Autor Thema: Vereintes Deutschland?  (Gelesen 33327 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline annama

  • Nahetal
  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 2160
  • Geschlecht: Weiblich
  • " Alles zu beleben ist der Zweck des Lebens "
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #30 am: 03.10.04, 07:27 »
Hallo

Heute feiern wir die deutsche Wiedervereinigung und Ernte Dank !

Über" Beides "kann ich mich sehr freuen und danke unserm Herrgott :

" Dass die Grenzen in Frieden und Freiheit geöffnet wurden,und wir eine gute Ernte einfahren durften !"

Wo bleiben die Werte in unserer Gesellschaft ?

Hat man nach 15 Jahren Wiedervereinigung schon alles vergessen was 40 Jahre Diktatur leben heißt ?????

Erntedank ist eine Gelegenheit , für die reiche Ernte dank zu sagen ;zu erinnern dass es uns" Gott sei Dank " gut geht.
Es ist auch ein Anlass , nachzudenken : Wie gehen wir mit unsern Lebensmitteln um ?
Wie geht es unsern Nächsten ?



 
« Letzte Änderung: 03.10.04, 14:48 von annama »
Gerade wenn eine Frau meint ihre Arbeit sei getan
wird sie Grossmutter

Liebe Grüsse annama

Offline mary

  • in memoriam
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 9692
  • Geschlecht: Weiblich
  • Baeuerin - Beruf mit Herz
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #31 am: 03.10.04, 07:48 »
Hallo Annama, hallo Mathilde,

mir geht es auch so, ich möchte einfach unserem Schöpfer danke sagen, für eine gute Ernte, für GLück im Stall und für Gesundheit in der Familie- ich möchte auch Danke sagen für die Steine, die wir so im Laufe des Jahres auf unserem Weg finden.
Vielleicht ist das ein Problem unserer Gesellschaft-
wir fordern nur noch- was sind uns die anderen schuldig-
aber vergessen, dass wir auch was einbringen müssen- und danke zu sagen, das ist vollkommen unmodern.
Danke dem anderen Menschen und Danke an einen Gott- dass passt nicht mehr in die Dienstleistergesellschaft- man kann sich ja alles kaufen.
Ich bin vielleicht ein Stück zu weit weg, um die Wiederverinigung in all seinen Auwirkungen total zu begreifen, als ich heuer nach Berlin gefahren bin, den West- und Ostteil erlebt habe, da ist mir einfach diese Freiheit zugefallen, dorthin gehen und fahren zu können, wohin ich Lust hatte.
Das empfand ich als Geschenk, kenne noch die Erzählungen meines Mannes, der vor dem Fall der Mauer Berlin besucht hat.
@Mathilde:Es gibt sicher vieles, was in den Herzen der Menschen bitter ist, was sie stört-
ich fände es wichtig, nachzufragen, woher solche Einstellungen kommen-
denn das ausgerechnet die Jugendlichen, die in der Freiheit aufgewachsen sind, so denken, das muss ja irgendwoher kommen.
Ich glaube, ich mache nächstes Jahr eine Fahrt in den Osten, es gibt viele Dinge, die ich mir gerne anschauen würde und Begegnungen mit Menschen, die in diesem Teil des Landes leben, das würd mich interessieren.
Soweit ich mich erinnern kann, gibt es einen Thread über West - und Ost-
es wäre interessant, wie wir Wessis und Ossis den Tag der Deutschen Einheit erleben, wie wir dieses "Zusammenwachsen" beleben- und wie es Euch sogen. Mulitkultis :-)) damit geht ?
Einen schönen Erntedank und Tag der Deutschen Einheit nach Osten und Westen
maria

Offline frankenpower41

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 8463
  • Geschlecht: Weiblich
  • Ich liebe dieses Forum!
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #32 am: 03.10.04, 12:25 »
Hallo

