Autor Thema: Aufbau eines Hofladens  (Gelesen 23977 mal)

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jinili

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Aufbau eines Hofladens
« am: 28.05.05, 22:32 »
Hallo Ihr Lieben,

ich  (26, Dipl. Ing. agrar.) möchte ich kommenden Jahr einen Hofladen eröffnen. Unser Hof umfaßt 5 ha, darum ist es sinnig sich auf Direktvermarktung , Gemüse- und Obstbau zu spezialisieren. Später soll auch Pension etc dazu kommen. Da es hier  (Prignitz / Brandenburg) weit und breit keinen Hof mit Direktvermarktung rechne ich mir einige Chancen aus damit bestehen zu können. Meine Frage an die Hofladenesitzer unter Euch Damen, wie habt ihr begonnen, wie lange war die Vorberereitungszeit, wie groß ist Euer Hofladen und wie wurde und wird er angenommen? Ich freue mich über Eure Antworten.

Liebe Grüße Janine
 :D

KathrinZ

  • Gast
Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #1 am: 29.05.05, 15:25 »
Hallo Janine,

wir haben seit 1996 einen Hofladen. Allerdings war die Vorbereitungszeit sehr lange. Meine Schwiegermutter fing bereits in den 70ern mit der Direktvermarktung an. Sie fuhr mit Kartoffeln und Eiern jeden Freitag in den 1 km entfernten Ort, um dort Privathaushalte zu beliefern. Im Waschhaus bzw. Schlachtküche hat sie zuhause auch verkauft. 
1995 haben wir einen Hühnerstall gebaut, weil der alte baufällig war. Wir haben ca. 450 Hühner in Bodenhaltung bzw. Freilandhaltung.
In den alten Räumlichkeiten ging das mit dem Verkauf nicht mehr so weiter, deshalb haben wir 1996 den danebenliegenden Raum zum Hofladen ausgebaut.
Wir haben etwas Werbung im Lokalanzeiger gemacht. Allerdings ist die Mund zu Mund Propaganda die beste Werbung und kostet nichts. ;)
Es kam eins zum anderen. Wir haben das Sortiment ausgebaut und sind vielseitiger geworden. Wir vermarkten seit ein paar Jahren unsere Schweine selbst. Wir lassen unsere Schweine im Schlachthof schlachten und verarbeiten sie mit unserem Metzger in seinem Schlachtraum. Die Wurstdosen, Fleischpakete und den geräucherten Schinken verkaufen wir dann im Laden.
Wir vermarkten von Berufskollegen Obst, Spargel, Holundermarmelade und Honig. Neuerdings auch Rapsöl und in Rapsöl eingelegten Feta. Von speziellen Firmen, die sich auf Direktvermarkter spezialisiert haben, beziehen wir Nudeln, Müsli, Suppenwürze und Meerettich.
Ich erzähl Dir das ganze, weil ich damit sagen will, dass man ein vielseitiges Sortiment braucht. Die Kunden wollen nicht immer nur wegen Eiern zum Einkaufen kommen. Sie wollen z.B. ein paar gute Äpfel und leckere Marmelade mitnehmen. Außerdem soll es ein Einkaufserlebnis sein. Die Kinder bestimmen oft, wo eingekauft wird. Da sind unsere Kälber in den Iglus und die Hunde zum streicheln da.  ;)
Natürlich muss auch die Qualität stimmen. In Hofläden ist der Preis meist höher. Es gibt Konsumenten, die den höheren Preis gerne zahlen, wenn die Qualität stimmt.

Wie der Laden angenommen wird......
Unser Bauernladen wird sehr gut angenommen. Es gibt auch ruhige Zeiten, vor allem wenn Urlaubszeit ist.
Wir haben Öffnungszeiten eingeführt, es halten sich aber immer noch nicht alle dran. Meine Schwiegermutter ist für den Laden zuständig und ist oft voll ausgelastet. Im Schnitt haben wir 250 bis 300 Kunden. Allerdings sind wir nur einen knappen Kilometer von einer 10000 Einwohner Stadt entfernt.
 
Was bei uns noch wichtig ist, dass wir einen Vorbereitungs- bzw. Lagerraum brauchen. Wir haben die alte Waschküche, von der ich vorhin erzählt habe, im März renoviert. Sie ist nun zweckmäßig und funktionell eingerichtet. Eine Tür verbindet den Raum mit dem Laden. Wir sind alle ganz begeistert, wie schön es sich jetzt dort arbeiten lässt.  ;)

Ich wünsche Dir viel Erfolg und gute Ideen für Deinen Hofladen. Falls Du noch Fragen hast und ich helfen kann, bin ich gerne bereit, Dir weiterzuhelfen.

Liebe Grüße,
Kathrin.

P.S. ......und ganz wichtig......DER KUNDE IST KÖNIG!!!!

SHierling

  • Gast
Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #2 am: 29.05.05, 19:40 »
Hallo Janine,
also der "technisch-bürokratische Teil" der Gründung ist hier (auch Prignitz *winke*) relativ leicht, Anmelden landw. in Perleberg, wenn Du zusätzlich noch "Handel mit" angeben willst, dann auch Gewerbeschein in Lenzen holen, Belehrenlassen über Lebensmittel, fertig. Solltest Du häkeln, auch Gewerbe, aber Handwerk, auch Lenzen anmelden (am besten immer gleich alles zusammen, jede "Nachmeldung" kostet nur unnötig wieder 30.-). Fianzamt bescheid sagen macht sich immer gut, da irgendeine Frage stellen, ansonsten melden die sich aber auch umgehend und eigenmächtig ;) Fertig.

Aber: hast Du Dir mal überlegt, WARUM es in der Prignitz nicht (noch) mehr Hofläden gibt? Immerhin, ich finde nicht, daß das wenig sind, allein hier im Dorf mit 94 Einwohnern sind 3 Direktvermarkter, 4km weiter in Lenzen ist der nächste, riesengroße Hofladen, dann in Wustrow....und so ziemlich an jedem 2ten Hof steht ein Schild: dies oder jenes abzugeben. Und das Arbeitsamt hat in den letzten Jahren sicher 200, 300 Leute durch Existenzgründerseminare geschickt, die alle gern das ein oder andere verkauft hätten - nur fehlt halt der Absatz.
Nur mal so die "typischen Hofladenprodukte":
Eier? - läuft nicht, weil hier noch nahezu jeder selber Hühner hat, spätestens aber der Nachbar, selbst in Wittenberge bekommst Du "Bauern-eier" satt (weil es nämlich einen großen Geflügelzüchter-Verein gibt). Und abliefern ans Eierauto rechnet sich wesentlich schlechter.
Fleisch? Diejenigen, die wissen, was "gutes Fleisch" ist, mästen entweder selber, oder kaufen das ganze Schwein beim Bauern (=der Ex-LPG) ihres Vertrauens (damit sie Wurst etc nach ihrem Geschmack und von ihrem Schlachter haben, oder auch, weil sie da mal gearbeitet haben), der Rest kauft im Penny, weil arbeitslos und zu mehr reichts eh nicht (25% ALG II-Bezieher sind ja rein vom Absatzmarkt her gesehen kein Blumenpott).
Enten machen auch schon mindestens immer 2 Leute je Dorf, immerhin, kg 7,50, das ist schon mal sehr viel netter als Hühner, Eier und alles was da dranhängt.
Wolle/Filz etc. pp ist von Lenzen aus besetzt und dazu kommen noch die ganzen ABMs, die damit die Ich-AG drangehängt haben (damit sie überhaupt noch Geld bekamen, nicht etwa, weils es sich rechnete). Selbst Spinnräder & Co gibts "ab Werkstatt", kein Problem.
Holundersaft/Sanddornsaft gibts aus LWL (Ex-LPG) an jeder Ecke, Apfel & Co hat die Apfelscheune (auch LWL) fest im Griff, wobei: Streuobstwiese mit Hochstamm nimmt Völkel (Pevestorf, andere Seite Elbe) immer noch sehr gern an, der hat Mangel - bloß tragen so Hochstämme ja auch nicht sofort. Aber den fragen, welche Sorten er haben will, wäre sicher eine gute Idee.
Einen Gemüsegarten hat hier auch noch fast jeder selber, fahr mit offenen Augen durch die Dörfer, selbst um Perleberg rum ist alles dicht von Kleingärten, inklusive Marmelade und Kaninchen wächst da so der Rest vom "allgemeinen Bedarf". Was dann noch fehlt, deckt hier bei mir in der Gegend z.B dann der Pflanzgarten, da gibts alles von der Möhre über die Steckrübe bis zur lila Kartoffel.
Darüberhinaus herrscht auch ein schwunghafter Tauschhandel, seien es nun Webseiten gegen Elektroinstallationen oder Enten gegen Socken, das nimmt so manchen Absatz, der anderswo dann wieder fehlt.

