Betriebliches > Familie und Betrieb unter einem Hut
Hof und gelungene Beziehung
mary:
Ehe ist normalerweise Privatsache-
aber wenn eine Ehe auf einem Hof auseinandergeht-
dann hängt da einfach mehr dran, als wenn ein Haus oder eine Wohnung als Hintergrund steht-
es ist auch oft die Existenz.
Wir lernen mit dem Auto zu fahren, mit dem PC umzugehen, ein Beruf muss erlernt werden,
kurzum es gibt sehr viel Wissen, das in uns wachsen muss.
Aber wie eine gelungene Beziehung schaffen-
die nicht in Alltag- Arbeit-Sorgen und Wust untergeht?
Da ist scheinbar nur der Zufall oder das Glück den einen hold und die anderen schleppen sich halt so einigermaßen durchs Leben.
Aber fast alle Beziehungen begannen aus Liebe-
Und wenn es dann nicht mehr funktioniert- dann wird von den anderen mit dem Finger draufgezeigt-
ich erlebe es gerade momentan im Bekanntenkreis.
Die Arbeit auf einem Bauernhof ist einfach anders als die Tätigkeit in einer Firma-
Meine Vermutung ist, wenn es mir gutgeht- dann kann ich auch für andere da sein und mich um sie kümmern und für sie einsetzen.
Es wird jeder für sich herausfinden müssen, was er für sein persönliches Wohlbefinden braucht.
Für den einen ist es einfach einmal rauskommen um Einzukaufen oder Bummeln, Friseur, ein neues Kleidungsstück-
der andere ist glücklich, wenn er einen Tag mal in aller Ruhe im Wald draussen sein kann,
ein Buch und die Zeit dafür-
und auch die Zeit für gemeinsame Erlebnisse, um Kraft miteinander zu tanken,
eine gemeinsame Bergtour, eine Radtour, usw.
aber ich vermute- es kann von aussen noch soviel daherkommen-
wenn die innere Sturktur (Beziehungen) eines Hofes einigermaßen passt.
Aber das ist ein Lernprozess, bei dem es wenig Unterstützung von aussen gibt.
Denn wenn ich drandenke, wie lange ich für einen darartigen Vortrag kämpfen musste.
Manchmal kommt es mir hier genauso vor wie mit anderen Dingen, es wird keine Vorsorge betrieben-wenn es dann passiert- dann kommt das Wehklagen.
Oder liege ich falsch?
maria
Resi:
Maria, das hast Du gut geschrieben. Hof und Beziehung, das beides klappt, es hängt so fest zusammen. Wir haben Großes vor in unseren Betrieb, in letzter Zeit macht mir das Angst, ob wir es auch durchstehen. Wenn das Miteinanderreden immer weniger wird, dann ist es ganz gleich, ob die Banken, das Landratsamt usw. gut mitspielen. Die Arbeit am Hof ist so viel und wird immer mehr, das es funktioniert, aber am wichtigsten ist die Beziehungsarbeit. Aber auch am schwierigsten und leider wird diese sooft vertagt, bis irgendwann, wenn mal wieder mehr Zeit ist dafür. Aber wann ist dann jemals Zeit dafür. ???
gundi:
Ja Resi-- und wenn dann Zeit wäre ist es vielleicht zu spät dafür :(
lg gundi
Resi:
Ja, Gundi, das denk ich auch.
Mirjam:
Hallo Mary,
wie sagte ein mal ein Schüler zu seiner Lehrerin in Kommunikation ein paar Jahre nach dem Abschluß: "Das das wichtigste für den Erfolg am Hof - das miteinander reden können - ist, hab ich erst jetzt begriffen...
Mit einer Freundin bin ich viel am Diskutieren. Durch einen Betriebsunfall eines Familienmitgliedes hilft sie nun mehr im Stall/Betrieb und nicht "nur" Haushalt mit. Auch versteht sie nun ihre Mutter besser, warum diese mit so manchem hadert...
Sie wußte bis dahin nicht, wie demotivierend die Stimmung der Familie (im Stall) war. Damits in Haus & Hof ~ nicht klappt ~ hier ein paar "schwarze Regeln" die mir so spontan einfallen:
------------------------------------------------------------------
1. Das wichtigste im Leben ist der Hof! Er steht mit der Arbeit über allem/n: Den Bedürfnissen der Familie, Krankheit und Zufriedenheit. Der Betriebserfolg / Hofaussehen ist die Meßlatte für die "Ehre der Familie".
2. Privatsphäre wird kleingeschrieben. Laufende Einmischungen aller Familienmitglieder in die privaten Dinge der anderen sind Pflicht! Schließlich muss man zum Wohle der anderen deren "Sünden" beobachten & durchsprechen!
3. Wenn gespart wird - dann am richtigen Ende! An der Freizeit, am Urlaub, an Hobbies, an Lebenshaltung, Arbeitserleichterung, -sicherheit und ein schönes Wohnungsumfeld sind überflüssig, wichtig sind z.B. der neue Fendt oder ein Marken-Miststreuer, den man nur 2 x im Jahr braucht!
4. Keiner kann so gut arbeiten wie der Chef! Deswegen haben auch alle genau so die Arbeiten so zu erledigen wie der Chef und müssen sich ständig berichtigen lassen, was sie falsch machen! Selbstverständlich wird ihnen nicht zu viel Basis/Hintergrundwissen erklärt (wo wies man beim Lehrling macht) - sie könnte ja bestimmte Arbeitsabläufe/Arbeiten hinterfragen!?
5. Meckern muss sein! Damit ja niemand Eigeninitiative und Selbstständigkeit gewinnt, muss min. 5 x soviel Kritik wie Lob sein (normal sind, das 5 x gelobt werden muss um 1 x Kritik gutzumachen).
6. Veränderungen sind gefährlich! Ängste werden sorgsam gepflegt und Kleinigkeiten hochgespielt, bis keiner mehr wagt, neue Ideen einzubringen, Pessimismus wird sorgfältig bei den Mahlzeiten gepflegt.
7. Ein nur 9 Stunden-Arbeitstag ist ein verschwendeter Tag! Wenn man nicht bis zum 35.ten Lebensjahr einen chronischen Dauerschaden hat - der hat in seinem Leben nix "gschafft"
8. Wichtiger als der Humor & Zufriedenheit in der Familie ist es 2 dt mehr Weizen als der Nachbar zu ernten, Bildung ist überflüssig und kostet Arbeitszeit, Kinder müssen rechtzeitig lernen zu arbeiten, Besuche/Freunde sind auf ein Mindestmaß reduziert
9. Wengiger Einkommen/höhere Kosten werden grundsätzlich mit mehr Arbeitseinsatz kompensiert, statt mit Hinterfragen, Umdenken; Mißerfolge auf andere geschoben
10. Frauen haben mit dem Haushalt keine echte "Arbeit". Ihre Arbeitszeit ist "billig" und zeitlich unbeschränkt. Sie müssen ständig belehrt & beschäftigt werden, damit sie auf keine "Ideen" kommen. Sie haben sich im Haushalt des Mannes an die Traditionen anzupassen und erledigen alle Arbeiten, für die die "Männerarbeitskraft" zu wertvoll ist..
--------------------------------------------------------------
ist das jetzt übertrieben?
viele Grüsse
Mirjam
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln