Autor Thema: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?  (Gelesen 44974 mal)

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Offline Maja

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #60 am: 03.01.14, 16:57 »
Martina ich habe dich sehr wohl auch verstanden und ich erkenne dass deine SM keinen Respekt vor anderen Menschen hat.
Du wirst sie nicht ändern, es sei denn mit Hauruck-Methoden und das brächte dir nur mehr Kummer.
Ich finde es auch sehr gut dass ihr euren Weg gefunden habt und am Sonntag nicht für die ganze Familie als Versorgungsmanager da zu sein. Das zu erwarten ist eh schon ungeheuerlich.
Ich wollte auch immer meinen eigenen Bereich haben , nach 20 Ehejahren hatten wir es dann mal endlich geschafft ein eigenes Wohnzimmer zu haben. Deshalb würde ich aber nie wollen dass es bei unseren Kindern genauso sein sollte.
Jeder seinen eignen Bereich und soviel wie geht und erträglich ist zusammen leben und erleben.
Es ist ja auch ein Geschenk wenn man am Leben seiner Enkelkinder teilhaben darf und genau so kann es auch ein Geschenk sein, aus der Geschichte zu hören.
Es wird sich aber kaum was ändern lassen an den "Alten", nur wir selbst können was ändern.
Ich glaube erika hat recht man muss sich mehr Gelassenheit angewöhnen.

......und was ist so schlimm dran für andere die Sonne zu sein.?

Offline martina-s

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #61 am: 04.01.14, 07:38 »
Hallo Maja,
ja, ich hab schon verstanden. Und ich habe auch meinen Weg gefunden.
Eigentlich wollte ich mich hier mit meinen Beiträgen ja auch gar nicht beschweren und erwarte auch keine direkten Ratschläge.
Ich wollte nur aufzeigen, dass eben die SE auch unterschiedlich sein können. Einige beschäftigen sich selber weil sie vom Charakter her schon so gestrickt sind. Da haben die Kinder und Schwiegerkinder dann eher die Mühe dass sie mit den Entscheidungen und Handlungen der Eltern/ SE klar kommen.
Andere sind unselbstständig, nur auf den Betrieb fixiert, ohne eigene Ideen, anstrengend....
Kann man ja alles in den Beiträgen hier in dieser Box nachlesen.

Jede von uns sieht es aus ihrer eigenen Perspektive. Während ST in Nord vielleicht total offene, warmherzige SE hat die nach Abgabe des Betriebes auch die nötige Toleranz gegenüber den Kindern aufbringen und diese eigenständig ihren Weg gehen lassen hat ST in Süd vielleicht das krasse Gegenteil zu Hause.
ST Nord (macht das bitte jetzt aber nicht an den Himmelsrichtungen fest) kann dadurch gar nicht begreifen von was ST Süd spricht weil sie so was Krasses gar nie kennen gelernt hat, selber auch nicht so drauf ist und so nur den Kopf schütteln kann und evt. auch denkt, dass ST Süd maßlos übertreibt.

Wie gesagt, ich komme hier gut klar. Aber ich bin auch eine eigenständige und vielleicht auch dominante Persönlichkeit mit doch sehr starken Charakter. Vielleicht würde ich mich leichter tun, wenn ich auch etwas einfacher zum Handhaben wäre.
Oder vielleicht wird man auch so durch all die Jahre.
Gerade innerhalb unserer Familienkonstellation ist mir schon einiges widerfahren, da hätte vermutlich eine andere schon lange das Handtuch geworfen. Das hat jetzt nix mit der Arbeit am Betrieb zu tun. Im letzteren Bereich hat man zu Anfang oft versucht mich zu mobben. Mir einfach Dinge nicht gezeigt, mich auflaufen lassen usw. War auch sehr unlustig  :(

Mag sein, dass ich sehr autoritär erzogen worden bin. Ich denke mal, dass die jungen Frauen von heute sich so etwas wie es bei uns gelaufen ist nur mal kurz anschauen würden und dann würden sie klare Linien ziehen. Wenn sie damit nicht gut ankommen beim Zukünftigen und dessen Familie, dann bleiben sie lieber Single.
Deshalb gibt es auch so einige Männer (nicht mal nur Landwirte) die haben trotz einiger Versuche immer noch keine Partnerin.
Jedenfalls würde unter diesen Voraussetzungen wie ich sie vorfand wohl keine der heutigen Generation geblieben sein. Oder eben nur einzelne Ausnahmen...