Damit wäre das meiste abgehakt, was "man" sich so unter Hofladen vorstellt, und Absatzzahlen wie im Lehrbuch kannst Du hier absolut vergessen, auch überhaupt kein Vergleich z.B zu westlichen Bundesländern, es sei denn, Du lebst direkt an irgendeinem Touristenzentrum (Plattenburg ist aber auch schon "besetzt") oder an der B5 - (oder an der potentiellen neuen Autobahn) - das sieht dann schon anders aus, oder Du findest einen Stadtladen, der Deine Produkte abnimmt.

Ich kann Dir nur dringend raten, erstmal "Deinen" Markt genauer zu begucken, also die einzelnen Konkurrenzläden mal anzufahren, und zu sehen, mit welchen Produkten Du das vorhandene Angebot evtl ergänzen könntest, auf den Wochenmärkten und anderen Märkten (ist jede Woche irgendwas anderes los hier, Filz, Spargel, Kartoffel-markt alles was Du willst) schauen, was noch unterzubringen ist und was im Überfluß da ist (Spargel z.B. ), und auch gucken, wo in Deiner Gegend die "üblichen Lieferwagen" so ihre Tour haben, da kommt z.B. immer ein Putenwagen, ein Geflügelonkel, ein oder zwei Schlachterwagen, etliche Bäcker natürlich, selbst der ReWe-LKW und zwei oder 3 Gefrierautos - das sind alles "unsichtbare" Verkäufe, die für Deine potentiellen Kunden aber den Vorteil haben, das ihnen die Ware bis vor die Tür gefahren wird.
Das beste, wenn Du es Dir leisten kannst, wäre eine kleine gezielte Umfrage, Handzettel, oder mal auf den Wochenmärkten mit einem Bauchladen umherfragen nach dem Motto "Was fehlt ihnen hier" (halboffene Fragen machen) und "wie weit würden Sie dafür fahren" . Ist eine Menge Aufwand - aber immer noch besser, als aufs falsche Pferd zu setzen.

Was auch gut geht, bzw je nach Lage gehen könnte (hoffe ich zumindest selber), ist der Tausch von Verkaufsprodukten, z.B. fährt jemand, den Du kennst "sowieso die Märkte an", der kann Deine Sachen mitnehmen, verbessert damit seine eigene Angebotspalette, und das ganze rechnet sich schneller. So hab ich das z.B. vor hier (in der Lenzer Ecke), Eier selber (nur, weil sie eh über sind und hier "Touristenstrecke" ist, Filz in Kommission, Gemüse würde ich z.B., wenn Du denn soweit bist, z.B. auch probeweise dazustellen können, wenn man sich da einigt.

Ansonsten sehe ich hier keine großartige Direktvermarktung, auch der Einstellung der Leute wegen, ist halt nocht nicht grade "Mode". Dann schon eher über die Schiene, einen Laden in HH, H oder Berlin anzusprechen und Wochenrtouren zu liefern.

Grüße
Brigitta

PS: was mir eben beim noch mal lesen so einfiel: einen "Hofladen-Lieferwagen" mit Eiern, Gemüse, Futter (wichtig, haben alle, Hühnerfutter und Entenfutter) und mit vielleicht "Selbstgemachtem" TK-Angebot, DAS könte ich mir vorstellen. Sowas gibts auch glaub ich erst einmal. Höchstens :)
« Letzte Änderung: 29.05.05, 20:11 von SHierling »

jinili

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Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #3 am: 29.05.05, 20:48 »
Hallo Ihr beiden,
erst einmal vielen Dank für Eure informativen und ausführlichen Berichte.

