Autor Thema: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw  (Gelesen 7906 mal)

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Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« am: 07.03.19, 20:24 »
Dieses Jahr nehme ich Euch mit auf die Kanaren und zeige Euch meine dilettantisch fotografierten Bilder von Teneriffa und von unserem Tagesausflug nach La Gomera.



Leider hat nach 2 Tagen mein Fotoapperat aufgegeben und da musste das Handy dann reichen. Aber ich winke mal dezent zu Tina, die hat sicher bessere Fotos im Fundus und zeigt sie uns vielleicht später auch einmal ;)

Ausserdem wollt Ihr ja nicht meine Fotos gucken, sondern die Geschichten lesen, die dazu gehören.


Ein Ausflug in die Geschichte:

Die Ureinwohner der Kanaren heißen Guanchen (ich hoffe, ich hab das richtig geschrieben). Sie stammen von den Berbern ab, die ihrerseits bekanntlich im nördlichen Afrika beheimatet sind. Irgendwie sind diese Berber also über die See gefahren und auf den Inseln gelandet. Vermutlich wurden sie von den Römern dort hin verschleppt, denn die waren auch da. Evtl. waren auch Phönizier da. Die ehemaligen Berber lebten von Viehzucht, etwas Ackerbau und Fischfang, den sie von Land aus betrieben. Jede der Inseln hat ihre eigenen Gebräuche gehabt und ihre eigene Sprache.

Dann kamen die Spanier! Wie deren Besiedlungstaktiken aussehen, wissen wir aus dem Geschichtsunterricht und auch davon, dass ihnen ortsansässige Völker in den Ländern, die sie "entdeckten" reichlich im Weg waren. So auch auf Teneriffa. Die Guanchen wurden bekämpft (nicht ohne Gegenwehr), unterdrückt und als Arbeiter eingesetzt. Die Eroberung Teneriffas durch die Spanier dauerte 4 Jahre. Irgendwann verbrüderte man sich dann mit ihnen und im Schmelztiegel der Völker gingen die Guanchen unter. Inzwischen mischten auch Bewohner anderer Länder mit, die sich auf der Insel nieder ließen, um Handel zu treiben. Die Guanchen haben ihren Toten mumifiziert, daher ist ihre DNA erhalten geblieben und konnte in der Bevölkerung von Teneriffa nachgewiesen werden. Irgendwie haben sie also doch überlebt.

Was fanden die Spanier so reizvoll an den Kanaren? Hauptsächlich bildeten sie eine letzte Station zum Proviantaufnehmen auf der langen Reise über den Atlantik. Aber als Hauptgrund brauchte man erst einmal eine Möglichkeit zum Anbau von Zuckerrohr, denn Zucker war heißbegehrt und teuer.

Nach der Entdeckung Amerikas konnte dort Zuckerrohr wesentlich günstiger angebaut werden, also verlagerte man die Zuckerproduktion von den Inseln weg.

Nach dem Zuckerrohr kam der Weinanbau. Dann kamen die Kakteen und heute sind es hauptsächlich Bananen, die angebaut werden.
« Letzte Änderung: 07.03.19, 22:11 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #1 am: 07.03.19, 20:45 »
Bananenanbau konnten wir in der Nähe von Puerto de La Cruz  auf der "Finca El Patio" anschauen, die auch noch anderes Obst und Gemüse anbauen. Der Schwerpunkt liegt aber auf den Bananen.
Insgesamt werden knapp 20.000 qm bewirtschaft, seit jetzt 8 Jahren nach Biorichtlinien. Die Finca ist seit Generationen in der Familie, anfangs baute man Wein an und betreute auch schon erste Urlauber.