Aber das war eben meine Generation!

Was Dein Spruch
Zitat
" In jedem Menschen ist Sonne-
man muss sie nur zum Leuchten bringen"

Also leuchtet damit andere von eurem Strahlen ein bisschen was ab bekommen und ihr Leben heller wird dadurch.
und Deine Deutung dazu betrifft, das interpretiere ich anders.

Ich finde in dem Spruch geht es nicht darum dass man selber leuchtet und damit andere zum Leuchten bringt.
Wie man den anderen zum Leuchten bringt ist hier gar nicht vorgegeben (also in dem man angeblich selber leuchtet)

Sondern eher bedeutet das: Ich soll erkennen, dass der Gegenüber auch Sonne in sich hat und meine Aufgabe ist es diese zum Leuchten zu bringen.
Und ich habe eben da weiter philosophiert und bin zur Erkenntnis gekommen, dass es ja nicht unbedingt meine Aufgabe sein muss gerade bei dem Menschen dessen Sonne mir verborgen ist weil der mir gegenüber ein übles Spiel spielt, mich einfach nicht nett behandelt usw. gerade bei dem Menschen die Sonne zu finden und zum Leuchten zu bringen.
Manchmal stimmt halt die Chemie überhaupt nicht. Ich kann nicht zu jedem Menschen lieb und freundlich sein und mich verbiegen nur damit dieser dann Sonne verbreitet.
Ich denke jedes Menschen Aufgabe wäre dann schon auch mal an sich selber zu arbeiten.

Meine SM hat übrigens jüngst mal eine Erkenntnis gehabt, die hat mich fast vom Hocker gerissen.
Sie hat zugegeben in Situationen (also da gings um Tiere - nicht um mich oder zwischenmenschliche Dinge) total überreagiert zu haben, hat dies jedoch mit der Hektik und dem Stress am Betrieb entschuldigt.
Mein Mann und ich hatten morgens bei der Stallarbeit genau die Situation und ich habe dabei festgestellt, dass er seiner Mutter immer ähnlicher würde. Als mein Mann davon dann in meiner Küche gesprochen hat ist Oma genau mit dieser Erkenntnis gekommen. Und- dass sie sich das erst jüngst mal hatte durch den Kopf gehen lassen und dass das Verhalten von ihr falsch war weil die Tiere da gar nix dazu können (ich sag das schon lange zu meinen Mann weil der eben auch so handelt)
Ich hab dann darauf zu Oma gesagt, dass da gar keine Hektik und Stress damit was zu tun hat. Man wertet das Verhalten des Tieres als persönlichen Angriff und dadurch käme diese emotionale Reaktion.
Man hat mir bei diesem Austausch sogar recht gegeben.
Und ich war echt erstaunt. Bis dato lernte ich nämlich 30 Jahre meine SM als jemanden kennen der seine eigenen Reaktionen in keinster Weise hinterfragt und reflektiert.

Ich mach mir nämlich oft noch Jahre Später einen Kopf warum ich in dieser Situation so oder so reagiert habe und hinterfrage auch ob es richtig war. In manchen Dingen bin ich dadurch schon gelassener geworden.

Also ist noch nicht aller Tage Abend *freu*
« Letzte Änderung: 04.01.14, 07:40 von martina-s »
Liebe Grüße
Martina

