Autor Thema: Griechenland  (Gelesen 6959 mal)

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Griechenland
« am: 21.04.23, 19:23 »
Kaliméra - Guten Morgen auf griechisch.



Endlich wieder reisen, dieses Jahr ist unser Ziel Griechenland.

Was fällt einem zu Griechenland ein?
Vom guten Essen mal abgesehen? Geschichte, Geschichte und noch mal Geschichte!
Dazu jede Menge Götter und Halbgötter, die es teilweise ganz schön lustig getrieben haben.

Gottvater Zeus beispielsweise. Er hatte keine leichte Kindheit, damit wird ja heutzutage viel Blödsinn begründet. Sein Titanenvater hatte Angst, dass seine Kinder ihn vom Thron stürzen könnten und wollte sie daher lieber fressen. Zeus Mutter jubelte ihrem Mann einen Stein unter und Zeus überlebte. Um vor Papa sicher zu sein, hat er ihn dann lieber gleich erschlagen.

 Verheiratet war er mit Hera, die auch noch seine Schwester war. Mit Hera hatte er 4 Töchter und dann mit diversen anderen Göttinnen oder normalen Frauen auch noch jede Menge weiterer Kinder. Sehr zum Leidwesen der sehr eifersüchtigen Hera. Die Geschichte von Zeus kann man gut bei Klexikon nachlesen. https://klexikon.zum.de/wiki/Zeus

Egal wohin man in Griechenland kommt, es taucht immer eine Geschichte der alten Götter auf.

Als die Römer Griechenland besetzt hielten, machten sie es sich recht einfach und übernahmen den Götterkult und gaben ihnen einfach neue Namen. So wurde aus Zeus dann Jupiter und so weiter.

Wir haben also jede Menge Götter in Griechenland, die alten Griechen kloppten sich mit den Persern, Alexander der Große machte sich auf, die Welt zu erobern. Die Römer waren da, Apostel Paulus trieb sich dort missionierend und briefeschreibend herum und später kamen dann die Türken und hielten Griechenland oder Byzanz, wie es früher hieß, über Jahrhunderte hinweg besetzt.

Griechenland war im 6. Jahrhundert v. Chr. die Wiege der Demokratie. Die galt aber nur für Männer, Frauen hatten nichts zu sagen.

Verkehr: viel Auto, noch mehr Busse, auch Überlandbusse, in Athen sind 17000 Taxen zugelassen, es gibt nur 3 große Bahnlinien, eine davon in den Norden nach Thessaloniki, auf der das große Zugunglück war. Gerade, an dem Tag, als wir von Athen aus in den Norden gefahren sind und gerade an dem Stück, wo Bahn und Autobahn parallel laufen. Das war schon beklemmend, als wir da langfuhren.

Es gibt in Griechenland nur 2 Großstädte: Athen und Thessaloniki. Im Hinterland wird hauptsächlich Viehzucht betrieben, früher durch Nomaden. Einheitliche Infrastruktur ist schwierig. Viele der kleinen Inseln hatten bis in die 70er Jahre nicht einmal Strom. Deshalb wanderten viele Griechen vom Land in die Stadt oder gingen als Gastarbeiter ins Ausland. Wer in den Städten ein altes kleines Häuschen hatte, konnte es abreißen lassen und bekam dafür in einem modernen Neubau ein Wohnrecht im Gegenwert des Grundstücks, meistens 2 oder 3 Wohnungen.  Daher wurden viele Wohnblocks eng an eng in den Städten gebaut, mit wenigen Parks oder Grünanlagen. Seit der Krise 2012 wollen aber viele Stadtbewohner wieder aufs Land ziehen, mit der Möglichkeit einer Teilselbstversorgung in einem Garten. Es gibt keine Einwohnermeldepflicht, alle 10 Jahre findet eine Volkszählung statt.

Dann denkt man an lange Sandstrände… Tatsächlich besteht Griechenland aber aus 2 Gebirgszügen. Die eine Gebirgskette ist ein Ausläufer der dinarischen Alpen, der sich an der Westküste entlangzieht. Die andere Kette kommt von Nordosten aus Bulgarien. 80% der griechischen Landfläche von 132000 km² wird von Gebirgen gebildet. Durch die vielen Berge sind viele Regionen eher unzugänglich. Die Regionen am Meer geht es durch den Handel und den Tourismus wirtschaftlich besser.

Selbstverständlich denkt man auch an gutes Essen und viel Wein, wenn man an Griechenland denkt.
Auch das werden wir auf unserer Tour durch Griechenland mitnehmen.
« Letzte Änderung: 22.04.23, 00:46 von martina »

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Re: Griechenland
« Antwort #1 am: 21.04.23, 19:48 »
Eine kleine Rundfahrt durch Athen

Athen ist 7500 Jahre alt und eine der ältesten Städten Europas. Ihren Namen erhielt die Stadt von der Göttin Athena, dazu kommen wir später noch.
Heute hat Athen über 650.000 Einwohner, ist nicht nur die bevölkerungsreichste Stadt Griechenlands, sondern auch Hauptstadt. 2004 bekam Athen ein Facelift zu den olympischen Spielen. Für die man sich eigentlich schon zu 1996 beworben hatte, zum 100. Jubiläum der Neuauflage der Spiele. Für 2004 wurden neue Autobahnen gebaut und Parks und Grünanlagen angelegt. Eine U-Bahnlinie von Piräus nach Athen gab es schon und zu Olympia kamen 4 neue Linien dazu. Jede Tiefbaumaßnahme wird von Archäologen begleitet. Gräbt man tiefer als 3 m, findet man mit Sicherheit antike Stücke. Jede Metrostation ist ein kleines Museum.

Eingang zur Metro mit Fundstücken

Trinkwasser bekommt Athen vom Stausee in Marathon und vom Eliki-See


 Wir erinnern uns, Griechenland war ca. 400 Jahre von den Türken besetzt und Teil des osmanischen Reiches. Von 1821 bis 1829 kämpften die Griechen dann gegen die Besatzer und gewannen den Befreiungskrieg. 1830 wurde der neues Staat von den anderen europäischen Staaten anerkannt und im Londoner Protokoll entschieden die europäischen Staaten  ein König für Griechenland muss her. Erster König von Griechenland wurde Otto aus dem Hause Bayern. Er regierte aber nur von 1832 bis zum 2. griechischen Aufstand 1862.
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_(Griechenland)

Wachablösung
Aus der Zeit des großen Aufstandes gegen die Osmanen stammen die Uniformen der Effzonen, die heute das Grabmal des unbekannten Soldaten am Parlamentsgebäude bewachen. Zur vollen Stunde findet täglich die Wachablösung statt. Sonntags wird die „Ausgehuniform“ getragen. Für die weißen Röcke werden 30 m Stoff in 400 Falten gelegt, für die 400 Jahre der Türkenherrschaft. Je Schuhsohle sind 60 Nägel ins Holz eingeschlagen und in den Puscheln auf den Schuhen war früher ein Messer versteckt.

Das knallt richtig, wenn die mit den Schuhen zutreten.







das alte Stadion
wurde von deutschen Archälogen (Schliemann) ausgegraben. Die alten Stadien waren rechteckig und nicht rund oder oval wie bei den Römern. Es umfasst 69000 Sitzplätze und wurde 1896 für die ersten olympischen Spiele der Neuzeit genutzt. Heute finden dort Konzerte statt.

Erbaut ist es aus purem Marmor, umfasst eine Fläche von 3,31 ha mit den Aussenmaßen 269 m  Länge und 141 m Breite, 22,5 m hoch mit 24 Sitzreihen. Der Innenraum mißt 191 , * 34 m.