Eine Bananenpflanze stirbt nach der Ernte der Bananen ab, sie lebt ca. 20 Monate. Aber aus ihren Wurzeln bilden sich neue Triebe, von denen 1-2 weitergenutzt werden, an Ort und Stelle. Leider hat der Bananenanbau auf Teneriffa mit dem Rüsselkäfer zu kämpfen, der im Boden lebt und so versucht man, mit den Bananenpflanzen zu wandern. Wichtig ist, den Boden gesund zu erhalten. Der Mist der 400 eigenen Hühner wird verflüssigt und mit der Jauche werden die Felder gedüngt. Das Haus verfügt über eine Kleinkläranlage für das Brauchwasser. Mit dem geklärten Wasser werden dann die Bananen gewässert. Bananen passen eigentlich nicht in das Klima der Insel, dort ist es viel zu trocken, sie mögen lieber feuchtwarmes Klima.
Die Produkte der Finca werden direkt vermarktet. 6 Eier kosten 3 Euro. Käfighaltung ist in Spanien noch erlaubt, auf der Finca nicht, wegen Bio.
Die Umstellung auf Bio hat sich für den Betrieb rentiert, sie verkaufen ihre Bananen zu einem konstanten Preis von 1 Euro/kg, die konventionellen Bananen schwanken im Preis.
Die Finca hat 2-6 feste Angestellte, je nach Saison und Arbeitsanfall.
Wenn der Boden gut gepflegt wird, braucht eine Biobanae zwischen 12 und 14 Liter Wasser pro Pflanze, die konventionellen brauchen bis zu 20 l.
Das Wasser auf Teneriffa kommt zu 80% als Grundwasser, welches in den Lorbeer- und Kiefernwäldern gewonnen wird und zu 20% aus der Meerwasserentsalzung.
 


Die Finca vermarktet ihre Bananen ausschließlich auf der Insel.

Bananen von Teneriffa sind - wie die von Madeira - nur auf den Inseln und auf dem spanischen Festland zu bekommen und in der Schweiz. Für das restliche Europa werden die Bananen aus Übersee eingeführt, weil die eher der Norm und den Kundenwünschen entsprechen. Teneriffabananen sind kleiner und etwas intensiver im Geschmack.
« Letzte Änderung: 07.03.19, 20:59 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #2 am: 07.03.19, 20:57 »
Überall auf der Insel sieht man die "Mickymausohren-Kakteen". Man hat sie aus Mexiko eingeführt und regelrecht auf Farmen angebaut. Warum? Wegen ihrer Läuse!

Die Läuse werden abgesammelt, dann getrocknet und zerrieben. Dabei entsteht ein roter Farbstoff mit dem man so ziemlich alles rot einfärben konnte, was man so rot haben wollte: Stoffe und Marmeladen beispielsweise. Dieser Farbstoff hat sogar eine E-Nr., nämlich die E120 und es handelt sich um Karminsäure. Heutzutage wird er synthetisch hergestellt, weil das billiger ist. Die Kakteen sind der Insel aber erhalten geblieben.





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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #3 am: 07.03.19, 21:10 »
Icod de los Vinos ist nach der Bananenfinca die 2. Station unserer Rundreise durch den Nordwesten der Insel.

Dort steht der berühmte 1000jährige Drachenbaum.

Drachenbäume sind etwas ganz besonderes. Sie wachsen ganz gerade und die Blätter kommen direkt oben aus dem Stamm. Zwischen 10 und 15 Jahre Wachstumszeit blühen sie. Danach verzweigt sich der Stamm in wenige Einzeltriebe und treibt neue Blätter. Wieder 10-15 Jahre fängt der Baum wieder an zu blühen und verzweigt sich wieder. Irgendwann ist dann ein Gewirr an Ästen zu sehen.
 
Rechts sieht man einen jungen Baum, links und in der Mitte etwas ältere mit Verzweigungen.


Die Krone des (errechneten) 1000 jährigen Baumes ist so dicht, dass sie von innen schimmelte, weil keine Luft an die Äste kam. Also hat man dort einen Ventilator installiert, der die Baumkrone von innen belüftet. So sehr wir auch geschaut haben, wir haben ihn nicht gefunden, nur einige Äste, die gestützt werden mussten.




