Betriebliches > Familie und Betrieb unter einem Hut
Können die "Jungen" noch mithalten?
gundi:
Hallo!
Also, ich helfe auch meinem Mann bei manchen Arbeiten ausser Haus,spring auch mal im Stall ein und im Sommer auf der Alm und bei der Heuarbeit gibt es für mich auch genug zu tun.Aber mein Hauptbetägigungsfeld ist doch das Haus und das drumherum.Allerdings hat die frühere Generation dafür nicht soviel Verständnis,den deren Ansicht nach ist man nur eine"tüchtige" Bäuerin wenn man viel außer Haus beim arbeiten ist,denn drinnen sieht dich ja keiner ::) Und da werde ich immer mit meiner Nachbarin verglichen denn die macht wirklich alle Arbeit die bei uns die Männer machen,aber sie hat dadurch auch schon große gesundheitliche Probleme.Ich kann aber auch so nicht über Langeweile klagen ;) wie schon einige hier angeführt haben,hat sich einfach vieles geändert. Vielleicht haben die Leute auf den Höfen früher körperlich schwerer gearbeitet,aber diesem Stress wie heute waren sie auch nicht ausgesetzt,und das kann manchmal noch viel anstrengender sein :-\
ein schönes Wochenende
gundi
MarionMager:
Ich lese häufig in Todesanzeigen Ausdrücke wie"Arbeit war ihr Leben" oder Nie ruhten ihre Hände" etc.
Ich finde das schrecklich. Es erweckt immer das Gefühl, daß es der Verstorbenen nie gedankt wurde, was sie für die anderen getan hat.
Aber genau so sehen sich unsere älteren Generationen. Rackern bis zum Umfallen, unersetzlich sein wollen usw.
Ist das der Sinn des Lebens? Müssen junge Bäuerinnen dabei mithalten?
Daher denke ich, daß wir auch den (Schwieger-)Eltern klar machen müssen, daß dies nicht der Fall ist. Ich scheue keine Art von Arbeit und kann mich auch darüber freuen, was ich alles leiste - aber es muß auch noch was anderes geben.
Allerdings: Ich habe vor fast 15 Jahren in den Betrieb eingeheiratet und sowohl Schwiegereltern als auch mein Mann betrachten diese Einstellung als weltfremd. Führt mit zunehmendem Alter aller Beteiligten immer häufiger zu Schwierigkeiten...
Viele Grüße Manni
mary:
Vom Alter her bin ich in der Mitte, habe es erlebt, dass ich diese viele Arbeit,die meine Mutter und Schwiegermutter geleistet haben, niemals errichen kann und will.
Aber sie sind so erzogen worden und in eine Zeit hineingewachsen, wo eigene Bedürfnisse keinen Platz hatten, das einzige was zählte, war Arbeit und Leistung.
Ich musste selbst erst sehr krank werden um zu lernen, dass im Leben auch eigene Wünsche, Träume Bedürfnisse ihren Platz und Raum brauchen.
Aber was mir momentan ein wenig Sorge macht, die Bilder und Vorstellungen, die in der heutigen Zeit in den Köpfen geweckt werden, die sind noch unmenschlicher als die meiner Vorgeneration.
Als Frau ist eine berufliche Tätigkeit neben der Familie eine Selbstverständlichkeit, Kinder, Familie, Partnerschaft, das gepflegte Haus, die gepflegte und kultivierte Frau, die ausserdem noch nebenher in Ehrenämtern ihre Belange einbringt-
beim Mann: selbstverändlich ist er sehr erfolgreich, hat einen anspruchvollen Beruf oder einen grossen Bauernhof, bzw. macht beides, seine Managementfähigkeiten bringen alles zu einem guten Erfolg, er ist ein harter Verhandlungspartner und knallharter Kalkulierer, aber auch ein fürsorglicher und liebevoller Vater und Ehemann, hilft im Haushalt mit und übernimmt selbstverständlich einen Grossteil der Kindererziehung.
Dass er sich auch handwerklich helfen kann- macht die Baumarktwerbung geltend.