Ich war gestern das 1. Mal seit der Wiedervereinigung im Osten Deutschlands. Aus der Fahrt dorthin war im Radio auch ein für mich recht negativer Bericht. Es hörte sich wirklich so an, als würden sich viele dort wieder in die alte Zeit zurücksehnen.  Ich war vor fast 20 Jahren das einzige Mal in meinem Leben drüben. (Auf dem Flug nach Moskau sind wir damals über Erfurt,Leipzig und Ost Berlin gefahren) Damals sah doch wirklich vieles trostlos aus. Heute denke ich leben doch zumindest in den angrenzenden Gebieten zum Westen die meisten Leute so wie wir. Es ist alles schön hergerichtet und die Straßen sind meist neu.
Für mich ist Thüringen einfach ein landschaftlich schönes Land.
Den ewig negativ eingestellten möchte ich nur sagen, auch im Westen gibt es benachteiligte Gebiete. Ich denke für viele ist es so, dass sie mit der Zeit nur noch die guten ´Dinge an der DDR sehen wollen. Fast so wie es immer heißt die Goldenen 20 er Jahre, die waren in Wirklichkeit auch nicht so gut.

Sehr beeindruckt hat mich die ehemalige Grenze. Ich versuchte meinem
fast 10 jährigen Sohn einiges über die Geschichte zu erklären. Wirklich zurück zu den damaligen Zeiten wollen denke ich die Allerwenigsten.
Es ist halt so, dass die Wiedervereinigung nicht nur uns allen viel   Geld gekostet hat, sondern dass die allgemeine Wirtschaftslage halt überall in Deutschland nicht zum Besten bestellt ist. Unser Einkommen in der Landwirtschaft im Westen ist ja auch nicht gestiegen sondern stets rückläufig.  Wenn ich heute vom Osten rede, ist es für mich so, als würde ich an Schleswig-Holstein oder ein anderes westliches Bundesland denken. Dort ist es ja auch nicht wie in Bayern.

Marianne

Hansi

  • Gast
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #33 am: 03.10.04, 19:55 »
Ich bin ja nun eigentlich einer derer, die damals „systemgeschädigt“ waren. Ich möchte daher hier einige Gedanken zum Thema äußern, ohne auf andere Meinungen einzugehen, ohne Wertung in Richtung „Gut und Böse“, eben einfach Gedanken eines „Betroffenen“. Und natürlich mit einem gehörigem Schuss Provokation!

Einige wenige von Euch kennen ein wenig aus meiner Lebensgeschichte, vor allem den Teil, der sich nun nach 30 Jahren für mich abzeichnet. Ich will das hier nicht in allen Einzelheiten darlegen, bei Interesse könnt Ihr „privat“ von mir Teile der Geschichte bekommen. Nur zur Information und zum Verständnis, mir ist nun nach 30 Jahren ein Dokument in die Hände gekommen, in der Zwischenzeit besitze ich auch eine Ablichtung des Originals, das damals von der höchsten Auswertungsgruppe des Ministeriums für Staatssicherheit für die wichtigsten Leute in der Staatsführung in der höchsten Geheimhaltungsstufe erstellt wurde. Unter den 9 Empfängern fand ich Namen wie Hager, Lamberz, Krenz und Mittag. Dieses Dossier hatte damals sehr große Auswirkungen auf die Musikszene in der DDR. Und auf einer halben der 13 DIN-A4-Seiten wird über mich berichtet, über „eine dem Ministerium für Staatssicherheit namentlich bekannte Person, ein asoziales Element“. In diesem Zusammenhang befinde ich mich nun in losem Kontakt mit Autoren, die weitere Bücher über die Geschichte der Rockmusik in der DDR planen und wir haben uns auch über das Thema „Widerstand“ ausgetauscht. Als Zusammenfassung dieser kleinen Vorbemerkung, ich galt in den Jahren von ca. 1970 bis 1980 als „Staatsfeind“ in der DDR und war teilweise in dieser Zeit zur Fahndung ausgeschrieben, sollte ausgewiesen werden und blieb doch.