Den Namen Drachenbaum verdanken wir der griechischen Mythologie. Eine der Aufgaben des Herakles war, goldene Äpfel im Garten der Hesperiden zu pflücken. Diese besonderen Apfelbäume werden vom Drachen Ladon bewacht. Der hat 2, 3 oder auch 100 Köpfe, da sagt jeder Erzähler etwas anderes. Jedenfalls erschlägt Herakles den Drachen und aus dessen Blut wuchs dann ein Baum. Tatsächlich hat der Drachenbaum einen Saft, der erst weißlich ist und durch Kontakt mit Sauerstoff rot wird - also Drachenblut.
« Letzte Änderung: 08.03.19, 10:01 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #4 am: 07.03.19, 21:43 »
Wein wird natürlich auch noch angebaut auf Teneriffa, aber eher zum Eigenverzehr.

Wir haben erst ein Weinmuseum angeschaut, das in einem uralten Gebäude untergebracht ist. Dort gibt es eine herrlich geschnitzte Decke, deren Schönheit auf meinem Foto leider gar nicht wirklich herauskommt. Aber Du hast bei so einem vollen Programm, wie wir es hatten, auch nicht wirklich Zeit, um in Ruhe zu fotografieren und mit Kameraeinstellungen zu experimentieren. Das Holz für diese Decke ist kanarische Kiefer.

Die "Casa del Vino"




Wein wird seit 1492 auf der Insel angebaut, die Spanier haben ihn mitgebracht. Die Weinsorten kommen aus allen möglichen Mittelmeeranbaugebieten. Ca 8000 ha Wein werden auf Teneriffa angebaut. Der Weinanbau ist für die Insel sehr wichtig als Erosionsschutz. Die Begrünung des Bodens verhindert ein Austrocknen.
Die Anbaumethoden sind traditionell als Spalier oder auch als Weinlaube angelegt. Spaliere können abgebaut oder umgelegt werden, um in der Pflanzenruhezeit zwischen den Reihen Kartoffeln anzupflanzen.  Die Kartoffel wird dann im Februar geerntet und die Weinreben treiben im März wieder aus.
Es werden rel. viele weiße Trauben angebaut. Die bekannteste Sorte ist der als Likörwein bekannte Malvasier, den schon Shakespeare mochte.
Es gibt mehr private Winzer, als genossenschaftlich organisierte.

Auf Teneriffa haben viele alte Rebsorten überleben können, da die Reblaus auf der Insel keine Rolle spielt, die auf dem Festland ettliche Sorten zerstört hat. Es gibt 5 Anbaugebiete auf der Insel. Das Gebiet im Süden liegt auf 1700 m Höhe und ist das höchstgelegenste Anbaugebiet Europas.


So sagt man uns im Museum, während wir 4 Sorten Wein verkosten dürfen. Morgens um 10 Uhr! Und nicht so kleine Schnapsgläschen, wie man sie in Deutschland bekäme. Nein, die Gläser waren schon gut voll. Nebenbei gibt es Ziegenkäse auf Zwieback zum Probieren.

Die Weinlese findet ab Juli bis Oktober statt. Am 30. November startet dann das große Andreasfest, zu dem die neuen Weine geöffnet und probiert werden.

Weingut in der Nähe von La Laguna
Hier haben unsere Männer eher den Flughafer im "Beet" angeschaut, als der Erklärung zum Rebenanbau zugehört. Man war sich einig, dieses Feld hätte man nicht zeigen mögen.


Sie bauen 7 von den ganz alten Rebsorten an, auf vielen kleinen Feldern. Wie viel Fläche man insgesamt hat, wollte man uns nicht sagen. Sie kaufen aber noch Trauben dazu und produzieren 30.000 - 40.000 Liter pro Jahr. Damit sind sie mit 3 festen AK plus Saisonkräften während der Lese ein mittelgroßer Betrieb, der seinen Wein nur auf der Insel vermarktet.

Aber der Wein in der Verkostung, diesmal am Nachmittag, war gut und ein Rezept für rote Mojo-Soße haben wir auch bekommen. Das ist aber ein anderes Thema ;)



Die Bodega Alvaro in Tacoronte haben wir dann am letzten Tag besucht. Da gab es Wein ganz ohne Erklärung, aber dafür recht viel. Interessant hier war eindeutig das Ambiente, der Großvater hat Weinflaschen gesammelt. Im Gastraum mit ca 100 Sitzplätzen, waren ALLE Wände mit Flaschen vollgestellt.
« Letzte Änderung: 08.03.19, 11:25 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #5 am: 07.03.19, 22:26 »
Jetzt erst mal was fürs Auge: schöne Blumen.