@ SHirling, naja mit "hier" meine ich so mehr meine Ecke, ich wohne zwischen Perleberg und Parchim, ganz am Rande von Brandenburg. Lenzen ist so 45 km weg von hier. Dort sind mehr DV ansässig, das ist mir schon aufgefallen, da würde ich solch ein Unternehmen auch nicht sversuchen. Hier jedoch habe ich ausser Naturkostläden in den Städten noch keine DV gefunden, Plattenburg ist ja auch nicht grad ums Eck. Das nächste Geschäft was die Leute hier anfahren können ist 15 km weit.  Das wäre ein Vorteil.


Der Laden müsste auch nicht übermässig Gewinn abwerfen, er muss nicht zum Lebensunterhalt dienen da mein Mann gut verdient. Da der Hof und die Räumlichkeiten vorhanden sind und es nur 4,5 ha Land sind war mir das das naheliegenste. Der Hofladen soll auch ein grösseres Spektrum an Naturkost und Zukaufware anderer Höfe beeinhalten.

Die Lage ist nicht so schlecht, wir liegen genau an der Landstrasse zwischen Perleberg und Parchim, sprich ich würde mirauch erhoffen durchfahrende Reisende anszusprechen. Im Sommer wird hier ein Heidelbeerfeld einen km weiter sehr gut besucht, ein Dorf weiter gibt es ein Hofcafe, so könnte man gegenseitig Werbung machen.

Gruss janine

Offline Mirjam

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Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #4 am: 31.05.05, 20:17 »

Hallo,

neben der Marktanalyse würd ich mich in jedem Fall mit einem Steuerberater zusammensetzen, in der letzten top-agrar war ein Bericht über neue Grenzen bei Zukaufsprodukten in der Direktvermarktung und den Auswirkungen auf den Hauptbetrieb... das ganze finde ich recht diffiziel (nicht das der Hauptbetrieb dann mit dem Hofladen gewerblich wird! oder die Nutzung des Betriebsteiles gewerblich dann Probleme macht, oder ein extra Abschluss = extra Kosten notwendig werden..).

Ich bin mir sicher, dass es zu diesem Thema extra Seminare oder Bücher gibt und gaaanz viele bundesländer-unterschiedliche Bedingungen/Auflagen ... ???

viele Grüsse

Mirjam
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

SHierling

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Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #5 am: 31.05.05, 21:11 »
PS: vieles steht auch schon unter "Existenzgründung" - hier im Forum und beim BMWI, und
wenn Du arbeitslos gemeldet bist mach doch ruhig ein Existenzgründerseminar in Perleberg mit, die vom CJD sind ganz gut.

Brigitta

mone71

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Ich möchte einen Hofladen eröffnen
« Antwort #6 am: 22.06.05, 20:30 »
 hallo! also ich bin komplett neuhier,und habe erstmal bischen angst zu schreiben.mein problem liegt darin wir sin und ind ein dorf mit 2000 einwohner und haben keinen laden!o.k. 2km ist neukauf,aber wir haben so viele alte menschen die kein auto geschweige den fahrrad fahren können.auf unseren hof befindet sich ein kleines häuschen ,was ich gern als hofladen umbauen würde was muss ich beachten wenn ich so etwas aufmachen möchte( finanzamt, steuer, ordnungsamt usw.) dazu kommt noch das wir halt keinen eigenen hof haben ,aber unser nachbar der einen bauernhof hat könnte uns beliefern. dazu kommt noch das ich köchin  und selbstgemacht marmelade, eingekochtes, selber brot backen usw.verkaufen würde nur wie stelle ich das alles an?ich habe angst das ich damit voll auf die nasen falle. bitte helft mir,vielen dank

Chena

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Ich bin momentan an der Planung zum Aufbau eines Hofladens mit Direktvermarktung Fleisch, Eiern etc. und komme teilweise ganz schön ins Schwitzen  ;)
Es wäre schön, wenn Ihr mich an Eurem Erfahrungsschatz teilhaben lassen könntet, deshalb:

welche Fehler habt Ihr anfangs gemacht, bzw. was würdet Ihr niemals wieder so tun?
Was hat sich bewährt, bzw. würdet Ihr wieder so  machen?

