@samira
Mir kommt das so bekannt vor, wir haben nicht zufällig den gleichen SV?
«Nein» sagen kann bei uns unerfreuliche Konsequenzen haben, weil Senior das nicht akzeptieren kann, selber etwas «chnorzt» und in Folge davon mehr kaputtgeht (Maschinen, Werkzeuge, Holztore zu Maschinenhallen etc…) als dass die jeweiligen Aktionen genutzt haben.
@mary
Auch ich verstehe die ältere Generation, bis zu einem gewissen Masse. Und mit der massvollen Übergabe gebe ich dir auch teilweise recht (hier gilt der Ertragswert), das rechtfertigt jedoch nicht eine dauerhafte Einmischung. Dass aber alles nichts mehr wert sein soll, ist meines Erachtens oft eine falsche Empfindung der abtretenden Generation, wenn die Jungen den Betrieb anders weiterführen als bisher.
Als wir vor Jahren einen Laufstall planten und bauten, interpretierte SV das als grösste persönliche Kritik und meinte mehrmals: Habe ich denn alles falsch gemacht?
Dabei hatte der Entscheid doch gar nicht mit ihm zu tun. Der Hauptgrund war, dass sich die Betriebsstrukturen verändert hatten, wir schauten nach vorn, mit Blick auf unsere Jungen, welche damals schon Interesse an der LW zeigten. Ein solcher Schritt ist doch nicht als Kritik an der Vorgängergeneration zu werten, sondern eine ganz normale Weiterentwicklung! Wir haben ihm das immer und immer wieder erklärt.
Göga sagt jeweils, der Betrieb gehört uns nicht ganz, wir durften ihn übernehmen, wie schon vorher sein Vater von seinem Vater, und verwalten ihn einfach so ca. 30 Jahre, und wenn wir Glück haben, dürfen wir ihn einem Jungen weitergeben, und jeder macht nach bestem Wissen und Gewissen das Beste daraus. Das setzt voraus, dass der aktuelle Bewirtschafter während diesen aktiven Jahren auf dem Hof das Sagen hat.
Für mich sind die Grenzen einfach und klar: Wer zahlt, befiehlt.
Je nach Betriebsgrösse ist es hier in der Region oft so, dass der Junior vor der Übernahme schon Voll- oder Teilzeit auf dem Hof mithilft. Er kriegt dafür Lohn, oder es wird bei der Übergabe angerechnet. Entscheide werden im Idealfall zusammen diskutiert, das letzte Wort hat aber ganz klar der Bewirtschafter, Junior muss das akzeptieren.
Wenn dann Junior den Betrieb übernimmt, wechselt man die Seiten, und zahlt evtl. dem Vater noch einen Lohn aus, je nach Mithilfe. Mit den gleichen Regeln darf/muss jetzt der Junior die Entscheidungen fällen, und auch wenn es nicht einfach ist, muss der Senior diese wiederum akzeptieren. Nur, da happert es dann eben, viele können das nicht! Und da ginge es meines Erachtens besser, wenn die Senioren noch eigene Betätigungsfelder haben, was auch immer es ist.
Ein Berufsschullehrer von Göga sagte jeweils: Es ist gut, wenn ihr euren Vater jeweils um seine Meinung fragt, aber machen könnt ihr es dann so, wie ihr es wollt und für richtig haltet.
Vor Jahren stand in einer Landwirtschaftlichen Zeitung ein Artikel mit der Überschrift: «Fussstapfen statt Fussfesseln».
Darin wurde der abtretenden Generation empfohlen, sich mit der Zeit nach der Übergabe zu beschäftigen, sich auf dem Betrieb etwas zurücknehmen und evtl. ein Hobby zuzulegen, und den Übernehmer machen zu lassen. Ihn also in den Fussstapfen weiterlaufen zu lassen, und ihm keine Fussfesseln anziehen, indem man alles Neue kritisiert, alles ausbremst, oder zum Trotz alle Arbeiten anders macht als Junior es wünscht. Man müsse bereit sein, Aufträge vom Sohn entgegenzunehmen und zu dessen Zufriedenheit auszuführen, akzeptieren, dass man nicht mehr Chef sei. Auch der Übernehmer hat es in der heutigen Zeit nicht einfach, er muss seinen Weg selber finden, und da sollten ihm doch nicht noch Steine in den Weg gelegt werden.
Ich bin überzeugt, dass ein zufriedener Senior, der den Jungen nicht dauernd dominieren und regieren will, sehr gerne auf dem Hof weiterarbeiten darf.