 



Blick über Athen vom Hotel aus




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Re: Griechenland
« Antwort #2 am: 21.04.23, 19:59 »
Akropolis

Als Akropolis bezeichnete man im alten Griechenland einfach einen Festungsberg. Im späteren Athen gab es eine solche Festung schon im 14. Jahrhundert v. Chr., sie war nur von Westen her zu erreichen und es gab eine Quelle, so dass man im Belagerungsfall auch Trinkwasser hatte.

Zu den olympischen Spielen herrschte in den griechischen Kolonien ein allgemeiner Waffenstillstand. In Athen wurde viel den Göttern geopfert, die Stadt war im Besitz von vielen Silberminen und war dadurch reich. Die Münzen wurden mit Eulen geprägt und daher stammt das Stichwort „Eulen nach Athen tragen“ wenn man eine überflüssige Tätigkeit beschreiben will.
Dieser Reichtum lockte die Perser an, die mehrmals versuchten, Athen zu überfallen und die Macht zu übernehmen.
Eine der persischen Invasionen fand 490 v Chr. statt. Die Perser landeten in Marathon und verloren, ein Läufer rannte los und brachte die gute Nachricht nach Athen.
10 Jahre später kam es zur nächsten Schlacht, diesmal in Sparta. Die griechischen Kolonien hielten zusammen, es kam zum Kampf, die Griechen verloren durch Verrat.

Athen war also immer wieder Angriffen ausgesetzt. Perikles hat deswegen Steuern erhoben um damit den Schutz der Stadt und des Umlandes zu sichern. Innerhalb von 50 Jahren hat er die Akropolis komplett umgebaut und neugestaltet.


 

Der Niketempel wurde während der Kreuzzüge als katholische Kirche genutzt, später unter den Türken wurde er zu einer Moschee umfunktioniert. Buchstücke des alten Tempels wurden in vielen Athener Gebäuden verbaut. Alle Bauteile, die in artfremden Gebäuden wiedergefunden werden, müssen ausgebaut werden und werden dann im Akropolismuseum ausgestellt.

Wenig los auf der Akropolis, weil Feiertag ist und noch alle in der Kirche sind








 

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Re: Griechenland
« Antwort #3 am: 21.04.23, 20:02 »
Blick von der Akropolis über Athen
 




Die Göttin Athena ist Namensgeberin und Schutzgöttin der Stadt. Ihr ist der Nike-Tempel in der Akropolis geweiht.

Athene ist eine Tochter von Zeus. Ihre mit Zwillingen schwangere Mutter wurde von Zeus gefressen, weil er nach einer Prophezeiung Angst hatte, von einem der Kinder gestürzt zu werden. Zeus bekam Kopfschmerzen und lies sich von einem Gehilfen den Kopf zerschlagen. Als Gottvater übersteht man so was. Aus der Wunde sprang Athene in voller Rüstung. Sie ist die Schutzgöttin der Städte, der Weisheit und des Kampfes (Kriegstaktik) aber u.a. auch die Schutzgöttin der Weberinnen.
Sie ist aber wie ihr Vater leicht zu kränken und man legt sich besser nicht mit ihr an.

 Poseidon (Bruder von Zeus, Gott des Meere) und Athene wollten beide die Schutzherrschaft über Athen bekommen und hielten deswegen einen Wettstreit ab. Derjenige, der der Stadt das bessere Geschenk macht, gewinnt. Dieser Wettkampf fand auf dem Berg der Akropolis statt. Poseidon nahm seinen Dreizack und steckte ihn in die Erde, es entsprang eine Quelle. An sich ja nicht schlecht, aber weil er Gott des Meeres war, war es Salzwasser. Das kann keiner brauchen. Athena dagegen pflanzte einen Olivenbaum und der liefert Holz und Öl. Sie gewann den Streit und wurde Schutzgöttin der Statt.

Auch heute noch wächst ein Olivenbaum auf den Gelände der Akropolis, nur halt ist er vor einigen Jahrzehnten mal neu gepflanzt worden.