In einem Brief an einen Autor habe ich Folgendes zum Thema geschrieben:

„...., Deine Aussage war ‚Aber, ich will nicht klagen, denn ich war kein Feind des Systems.’ Ich war es eigentlich auch nicht, wurde zu einem gemacht. Nein ich habe nie mitgespielt, mache ich auch heute nicht, aber ein Feind? Ich glaube nicht! Das überlasse ich anderen, denen, die schon in der DDR ihr Scherflein ins Trockne brachten und dann später immer dagegen waren. (Ich konnte beim Geldumtausch einem Freund mein Konto zur Verfügung stellen, wegen den 3.000 eins zu eins, oder wie das war!)  Aber ich klage auch heute nicht!“

Und ich denke so geht es wahrscheinlich einigen mehr aus der ehemaligen „Zone“. In den wilden Jahren habe ich, obwohl Kontakt zu fast allen systemkritischen Gruppen bestand, einen „wandelnden Hosenanzug“ und ähnliche Personen nie wahrgenommen, die heute als die Leute des Widerstands gelten, mit ganz wenigen Ausnahmen. Richtig ist sicher, dass sich auch in der DDR ein gewisses Maß von „Wohlstand herausgebildet hatte, die „Mangelwirtschaft“ und die Abschottung gegenüber dem „NSW“ (Nichtsozialistisches Währungsgebiet hieß das glaube ich) daher zu Unzufriedenheit in den meisten Teilen der Bevölkerung führte, aber es ist auch wahr, dass sich in der DDR bestimmte eigene Werte herausgebildet hatten, es wirkliche „Feinde“ des Systems wenige gab. Die Gedanken vieler gingen in Richtung einer Verbesserung des Ganzen, auch bei den „Montagsdemonstranten“. Andererseits lockte natürlich auch die „Freiheit“, oder wohl besser die DM, angebeteter Götze für alles, was da erstrebenswert erschien. Und die Leute waren blauäugig, um nicht zu sagen blond!

Und so kam die „Wiedervereinigung“, wohl auch zu einem Zeitpunkt, der auch der BRD recht gelegen war. (Sie erschloss sich in einer Krisensituation ein neuer Markt, schob damit Manches hinaus!) Aber für „Ossinormalbürger“ kamen nach anfänglicher überschwänglicher Begeisterung auch die „Schattenseiten“ der Freiheit! Es wurde abgewiegelt, alte DDR-Werte kamen auf den „Schrotthaufen“ der Geschichte. So musste mancher feststellen, die neue Freiheit ist in vielen Punkten an das Geld gekoppelt. Neben einigen Gewinnern gab es damit nun auch eine Menge „Verlierer der Einheit“, so hatten sie sich das Ganze nicht gedacht.

Aber irgendwann traf es auch den „Wessi“, nun musste er „Soli“ zahlen, um am „Aufbau Ost“ mitzuwirken, es ging an die eigene Geldbörse, betroffen war des „Wessis“ bestes Stück. Dabei ist den meisten nicht einmal klar, dass diese Gelder, für den Osten bestimmt, zu einem großen Teil dem Westen zu Gute kommen, man schaue einmal, woher die Firmen stammen, die mit diesen Geldern den „Ostaufbau“ durchführen. Und dann schaue man sich an, was da an „Gewerbegebieten“ für viel Geld erschlossen wurde und was heute tatsächlich dort steht! Es gibt genügend Beispiele dafür, dass die Fördergelder in den Sand gesetzt wurden. Die Auswüchse sieht man dann noch an Beispielen wie dem geplanten Pornosender in Mecklenburg, der fest auf staatliche Zuschüsse aus den Fördergeldern rechnet und dabei noch von den zu schaffenden Arbeitsplätzen spricht. Und dann begann der Ossi auch noch zu maulen, beklagte sich, dabei hätte er doch voll Dankbarkeit zum Wessi aufblicken sollen.

Ich glaube, das sind ein paar Hintergründe dafür, dass eine neue Mauer errichtet wurde, nun in den Köpfen der Menschen. Und das machen sich natürlich Radikale zu nutze. Dazu kommt, dass es tatsächlich Gebiete in Ostdeutschland gibt in denen sich die Lebensverhältnisse gegenüber früher verschlechtert haben. Nicht zu verkennen ist auch, dass im Westen nunmehr gleiches passiert. Auch ist es wohl so, dass Ossis und Wessis oft auch sehr wenig von einander wissen.

