Autor Thema: Mein Partner ist LW - Quereinstieg einer Ahnungslosen!  (Gelesen 19339 mal)

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Offline MeLissaTopic starter

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Hallo Zusammen,

ich bin noch ziemlich neu hier und daher denke ich, muss ich wohl erstmal meine Situation kurz schildern, bevor ich zu meiner Frage komme:

Mein Partner stammt aus der LW, er ist Meister und Agrar-Betriebwirt. Er übernimmt dieses Jahr den Hof (Milchvieh mit eigener Nachzucht, Bullenmast, Ackerbau, Wald) seiner Eltern. Der Vater geht in Rente, aber beide Elternteile werden weiterhin mithelfen. 

Ich hingegen komme nicht aus der LW, habe nach dem Abitur studiert, bin jetzt Dipl.-Ing. (FH) und arbeite Vollzeit in der Industrie. Ich habe einen guten Job, einen fairen Arbeitgeber, werde gut bezahlt und arbeite gerne dort. ;-)

Wir wissen beide, dass ich meinen Beruf nicht an den Nagel hängen werde, aber sehr wohl auf dem Hof mithelfen werde (müssen).

Ja und hier fängt’s an: Ich habe keine Ahnung! 
Gut, klar könnte man jetzt sagen, er könnte meinen Job auch nicht machen, dann muss ich seinen auch nicht machen können. Aber auch ich habe inzwischen begriffen, dass einen Hof zu bewirtschaften mehr ist, als einen „Job“ zu haben.

Wir möchten nicht alles auf seinen Schultern lasten lassen und daher möchte ich mich in die Thematik langsam etwas einarbeiten und einspringen können, wenn kurzfristig jemand ausfällt, bzw. ihn unterstützen können, wenn es nötig werden sollte.

Nur wie? Viele Dinge kann man wohl nach dem Prinzip „learning by doing“ erlernen (z.B. melken oder Traktor fahren). Manche aber vielleicht auch nicht? Wie sieht es mit der Büroarbeit aus?
Welche Tipps habt ihr für mich? Wie gehe ich es an?
Wann fange ich damit an? Bei nächster Gelegenheit oder erst wenn wirklich nötig?
Welche Fortbildungen eigenen sich und sind empfehlenswert?

Vielen Dank für eure Tipps!

MeLissa

Offline annelie

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Ich würd mal sagen, diese Fragen würde ich mit meinem Freund und -je nach Verhältnis- mit seinen Eltern besprechen.
Die werden aus ihrer Situation heraus wissen, wo Deine Mithilfe gebraucht wird und in welchem Bereich notfalls Hilfe von außen zugezogen werden kann (mancherorts gibts mehr wie genug Traktorfahrer) oder notfalls, die Arbeit vergeben werden kann. Learning by doing ist sicherlich gut, denn Dein Freund ist sehr qualifiziert Dich einzuarbeiten. Ist auch gar nicht schlecht, denn dann seht ihr beide gleich, wie gemeinsames Arbeiten bei Euch harmoniert.....


Mein Partner stammt aus der LW, er ist Meister und Agrar-Betriebwirt.


Es gibt auch Motorsägenkurse oder Maschinenkurse extra für Frauen. Führerschein Klasse T oder einen vergleichbare Klasse die Du umschreiben lassen kannst (alter Klasse 3) wäre vielleicht nicht schlecht, falls Du zukünftig mit dem Traktor fahren möchstest. Aber das kommt auf Deine Interessen an, ob Du sowas machen möchtest. Ich hab z. B. einen sehr großen Respekt vor Motorsägen und gehen ihnen schon seit Jahrzehnten erfolgreich aus dem Weg.... ;)

Anfangen, wenn Not am Mann ist, ist vielleicht etwas spät, aber so ganz langsam reinschnuppern wäre sicherlich nicht schlecht, dann kannst  entscheiden, wo Du Dich einbringen könntest (zeitlich) und möchtest.


« Letzte Änderung: 16.01.12, 14:30 von annelie »
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Liebe Grüße
Annelie

Offline Paula73

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Fang an wenn du Zeit hast. Am meisten lernst du wohl wenn du erst einmal mit hilfst und fragst wenn dir etwas unklar ist.
Später kannst du dir gezielter Wissen aus Fachzeitschriften und Büchern holen.

Lass es locker angehen und mach dir nicht zu viele Gedanken - es gibt ja scheinbar genug Leute auf dem Hof von denen du erst einmal lernen kannst.

Mit fremden Wissen wäre ich zumindest am Anfang sehr vorsichtig. Zum einen ist nicht gesagt das es für euren Betrieb funktioniert zum anderen kann es ganz schnell zu Missstimmungen kommen wenn du "besserwisserisch"  auftrittst.

