. gibt ja betriebe denen es sichtlich lohnt billiger zu melken..siehe b-menge ???

@a.m. kleines ps: die versicherungssysteme sind anders, das kannste jetzt nicht eins zu eins vergleichen ;)

@paula73: warum alles teurer ist??
gute frage, ist natürlich das lohnniveau ist unvergleichlich höher, sodas laut ner untersuchung, der bauer in der schweiz im schnitt höhere grundkosten hat, die auch mit dem höhern erlös nicht wettgemacht werden.. zudem grad im berggebiet ist die mechanisierung deutlich teurer.. :P


Offline AstaTopic starter

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #8 am: 25.12.08, 11:40 »
@Asta
seit wann ist die Landwirtschaft mit Arbeitnehmern vergleichbar?
Ich dachte wir wären selbständige Unternehmer die für sich selber verantwortlich sind?
Ich dachte das auch, bin aber zur Einsicht gekommen, dass dies leider nicht stimmt! Wir haben leider nicht mehr viel zu sagen.! Über uns wird entschieden!!
Zudem kann nicht jeder einfach nach Belieben vergrössern. Das kosten viel Geld.Und zweitens ist es schlichtweg Illusion. Das nötige Land ist gar nicht vorhanden,weder zu kaufen noch zu pachten! Und ohne Land keine Vergrösserung!Da nützt es nichts,die Milchmenge zu steigern.

Offline Lexie

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #9 am: 25.12.08, 14:23 »
hallo

unser TA meinte gestern, bei den ersten Landwirten ist schon seit November die Quote voll ausgeschöpft. Frage? Sind wir alle denn blöd, wenn wir uns an
unsere Quote halten.  Ein Futtermittelvertreter war letztens auf einer Molkereiversammlung und meinte, daß die Bauern alles tatenlos hinnehmen. Da hat
keiner mehr geschimpft; so nach dem Motto ist halt grad so.  Die Stimmung ist im Moment schon ganz unten, mir fällt auf, daß im Moment keiner mehr
jammert. (Bei uns sagt man, solang die Bauern jammern geht es ihnen noch gut).

LG von lexie, die gerade auch nur 29,20Cent (+Zuschläge und MwSt) für eine Liter Milch bekommt

Offline AstaTopic starter

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Re: Sinkender Milchpreis
« Antwort #10 am: 26.02.09, 18:59 »
@Lexi
Es ist ja interessant. Was machen denn die Bauern bis im Frühling ( oder wann beginnt bei euch das Milchjahr?) mit der Milch? Für uns wäre das ein totales Verlustgeschäft. Wir halten uns an die Lieferrechte, Liefermenge. Nach Neujahr wird jeden Monat nachgerechnet und richtig "gezielt". Die überlieferte Milchmenge wird dem Folgejahr angerechnet, d.h. wir können einfach im folgenden Jahr weniger melken.