Ich meine damit den Hofladen als Gesamtheit, nicht nur Produkte sondern auch Werbung, Inneneinrichtung usw.

 :)

Offline jägerin

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Hallo Chena,
 
willkommen im Club...
 Ja also...
 Was ich jetzt neu oder anders bräuchte...mehr Platz!! V. a. auch für Aktionsflächen...zum etwas besonders herausstellen, zuerst denkst Du da ist locker für alles Platz ...jetzt ists vollgestopft. 8)
Dann unbedingt den Austausch mit andren suchen, um Betriebsblindheit vorzubeugen.

Und was ich noch wichtig finde: feste ÖffnungsZeiten ohne Ausnahmen...

 Ich denke weiter drüber nach, heut mittag beim verkaufen ;)
 Wollte nur deine Frage nicht so unbeantwortet ewig  im Raum stehen lassen...

Bei uns ists allerdings kein Einzel- Hofladen sondern ein GemeinschaftsLaden - das würd ich wieder so machen- obwohls in Kooperationen immer mal kracht ::)

Gerda
Es grüßt Euch Gerda!

Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.  (Mahatma Gandhi)

Chena

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Hallo Gerda,

Danke für Deine Antworten :)

Gegen einen Kooperations-Laden hätte ich nichts, allerdings glaube ich nicht, dass sowas hier in der Gegend möglich wäre...ich hab vor kurzem versucht alle Naturland-Höfe in der Gegend für eine gemeinsame Aktion zusammenzutrommeln...Reaktion war gleich Null

Aber Danke für Deine Anregungen...

Offline Vöglein

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 Ich denke weiter drüber nach, heut mittag beim verkaufen ;)


Hallo jägerin,

mich würde einmal interessieren, wie du zu Kunden kommst oder gekommen bist.  :D
Wenn ich deine tollen Gestecke sehe......welche Käufer findest du dafür, denn so wie ich
gelesen habe, befindest du dich in Einzelhoflage.....und welchen Preis sind sie bereit zu kaufen..Ich verkaufe ja Sonnenblumen, und finde
es sehr schwer die an den Mann zu bringen, wo hier im ländlichen Bereich jeder einen Garten hat, da muß man
schon wieder richtig günstig sein im Preis ::)

Will eventuell an meiner Verkaufsstelle hinterm Stall das Kürbisangebot ein bischen erweitern.........
.......mir fehlt noch ein bischen der Mut, wenn ich auf meinen Teilen sitzenbleibe, denn ich werde
dann zukaufen müssen......was mit Kosten verbunden wäre.

Grüße Andrea
Liebe Grüße Andrea Maria

...man muss das Glück unterwegs suchen, nicht am Ziel, da ist die Reise
zu Ende !

Offline Gunilla

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Hallo,
wir haben nur einen ganz kleinen Hofladen für unsere Eier und Dosenwurst, immer offen da Selbstbedienung.
Anfangs hatten wir auch vor mehr direkt zu vermarkten, bei den Auflagen für Frischfleisch ect. haben wir es dann aber doch gelassen.
Ein großer Hofladen im Nachbarort hat jetzt zu gemacht.
Jetzt vermarkten wir zwei, drei Absetzer (wir haben Mutterkühe) im Herbst direkt.
Ich bin ehrlich gesagt ganz froh, daß wir es relativ klein gehalten haben mit inzwischen drei Kindern.
Der Erfolg hat aber bestimmt auch was mit der jeweiligen Gegend zu tun.
Liebe Grüße Kerstin

agromind

  • Gast
Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #12 am: 13.09.05, 13:59 »
Hallo Mone71,

erstmal die Definition von Direktvermarktung:
Unter landwirtschaftlicher Direktvermarktung wird die unmittelbare Abgabe landwirtschaftlicher Produkte durch den Erzeuger auf dem Hof,
auf dem Markt, an der Tür oder über eigene Läden an den Verbraucher verstanden.
Das heisst also, dass du auf jeden Fall nicht unter die typische Direktvermarktung fällst, also auf jeden Fall gewerblich bist. Durch die Produktion von Brot, musst du dich eigentlich in der Handwerksrolle eintragen lassen.Dieser Link hilft dir beim rechtlichen sicherlich weiter. http://www.landwirtschaft.bayern.de/markt/regionale_direkt_vermarktung/11797/linkurl_0_2.pdf