Akropolis bei Nacht darf natürlich auch nicht fehlen, ein Blick von der Dachterasse unseres Hotels.




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Re: Griechenland
« Antwort #4 am: 21.04.23, 20:10 »
Odeon – römisches Musiktheater

Unterhalb der Akropolis liegt ein römisches Musiktheater, erbaut von Herodes Atticus, welcher ein Freund von Kaiser Hadrian war. Das Halbrund ist eine typische römische Bauweise. Die Sitzreihen kamen erst in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts dazu. Hier finden im Sommer Konzerte statt.


 

Ich nenne ihn den „Drachenberg“ gegenüber der Akropolis

Eine kleine Kirche an der Stelle, wo Paulus u.a. gepredigt hat.



Es ist griechisch-orthodoxer Rosenmontag, ein Feiertag vergleichbar mit unserem Aschermittwoch. Die Fastenzeit beginnt, Fleisch ist von jetzt an bis Ostern tabu.

Traditionell gehen an diesem Tag die Familien zu windigen Stellen und lassen dort Drachen steigen.  Es gibt Picknick auf dem Berg, überall Musik, es wird getanzt und gefeiert.




und da waren wir vor einer Stunde, noch mal ein schöner Blick
 

So langsam wird es voll auf dem Drachenberg und wir wandern weiter, es gibt noch viel zu sehen auf unserem Rundgang durch Athen rund um die Akropolis. 

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Re: Griechenland
« Antwort #5 am: 21.04.23, 20:19 »
Spaziergang durch Athen unterhalb der Akropolis, römische Ruinen

Denkmal des Freiheitskämpfers


Das magische Auge, wer es bei sich trägt, wird vor dem bösen Blick geschützt. Blau ist sowieso eine Schutzfarbe in Griechenland.



Römischer Turm, Gefängnis des Sokrates, wurde später als Islamschule genutzt



Im römischen Teil


Alexander der Große


Hadrianstor 

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Re: Griechenland
« Antwort #6 am: 21.04.23, 20:28 »
Die Kathedrale von Athen



Baubeginn 1834 verschiedene Baustiele, entspricht nicht wirklich der orthodoxen Bauweise. Wird als Hochzeitskathdrale des griechischen Königshauses genutzt. Auch die Trauerfeier und der Gedenkgottesdienst für König Konstantin II (Verstorben Januar 2023) fanden dort statt.






Neben der großen Kathedrale befindet sich ein uraltes kleines Kirchlein, dort werden die griechischen Promis aufgebahrt, auch Konstantin lag dort.








Und ein kleines traditionelles byzantinisches Kirchlein in typischer Bauweise, wie man sie überall sieht.





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Re: Griechenland
« Antwort #7 am: 21.04.23, 20:35 »
Wir fahren ins Umland nach Süden auf die Halbinsel Pelepones.

Kanal von Korinth

Es gibt 7 Regionen in Griechenland, vergleichbar mit unseren Bundesländern. Die Halbinsel Pelepones ist die südlichste davon.
 
Raffinerie bei Elefsina.



Die Handelsmarine ist ein wichtiges Standbein der griechischen Wirtschaft. Griechenland hat die 3.größte Handelsflotte der Welt, 18 -20 % der Welt mit 125 Million Tonnage.  Onassis ist 1923 aus dem heutigen Izmir geflüchtet, als das an die Türkei fiel. Seit 1932 baute er sein Unternehmen auf und gründete auch die heute staatliche Fluggesellschaft.

Bei Elefsina befindet sich ein wichtiger Militärflughafen, seit 1931 Stahlwerde und ein Schiffsfriedhof, wo auch deutsche Militärschiffe verschrottet werden.


Auf dem Weg nach Korinth entlang der Küste des saronischen Golfs kommt man auch an der Insel Salamis vorbei, der Ort der Seeschlacht der Perser unter Xerxes gegen die Griechen. Die Griechen hatten kleinere und wendigere Schiffe als die Perser, was sich in diesem Fall als Vorteil erwies, die Perser verloren die Seeschlacht.