Nun bin ich von dem Ganzen ja kaum betroffen, so könnte man sagen. Ich stand den DDR-Verhältnissen immer kritisch gegenüber und ich sehe die heutigen Verhältnissen kritisch. Persönlich geht es mir nicht so schlecht, sieht man einmal vom Bruch in der Familie ab. Es ist mir gelungen damals wie heute durch Kenntnisse und Fertigkeiten einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Gut es fiel mir nicht leicht, als vor nunmehr 6 Jahren durch eine Versetzung durch meinen Dienstherren mein Lebensraum nicht mehr Sachsen sondern nun Unterfranken und Hessen wurde. Dabei erlebe ich heute manchmal ähnliches wie vor 30 Jahren. Auf Grund des nicht normkonformen Aussehens und des Umganges mit gesellschaftlichen Aussteigern habe ich nun im Hbf Frankfurt am Main „Hausverbot“, werde häufiger polizeilich überprüft. Damals war es Berlinverbot und die regelmäßige polizeiliche Vorführung. Selbst im jetzigem Beruf bekam ich das immer wieder einmal zu spüren, die Beförderung wurde aufgrund des Aussehens und abweichlerischer Gedanken durch den Vorstand immer wieder hintertrieben. Um so erstaunter war ich am Freitag, früh habe ich bei meinen Chefs noch rumgeflachst, habe behauptet, in der letzten Beratung der „Obrigkeit“ ging es um meine Beförderung, und knapp eine Stunde später wurde ich einbestellt und mir eröffnet, ihre Beförderung ist im Haus durch, der Geschäftsführer muss sie nächste Woche „nur“ noch im Rahmen des Haushaltes im Ministerium durchbringen. In unserer derzeitigen Situation ein kleines Wunder! Wie gesagt, eigentlich bin ich kaum betroffen.

Trotzdem mache ich mir so meine Gedanken. Ein paar davon stehen da oben und ich weiß, sie sind teilweise aus dem Zusammenhang gerissen. Vielleicht kann man trotzdem einmal darüber nachdenken? Denn eines ist doch sicher, die Zerrissenheit zwischen Ossis und Wessis dient doch vorzüglich den Radikalen, aber doch auch der Obrigkeit beim Durchsetzen von in meinen Augen unsozialen Anliegen. (Teile und herrsche!)


Lieben Gruß

Hans         

Offline muellerin

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 899
  • Geschlecht: Weiblich
  • Power to the Bauer!
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #34 am: 05.10.04, 14:53 »
Es gab ja zum Zusammenwachsen von Ost und West eine Reihe von Umfragen. In deren Ergebnis kam heraus, dass fast ein Fünftel der Ostdeutschen die Mauer zurück haben will.
Für viel Westdeutsche wirkt das unverständlich. Man muss dabei aber bedenken, dass die Frage nach der Mauer eine rein rhetorische ist. Egal wie man antwortet, die Grenze bleibt offen. Deshalb ist dieser Zungenschlag schnell getan.
Natürlich haben wir hier im Osten viele Probleme. Vor allem sind dies soziale Probleme, denn materiell geht es den meisten Menschen besser als vorher. Auch den Arbeitslosen. Viele vergessen das, weil sie sich mit dem Durchschnitt von heute vergleichen.
Aber das Nicht-Gebraucht-Werden großer Teile der Gesellschaft (wir haben hier z.B. 30 % Arbeitslosigkeit) schafft großen Frust. Hier müssen Lösungen her, aber die sind m.E. nicht in Sicht. Im Gegenteil, in der Landwirtschaft werden durch die Anpassung an den Weltmarkt und den noch stärkeren Rationalisierungsdruck weitere Arbeitsplätze abgebaut werden. Bei uns in der Gegend hört jetzt ein großer Betrieb mit der Milchproduktion auf, einige weitere sind am Überlegen.
Für unsere Familie hat die Wende Chancen gebracht, die wir sonst nie gehabt hätten. Wir haben zwar die DDR nie als Unterdrückerstaat empfunden, aber die Freiheit von heute möchten wir auch nicht mehr missen.
Grüße an alle Bäuerinnen in West und Ost (und Nord und Süd)
Die Müllerin


Hage

  • Gast
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #35 am: 23.09.06, 18:41 »

Neunzig lange Minuten lag Ute eingezwängt in ihrem Kofferversteck.
Die DDR-Zöllner schöpften keinen Verdacht.