Ohne Foto: Kanarischer Riesenlöwenzahn, der wird schon mal 2 m hoch.
« Letzte Änderung: 08.03.19, 12:29 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #6 am: 07.03.19, 22:46 »
Wir fahren ins Teno-Gebirge in den Ort Masca.

Masca ist ganz klein und besteht aus eigentlich 3 Siedlungen, die auf verschiedenen Terassen angelegt sind. Ein Bergdorf, wie es im Buche steht und die Fahrt dorthin ist abenteuerlich, besonders, wenn man mit dem Bus dort hin will. Nicht ohne Grund können dort nur die kleinen Reisebusse mit 35 Plätzen hinfahren.
Wir starten von Puerto de La Cruz, wo unser Hotel steht, und fahren nach Santiago del Teide, dort müssen wir abbiegen. Schon die Fahrt nach Santiago ist atemberaubend. Und dann kommt Serpentine nach Serpentine auf enger Strasse mit Gegenverkehr. Aber irgendwie klappt das und wir klettern den Berg hoch und auf der anderen Seite in die Masca-Schlucht wieder herunter. Dort gibt es Mittagessen in einem kleinen Restaurant auf der Sonnenterasse. Einigen ist der Appetit aber vergangen.
 

Blick von der Terasse den Berg hoch. Ja, da oben irgendwo sind wir mit dem Bus herumgekurvt.


Aussicht:






Wenn man die Linie der gelben Steine verfolgt, weiß man, wo die Strasse verläuft.


Der Blickwinkel täuscht, hinter der Steinbregrenzung geht es tief nach unten.


Wenn man gut hineingekommen ist ins Mascatal muss man auch wieder heraus. Fliegen geht ja nicht. Also wieder abenteuerliche Kurven bergauf und auf der anderen Seite bergab. Es waren alle froh, wieder heile unten angekommen zu sein.

Die Busfahrern können fahren! Aber richtig gut. Chapeau!
« Letzte Änderung: 08.03.19, 10:20 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #7 am: 07.03.19, 23:03 »
Wir fahren wieder über das Tenogebirge durch Santiage del Teide nach Chio.

Dorthin ist vor über 30 Jahren der Herr Waigl aus Österreich vom Bodensee ausgewandert. Er betreibt dort eine Rosenfinca und zeigt uns seine Gewächshäuser. Ursprünglich wollte er ja "nur" seinen eigenen Blumenladen zu Hause mit Rosen beliefern. Den hat jetzt der Bruder übernommen. Die Rosen für Europa kommen heute aus Equador und auf Teneriffa werden statt dessen Chrysanthemen, Lilien, Statice und Nelken angebaut. Und Rosen natürlich auch noch. Einige Strelitzien finden sich auch, aber die nach Deutschland zu exportieren ist teuer, weil sie extrem frostempfindlich sind und der Transport sehr aufwändig ist.

Inzwischen werden auf 42000 qm Blumen angebaut. In der Hoch-Zeit der Rosen wurden mit Kollegen insgesamt 300.000 qm Rosen gebaut, die Kollegen haben aber den Absprung nicht geschafft. Blumen brauchen guten Boden und gute Wasserqualität. Durch den höheren ph-Gehalt des Wassers sind die Blumen nicht so mehltauanfällig. Wenn er doch mal auftritt, wird mit Essig behandelt. Ausserdem werden im biologischen Pflanzenschutz Nützlinge eingesetzt. Die Nährstoffversorgung ist über die Bewässerungsanlage geregelt.
15 festangestellt AK betreuen die Pflanzen und beliefern mit 3 Fahrzeugen ganzjährig Blumenläden auf der ganzen Insel.

Die vorgezogenen Chrysanthemen kommen von Gran Canaria.








Nelken werden wieder vermehrt angebaut, kommen ja so langsam wieder in Mode, nachdem sie eine Zeit lang gar nicht gehandelt wurden. Die Nelken in verschiedenen Sorten stehen in Hydrokultur und bekommen der Einfachheit halber alle die gleiche Nährstofflösung. Das Wasser, was "über" ist, wird gereinigt und wiederverwendet. Die Pflanzen bleiben 6 Jahre stehen.
 