Offline Maja

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #62 am: 04.01.14, 17:36 »
Ach Martina ich kann dich sehr gut verstehen.
Die Wunden die einem geschlagen wurden sind nicht verschwunden nur weil sie nicht mehr grad so brennen.
Ich kann mir sehr vieles vorstellen und ich zweifle nie an den Aussagen der jeweiligen Schreiberin.
Hier am Hof habe ich so vieles selbst erlebt und vieles wurde mir im Laufe der Jahre erzählt. So
mancher Gast hat mir sein Sorgenpäckchen ausgeschüttet und vielen Menschen durfte ich Trost schenken und neu gestärkt hat so manche Frau ihren Kampf dann gewonnen.
Glaub mir...nicht nur bei den Landwirten ist es so mit Jung und Alt.
Ich glaube du bist ganz richtig auf deinem Platz und eine andere hätte am Hof gar nicht bestanden.
Man braucht schon auch ein wenig Dominanz um eine gute Chefin auf einem Hof zu sein.
Schadet gar nicht wenn man sich durchsetzen kann.
Die Deutung des Spruches ist auch gut...jede   sieht es eben anders und das macht für mich den BT auch aus. Man sieht mit eigenen Augen und Interpretiert eine Sache und durch die Diskussion überdenkt man vieles nochmal und beleuchtet es wieder anders. Das tut gut und gibt Spirit  .......

Viele junge Leute denken doch mit 63 ist man alt und spießig und dumm und kommt im Leben nicht mehr mit.
Nein wir hier im BT arbeiten ständig an uns jede auf ihre Weise und das finde ich sehr, sehr gut.
Wir lesen Lebensgeschichten anderer Frauen und reiben uns daran oder lernen daran.
Ziehen auch aus allen positiven Meldungen Nutzen für uns.
Schon deshalb glaube ich dass unsere Generation anders ist und auch selbst sich beschäftigen kann.
Wir haben andere Ansprüche als unsere Eltern und unseren Kindern geht es wohl genau so.
Auch hängt es wohl an der Tagesform der einzelnen Person, ob man gelassen sein kann oder ob einen Sachen aufregen , die eigentlich gar nicht des Aufregens wert sind.
Wir können das immer besser erkennen, wir sind noch immer lernfähig.

Offline Steinbock

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #63 am: 04.01.14, 18:07 »
Danke Kathi H.,

dass Du das Thema formuliert hast. Bei meinen Eltern ist das auch ein ganz
großes Problem. Bloß hätte ich es nicht mit Langeweile bezeichnet. Aber
das trifft es ganz gut!
Aus den vielen Beiträgen lese ich, dass das wohl mehr oder weniger aus-
geprägt ist und die verschiedenen Charaktere verschieden damit umgehen.
Und die mittlere Generation halt auch verschieden mit den jeweiligen
Gegebenheiten umgeht.

Erschwerend finde ich hier die länger Lebenserwartung (bitte nicht lynchen).
Aber vor einigen Generationen gab es diese "Langeweile" (nicht mehr viel
tun können wegen verschiedener körperlicher Gebrechen/Alterserscheinungen)
für ein paar Monate oder Jahre. Heute, dank guter Ernährung/Hygiene/Medizin
usw. kann dieser Lebensabschnitt Jahrzehnte dauern. Und ist für alle mehr
oder weniger anstrengend.

Ein sehr gutes Thema...

Elisabeth
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne... (H.Hesse)

Offline frankenpower41

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #64 am: 11.06.15, 14:37 »
.... bin auf diese Box gestoßen und das passt grad richtig gut.
Unsere Nachbarin (Austrag, wird 70) ist verreist, aber erst seit gestern, so nötig kann das also gar nicht sein.
SM, 86 und in letzter Zeit wird sie zunehmend gebrechlich, kommt grad von ihrem nachmittäglichen Spaziergang heim.  In anderen Jahren hat sie dort immer gegossen, das macht sie aber nicht mehr weil sie nicht mehr kann. Hat sogar seit diesem Jahr Blumenbeet  vor dem Haus an mich abgegeben, da hätte ich nicht ran gedurft.
Jetzt hat sie bei Nachbarin  Garten gehackt, ("sie hat so einen schweren Boden, da muss ich morgen wieder hin").
Die soll bloß in den nächsten Tage wieder jammern, dass sie nicht mehr kann und ihr alles zu viel wird.
Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.

