Hallo Janine,
also der "technisch-bürokratische Teil" der Gründung ist hier (auch Prignitz *winke*) relativ leicht, Anmelden landw. in Perleberg, wenn Du zusätzlich noch "Handel mit" angeben willst, dann auch Gewerbeschein in Lenzen holen, Belehrenlassen über Lebensmittel, fertig. Solltest Du häkeln, auch Gewerbe, aber Handwerk, auch Lenzen anmelden (am besten immer gleich alles zusammen, jede "Nachmeldung" kostet nur unnötig wieder 30.-). Fianzamt bescheid sagen macht sich immer gut, da irgendeine Frage stellen, ansonsten melden die sich aber auch umgehend und eigenmächtig
Fertig.
Aber: hast Du Dir mal überlegt, WARUM es in der Prignitz nicht (noch) mehr Hofläden gibt? Immerhin, ich finde nicht, daß das wenig sind, allein hier im Dorf mit 94 Einwohnern sind 3 Direktvermarkter, 4km weiter in Lenzen ist der nächste, riesengroße Hofladen, dann in Wustrow....und so ziemlich an jedem 2ten Hof steht ein Schild: dies oder jenes abzugeben. Und das Arbeitsamt hat in den letzten Jahren sicher 200, 300 Leute durch Existenzgründerseminare geschickt, die alle gern das ein oder andere verkauft hätten - nur fehlt halt der Absatz.
Nur mal so die "typischen Hofladenprodukte":
Eier? - läuft nicht, weil hier noch nahezu jeder selber Hühner hat, spätestens aber der Nachbar, selbst in Wittenberge bekommst Du "Bauern-eier" satt (weil es nämlich einen großen Geflügelzüchter-Verein gibt). Und abliefern ans Eierauto rechnet sich wesentlich schlechter.
Fleisch? Diejenigen, die wissen, was "gutes Fleisch" ist, mästen entweder selber, oder kaufen das ganze Schwein beim Bauern (=der Ex-LPG) ihres Vertrauens (damit sie Wurst etc nach ihrem Geschmack und von ihrem Schlachter haben, oder auch, weil sie da mal gearbeitet haben), der Rest kauft im Penny, weil arbeitslos und zu mehr reichts eh nicht (25% ALG II-Bezieher sind ja rein vom Absatzmarkt her gesehen kein Blumenpott).
Enten machen auch schon mindestens immer 2 Leute je Dorf, immerhin, kg 7,50, das ist schon mal sehr viel netter als Hühner, Eier und alles was da dranhängt.
Wolle/Filz etc. pp ist von Lenzen aus besetzt und dazu kommen noch die ganzen ABMs, die damit die Ich-AG drangehängt haben (damit sie überhaupt noch Geld bekamen, nicht etwa, weils es sich rechnete). Selbst Spinnräder & Co gibts "ab Werkstatt", kein Problem.
Holundersaft/Sanddornsaft gibts aus LWL (Ex-LPG) an jeder Ecke, Apfel & Co hat die Apfelscheune (auch LWL) fest im Griff, wobei: Streuobstwiese mit Hochstamm nimmt Völkel (Pevestorf, andere Seite Elbe) immer noch sehr gern an, der hat Mangel - bloß tragen so Hochstämme ja auch nicht sofort. Aber den fragen, welche Sorten er haben will, wäre sicher eine gute Idee.
Einen Gemüsegarten hat hier auch noch fast jeder selber, fahr mit offenen Augen durch die Dörfer, selbst um Perleberg rum ist alles dicht von Kleingärten, inklusive Marmelade und Kaninchen wächst da so der Rest vom "allgemeinen Bedarf". Was dann noch fehlt, deckt hier bei mir in der Gegend z.B dann der Pflanzgarten, da gibts alles von der Möhre über die Steckrübe bis zur lila Kartoffel.
Darüberhinaus herrscht auch ein schwunghafter Tauschhandel, seien es nun Webseiten gegen Elektroinstallationen oder Enten gegen Socken, das nimmt so manchen Absatz, der anderswo dann wieder fehlt.
Damit wäre das meiste abgehakt, was "man" sich so unter Hofladen vorstellt, und Absatzzahlen wie im Lehrbuch kannst Du hier absolut vergessen, auch überhaupt kein Vergleich z.B zu westlichen Bundesländern, es sei denn, Du lebst direkt an irgendeinem Touristenzentrum (Plattenburg ist aber auch schon "besetzt") oder an der B5 - (oder an der potentiellen neuen Autobahn) - das sieht dann schon anders aus, oder Du findest einen Stadtladen, der Deine Produkte abnimmt.
Ich kann Dir nur dringend raten, erstmal "Deinen" Markt genauer zu begucken, also die einzelnen Konkurrenzläden mal anzufahren, und zu sehen, mit welchen Produkten Du das vorhandene Angebot evtl ergänzen könntest, auf den Wochenmärkten und anderen Märkten (ist jede Woche irgendwas anderes los hier, Filz, Spargel, Kartoffel-markt alles was Du willst) schauen, was noch unterzubringen ist und was im Überfluß da ist (Spargel z.B. ), und auch gucken, wo in Deiner Gegend die "üblichen Lieferwagen" so ihre Tour haben, da kommt z.B. immer ein Putenwagen, ein Geflügelonkel, ein oder zwei Schlachterwagen, etliche Bäcker natürlich, selbst der ReWe-LKW und zwei oder 3 Gefrierautos - das sind alles "unsichtbare" Verkäufe, die für Deine potentiellen Kunden aber den Vorteil haben, das ihnen die Ware bis vor die Tür gefahren wird.
Das beste, wenn Du es Dir leisten kannst, wäre eine kleine gezielte Umfrage, Handzettel, oder mal auf den Wochenmärkten mit einem Bauchladen umherfragen nach dem Motto "Was fehlt ihnen hier" (halboffene Fragen machen) und "wie weit würden Sie dafür fahren" . Ist eine Menge Aufwand - aber immer noch besser, als aufs falsche Pferd zu setzen.
Was auch gut geht, bzw je nach Lage gehen könnte (hoffe ich zumindest selber), ist der Tausch von Verkaufsprodukten, z.B. fährt jemand, den Du kennst "sowieso die Märkte an", der kann Deine Sachen mitnehmen, verbessert damit seine eigene Angebotspalette, und das ganze rechnet sich schneller. So hab ich das z.B. vor hier (in der Lenzer Ecke), Eier selber (nur, weil sie eh über sind und hier "Touristenstrecke" ist, Filz in Kommission, Gemüse würde ich z.B., wenn Du denn soweit bist, z.B. auch probeweise dazustellen können, wenn man sich da einigt.
Ansonsten sehe ich hier keine großartige Direktvermarktung, auch der Einstellung der Leute wegen, ist halt nocht nicht grade "Mode". Dann schon eher über die Schiene, einen Laden in HH, H oder Berlin anzusprechen und Wochenrtouren zu liefern.
Grüße
Brigitta
PS: was mir eben beim noch mal lesen so einfiel: einen "Hofladen-Lieferwagen" mit Eiern, Gemüse, Futter (wichtig, haben alle, Hühnerfutter und Entenfutter) und mit vielleicht "Selbstgemachtem" TK-Angebot, DAS könte ich mir vorstellen. Sowas gibts auch glaub ich erst einmal. Höchstens