Autor Thema: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte  (Gelesen 58933 mal)

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ANNALENA

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #210 am: 28.09.21, 10:41 »
Ich habe mich hier durchgelesen. Macht ihr euch auch manchmal Gedanken, ob ihr auch mal so werdet oder nicht? Mir macht das schon Sorgen. Aber man kann doch dagegensteuern?

Bei mir war es SV, er ist im Februar 20 gestorben, mit dem ich nicht zurecht kam. Hab ja davon geschrieben.
Als er starb war ich geschockt, es war im Schlaf.
Ohne das jemand es merkte. Erst als der Wecker klingelte...

Aber dann kam ein Gefühl der Erleichterung.
Aber das wissen nur mein Mann und ein paar Freundinnen. Stellt euch vor ich würde das SM erzählen, oder anderen in der Familie...

Ich fühle mich befreit. Eine Freundin sagte, Du darfst das denken. Aber ich hab mich immer "böse" gefühlt.
Jetzt geht es.
SM ist sehr rechthaberisch, ihre Meinung zählt.
Damit komm.ich schlecht klar.

Frage ich die unverheiratete Schwägerin, die zwei Häuser kinderlos mit Freund lebt, ob es bei ihr auch so ist.
Dann kommt nur, daß ist so, ich wäre zu empfindlich...
Alte Leute sind so. PUNKT.

Ich gehe oft nicht in die Wohnung, ratschen ist schwierig.
Sie ist ein guter Mensch, aber Gespräche gehen meistens in die Richtung, das sie Recht hat PUNKT.

Wir haben getrennte Bereiche. Sie Arbeitet gerne und freiwillig draußen. Jammert aber, wenn man fragt, wird es Dir zuviel?
Dann kommt, macht ja sonst keiner.
Das stimmt aber nicht!

Es ist schwierig.



« Letzte Änderung: 28.09.21, 10:44 von ANNALENA »

Offline Lulu

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #211 am: 28.09.21, 11:02 »
Leider ist dieses Verhalten auf vielen Höfen an der Tagesordnung. Es kommt natürlich auf die Intensität an und was den, der kontrolliert für eine Intension hat.

Ich kann mich noch an ein Bild erinnern, da hat mein Schwiegervater kopfüber in unserer privaten Papiertonne gehangen und ist nicht mehr
rechtzeitig rausgekommen. Das war damals ein Sinnbild für seine Dreistigkeit.Ich habe nur mit dem Kopf geschüttelt. Meinem Mann hat er später
erzählt, er hätte die Tonne nur nachsortieren wollen, ob etwas falsches eingeworfen wurde. Er hatte aber bereits einen Stapel zerrissenes Papier
neben die Tonne gelegt zum Mitnehmen. Alles Geschäftspapiere.

Dann haben wir ihn erwischt, wie er versucht hat mit einer Leiter ins Haus zu kommen, da unser Schlafzimmerfenster im 1 Stock weit geöffnet stand.
Ausrede: Er wolle nur mal sehen, ob alles in Ordnung ist. Wir waren aber nicht im Urlaub, ich war bloß einkaufen und mein Mann im Stall.

Post wurde bereits an der Straße abgefangen und geöffnet und dann geöffnet in den Briefkasten geworfen oder weggeschmissen.

Der Steuerberater wurde regelmäßig angerufen, der Bankberater....man solle uns ja nicht trauen....

Und das alles schon mind. 5 Jahre nach der Hofübergabe. Damals bei den Verhandlungen mit einem Berater bez. der Hofübergabe haben Sie doch
tatsächlich gesagt, sie wollten je eine Duplikatkarte aller Bankkarten. Auch von unseren privaten Konten. Sie müßten schließlich lebenslang kontrollieren,
ob wir ihr hart erwirtschaftetes Geld nicht zum Fenster rauswerfen.

Ich muss dazu sagen, wir haben hauptsächlich Altschlulden übernommen. Unser Haus oder gebaute Ställle haben mein Mann und ich finanziert. Da hatten
seine Eltern gar nichts mit zu tun.

