Grade eben dachte ich mir, mein Gott, immer noch diese dämliche Diskussion über die "Wertigkeit" von Buben und Mädchen!
Ich bin das 4. Mädchen - dann kam "endlich" der Bub. Meine Eltern waren (nachkriegsbedingt) bereits älter: Mutter war bei mir 36 J. und Vater beinahe 50 J. Zur Erklärung: wir reden von Ende der 50er Jahren!
Angeblich war mein Vater fürchterliche enttäuscht, als ich auf die Welt kam:
wieder bloß ein Mädchen! Und dann war ich der halbe Bub für ihn: ich liebte unsere Schafe, die Stallarbeit, kannte alle Kühe beim Namen, wusste deren Stallplatz, meine Hosen waren dreckiger als die von Jungs, stank wie ein Iltis, hatte Gewölle vom Uhu und Taschenmesser in den Hosentaschen - und schraubte stundenlang mit dem Trixbaukasten. Allerdings war der für meinen Bruder bestimmt, aber der mochte den überhaupt nicht!! Natürlich(!!) war mein Bruder als Hoferbe auserkoren! Trotz aller Diskrepanzen fanden wir beide unseren eigenen und somit den richtigen Platz innerhalb der Familie und am Hof. Wir verstanden uns seit jeher und je älter wir werden - immer besser!
Anfang der 1990er Jahren war ich mit einem Hoferben intensiv verbandelt und ich wusste bereits, dass ich nur mit viel med. Nachhilfe und Operationen vermutlich Kinder bekommen könne. Eigentlich wollte ich mir diese med. Tortur nicht antun, weil ich mal in einer Gyn.Praxis als Arzthelferin arbeitete und wußte, was da auf mich zukommen würde. "Mein Zukünftiger" war damit einverstanden, dass wir auf Gottes Hilfe warten und die med. Seite nicht in Anspruch nehmen! Aber seine Mutter meinte: ein Hof braucht einen Hoferben, männlich natürlich; ohne Hoferben gibt's keinen Hof! "Er" stand mächtig unter Druck und wir trennten uns... Eigentlich zeitgleich kam er mit seiner jetzigen Frau zusammen, gründete eine Familie und bekam "Kinder": 3 Mädchen!! Ich gestehe, ich bin selten schadenfreudig - aber in diesem Fall gratulierte ich jedes mal zum Hoferben

! Seine Frau hat einen Sohn, damals 3 J., mit in die Ehe gebracht.
Die Härte ist für mich aber: bei einem Klassentreffen meinte er zu mir, "der Sohn seiner Frau" bekommt den Hof ihres Bruders und was mit seinem Hof wird, wissen sie noch nicht. Die Töchter? Frauen und Hof?!
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: "der Sohn seiner Frau" ist schließlich bei ihm/mit ihm aufgewachsen - und den "eigenen" Töchtern spricht jegliche Kompetenz in Sachen Betriebsführung ab.
Daraufhin wusste ich: es war gut so, dass wir uns damals trennten!
In was für einer Zeit leben wir denn?
Einerseits wird bezgl. Quotenfrauen in Vorstandspositionen diskutiert und wir hier im BT ....
Ach was soll's.
Mich ärgern solche Themen mehr denn je. Je älter ich werde, desto unnachgiebiger werde ich!
Da zitiere ich gerne meinen Vater: die Dummheit der Menschen ist nicht hoch genug einzuschätzen!
Helau!