Ein Existenzgründer-Seminar, wie es fast in jeder Stadt angeboten wird, ist sicherlich auch sehr von Vorteil. Zudem ist es wichtig, eine ausführliche Marktanalyse zu erstellen, da du dein Potential schon abschätzen können solltest.

Liebe Grüße Marion

agromind

  • Gast
Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #13 am: 06.02.06, 12:53 »
Hallo Valerie,

den esten Tipp den ich dir geben möchte ist auf jeden Fall nicht blind ausprobieren. Insbesondere deshalb nicht, da es bei Euch in der Region schon Hofläden gibt.

Das Thema Marktanalyse ist eines meiner Lieblingsgebiete, da ich sogar meine Diplomarbeit zu diesem Thema im LEH geschrieben habe.

Was ist ein Standort?
„Allgemein gesehen handelt es sich bei einem Standort um jenen geografischen Ort, an dem die Unternehmung zum Zweck der Erreichung ihrer Ziele Produktionsfaktoren kombiniert“. Ob ein Standort gut oder Schlecht ist hängt von den sogenannten Standortfaktoren ab. Diese Umweltgegebenheiten beeinflussen den Geschäftsgang einer Einkaufsstätte positv oder negativ. Die wichtigsten Faktoren für den Lebensmitteleinzelhandel sind:

-   Kaufkraft- und Kundenstruktur im relevanten Marktgebiet
-   Einzugsgebiet
-   Aspekte des Kaufverhaltens
-   Örtliche Konkurrenzverhältnisse
-   Passantenfrequenz und Imageträchtigkeit eines Ortes
-   Infrastruktur und Verkehrsverhältnisse
-   Kapitalverfügbarkeit
-   Rechtliche Rahmenbedingungen
-   Stadtmarketing
-   Standortanforderungen

Jede große Handelskette deifiniert seine eingen Standortanforderungen. Diese schauen bei Aldi und Lidl z. B. Folgendermaßen aus:

ALDI-SÜD   
Grundstücke: ab 1.000 m²,         
Ladenflächen: ab 1000 m² im EG,
Parkplatzangebot   
Einzugsgebiet: ab 15.000 Einwohner 

LIDL (LIDL 2004)   
Vkf: 3.000 - 10.000 m² ,
in guten Verkehrslagen auch 600 - 1.200 m² Nutzfläche
Parkplätze: ebenerdig, 80 - 140 m²    
Einzugsgebiet: Orte ab 5.000 Einwohner

Dies ist z. B. ein Grund warum Aldi den Standort nicht will, Lidl aber schon.


Marktanalyse
Die Marktanalyse ist im Gegensatz zur Marktbeobachtung nur eine kurzfristige Darstellung der Marktsituation.


Zur Marktanalyse gehören insbesondere:
1. Marktvolumen (gesamte Nachfrage innerhalb eines Marktpotentials) und Marktentwicklung (Wachsen, Stagnieren, Schrumpfen)

2. Marktstrukturierung nach Teilmärkten
- Nach Regionen
- Nach Produktgruppen
- Nach Kundentypen
Nach Vertriebskanälen

3. Konkurrenzanalyse (Direktvermarktung und gesamter Lebensmittelbereich)

4. Potenzielle Substitutionsprodukte

Ein paar typische Fragen, die man vor Errichtung eines Hofladen beantworten sollte:

Demographie:
- Pro Kopf Verbrauch Welche Mengen der angebotenen Erzeugnisse werden im Durchschnitt pro Person und Jahr verbraucht?
- Einwohnerzahl: Wie viele Personen wohnen im potentiellen Einzugsbereich, der erreicht werden kann?
- Bevölkerungsstruktur: Handelt es sich um ein städtisches oder ein ländliches Gebiet? Wie groß ist die durchschnittliche Familie? Handelt es sich um Alleinverdiener oder um Doppelverdiensthaushalte?
- Einkommen: Wie hoch sind die durchschnittlichen Familieneinkommen? Welcher Anteil des Einkommens wird für Nahrungsmittel durchschnittlich ausgegeben?
- Zielgruppe: Welche Personengruppen sollen erreicht werden? Welche Produkte sollen dieser Zielgruppe angeboten werden?
- Einkaufsgewohnheiten: Kaufen die Kunden mehrmals pro Woche ein oder einmal pro Woche größere Mengen? Achten die Kunden ausschließlich auf den Preis oder sind sie eher qualitätsbewusst? Besitzen die Kunden Lagermöglichkeiten für ihre Produkte? Legen die Kunden Wert auf die Zustellung oder sind sie bereit, zum Hof zu kommen?
Produktdifferenzierung:   
 - Unterscheiden sich die Produkte von deren anderer Anbieter (Handel, Direktvermarkter) hinsichtlich Art, Qualität und Preis?
 - Bieten die Produkte den Kunden einen speziellen Zusatznutzen, den die Erzeugnisse von Mitbewerbern nicht haben?
 - Wenn nicht, lässt sich ein solcher Zusatznutzen schaffen?
Wettbewerb:
- Welche anderen Einkaufsstätten für Lebensmittel (Lebensmittelgeschäfte, Supermärkte, Wochenmärkte, Bauernmärkte, Feinkostgeschäfte, usw.) liegen im Einzugsgebiet?
- Ist deren Angebot auf die gleichen Zielgruppen ausgerichtet?
- Verkauft ein anderer Direktvermarkter im gleichen Gebiet gleiche oder ähnliche Produkte?
- Zu welchen Preisen?
- Über welchen Absatzweg?
- Bietet er den Kunden spezielle Serviceleistungen?
Absatzweg
- Über welche Absatzwege sollen die Produkte vermarktet werden, damit die kunden besonders angesprochen werden?
- Ist es notwendig, mehrere Absatzwege gleichzeitig zu nutzen?

Ich hoffe du und die BT-Lerinnen haben dafür Verständnis, dass ich meine genaue Methodik und Wichtungsfaktoren nicht im Forum preisgeben möchte, da ich an der Systematik sehr lange gearbeitet habe und meine Brötchen damit verdienen muss.

Liebe Grüße

Marion


« Letzte Änderung: 06.02.06, 12:59 von agromind »

Kai Schleyerbach

  • Gast
Re: Hofladengründung, wie war es bei Euch?
« Antwort #14 am: 06.02.06, 14:46 »
Hallo Marion,

sehr gute Zusammenstellung, damit hast du dich schon sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Aber selbst wenn du noch die Methodik hinzugeben würdest, als Existenzgründer bekommt man das nicht selbst auf diesem Niveau hin. Es empfiehlt sich wirklich, dazu einen Dienstleister heranzuziehen. Aus folgenden Gründen:
  • Er hat Erfahrungen aus vielen Standortanalysen. Die haben neben der Methodik, die einzelnen Standortfaktoren zu gewichten, einen entscheidenden Einfluß auf das abschließende Ergebnis.
  • Es macht sich auch aus Sicht der Bank gut, wenn man externes Know How hinzuzieht. Ein positives Gutachten vom Berater zieht mehr als "ich hab das selber ausgerechnet".
  • Das Gutachten ist letztlich eine Art Versicherung. Es kann ja auch eine negative Empfehlung dabei rauskommen und dann hat es euch vor einen finanziellen Abenteuer bewahrt.
Seriöse Berater sagen euch vorher in einem Angebot, was sie genau für Leistungen erbringen und was der Spaß kostet und nennen Referenzen. Sie sollten eine solche Analyse immer mit einem Aufenthalt vor Ort bearbeiten und ggf. ihre Ergebnisse so aufbereiten, dass ihre Leistungen z.B. im Rahmen von Existenzgründungsberatungen bezuschußt werden können.

Viele Grüße

Kai Schleyerbach (www.pm-agribusiness.de)
« Letzte Änderung: 06.02.06, 14:48 von Kai Schleyerbach »