Der Berater brauchte Stunden um Ihnen zu erklären, das das absolut nicht geht und er hat dann sogar vorgeschlagen, das zukünftig Sie auch keinen Zutritt mehr
zum Büro haben. Da wäre die Hofübergabe fast geplatzt.

OH je....ich könnte stundenlang erzählen und Bücher schreiben....

Ich habe harte Jahre hinter mir mit vielen Tränen und Fassungslosigkeiten, Unmenschlichkeiten.....man muss auf sich selber schauen und sich abgrenzen, sonst haut es einen um.
Heute kann ich meinen Schwiegervater komplett ausblenden, er spielt auf dem Hof und in unsererm Leben keine Rolle mehr und meine SM lebt nicht mehr.

Wir gehen aber seitdem sehr achtsam mit der nächsten Generation um. Wir reden viel, auch über Gefühle. Damit sich die leidige Geschichte nicht wiederholt.

Liebe Grüße
Lulu

P.S. Annalena....ich kenne das Gefühl. Als meine SM starb....sie hat mich zeitlebens gehasst und tyrannisiert....überkam mich als erstes ein Gefühl der
Erleichterung....ich hab es nie jemandem erzählt. Ich habe mich als so unsagbar schlechten Menschen gefühlt. Und doch, war es die Wahrheit. Ich war traurig
und unendlich erleichtert......


Offline gammi

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #212 am: 28.09.21, 12:05 »
Ich bin jetzt mal sehr direkt ehrlich:

Ich stehe auch dazu und bete jeden Tag, dass Gott meine Eltern hoffentlich bald sterben lässt. Ja, das mag jetzt sehr böse klingen, aber es ist halt auch wirklich so. Es wäre für alle eine Erleichterung.
Wie jemand geschrieben hat für die alten Leute ist es ja auch nicht einfach. Da ist einfach keine Abwechslung mehr und dann kommen noch körperliche Gebrechen dazu, das Denken wird schwerfälliger................da hängen sich dann man sich dann viele  an irgendwas (für die Jungen) unbedeutendem fest.

Leider sehr schwieriges Thema :'(
Enjoy the little things

ANNALENA

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #213 am: 28.09.21, 12:34 »
Die Frau meines Schwagers bringt jeden Sonntag eine große Kerze zum Grab mit Herzmotiv oder Spruch.
Ich war seit Mitte August nicht mehr dort.

Als SV noch nicht im Grab war, war das nicht. Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr. Endlich kann ich frei sein, daß tut gut!

Keine Blicke mehr wenn ich im Garten arbeite oder nur🙄auf der Bank sitze...

Nur für meine Buben tut es mir leid, der große hat damals am Grab so geweint, was er sonst nie macht.

Ich denke, es ist schwierig, da er sich viel für früher interessiert und Opa ihm immer viel erklärte.

Offline Lulu

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #214 am: 30.09.21, 08:12 »
Den Kontakt verbiete ich meinen Kindern zum Opa nicht. Sie müssen sich ihre eigene Meinung bilden, so klein sind Sie nicht mehr.

Unsere Tochter kommt allerdings mit seiner sehr kränkenden Art nicht klar und geht ihm
aus dem Weg. Unser Sohn ist da anders, er geht öfter zum Opa und kann wie er sagt, mit seinen "Aussetzern" umgehen. Das ist auch okay so.

Mein Mann sucht nur den Kontakt wenn es sich nicht vermeiden läßt, da er das ständige jammern nicht verträgt. Für mich existiert er nicht mehr.

So hat jeder seinen Weg gefunden damit umzugehen. Der einzige, der sich selber sehr viel Lebensqualität dadurch weggenommen hat, ist mein SV selber.

Ich sage immer, er hat das Leben nicht verdient. Er ist gesund und rüstig, hat genügend Geld, eine nette Freundin und Familie. Und steht jeden Tag auf und hasst
das Leben. Und ich finde das ist eine Sünde. Es gibt jeden Tag Menschen auf dieser Welt, die stehen auf und sind krank oder bedürftigt und können sich vielleicht
nicht so sehr über das Leben freuen. Und er? Ist jeden Tag erzürnt, frustriert und genervt.....warum? Das kann ich einfach nicht verstehen. Ist mir aber egal. Es ist sein Leben was er nicht schätzt.


Offline Steinbock

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #215 am: 30.09.21, 11:28 »
Lulu, wie kommt die Freundin mit Deinem SV klar? Ist er zu ihr ganz anders?

Leider gibt es so Leute, die sind einfach ??? negativ, unzufrieden, mißgünstig, bösartig ???
ich komme damit extrem schwer klar (wie du sagst, andere sind krank, arm, einsam, usw.
und sind dennoch nicht so destruktiv...)
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)

Offline Morgana

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #216 am: 30.09.21, 11:47 »
solche gibts leider überall. Traurig, aber man kann es nicht ändern.

Wir haben uns extra Mühe gegeben unsere jungen nicht zu nerven oder neugierig rüberzukommen.
Die beiden sind relativ schnell zusammengezogen, hatten noch genug mit sich zu tun und wir wollten alles richtig machen
Sie hatte dann aber das Gefühl, dass wir auf Distanz gehen, weil es uns nicht recht ist oder
sie irgendwas falsch macht.
Zum Glück hat sie sich zu Herzen genommen was ich ihr gleich am ersten Tag geraten habe,
Alles ansprechen, was ihr auf der Seele liegt. Mit reden kann man sehr vieles lösen.

Sie wollten beide wesentlich mehr Familienanschluß, nicht zwei getrennte Häuser..nein Großfamlie.
Jeder hat seinen eigenen Bereich, aber meistens stehen die Türen offen.


Offline gammi

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #217 am: 30.09.21, 12:27 »

Leider gibt es so Leute, die sind einfach ??? negativ, unzufrieden, mißgünstig, bösartig ???
ich komme damit extrem schwer klar (wie du sagst, andere sind krank, arm, einsam, usw.
und sind dennoch nicht so destruktiv...)




Im Grunde könnte man so ein Verhalten aber auch als Krankheit einordnen. (leider)
« Letzte Änderung: 30.09.21, 13:42 von gammi »
Enjoy the little things

Offline Morgana

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #218 am: 30.09.21, 13:22 »
gammi, da gebe ich dir absolut recht.
Sehr viele alte Menschen haben eine Altersdepression, die auch von Ärzten oft übersehen werden. Entweder weil sie es nicht wissen, oder weil der Patient sich bei Arztbesuchen immer anders verhält als sonst.

Meine Schwiegereltern leiden beide an einer Altersdepression, streiten dies aber vehement ab.
Wir haben mehrmals versucht mit ihnen darüber zu reden.
Meine Schwiegermutter war mal schwerst krank, danach wurde ihr eine Reha und psychologische Behandlung
angeboten. Sie hat beides abgelehnt und als wir Schwiegervater davon überzeugen wollten, dass er ihr gut zureden
soll sagte er allen ernstes: Die machen sie dort doch noch blöder :o

Was will man da noch machen? Sie hocken jetzt auf 50 qm, er geht nur noch zum Einkaufen raus, obwohl
er körperlich noch gut beinander ist. Sie sitzt nur noch auf dem Fernseher, kann sich kaum noch bewegen.
Sonst haben sie alle Kontakte- auch zu uns- einschlafen lassen. Wenn mein Mann anruft, dann erzählt er was, der Schwiegervater hört nur zu, erzählt nichts von sich und wirkt immer todtraurig.
Von ihr kommen wenn überhaupt nur Bosheiten. Zum Glück sind die weit genug weg.
Aber wir haben auch keine Lust mehr. Dann ist es halt so.

ANNALENA

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #219 am: 30.09.21, 19:22 »
Kann es sein, daß der eine Teil der Schwiegereltern, zum Beispiel die Schwiegermutter, Eigenschaften des Ehepartners annimmt??

Mir fällt das bei uns auf🙄
Oma,möchte immer Recht haben, es ist echt schwierig.

Offline Morgana

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #220 am: 30.09.21, 19:49 »
die passen sich auf jeden Fall an...

ANNALENA

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #221 am: 30.09.21, 21:13 »
Ich meinte, wenn der eine gestorben ist.