Der Kanal von Korinth trennt die Halbinsel Peloponnes vom griechischen Festland und verbindet das ägäische Meer mit dem ionischen Meer. Je nach Route kann er einem Schiff die Umfahrung des Peloponnes ersparen und dessen Seeweg um bis zu 325 Kilometer verkürzen.


 



 
Der Kanal ist 3,6 km lang, auf Wasserhöhe 24,6 m breit, Wassertiefe 8,3 m und allgemeine Tiefe 75 m
Korinth hatte in der Antike  3 Häfen und war Umschlagplatz für alle möglichen Waren.

Seht Ihr das kleine Boot da unten? Das war gar nicht so klein, wie es aussieht.



Paulus lebt 1,5 Jahre hier, hat eine Gemeinde gegründet; die nachdem er weitergereist war, nicht so ganz in seinem Sinne handelte, deswegen schrieb er viele Briefe, die wir heute noch nachlesen können.

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Re: Griechenland
« Antwort #8 am: 21.04.23, 20:47 »
Mal ein wenig landwirtschaftliches nach all der Geschichte und Kultur.

Wir besichtigen eine Plantage, wo Olivenbäume angebaut werden, aus deren Früchte Öl gepresst wird.


 
Die Plantage wird seit 1930 betrieben, derzeit in der 4. Generation. Die Bäume, die aktuell wachsen, stehen seit 1990. Es gibt auf dem Gelände auch 3 Bäume, die schon über 250 Jahre alt sind. Olivenbäume können bis 1000 Jahre alt werden. Der älteste Baum soll auf Kreta stehen und sage und schreibe 2500 Jahre alt sein.
Es gibt über 85 Sorten, jede Sorte hat ihren eigenen Geschmack und Ölgehalt. Einige tragen schon nach dem 2. Jahr.

Hier werden 2 verschiedene Sorten angepflanzt, es sind ca. 5000 Bäume. Der Betrieb wünscht eine hohe Qualität.

Anfang Oktober startet die Frühernte mit grünen Oliven. 10Kg ergeben 1 Liter hochwertiges Öl.
Lilafarbene oder schwarze Oliven, die ausgereift sind, bringen von 5 kg 1 Liter, dessen Qualität nicht ganz so hoch ist.

Seit 2 Jahren wird modernste Erntetechnik mit Abschlaghilfe durch Propeller eingesetzt. Netze oder Folien unter den Bäumen fangen die Oliven auf. 5 AK schaffen jetzt 7 – 10 Tonnen Ernte pro Tag, früher waren es 5 Tonnen. Die Oliven müssen innerhalb von 24 Stunden verarbeitet werden, weil sie sonst anfangen zu gären.

Sortiert werden die Oliven nicht mehr von Hand, sondern in der Waschanlage.
 
Schädlinge der Oliven sind die Tacosfliege, sie ähnelt Wolläusen und sticht die Oliven an. Die in Italien verbreitete Xella-Bakterie ist in Griechenland noch nicht angekommen. Diese Bakterien würden über die Wurzel die Pflanze schädigen, so dass der Baum abstirbt. Dagegen gibt es aber PSM.

Da der natürliche Niederschlag immer weniger wird, muss bewässert werden, es braucht 250 l Wasser pro Monat und Baum.
Gedüngt wird mit Phosphor und Kali und Kompost aus dem Trester und den Blättern der Bäume.

Übers ganze Jahr sind 2 Mitarbeiter fest angestellt, zur Ernte kommen noch 7 Albaner hinzu, die aber in Griechenland leben.


 
Man presst in diesem Betrieb genossenschaftlich für 1000 Lieferanten im Lohn. Jeder Lieferant hat seinen eigenen Kisten mit entsprechenden Lieferantennummern, damit die Ware richtig zugeordnet werden kann.