Alle Blumen stehen, wie ein großer Teil der Bananen der Insel auch, unter Windschutznetzen. Das sieht nicht schön aus, aber die Blätter müssen vor Wind geschützt werden. Für Bananen werden werden oft sogar Folien eingesetzt, um Kleinklimazonen zu schaffen. Auch Gemüse wird von Familie Waigl in kleinem Umfang unter den Netzen angebaut.
« Letzte Änderung: 07.03.19, 23:09 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #8 am: 07.03.19, 23:37 »
Die nächste Station an diesem Tag ist die Ziegenfarm mit angeschlossener Käserei Motesdeoca in Tijoco Alto. Ziegenkäse wird sehr viel auf der Insel gegessen und der Käse dort ist wirklich mehr als lecker.


Leider hab ich hier keine Bilder, mein Mann sollte fotografieren und hat dafür gefilmt. Das wird aber zu kompliziert, um es hier zu zeigen.

Der Betrieb ist vor ca. 20 Jahren von La Palma gekommen und hält 1200 Milchziegen insgesamt. Eingesetzt werden 2 der 5 kanarischen Ziegenrassen, die halt optimal ans Klima angepasst sind. Futter wird komplett vom Festland importiert. Der Betrieb lag erst an der Küste und einige Ziegen sind auch freigelaufen, aber dann haben sich die Hotels beschwert, also zog man nach oben in die Berge. Auch hier wollten die Nachbarn keine freilaufenden Ziegen, daher hat man jetzt mehrere Gruppen in Pferchen.

Die besten Bocklämmer werden für die Zucht behalten, dafür braucht man 18 Stück. Der Rest wird in die Mast verklauft.
Die Ziegen können 7 - 10 Jahre alt werden, bleiben in dem Betrieb aber nur 3 Laktationen. Pro Ziege gibt es 3 l Milch pro Tag, gemolken wird einmal. Die Laktation dauert 210 Tage, die Milch hat ca. 4 % Fettgehalt.

Die Dame, die uns da alles erklärte, war wegen der genauen Nachfrage schwer irritiert, sie gab nur so allgemeine Antworten, aber wir waren hartnäckig und die Reiseleiterin hat brav alles übersetzt und ihr dann auch verraten, dass wir sozusagen Fachpublikum waren. Da kamen dann genauere Antworten.

Sie halten 4 Melkgruppen nach Leistung ohne Einzeltiererkennung. Die Gruppeneinteilung macht der Opa nach Augenmaß und Gefühl, ebenso die Auswahl der Zuchttiere. Die Deckzeiten sind flexibel. Die Lämmer bleiben 2 Tage bei der Mutter, ehe sie zu ihrem Schutz auch getrennt werden können und dann mit Flasche gefüttert werden. Gesunde Lämmer dürfen auch länger bleiben, die Mutter wird trotzdem schon gemolken. Da bin ich mir aber nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe, weil die Dame, wie gesagt, erst sehr vage geantwortet hat. Trockengestellt wird nicht wirklich, die meisten Tiere werden durchgemolken. Zwillinge und Drillinge sind normal. Gemolken wird im 2*24 Side-by-side-Melkstand mit Kraftfutterstation und Mengenerfassung.

Man stellt in der Molkerei verschieden Käse in unterschiedlichen Reifegraden her, dazu Quark, Butter und Joghurt. Letzterer ist oberlecker, auch die Butter war der Hammer. Leider ließen die Temperaturen einen Einkauf nicht wirklich zu, der Käse wäre uns im Bus sonst wohin gelaufen.

800 - 900 l Milch pro Tag werden verarbeitet. Lab wird syntetisches eingesetzt.

Vermarktet wird auf den großen Inseln.

Man arbeitet mit 4-5 Familien-AK, je nach dem wie stark man den Opa mit einrechnet. Ausserdem sind ca. 20 Angestellte da, wenn ich das richtig verstanden habe.