Offline Lulu

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #222 am: 01.10.21, 08:15 »
@Steinbock....zu seiner Freundin ist er leider auch oft so. Allerdings reißt er sich dort mehr zusammen, da er dort rausfliegt, wenn er es übertreibt. Mittlerweile geht er nur noch zu den Mahlzeiten zu ihr und am Abend zum schlafen, sonst geht jeder sein eigenes Leben. Sie hat sich ihr eigenes Leben mit Freunden und Hobbys bewahrt und das stinkt ihm häufig, finde ich aber gut für Sie.

Ich habe aus der Zeit sehr viel mitgenommen und wie Morgana richtig festgestellt hat, reden, reden, reden....ist das Allerwichtigste. So machen wir es jetzt mit unseren Kindern. Und Sie sind da sehr offen. Wenn etwas nicht passt oder man sich verletzt fühlt, dann wird darüber geredet und es ist uns auch wichtig, sich entschuldigen zu können. Ich bin auch nicht immer gut drauf und mein Umfeld merkt es, aber ich finde es dann wichtig zu sagen....sorry, leute...heute bin ich einfach grantlig...habt Nachsicht mit mir. Meistens machen wir dann alle einen Witz draus und gut ist. Oder wenn mein Sohn mal wieder einen Pupertätsanfall hat und ich ihm sage, hey du, dein Verhalten verletzt mich....dann kann er sich auch locker entschuldigen und dann ist auch wieder Schwamm drüber und es geht wieder lustig zu. Mir sind dadurch zwar alle sehr nah am Wasser gebaut und sehr emotional, aber ich denke wir haben alle aus der Vergangenheit etwas abbekommen und wollen das sich das nie wiederholt.

Lustig fand ich nur immer meine Schwägerin, die nie etwas auf die liebe Mutti und den lieben Vati hat kommen lassen. Ich habe mal zu ihr gesagt, wenn du
ihn doch so gern hast, dann schick ich ihn dir in Zukunft Freitags wenn du von der Arbeit kommst, dann kann er dir das Leben zur Hölle machen bis am Sonntag Abend. Und wenn ihm mal wieder langweilig ist, dann schicke ich ihn auf deiner Arbeitsstelle vorbei, dann kann er ja mal ein bisschen Trubel in deinen Büroalltag bringen. Sie war erst beleidigt, aber hat seitdem nie wieder ein Unverständnis geäußert, warum wir mit dem armen Vati nichts zu tun haben wollen.
Sie kam nämlich nur Samstags zum Kaffee und da war natürlich alles Tutti nach außen hin.

Ich bin froh, das die Zeiten sich geändert haben und sich noch weiter ändern werden.

Liebe Grüße
Lulu


Offline Tilly

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #223 am: 01.10.21, 10:21 »
Sich entschuldigen, auch mal Fehler eingestehen,
das hat die alte Generation nie gelernt.

Oder liegt es doch am Naturell des Einzelnen?
Wenn ich an meinen SV denke stimmt das wiederum nicht,
ich denke immer noch mit Freuden an ihn.
Viele Grüße

Tilly

Offline Morgana

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Re: der Frust geht weiter - Frustecke, die Dritte
« Antwort #224 am: 01.10.21, 11:56 »
von der älteren Generation haben viele ein Problem mit Fehlern eingestehen und sich entschuldigen.
Sicher liegt das nicht nur am Alter. Der einzelne entscheidet das ja für sich selber.
Ich habe von meinen Schwiegereltern in 35 Jahren noch niemals gehört, dass sie was nicht richtig gemacht haben.
Schuld bin mir Vorliebe ich. Mein Mann ist immer noch ihr kleiner Sohn,der kommt dabei meist besser weg,
obwohl sie mit dem auch nicht reden.

Außerdem denken viele, ich bin die-der ältere, da haben alle meine Meinung zu akzeptieren
und gefälligst Respekt vor mir zu haben und allem zustimmen.
So nach dem Motto grad bei Männern, ich bin der Herr im Haus. Das habe ich erst vorgestern
von einem über 90 jährigen gehört.

Meine Eltern wären jetzt auch fast 90, aber solche Dinge gab es bei uns nicht.
Wir erinnern uns alle oft und gerne zurück,  lachen über so manche Begebenheiten, denn bei uns
wurde viel gelacht.