Verarbeitung:
1. Schritt: bei einer Aussentemperatur von 30°C sind in der Olive 35°. Daher werden sie in gemieteten Kühlcontainer runtergekühlt auf 15°C.
Dann wird die Gesamternte gewaschen, Luft pustet Ästchen, Blätter etc weg, die werden kompostiert


2. Schritt: nochmal waschen und sortieren. Die Oliven müssen 100% sauber sein, die Ware ist sehr empfindlich und nimmt auch schnell Fremdgerüche an




 
3. Schritt: alles mahlen, die Maschine schafft 10t/Stunde. Der Brei mit den Kernen wird gemixt. Die Temperatur soll dabei auf 20 – 25°C kommen. Für Kaltpressung (beste Qualität) darf sie aber nicht über 27°C kommen. Bei optimalen 25°C entwickelt sich das Aroma und die kleine Öltropfen verbinden sich zu großen.
Die Qualitätsbestimmung geht über optische Beobachtung und durch eine Säureanalyse im hauseigenen Labor.

Die Paste wird zentrifugiert und aufgeteilt in Olivenöl, Wasser (Früchte enthalten bis zu 60% davon) und Kerne.
Das Wasser und die Kerne werden in einer 2. Presse zu Kernöl verarbeitet. Das entstehende Kernholz wird pelletiert und zum Heizen genommen. Bei der Kernölproduktion kommen auch Chemiekalien zum Einsatz. Welche genau, hab ich nicht mitbekommen.


Das extra virgine Öl wird in einer weiteren Zentrifuge noch mal vom Wasser getrennt. Die einzelnen Öle werde nicht verschnitten.


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Re: Griechenland
« Antwort #9 am: 21.04.23, 20:51 »
Ölverkostung

Ein gutes Olivenöl muss nussig frisch duften und darf nicht muffelig riechen oder schmecken. Die Farbe des Öls ist kein Qualitätsmerkmal. Deswegen ist das kleine Glas blau.
Je pikanter und bitterer ein Öl im Abgang ist, desto mehr Antioxidantien enthält es.

Das Öl in den blauen Glas soll probiert werden. Anschließend soll es aus den 4 Proben wiedererkannt werden.

Die 4 Probierschälchen enthalten die 4 Sorten, die produziert werden. Je 2 Gläser sortenrein und dann 2 Gläser mit Mischungen in verschieden Stärken.


Glas in der Hand erwärmen, dann Deckel abnehmen, Schnupperprobe, es soll nach frischem Gras und Blättern duften, ausserdem nach Tomate.





Das mildeste Öl wurde 2022 in London prämiert. Nur 200 von 14000 eingereichten Ölen haben einen Preis bekommen, aber nur dieses kam aus Griechenland.



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Re: Griechenland
« Antwort #10 am: 21.04.23, 21:01 »
Epidaurus

Epidaurus ist der Geburtsort der Medizin und Asklepius geweiht. Das Museum beherbergt griechische und römische Götterstauen. Allerdings alles Gipsnachbildungen, deren Originale in Athen im Nationalmuseum stehen.

Historische Pinzetten und chirurgische Bestecke


Asklepius (Halbgott)   


Die einzelnen Statuen stellen auch Patienten mit ihren Krankheiten dar, die geheilt wurden.



In Epidaurus gab es quasi eine antike Kurklinik. Es gab Behandlungsräume, Zimmer für die Kurgäste und Patienten, Bäder, Shops, Markt und Theater.





Ein Sportstadion gab es in der Kur- und Heilstadt natürlich auch.




Das Theater von Asklepius ist eines der besterhaltensten und größten griechischen Theater der Antike, erbaut u  340 v Chr. Es bietet auf 55 Sitzreihen 14000 Zuschauerplätze.



Die Akustik ist enorm. Unsere Reiseleiterin hat sich unten in die Mitte auf das kleine Podest gestellt und verschiedene Geräusche gemacht. Wir waren oben auf den Reihen verteilt. Das Anzünden eines Streichholzes (Zisch) oder klimpern von Münzen, die auf die Erde fallen waren problemlos zu hören.



