So, meine Lieben alle,
bei uns ist Ostern nun vorbei, wir haben keinen 2. Feiertag.
Dieses Jahr haben wir Ostern mal auf eine "andere Art" verbracht, unser Dorf feierte sein 125 jaehriges Bestehen, was hier schon seeehr alt ist!! Da gab es schon wochenlang vorher zu tun! Es wurden Anzeigen in die Zeitungen
des Landes gesetzt und alles durchorganiesiert, um das "grosse Ereignis" feiern zu koennen. Alte Fotos, Berichte,
Tagebuecher und Aufzeichnungen aller Art wurden "gesammelt", d.h., wurden uns von Privat- und Geschaeftsleuten zugesandt. Alles musste sortiert, einiges kopiert und dann auf geklebt, bzw. deponiert werden. Das war schon eine Heidenarbeit, aber Spass hat es doch gemacht.
Ostersamstag und -Sonntag waren nun die grossen Tage!!! Es kamen richtig viele Menschen, die frueher mal hier gelebt hatten, der aelteste war ueber 9o Jahre alt. All die alten Fotos usw. wurden mit grossem Interesse betrachtet. Fuer mich als "Zugereiste" war es ein ruehrender Anblick, wenn sich die Leute erkannten, sich umarmten und die Traenen fliessen liessen.

Einige alte Damen erzaehlten uns viel ueber die frueheren Jahre hier und wie, wer, was und wo war! Wir haben hier "gleich um die Ecke" ein oder besser
das "Pionierhaus", das die ersten Siedler vor 125 Jahren hier bauten. Habe mir das schon oefter (auch mit Besuchern) angesehen, weil, ich liebe diese alten Dinge! Aber nun sehe ich es mit ganz anderen Augen, da auch einige der "Nachfahren" dieser "Pioniere" hier waren, bzw. auch welche in der Naehe wohnen, die ich vom "Sehen" kenne. Was muss das damals toll in dieser Gegend gewesen sein!! Sicher nicht fuer die ersten Siedler, denn die mussten absolut hart arbeiten, um dieses Land bewohnbar zu machen. Es waren hier im naeheren Umkreis drei Saegemuehlen, die die gefaellten Baeume "verarbeiten" mussten. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.
Unser Tal, das heute nur aus Weiden besteht, war frueher voll mit Wald (bush) bewachsen.Innerhalb von knapp 20 Jahren war der gesamte Baumbestand vernichtet!!!!! Und alles in "Handarbeit", mit riesigen Handsaegen, Ochsen- und Pferdekraeften. Es gab auch schon "Dampfmaschinen", die schwere Arbeiten verrichteten.
Wenn ich die alten Bilder so sehe, kriege ich das "kalte Grausen", was sie aus dieser schoenen Gegend gemacht haben. Die alten Baumriesen, 2 m oder mehr Durchmesser, wurden gefaellt. Das Land fuer Schafe und Rinder "bewohnbar" gemacht.
Am Nachmittag gab es dann eine Busfahrt durch die naehere Umgebung, war das eine Aufregung bei den aelteren Herrschaften!! Mit knallroten Baeckchen und voellig aufgeloest, mit Traenen in den Augen, haben sie das Ganze durchgestanden: wisst ihr noch, da hat der und der gelebt, dort stand dieses Haus, dort die Schule, dort das und das und das....! Es war richtig aufregend!!!
Selbst ich als Aussenstehender habe mit diesen Leuten "erlebt und erlitten..." Es war einfach ergreifend!!!!!
Am Abend gab es in der "Hall" dann noch einen Tanzabend. All die alten Herrschaften waren dabei, natuerlich auch juengere, aber die aelteren hatten die meiste Freude daran.
Heute gab es dann auf dem "Festplatz" noch ein Picknick, man konnte sein Essen mitbringen, oder welches dort kaufen. In der Hall waren dann nochmal all die altenFotos und Dokumente ausgestellt und alle konnten in Ruhe nochmal alles anschauen.
Zum Glueck hat das Wetter auch mitgemacht,es war sonnig und warm.
Zur allgemeinen Unterhaltung gab es noch Kutschfahrten mit einem schoenen "Dreiergespann" oder eine
"Schlitten"fahrt mit einem Vierer-Ochsengespann. Waren schon ganz stattlich Burschen.
So, bevor ich euch noch weiter langweile, mache ich mal fuer heute Schluss, Ausserdem ist es schon ziemlich spaet (nach 23 Uhr) und ich bin nach diesen zwei "aufregenden" Tagen doch ein bisschen abgeschlafft.

Morgen setze ich vielleicht noch ein paar Bilder rein - das soll keine "Drohung" sein, nur eine Warnung fuer euch.
Bis dahin liebe Gruesse und noch einen schoenen Ostersonntag,
Sigrid