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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #9 am: 07.03.19, 23:48 »
Mittagspause in Los Christianos am Strand. Da merkt man, dass man auf der heißen Südseite der Insel ist. Dort ist es deutlich wärmer als im Norden, die Vegetation ist ganz anders und viel mehr Touristen laufen dort auch herum.

Teneriffa hat 6 Millionen Touristen pro Jahr. 1 davon besucht den Norden, die anderen 5 braten bei 300 Sonnentag am Strand.

Von den Temperaturen her hätte ich mich am liebsten zu den Sonnenanbetern gelegt und auch mal ein Bad gewagt. Nur mit der Umzieherei da am Strand ist das so umständlich und die Zeit reichte auch nicht wirklich. So bekamen dann nur die Füße etwas von der schönen Abkühlung. Vom Fußbad gibt es kein Bild, da sind auf allen zu viele Leute drauf, muss ja nicht sein.





Der Rückweg nach Puerto de la Cruz führte dann an der Steilküste Los Gigantos vorbei. Eine der höchsten Steilklippen Europas.


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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #10 am: 08.03.19, 10:15 »
Garachico - Kleine Insel

Die Stadt Garachico war zu Zeiten des Weinexports einer der wichtigsten Häfen der Insel. 1706 brach ein Vulkan aus und 2 Lavaströme zerstörten den Hafen und lagerten sich in der Bucht ab. Damit war die Schifffahrt in diesem Teil der Insel dann erledigt. Das Städtchen wurde aber wieder neu aufgebaut.

Blick von den Bergen auf die Stadt und die Bucht mit der kleinen Insel.


Letzter Rest des Hafens, die Puerta de Tierra, die Pforte des Landes


Kirche


Die kleine Insel mit Brandung

« Letzte Änderung: 08.03.19, 10:17 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #11 am: 08.03.19, 10:30 »
Mal wieder Aussicht, vom "Parque La Garanonia" auf 280 m Höhe der Steilküste und wieder tolle Brandung.




« Letzte Änderung: 08.03.19, 10:36 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #12 am: 08.03.19, 10:35 »
La Laguna ist die älteste Stadt Teneriffas und war bis vor 200 Jahren auch die Hauptstadt.

Sie wurde von den Spaniern ganz modern mit Strassen im Schachbrettmuster angelegt, nach Bauregeln der Renaissance. Auf eine Stadtmauer konnte verzichtet werden, weil das Anagagebirge ringsherum eine natürliche Begrenzung bildet und die Stadt eine "Stadt des Friedens" sein sollte.
La Laguna ist seit 20 Jahren Weltkulturerbe der UESCO.
In Südamerika wurden viele Städte, z.B. Lima und Havanna, nach dem Vorbild von La Laguna erbaut.















« Letzte Änderung: 08.03.19, 10:44 von martina »

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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #13 am: 08.03.19, 10:36 »
Die Markthalle von La Laguna

Der größte Teil der Arbeit fällt in den Dienstleistungsberufen rund um den Tourismus an. Die Durchschnittslöhne liegen dort bei 1000 - 1500 Euro netto.
Da immer mehr Wohnungen an der Küste als - teilweise auch schwarz vermietetet - Ferienwohnungen genutzt werden, sind die Mieten dort sprunghaft gestiegen, ca. 800 Euro für eine Durchschnittswohnung muss man zahlen. Daher ziehen sich die Teneriffen (nennt man die überhaupt so ??? ) zum wohnen in die Berge zurück.

Mehrwertsteuer gibt es auf den Inseln nicht, weil fast alle Bedarfsgüter eingeführt werden müssen. Diesel beispielsweise kostet 92 ct der Liter, Autos sind auch günstig. Die Infrastuktur gibt einen guten Öffentlichen Nahverkehr nicht her, nur die größeren Ortschaften sind durch Buslinien verbunden. Daher kommt auch auf jeden Einwohner ein Auto.








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Re: Kanaren - Teneriffa, La Gomera usw
« Antwort #14 am: 08.03.19, 10:53 »
Casa Montanes in La Laguna.

Erbaut 1746 mit 3 Etagen und Zwischenstock ist es ein typisches kanarisches Herrenhaus mit einem tollen Innengarten. Heute wird es für eine Behörde genutzt.







Der König ist aber nicht mehr aktuell.