Ein Franzose kam auf die Idee, seine 1,70 Meter groß und 65 Kilogramm schwere
Braut in zwie Koffern zu verstecken. Einige Freunde besetzten bereits in
West-Berlin das Abteil eines Interzonenzuges. Die Braut stieg in Erfurt zu
Während die Kontrollposten bereits von Abteil zu Abteil gingen, wurden
aus den Koffern die Seitenwände herausgetrennt. 90 Minuten lang lag das
Mädchen in diesem Versteck (1970).
Auf ähnliche Weise flüchtete ein zehnjähriges Mädchen in den beiden
hier gezeigten Koffern (1971).
Quelle: Stasi Ausstellung im Hildesheimer Rathaus
Auch ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, wie gut das es vorbei ist.
« Letzte Änderung: 23.09.06, 18:51 von Hage »

Offline Pierette

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #36 am: 24.09.06, 13:56 »
Mein Vater war Fernfahrer und eine lange Zeit ist er nach Berlin-West gefahren, wo auch Mutter und Bruder meiner Mutter lebt(e).
Ich bin oft als Schülerin sowohl im LKW als auch im PKW mitgefahren. Transitstrecke und Grenzkontrollen gehören für mich zu den bedeutenden Kindheitseindrücken.
Das fiel mir beim Betrachten des Zeitungsausschnittes ein: das Herumstochern im PKW-Benzintank, die Unterseite des PKW's wurde mmit Spiegeln untersucht, Büchern und Zeitschriften wurden versteckt, Kontrollen und Willkür bei der LKW-Abfertigung. Die Liste ist lang.
Und immer wieder diese Mauer mit Todesstreifen. Wenn ich Berlin verlassen konnte, war ich alte Landmaus froh - irgendwann stand ich immer vor einer Mauer, es war mir dort viel zu eng.
Das Land und die Menschen hinter dem Zaun waren so weit weg, so fremd.

Ich kann Hage aus tiefstem Herzen nur zustimmen: Wie gut, dass dieser Albtraum vorbei ist.

Und ich freue mich schon heute auf die mehr Freizeit: für mich gibt es im schönen D noch viel zu entdecken! Immerhin habe ich schon Thüringen im Rahmen einer Kur besucht.
Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Mathilde

  • Gast
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #37 am: 05.11.07, 12:30 »
Hallo,

ich fass es einfach nicht  >:(
Auf der gleichen Seite in "Sicher Leben" wie der Beitrag über die Auszeichnung des BT steht bei uns unten rechts:
Niedrigere Freibeträge

Wenn Witwen Witwer oder Waisen in die neuen Bundesländer umziehen, kann das Auswirkungen auf die Höhe der Hinterbliebenenrente haben. Grund hierfür ist die Anrechnung von Einkommen auf diese Renten. Die Freibeträge sind in den alten Bundesländern höher als in den neuen. Bevor man die Umzugskartons packt sollte man sich bei der jeweilig zuständigen Versicherung  über etwaige Auswirkungen auf die Rentenhöhe beraten lassen.Tatsächlich richtet sich die HÖhe des anzuwendenenden Freibetrags nach dem gewöhnlichen Aufenthaltort ( § 228 a SGB VI; §83 ALG; §216 SGB VII ). Weitere Informationen gibt es bei den Beratungsstellen z.B. der Deutschen Rentenversicherung, der Alterskassen oder Berufsgenossenschaften.

*********************************************************************************

um Euch die Schizzophrenie zu zeigen ein Beispiel:
Kommt meine Mutter zu mir zur Pflege in die NBL  wird Sie anders behandelt wie wenn Sie zu meiner Schwester zur Pflege geht. Meine Eltern haben immer in den alten Bundesländern eingezahlt und ich bin in Stuttgart geboren. Wie sieht das eigentlich aus wenn wir in Kanada oder Australien wären und meine Mutter käme dann zu mir ???
Wann hört diese zweierlei Behandlung endlich auf? Nun kommt mir aber bloß nicht mit günstigeren Lebenshaltungskosten - das war einmal! Wo zahlt denn Aldi, VW oder Porsche denn die Steuern sofern Sie welche zahlen? Natürlich in den alten BL  >:( :(
Wohlgemerkt ich bin ein "Wessi"  den das stört.

LG Mathilde

« Letzte Änderung: 05.11.07, 14:34 von Mathilde »

Clara

  • Gast
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #38 am: 05.11.07, 13:44 »
Hallo @ all,

sind wir vereint?