Leider haben Touristen diese heiligen Hallen durch Saufgesänge gestört, so dass man heute zwar Gedichte rezitieren, aber kein Lied singen darf.

 
 
« Letzte Änderung: 21.04.23, 21:07 von martina »

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Re: Griechenland
« Antwort #11 am: 21.04.23, 21:12 »
 Nafplio

Nafplio ist eine historische Hafenstadt mit 3 Festungsanlagen. Sie war die erste Hauptstadt Griechenlands nach der Unabhängigkeitserklärung. Zur Hauptfestung muss man 999 Stufen hochsteigen.







Man kann auch einfach unten bleiben, bummeln, an der Promenade in der Sonne sitzen und die Seele baumeln lassen.


 

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Re: Griechenland
« Antwort #12 am: 21.04.23, 21:21 »
Sparta und die Schlacht von Thermophyles



Sparta war für seine Krieger bekannt. Bis zu 7000 Krieger gehörten zum Heer von Sparta, die als der Schrecken des Mittelmeeres bekannt waren. Kleine Jungs wurden ab dem 6. Lebensjahr kaserniert und zu Soldaten ausgebildet. Bis zu ihrem 60sten Lebensjahr durften sie keine eigenen Familien haben, nur Kinder zeugen.
Leonidas war ein Kriegsherr der Spartaner, der an den Thermopillen, einem schmalen Landstreifen zwischen der Küste und den Bergen, gegen die Perser unter Xerxes gekämpft hat. Der Landstreifen war damals 7 km lang, aber nur 15m breit und die einzige Möglichkeit, vom Norden in den Süden Richtung Athen zu ziehen. Der Engpass war gut zu verteidigen, aber die Griechen wurden verraten, gerieten in einen Hinterhalt und verloren die Schlacht. Athen aber konnte gerettet werden, weil Leonidas bis zum Schluss kämpfte und den Athenern so die Zeit verschaffte, die sie brauchten, um sich zu verschanzen. Deswegen bekam Leonidas ein eigenes Denkmal 






Thermophyles ist für seine Schwefelquellen bekannt. Diese sind ein Geschenk der Erdmuttergöttin Gea auf Bitte Athenas, damit Herkules darin baden und sich von seinen 12 kräftezehrenden Taten erholen konnte.
Die Quellen sind leicht radioaktiv, die Wassertemperatur beträgt 42°C und sie sollen heilend bei Hautkrankheiten wirken. Mein Mann hat dann gleich mal die Temperatur und Wirkung getestet. Der Eintritt ist frei und es wird auch wild gecampt, um dort baden zu können.












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Re: Griechenland
« Antwort #13 am: 21.04.23, 21:29 »
Altpantaleimonas

Altpantaleimonas ist ein kleines Bergbauerndorf am Olymp, welches ganz arg unter der Landflucht gelitten hat. Viele junge Leute wurden nach einem Erdbeben an der Küste neu angesiedelt. Das alte Dorf verfiel zusehends. Durch den Tourismus wurde das alte Dorf seit ca. 20 Jahren wieder aktiviert.

Es ist so verwinkelt, dass man kaum mit dem Auto dort fahren kann. Im Herbst 2022 haben dort einige Häuser gebrannt und die Feuerwehr kam fast nicht zum Brandgeschehen, weil alles so eng und verwinkelt ist. Leider hat es geregnet und man mussste auf den Steinen höllisch aufpassen, dass man nicht ausrutscht. Und den bei klarer Sicht sicher atemberaubenden Ausblick bis zur Küste (Luftlinie ca. 20 km) konnten wir auch nicht genießen.
 









Tsipouroverkostung  in Altplantaleimonas

Yammas heißt Prost, Tsipouro ist der hauseigenen Schnaps, den jeder gute Grieche auf dem Land aus Trestern selber brennt. Schlimmer als Ouzo, mein Geschmack war er nicht.