Marianne
(hoffentlich werden wir nicht auch mal so, vielleicht nicht mit der Arbeit, aber auf anderem Gebiet)

Offline saba

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #65 am: 11.06.15, 14:55 »
Marianne, hoffentlich ist es deiner Nachbarin Recht, dass deine Schwiegermutter in ihrem Garten werkelt. Aber vielleicht haben es die beiden vereinbart, und deine Schwiegermutter konnte es einfach nur nicht erwarten. Und, manche Dinge fallen einfach leichter, besonders, wenn man sich auf etwas freut.  ;) Manches ist halt nicht so leicht zu verstehen.  ;D
LG
Saba
Das Lächeln, das du aussendest, kehrt zu dir zurück!

Offline maria02

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #66 am: 11.06.15, 20:41 »
.... bin auf diese Box gestoßen und das passt grad richtig gut.
Unsere Nachbarin (Austrag, wird 70) ist verreist, aber erst seit gestern, so nötig kann das also gar nicht sein.
SM, 86 und in letzter Zeit wird sie zunehmend gebrechlich, kommt grad von ihrem nachmittäglichen Spaziergang heim.  In anderen Jahren hat sie dort immer gegossen, das macht sie aber nicht mehr weil sie nicht mehr kann. Hat sogar seit diesem Jahr Blumenbeet  vor dem Haus an mich abgegeben, da hätte ich nicht ran gedurft.
Jetzt hat sie bei Nachbarin  Garten gehackt, ("sie hat so einen schweren Boden, da muss ich morgen wieder hin").
Die soll bloß in den nächsten Tage wieder jammern, dass sie nicht mehr kann und ihr alles zu viel wird.
Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln.

Marianne
(hoffentlich werden wir nicht auch mal so, vielleicht nicht mit der Arbeit, aber auf anderem Gebiet)

 ;D ;D ;D
Deine Schwiegermutter  erinnert mich an meine Mutter.....
Irgendwie doch alle gleich, die alten Bäuerinnen!!

Offline ayla

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #67 am: 12.07.17, 16:28 »
Dieses Thema ist bei uns sehr aktuell, (also eigentlich schon seit Jahren) und ich erkenne meine SE, vor allem SV, in vielen Beiträgen wieder. Beide identifizieren sich nur über die Arbeit, haben jahrelang gelästert über alle, welche nicht so fleissig gearbeitet haben wie sie, über jene, die sich Ferien gegönnt haben, die sich eines Hobbys erfreuten…,und jetzt sollten sie akzeptieren, dass sie nicht mehr so vollgas Arbeiten können wie früher – das ist sehr schwierig.

Jedenfalls läuft SV den ganzen Tag auf dem Betrieb umher, kann noch heute nicht fort wegen dem Betrieb (er könnte ja was verpassen), weiss aber absolut nichts anzufangen, möchte alles wissen was auf dem Hof läuft. Wir erzählen ihm nicht mehr viel, weil er bei Allem, was wir machen, Gegenargumente bringt und sowieso alles «Blödsinn» findet. Da reicht unsere Kraft inzwischen nicht mehr, uns immer erklären und rechtfertigen zu müssen. Er beklagt sich dann, dass wir nicht mit ihm reden und ihm nichts erzählen, und hat inzwischen seine Strategien entwickelt.
Er bezieht irgendwo Position, das kann in der Werkstatt hinter einer Maschine sein, oder im Lagerraum hinter Strohballen, irgendwo, wo er den Überblick hat, aber selber schlecht gesehen wird. Bis vor kurzem hat er es sich auch ab und zu im Technikraum neben dem Milchzimmer auf einem Stuhl gemütlich gemacht. Bis zu dem Tag, als der Monteur kommen und etwas überprüfen musste, und deshalb zielstrebig in diesen Raum trat! Ich weiss nicht, wer dann mehr erschrocken ist, der SV, welcher gerade halb versteckt im Raum relaxt hat, oder der Techniker... ;D ;D ;D