Wenn ich hier oder in anderen ldw. Foren den einen oder anderen Beitrag lese, dann wage ich es sehr zu bezweifeln.
Vielleicht hat mein Vater (73) gar nicht so Unrecht, wenn er mir sagt, Maus die Vereinigung dauert solange, wie die  Teilung gedauert hat.

Meine Beobachtung ist, dass wir "Ostler" viel neugieriger sind, als mancher "Westler", viel unvoreingenommener sind und die eine oder andere Landschaft trotz weniger finanzieller Möglichkeiten schon in natura gesehen und besucht haben- sowohl in Deutschland als auch weltweit.

Nein, ich will nix schön reden und ich finde bei weitem nicht alles himbeerrosa und himmelblau, aber was man in der DDR und in den NBL nach der Wiedervereinigung geleistet hat, dafür braucht sich niemand zu verstecken. Ich bin stolz auf meine Herkunft und ich bin stolz auf die Leute, die "im Osten" was bewegten und bewegen.

Ich habe erlebt, dass mein Opa (Jahrgang 1903) nicht nach NRW durfte zu Familenfeiern seiner Geschwister. Ich bin aufgewachsen in einer Bauernfamilie, wurde früh an die bäuerlichen Werte rangeführt. Meine Brüder und ich sind getauft und konfirmiert und das zu Zeiten, als es nicht "in" war. Abitur hätte ich aufgrund meiner Herkunft nicht über die EOS machen können, sondern "nur" über Berufsausbildung mit Abitur.

Aber ich sage auch, es gab in der DDR Lösungen, wo man schon wesentlich mehr in der Gegenwart angekommen war als es die junge Bundesrebulik im Moment ist. Man denke nur an das Scheidungsrecht, an die juristische Lösung  zu Fragen des Schwangerschaftsabbruches- ohne ewigen Spiessrutenlauf durch x Institutionen und nicht zuletzt an die flächendeckenden Betreuungsmöglichkeiten von Kindern oder die universale Passen von Ersatzteilen in der Landtechnik bspw. Das Schulbildungssystem war auch universeller angelegt, gerade bei Kunst und Musik und den Naturwissenschaften- ich kann das sagen, weil ich es erlebt habe. In der DDR gab es schon Einkreisbremssysteme flächendeckend, als es in den BRD noch üblich war, mit Auflaufbremse durch die Gegend zu sausen. Zum Glück hat es ja auch der "grüne Pfeil"  den Weg in das neue Deutschland geschafft.

Ich bin dankbar, dass es mir möglich ist, das vereinte Deutschland zu erleben und es mir möglich ist, mich frei und ohne ewige behördliche Abstimmungen in Deutschland und der Welt zu bewegen.

Aber ich sage auch, es macht mich betroffen, wenn ich zu hören bekomme: "Lieber eine Frau aus dem "Osten", als gar keine Frau..." (2006) - Sorry, das sind Sätze, die sind einfach nur daneben. Ich komme aus Thueringen. Ich spreche und schreibe deutsch. Thueringen ist nicht Osten, Thüringen ist MITTELDEUTSCHLAND. Thueringen ist damals gegen Westberlin getauscht worden, denn Thueringen wurde von den Amerikanern befreit und erst dann kamen die Russen.

Ich lade jeden ein, sich mal nach Thueringen oder in eines der anderen Neuen Länder  zu "verirren", damit er sieht, wo sein Solibeitrag "verschwunden" ist.

Ich kann nur sagen, eine Gelegenheit bietet sich im Juni 2008 in Buttelstedt bei Weimar zu den DLG- Feldtagen und ich bin gern bereit, euch ein wenig mehr von "meinem Ostdeutschland" zu zeigen, als man sehen würde, wenn man mit einem Reisebüro unterwegs ist.