Das Gemüse war nicht wie unsere Mixed Pickles süßsauer eingelegt, sondern nur salzig. Muss man mögen.
« Letzte Änderung: 21.04.23, 21:32 von martina »

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Re: Griechenland
« Antwort #14 am: 21.04.23, 21:45 »
Viehhaltung/Käseproduktion

Die einzigen Ziegen, die wir gesehen haben, auf dem Weg von Altpantaleimonas wieder hinunter an die Küste. Leider nur aus dem Bus heraus. Sie kamen gerade von der Weide heim auf den Hof, es war gegen 17 Uhr und es wird Melkzeit gewesen sein.








Eigentlich hätten wir Ziegen und Wasserbüffel auf den Farmen sehen sollen. Statt dessen gab es Molkereien. Einmal die Verarbeitung von Büffelmilch und einmal Ziegenkäseproduktion.

Feta gibt es schon seit dem Altertum. Feta heißt übersetzt einfach nur „eine Scheibe Käse“. Der Begriff ist gesetzlich geschützt, der EU-Gerichtshof hat 2002 beschlossen, dass ein Käse nur als Feta bezeichnet werden darf, wenn er aus Schaf. und/oder Ziegenmilch besteht und auf griechischem Boden hergestellt wurde.

Büffelmilchmolkerei
 


Wir haben nur die Molkerei besucht. Außerhalb der Produktion gab es nicht viel zu sehen. Und das, was wir sahen, war eher nicht so vertrauenserweckend. Die junge Frau, die uns alles gezeigt hat, hatte auch nicht wirklich viel Ahnung von der Materie. Fachfragen ließen sie schnell ins Schwimmen kommen und ich bin mir nicht sicher, ob sie unsere Fragen verstanden hat. Deswegen sind alle Angaben ohne Gewähr.



Der Käse, der hier produziert wird, ist so ähnlich wie Feta, darf aber nicht so heißen. Mozzarella und Burrata werden auch produziert, da sind sie die einzige Molkerei Griechenlands, die das macht. Ferner gibt es 1000 Flaschen pasteurisierte Trinkmilch, Eis, Butter, Joghurt, Sahne und Pudding für Konditoreien. Das Dessert Kasanibi wird über Lidl DeLuxe vermarktet, nur in Griechenland.

Zu Kasanibi gibt es eine Geschichte. Einem griechischen Koch ist für einen türkischen Pascha versehentlich die Milch für ein Dessert angebrannt. Er konnte so schnell nichts anderes mehr herstellen, hatte auch Angst vor dem Pascha und hat deswegen den angebrannten Pudding einfach serviert und als Neukreation betitelt. Kasanibi (ich hoffe, ich hab das richtig geschrieben) heißt übersetzt soviel wie "Bodensatz vom Kessel". Dem Pascha hat das Dessert geschmeckt und der Koch hat seinen Kopf behalten. Das Zeug schmeckt ähnlich wie Creme Brûlée oder Creme Karamel.



Die Verarbeitungsmenge richtet sich nach der Anlieferung , ca. 15 t/Monat. Die Milch wird von den Produzenten in gekühlten Plastikfässern selber angeliefert.Von manchen Lieferanten wird die Milch auch abgeholt. Es gibt 5 Lieferanten, 2 davon im Norden, 3 in der Umgebung. Büffelmilch hat einen Fettgehalt von 6-8 %. Die Molkerei nimmt alles, was sie kriegen kann, die Produktion schwankt. Die Bezahlung der Lieferanten erfolgt nur über die Menge, Qualitätszuschläge gibt es nicht, der Liter kostet 1,40 €. Die Kühe haben eine Milchleistung von 4-6 L/Tag. Kuhmilch bringt 1 €/Liter.
Die Büffelmilchmolkerei gibt es seit 2005.

Käseverkostung