Wenn er sich dann irgendwo auf dem Betrieb bereit hält, sieht er jedes Auto auf den Hof fahren. Schnell packt er dann eine Gabel, einen Besen oder sonst was und tut, als sei er am Arbeiten – man will ja den Schein wahren, (wir haben dieses Muster inzwischen durchschaut, kaum ist der Besuch weg, wird das Werkzeug stehengelassen, wo er gerade ist, versorgen können wir es dann). Und wenn das die Verwandtschaft sieht, heisst es uns gegenüber ganz vorwurfsvoll: Was, ihr lasst den Vater immer noch arbeiten, also das solltet ihr nicht tun, der Arme musste früher genug arbeiten.
Andere Verwandtschaft und vor allem SM jammert, habt ihr denn keine Arbeit für SV, nichts darf er mehr arbeiten, ihm ist so langweilig. Sie hat noch nicht gemerkt (oder will nichts merken), dass er zu gar nichts Lust hat – Arbeiten will er nicht, nicht arbeiten will er irgendwie auch nicht, wegfahren will er nicht, etwas unternehmen will er nicht…

Zu SM habe ich einmal gesagt: Wir machen es sowieso falsch. Muss SV für uns etwas arbeiten, heisst es, jetzt muss der Arme immer noch «schaffen». Muss er nicht arbeiten, heisst es, er darf nicht mal auf dem Betrieb mithelfen.
Solche Äusserungen werden in der Landwirtschaft und im Zusammenhang mit den Generationen ja oft gemacht, aber dieses Beispiel zeigt, dass es gar nicht so einfach ist. Es gibt nicht nur Weiss und Schwarz, es hat noch viele Grautöne dazwischen, und trotzdem wir oft einfach geurteilt und verurteilt!

Noch eine Begebenheit der Langeweile: Göga und ich sind seit einiger Zeit dran, einen Sitzplatz für uns zu machen. Es dauert etwas. Die Fläche wäre parat gewesen, aber die Steinplatten hatten lange Lieferzeiten. Und was macht SV. Er säht die dafür vorgesehene Fläche mit Grassamen an. Ist zwar nicht weiter tragisch, nützt aber auch nichts, Junior reute höchstens den Grassamen. Als es dann schön begrünt war, wurde planiert und die Platten verlegt… :o ;D
Es stimmt also nicht ganz, dass er nichts macht, nur nützt sein Engagement oft nichts. ;)

SE sind körperlich noch fit, beide fahre Auto und könnten gut etwas zusammen unternehmen. Wir merken oft, dass sie unzufrieden sind, aber wir fühlen uns nicht (oder nicht mehr) dazu verpflichten, etwas dagegen zu unternehmen. Ich glaube, nur sie zusammen könnten da etwas ändern. Wir sind durch den Betrieb sehr angebunden, gehen nicht so viel weg, und wenn dann doch einmal, möchte ich nicht immer SE mitnehmen. Meine Schwager und Schwägerinnen, welche eigenständig wohnen und teilweise oft wegfahren, wollen aber die Eltern auch nie oder nur höchst selten mitnehmen.

Offline Maja

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #68 am: 12.07.17, 17:20 »
eine höchst unbefriedigende Situation für beide Seiten.
glaube da hilft nur ganz direkt ansprechen.
Gib doch mal deinen Schwägerinnen den Auftrag die Eltern zu beschäftigen.
Also mir geht es gerade so, dass ich sehen muß Freizeit für uns rauszuschaufeln.
Jedes unserer Kinder braucht uns auf andere Weise und wir haben Not Freizeit zu finden und wenn wir Freizeit haben sind wir froh um Ruhe.
Heute aber habe ich einen Faulenzertag.
ich kann aber nur jedem jetzt hofaktiven Landwirt und Landwirtin raten beizeiten sich ein Hobby anzulegen und an das Leben zu denken wenn man nicht mehr so gut kann. Das geht schneller als man denkt und schon ist es soweit.