Mich wundert es nicht, wenn heute junge Menschen keine Lust mehr auf Familie haben,
bei solchen Bildern würde ich auch die Flucht ergreifen-
die Bilder früherer Zeiten würden mich auch nicht unbedingt locken, aber die heutigen Bilder schrecken mich genauso.
Nur der erfolgreiche, dynamische Mensch zählt, was mir in der letzten zeit wirklich zu denken gibt,
Frauen können wenigstens über diese GEfühle von Überforderung und Leistungszwang noch im Freudeskreis reden, aber Männer würden damit ihr Gesicht verlieren und halten alles hinter Schloss und Riegel verborgen, bis sie zusammenkrachen.
Für mich bricht diese Gesellschaft mit ihren derzeitigen Strukturen über kurz oder lang zusammen.
Hab mich schon oft gefragt, wo lernen Männer auch noch loszulassen, Gefühle zu haben-
mir macht die Überforderung des männl. Teiles der Gesellschaft mehr Sorge, denn diese überforderten sitzen an den Schaltstellen der Macht und diktieren die Welt.
sehr nachdenklich
maria
Alice:
Hallo,
zuerst möchte ich mal ein großes Lob aussprechen für den tollen Start des Themas so was spuckte in meinem Kopf auch schon rum, aber ich wusste nicht, wie ich es starten würde (den thread).
Ich bin eine ganze "Jungbäuerin" auf der ganzen Linie! Und es ist verdammt schwer, weil ich überhaupt nicht aus der LW komme. Überall soll frau alles können, obwohl ich es noch nie gelernt habe wie jemand, der schon immer mitarbeiten mussste. Und dann noch die großen Viecher (Kühe,..), die großen Maschinen,...
Klar kann ich Auto fahren, aber ein großer Traktort ist eben doch was anderes, obwohl man sich mit PKW Erfahrung dann schon etwas leichter tut, aber ohne Hängererfahrung ist es schon schwer mit den ganzen Güllefässern und Wägern etc. zu fahren. Aber das liesse sich vermutlich noch am leichtesten lernen, aber das ist tradtitionell Männerarbeit (ist ja auch nicht ganz leicht die Maschinen anzuhängenetc.).
Meine Schwiegermutti in spe ist der Meinung ich werde alles genauso machen, wie sie es macht. Egal, ob beim wöchentlichen Backmarathon, der Bewirtung der Gäste, dem Putzen, beim Umgang mit den Viechern und auch bei dem dauernden zurückstellen der eigenen Bedürfnisse (Ruhe, was anderes sehen, faul sein...).
Bisher wohne ich deshalb nicht auf dem Hof (außer am WE), aber kurz oder lang sollte ich dann schon wissen, ob ich als Junger mithalten kann - der Hof ist an meinen Freund verpachtet....
Habe schon Angst das alles nicht zu packen, vor allem, weil es gerade bei uns eine sehr große Belastung ist - Knecht, Kühe, Schweine, Gastwirtschaft, Schwiegereltern auf'm Hof, dann ich als studierte mit neuen Ideen...
Ich weiß nicht, ob die Jungen das noch packen können..
Mirjam hat schon recht, dass sich alles geändert hat.
Hatten unsere Mütter und Omis dieselben Chancen wie wir - nein!
Urlaub war früher auch ein Fremdwort und die Arbeit musste getan werden (heute auch noch oft).
Hatten früher nicht eher die Bauern das Sagen und die Bäuerinnen waren gut bedient nix zu sagen oder zu unternehmen?
Auf einem Hof gibt es nun mal keine geregelten Arbeitszeiten oder Feiertage. Was getan werden muss muss getan werden. Fremde Arbeitskräfte müssen auch bezahlt werden, was wiederum schwierig ist...
Der Stellenwert der Hausarbeit ist leider heute auf den Höfen nicht sehr hoch, es zählen nur die dt oder die Anzahl der verkauften Schweine... Aber das man auch saubere Wäsche braucht und für die tägliche Arbeit auch was gescheites zum Essen braucht, ist selbstverständlich.... Und dann auch noch Sache der Frau.
Heute muss so viel erledigt werden:
- Stall
- Felder, Acker, Wiesen
- Einkauf von Ersatzteilen, Dünger etc.