LG Paula

Offline Stephanie

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bei uns in nds werden von der landwirtschaftskammer immer kurse für bäuerinnen angeboten. z.b büromanagerin speziell für lw betriebe abgestimmt. da lernt man sehr viel auch über anträge. ich selbst hab den kurs nicht besucht aber ein paar kolleginnen die sehr begeistert waren. dann hab ich den längeren kurs besucht melkem milchvieh management für bäuerinnen. auch sehr sehr gut ich mach dieses jahr die fortsetzung.
da ich selbst auch nicht aus der lw kam hab ich und tus immer noch kälberfortbildungen besucht, weil ich die kälber mache.
du mußt in der grünen zeitung schauen was angeboten wird  oder im internet oder bei deiner lw kammer nachfragen und dann einfach hingehen wenn es für dich interresant ist.oder viele firmen bieten kurse an oder das landvolk oder die kammer.
wenn man wollte könnte man den ganzen winter irgendwelche tagesseminare oder kurse besuchen und wäre ständig unterwegs.

gruß stephanie
man kann nur leben, indem man oft genug nicht macht, was man gerade tun sollte.

Online gina67

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Hallo MeLissa
viele Landwirtschaftskammern bieten Kurse für Frauen in der Landwirtschaft an, z.B. "Agrarbüromanagerin" oder "Top-Fit für Bäuerinnen" (dort geht es um Kälberaufzucht und ums Melken, den habe ich gerade hinter mir). Aber wie meine Vorschreiberinnen richtig angemerkt haben, ist es sinnvoll das mit deinem Partner und seiner Familie abzusprechen.
Learning by doing ist aber nach wie vor das Beste.
Ich wünsche dir viel Glück.
LG Gina

Offline Bullenmafia

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Hallo MeLissa,

erkundige dich mal bei eurem Landwirtschaftsamt, da gibt es den einsemestrigen Studiengang ländliche Hauswirtschaft mit einigen auch was Tierzucht und Pflanzenbau betrifft bzw. Büro. oder gleich den BilA Kurs Landwirt, den habe ich auch gemacht und kann ihn sehr empfehlen, wenn du dann noch fit werden möchtes bei den Maschinen, gibt es in Landshut (Schönbrunn) Kurse in Landtechnik für Frauen.

Viel Nutzen bringt auch immer die Pflanzenbautage, bzw. Milchviehtag vom Amt plus diverse Veranstaltungen noch vom Amt. Viel lesen und fragen und immer offene Augen haben, dann wird es schon.

Aber zuerst abklären daheim, wo du dich einbringen kannst ohne Knatsch mit dem Eltern deines Freundes zu bekommen.

LG Petra
Ganz liebe Grüße
Petra

Offline Pierette

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Hallo MeLissa!

Ich würde auf jeden Fall die Vollzeitstelle hegen und pflegen!

Alles andere, wie vorher mehrfach gesagt, mit dem Partner und der Familie besprechen.

Wenn es die Vollzeitstelle erlaubt, kannst Du an vielen Veranstaltungen zur Fortbildung teilnehmen und wie Paula schon sagt, locker mit offenen Augen mitlaufen, fragen und lernen.

Viel Glück!

wünscht Petra
Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Offline Steinbock

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Hallo Melissa,

ich weiß ja nicht, was genau Du für einen Beruf hast.

Für mich wäre es naheliegend, dort mich einzuarbeiten, wo Dein Berufswissen Dir schon hilft.

Ich weiß auch nicht, welche Vorlieben/körperlichen Möglichkeiten Du hast, das ist auch zu
berücksichtigen (z.B. ist Traktorfahren, wenn's nicht gerade die neueste Technik ist, über
Stunden sehr anstrengend, wenn frau das nicht gewohnt ist).

Ich persönlich würde mir am ehesten Büroarbeiten und Stallarbeiten anschauen.

Den Betriebsleiter bei Ausfall zu ersetzen halte ich für unrealistisch. Man wird einen Betriebs-
helfer brauchen. Und dennoch bleiben auch für die Frau genügend Aufgaben übrig. Der
Betriebshelfer wird üblicherweise keine Büroarbeiten machen, oder Herdenmanagement
usw.

Probier vieles aus, wenn es Dir möglich ist, aber pass auf, dass nicht zu viele Arbeiten an Dir
hängen bleiben. Pflege Deine Vollzeitstelle und Dich selbst und natürlich Eure Beziehung!

Elisabeth
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)

Offline MeLissaTopic starter

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Wow!
Ich bin überwältigt von der Resonanz auf mein Posting! ;-) DANKE!

Also wo fang ich an?

In erster Linie sehe ich mich als seine Partnerin, nicht sein Azubi oder sein Betriebshelfer! :-)
Daher werde ich sicherlich den Betriebsleiter (ggf. mal den Betriebshelfer) nicht ersetzen können und auch nicht wollen. So tief einzusteigen, dass ich mich mit z.B. den Themen Zucht und Pflanzenschutz beschäftigen werde, muss ich auch nicht.
Und das wäre auch mit meinem Vollzeitjob nicht kompartibel. Diese Vollzeitstelle werde ich auch erst für's erste Kind gegen eine Teilzeitstelle eintauschen (mein Arbeitgeber ist hier sehr flexibel!).