Offline Lisa

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #69 am: 12.07.17, 18:18 »
Na, ich langweile mich nicht.
Habe mir heute schönes, gut duftendes Heu geholt und gleich mit Heufiguren binden
angefangen, zum Wochenende möchte Enkeltochter kommen und mit mir binden und
natürlich das Ausschmücken, das gibt erst den letzten Schliff.
schade das ich keine Fotos einstellen kann, 11 Stück sind fertig 2 Kränze, Enten und Gänse
verschieden große Herzen ,mit Efeu, Getreideähren passenden Schleifen verziert, sieht gut
aus, finde ich wenigstens, bekam aber schon Lob von meiner besseren Hälfte.
diesen Monat habe ich noch vier Geburtstage zum gratulieren und da nehme ich unter anderem
ein passendes Teil mit, hat noch immer Freude bereitet.
Dann hole ich mir Anregungen aus dem Internet, möchte mich mit Blaudruck beschäftigen, werde ich
aber auf den Winter verlagern und die Nähmaschine möchte ich auch nicht missen.
Da gibt es so viele Tage für die Seele, was früher hinten anstehen musste, das mache ich jetzt.
Bin gerade in einem Kurs Wassergymnastik, tut mir auch gut und freundschaftliche Beziehungen pflege
ich auch, ein Austausch Frühstückstreffen oder Nachmittagskaffee wie es sich ergibt.
Ich finde stehts eine Beschäftigung sonst finde ich im PC eine Anregung. Lisa
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Offline mary

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #70 am: 12.07.17, 18:24 »
@Lisa,
machst du Blaudruck?
Stoffdrucken ist mein liebstes Winterhobby.

Offline martina-s

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #71 am: 12.07.17, 19:50 »
Hallo,
es stimmt, die ältere Generation kann sich nur über die Arbeit identifizieren.
Ist hier bei uns auch so.
Obwohl Oma schon seit fast 20 Jahren nimmer so intensiv tätig ist und am Arbeiten auch schnell die Lust verloren hat.
Sie liest den ganzen lieben langen Tag Zeitung oder guckt aus dem Fenster. Letzteres kann auch nervig sein. Vor allem dann, wenn man hinterher erzählt bekommt was man draußen gesehen hat. Und das  zum Teil auch noch falsch interpretiert wird.

Es ist wirklich schade wenn die Menschen keine Ideen haben. Und auch keine anderen Interessen wie LW. Irgendwann kommt die Zeit wo man eben nimmer schwer körperlich tätig sein kann. Und dann beginnt es schwierig zu werden.

Tipp habe ich leider auch keinen. Die Menschen sind sehr individuell. Toll, wenn jemand bis ins hohe Alter aktiv ist.

Ich kenne hier Austragler die fahren viel Fahrrad, betreuen Enkel die so weit weg wohnen, dass man mind. 500 km mit Auto anreist. Sie gehen auf Veranstaltungen, pflegen ihre eigenen Wohnbereiche, einschl. Garten. Sind einfach aktiv und man merkt ihnen das Alter nicht an.
Wieder andere jammern nur, dass sie nimmer helfen können, beobachten ständig ihre Mitbewohner und meckern an Dingen herum welche die erste Variante, aktive Altenteiler gar nicht bemerken würden weil es sie a) nicht stört und b) sie gar keine Zeit haben sich an solchen Dingen "aufzuhängen"

Wenn halt der Horizont sehr beschränkt ist, bleibt nur das "Drumherum!" Man dreht sich um sich selbst und nimmt sich auch sehr wichtig.
Liebe Grüße
Martina

Offline Lisa

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #72 am: 12.07.17, 20:03 »
Mary, habe es noch nie gemacht. Möchte es aber probieren, notfalls kann mir eine Tochter mit Rat zur
Seite stehen. Die hat das mal gemacht , hat aber heute Familie, Betrieb wenig Zeit selber diesem Hobby
nachzugehen, verschiebt es auch auf später. Hast du selber Druckmodel, habe mich schon umgesehen
es gibt sehr schöne Motive, so ein Ährenstraußmodel möchte ich mir zulegen, wäre mein Traum.
Glück ist das Einzige das sich verdoppelt,wenn man es teilt

Offline Tina

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #73 am: 12.07.17, 20:45 »
Ich habe dieses Jahr Stoffdruck bei den Landfrauen gemacht, die Referentin hat über 200 verschiedene Model mit gebracht, hat Spass gemacht.
Blaudruck ist ja noch wieder anders, das ist ja schwieriger, weil dann der Stoff ja noch gefärbt wird.
Aber davon mal ab, ich habe noch viel vor, wenn ich mal in Rente gehe, und zwar nicht nur Enkel hüten und Sohnemann auf die Nerven gehen.
Ich möchte noch ein wenig mit Göga reisen, mehr Rad fahren, eine Lektorenausbildung machen, wieder mehr nähen....
Göga hat als Hobby Jagd, da ist auch immer was zu tun.
LG
Tina

Offline ayla

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Re: "Langeweile" bei Austraglern, Älteren?
« Antwort #74 am: 12.07.17, 21:19 »
Wer loslässt, hat zwei Hände frei.