Viele Grüße

Anja
« Letzte Änderung: 05.11.07, 14:15 von Clara »

Mathilde

  • Gast
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #39 am: 05.11.07, 14:39 »
Hallo Clara,

das habe ich auch schon festgestellt mit den Ersatzteilen. Bei Euch passte ein Zylinder an x Maschinen das war gut. Nur wenn etwas falsch entwickelt war hat sich das natürlich auch potenziert  :-X Wir hatten es erst neulich davon. Bei den Landmaschinen passt nicht ein Schräubchen oder Stecker bei der anderen aber die Äpfel und Pflaumen müssen durch eine Schablone gehen und die Schweine und Rinder werden auch klassifiziert  >:(

Das Ihr immer Euer Schulsystem so lobt bringt mich regelmäßig auf die Palme denn das ist Ländersache und hätte durchaus nicht ausgewechselt werden müssen  >:( Was hier in Brandenburg abgeht das durften und dürfen unsere Kinder alles ausbaden  :(

LG Mathilde

Offline Pierette

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #40 am: 07.01.12, 12:53 »
Solli, der Adel - feine Verallgemeinerung. Es gibt auch dort solche und solche.
Ich bin auf mich und meine Verwandten ziemlich stolz. Viele wurden 1945 enteignet und standen anschließend vor dem Nichts. Alle sind heute wieder auf den Füßen. Das muss man uns erst mal nachmachen.

Das ist jetzt absolut OT, ich verschiebe den Beitrag nach Vereintes Deutschland? Da passt es so halbwegs, denke ich.

Wenn ich derlei Aussagen lese, dann frage ich mich, ob der Anfang der Zeitrechnung 1945 ist?
Schließlich haben diese Entwicklungen eine fürchterliche Vorgeschichte, für die leider mit Ausnahmen die meisten Deutschen (auch die Adligen) eine Verantwortung tragen.

Achja, und dann gab es noch Familien, die wurden nicht enteignet, weil sie nichts hatten oder möglicherweise Knechte und Mägde waren.
Die haben es ebenfalls zu etwas gebracht und dazu beigetragen, dieses Land wieder auf die Füße zu stellen.



Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

doretchen

  • Gast
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #41 am: 07.01.12, 13:45 »
Clara, kann dir da nur recht geben.

Pierette, ein paar Vorurteile wären besser in der Mottenkiste aufgehoben. Darin ist man in den neuen Bundesländern auch flotter. Mehrere aus meiner Verwandtschaft sind dort als Wiedereinrichter unterwegs. Keiner hat die geringsten Probleme. Dort scheint man besser zu sehen, dass sie als normale Bürger leben und arbeiten, so wie ich auch.

Offline Pierette

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #42 am: 07.01.12, 15:53 »
Warum werden die adligen Wurzeln dann so hervor gehoben?

Wo siehst Du Vorurteile?

Darin, dass ich sage, die Deutschen tragen eine Verantwortung für ihre Geschichte?
Mit dem aktuellen Hintergrund, dass die braunen Horden sich wieder zusammenrotten, terrorisieren, morden? Und keiner weiß was davon?
Ich bitte Dich.
Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Offline Pierette

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 1356
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #43 am: 08.01.12, 14:25 »
Gut sage ich es mal in ein paar Sätzen, was ich meine.

Die Teilung Deutschlands, die Veränderung der Staatsgrenzen und die Vertreibung sind die Konsequenzen aus der Nazidiktatur.
Gegen den "großen Diktator" konnten und wollten sich die Deutschen nicht wehren, etliche haben sogar von dem System profitiert.

Viele sind geflüchtet und haben, ob mit Hektars oder ohne in "Westdeutschland" ein neues, gutes Leben begonnen. Darüber sollten sie alle froh und glücklich sein und die Gegenwart akzeptieren - aus der Erfahrung der Geschichte heraus.
An die Hektars erinnern sich viele, aber warum die weg sind wird nicht reflektiert.

Und damit schlage ich den Bogen zu den aktuellen Ereignissen, Stichwort "Zwickauer Zelle". Schon wieder will niemand etwas gewußt haben, vor allem Behörden und Bürger, die einem Sarrazin ungehemmt das Wort reden.

Gegen das Vergessen!

Ich freue mich immer noch wie ein Kind, dass ich ungehemmt durch die schönen alten Alleen in den NBL fahren kann oder dass ich in Berlin herumlaufen kann, ohne gegen Mauern zu laufen und dass ich das sehen kann, was mir knapp 30 Jahre nicht möglich war.

Solli, ich stimme Dir zu, es gibt niemals nur eine Sichtweise!



Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Clara

  • Gast
Re: Vereintes Deutschland?
« Antwort #44 am: 13.08.15, 12:43 »
*schubs*