Mein Partner und seine Eltern sehen das alles sehr gelassen.
In Gesprächen hat sich auch klar herausgestellt, dass auch niemand von mir erwartet, meinen Job an den Nagel zu hängen, noch Hauswirtschaft oder Landwirtschaft zu lernen!
 
Die Erwartungshaltung hinsichtlich meiner Mithilfe geht in Richtung Büro und Kälber. Was aber auch am besten zu meinem Job als Projektleiterin passt, ich bin ein Planer und Organisier!

Ich hab mich beim AELF und beim BBV mal erkundigt was es so an Aus-/Fortbildungen so gibt. Bila und Hauswirtschaft sind für mich denke ich nicht das Richtige (zu weit in die Tiefe, mit meiner Vollzeitstelle schwierig bis nicht machbar)....

Ja dann bin ich bei der "Agrarbürofachfrau" gelandet.... Und den T-Führerschein werde ich evtl. mal machen, wenn ich Spaß am Traktorfahren gefunden habe (sollte der Fall eintreten!)!
Wer hat die Agrarbürofachfrau gemacht? Bzw. kann das empfehlen oder nicht? Welche Meinungen gibts denn hierzu bezogen auf meine Situation?

Liebe Grüße aus Oberbayern,
MeLissa

Offline martina

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Hallo Melissa,

der ABFF-Kurs ist nicht verkehrt, weil dort alles abgehandelt wird, was im landwirtschaftlichen Büro so vor sich geht, das ist ja nicht nur Buchführung, sondern eben hauptsächlich Dokumentation, Dokumentation und noch mal Dokumentation.
Mit dem Kurs hast Du schon mal ein Grundgerüst, wenn Du die Möglichkeit hast, einen solchen Kurs zu besuchen, dann mach es.

Offline MeLissaTopic starter

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Was bedeutet die Abkürzung ABFF? (Google half mir leider nicht weiter....) Und wer bietet ihn an?

Offline Internetschdrieler

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Google weiß nich alles ;)

Agrarbürofachfrau würde ich als Mann jetzt mal sagen und Hier gibt es Infos

Gruß
Internetschdrieler
« Letzte Änderung: 16.01.12, 20:47 von Internetschdrieler »

Offline MeLissaTopic starter

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Klingt logisch...
Dass es bei so einem langen Wort eine Abkürzung gibt! =)

Offline annelie

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Ich hab vor einigen Jahren den Abff-Kurs gemacht. Fand ihn recht interessant.

Ähm... ich sah Dich eigentlich auch nicht als Azubi oder Betriebshelfer und noch weniger als Betriebsleiterersatz, könntest auch nicht leisten, mit Vollzeitjob. Ich find nur die Ausbildung zum Agrarbetriebswirt an der HLS in Rotthalmünster (frech geh ich mal davon aus, dass er da war.. ;)) sehr gut und denke mal Dein Partner hat ein gutes Rüstzeug und könnte Dir einiges zeigen.
Vergangenheit ist Geschichte,
Zukunft ist ein Geheimnis
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Liebe Grüße
Annelie

Offline suederhof1

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Hallo MelLissa

Erst einmal möcht ich dir sagen, das wir hier ein grosser Teil Neulinge waren, als sie auf den Betrieb zogen.
Ich finde es total in Ordnung, wie du an das Thema heran gehst.

Mitlerweile bin ich 20 Jahre auf dem hiesigen Betrieb und hab vieles mir so angelernt. 
Als ich hier an kam, wusste ich von nichts Bescheid . Aber ich wurde gleich mit allem vertraut gemacht,...Buchführung, Stallarbeit,Treckerfahren,melken.
Das Melken hab ich nachgelassen und das Treckerfahren mit dem grossen Schlepper ist auch nicht so meins. :o
SE haben mir die Kälber und die Schafhaltung ganz gut beigebracht.Ich hab vieles noch nachgelesen und war immer dabei wenn gefachsimpelt wurde .Heute bin ich so gut wie selbständig bei diesen Sachen . Natürlich immer in Absprache mit meinem Mann. Vieles geht aber an ihm vorüber...... ;)
Ich lerne jeden Tag dazu,das muss auch so sein.
Auf anderen Betrieben "klau" ich mit Augen und Ohren. um vieleicht was Neuse bei uns zu probieren.
Und das ist es, probier einfach aus, was dir Spass macht und wie du dich am besten für den Betrieb einbringen kannst.
Und rede und frage deine Leute aus.Zeig Interesse und dann kommt alles von selbst.
Aber pass auf, das du nicht vereinahmst wirst...bischen Zeit für Zwei sollte schon noch bleiben. ;)

Alles Gute
Barbara