Keine Ahnung von wem die Worte sind, aber es kommt mir gerade zu diesem Thema in den Sinn. Wenn die Übergebenden nie losgelassen haben, sich immer noch so wichtig nehmen und meinen, der Betrieb läuft nicht ohne sie, wie wollen sie sich dann neu orientieren, Spass an einem Hobby finden, oder auch Enkelkinder betreuen und sich mit ihnen beschäftigen (das ist keine Arbeit…, dazu habe ich keine Zeit…, die können sich ja selber beschäftigen, usw. - Worte meiner SM vor 20 Jahren). Ich glaube, für mich gäbe es nichts Wertvolleres!

Wenn man gar nichts anderes will als Arbeiten, dann nützt auch alles Reden nichts. SM wurde vor Jahren jeweils noch eingeladen zu Seniorenausflügen, sie hat aber sich immer herausgeredet, sie müsse arbeiten und könne auf keinen Fall mitkommen. Ich wäre sehr froh gewesen, wenn sie wenigstens mal für ein paar Stunden nicht auf dem Hof anwesend gewesen wäre, auch sie war und ist nebst SV dauerpräsent.
Ich wurde damals im Dorf darauf angesprochen, ob sie wirklich immer für uns arbeiten müsse, sie sei doch schon lange pensioniert. Die Wahrheit war, dass sie gar nicht mitwollte, sie hatte kein Bedürfnis danach, und die einfachste Ausrede war für SM, die Arbeit vorzuschieben.

Man kann die Leute nicht zwingen, und ändern kann man sie ja auch nicht. Aber Martina-S schreibt es richtig, der Horizont bleibt eng, sehr eng - leider.

Aber was kann ich daraus für mich lernen? Ich habe schon Hobbys, doch die Zeit dazu fehlt oft, bis aufs Lesen, das mache ich abends im Bett. Ich erinnere mich gut, als meine Kinder noch kleiner waren, wünschte ich mir sehnlichst, mich einmal in aller Ruhe und solange ich will und Lust habe, in der Stadtbibliothek umzusehen und zu schmöckern. Eigentlich nichts Sensationelles, aber damals lag das zeitlich einfach nicht drin. Inzwischen habe ich das aber nachgeholt, und ich kann mir vorstellen, dass ich auch im Alter noch Gefallen daran finde.

Göga’s Hobby ist die Arbeit auf dem Betrieb. Er meint aber, wenn er dann die Verantwortung dafür dem Junior abgeben könne, finde er schon etwas, um sich zu beschäftigen.
Es ist für mich aber nicht unbedingt zwingend, sich jetzt eine Freizeitbeschäftigung zuzulegen. Wichtiger ist es doch, offen zu sein für Neues. Vor 20 Jahren hatte ich teilweise andere Hobbys/Wünsche als heute, damals gab es z.B. auch noch keine E-Bike’s.  ;D
Heute gefällt mir das Velofahren…aber was ist in 20 Jahren? Das kann ich nicht jetzt schon planen, denn bis dann sind meine Interessen vielleicht wieder ganz anders. Vielleicht habe ich ja das Glück, Oma zu werden und finde es toll, meine Enkel zu «vergaumen». Vielleicht bin ich aber als Oma gar nicht gefragt, auch das muss ich akzeptieren können. Aufdrängen will ich mich auf keinen Fall!

Vielleicht bin ich viel auf Reisen, lerne ein neues Instrument spielen etc…. Aber all das setzt Offenheit voraus, oder eben, loslassen können.