- Einkauf für den Haushalt
- Kindererziehung, deren Termine (Sport)
- Arzttermine
- Termine mit dem Landwirtschaftsamt
- Büroarbeit, die täglich mehr wird
- Haushalt - putzen, waschen, kochen....
- meist auf den Höfen auch die Sorge um die "Alten"
Und das soll frau alles plötzlich können (man auch)!
Ich z.B. habe studiert und kann klar etwas kochen, aber ich habe noch nie regelmäßig für andere gekocht (Schwiegereltern, Fremdarbeiter) und dann plötzlich wird es von mir erwartet. Weiß ja noch nicht einmal, ob meiner das alles isst, weil bei ihm zuhause anders gekocht wird.... Dann die Menge und die Nähe zum Gemecker der Schwiermutti (zu vegetarisch, anders als ich es mache, Männer brauchen Fleisch...).
Vorm Büro habe ich keine allzu große Angst, weil man das alles lw lernen kann, aber das war bisher das Ressort von Schwiegerpapi.... Und wer lässt sich schon gerne in die Karten schauen???
Die Tiere machen mir natürlich auch Sorge, denn selbst wenn ich ab sofort immer mit raus gehe, kriege ich nie so schnell die Erfahrung wie sie alle anderen haben. Da passieren halt dann auch Fehler.... Außerdem fürchte ich mich z.B. wenn die Kühe laut mühen, weil sie noch nix zu fressen bekommen haben und ich alleine im Stall bin...
Außerdem bin ich das körperlich arbeiten nicht gewöhnt - klar man gewöhnt sich an alles, aber das ist alles total neu!!!!!!!!
Ich weiß nicht, ob die Jungen allgemein noch mithalten können, weil von den "Alten" so wahsinnig viel erwartet wird - Frau, die auf den Hof kommt, sollte alles können, nett sein, HW begabt sein, mit den Viechern umgehen können, aber auf keinen Fall neue Ideen mitbringen oder gar den Hof in irgendeinerweise verändern wollen (Wohnung, Beschränkung auf Kühe oder Außenwirtschaft, eigene Küche)....
Ich persönlich finde es tierisch schwer!!!!!!!!!!! Wird total viel verlangt, obwohl auch draussen mehr wie 40 Stunden in der Woche gearbeiten werden muss, weil sonst kommt man zu nix....
Alice
annama:
Mithalten können ?
Muss das sein?
Nein das muss nicht sein .Mein Leben ist das was ich mir daraus gemacht habe .
Bin nun eine Bäuerin im "Unruhestand".Die Weichen für mein zufriedenes Leben habe ich mir in der Jugend durch Lernen , Fleiss und Werte auf gebaut. Es war manchmal sehr schwer als Bäuerin mitten im Ort zu leben, aber der Zusammenhalt und die Toleranz in der Familie haben einen geprägt. Wir haben nie nach rechts oder links geschaut .Die Arbeit mit den Tieren und das Wachsen und Gedeihen auf dem Feld ist doch einfach wunderbar.Deshalb war und bin ich immer mit Leib und Seele eine Bäuerin.
Den Hof haben wir an den Sohn und S.Tochter übertragen ,wir ergänzen uns in vielen Dingen die auf dem Hof anfallen.Damit ich noch meine Beschäftigung habe ,koche ich für die Familie täglich ,es ist schön gemeinsam am Mittagtisch zusitzten.Die Arbeits-u. Flickwäsche und meinen Haushalt halte ich in Ordnung .
Die Schwiegertochter ist für Büro und Kälberaufzucht zuständig .
Jeder hat seinen eigenen Haushalt und Freiraum ,ich finde ohne dies geht es in der heutigen Zeit nicht mehr.
Toleranz muss gelebt werden .Wir alten lernen von den jungen und die jungen können auch von den alten etwas lernen.
"NUR GEMEINSAM SIND WIR STARK"
Jede Generation hat seine eigenen Probleme ,man lebt ,um sie zu lösen! ;)
LG annama
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
[*] Vorherige Sete
Zur normalen Ansicht wechseln