Autor Thema: Erziehungsliteratur  (Gelesen 136424 mal)

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Offline MirjamTopic starter

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Erziehungsliteratur
« am: 07.01.03, 18:26 »
 
...
« Letzte Änderung: 28.05.11, 13:25 von Mirjam »
Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

Offline geli.G

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #1 am: 18.05.03, 22:09 »
Hallo,

hab gerade das Buch

"Ohne Chaos geht es nicht"
13 Überlebenstipps für Familien ;D

Ist von Jan-Uwe Rogge (bei dem war ich schon auf Vorträgen, unbedingt empfehlenswert, den mal kennenzulernen)

und von dem ist auch das Buch:
"Kinder brauchen Grenzen, Eltern setzen Grenzen"

Beide Bücher sind super geschrieben, mit vielen Beispielen in denen frau sich sofort wiedererkennt.   :D

Viele Grüße von Geli
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Offline mary

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #2 am: 09.10.03, 07:30 »
Zu diesem Thema hätte ich eine Frage besonders an die jüngeren Frauen, Mütter von kleinen Kindern.
Welche Werte vermittelt Ihr Euren Kindern, auf was schaut Ihr in der Erziehung?
Haben die Werte, die Euch vermittelt wurden noch Bestand für die nächste Generation?
Was ist Euch bei der Erziehung Eurer Kinder am Wichtigsten?
Ich habe unsere Kinder sehr stark nach meinen Gefühlen erzogen, Liebe, Geborgenheit, Wärme, Wertschätzung, aber auch Leistungsbereitschaft,
Einfühlungsvermögen, ein soziales Gewissen, Verantwortungsbewusstsein.
Um Erziehungsliteratur habe ich trotz meiner grossen Schwäche für Bücher einen grossen Bogen gemacht,
erst als wir einen jungen Hund hatten, schleppten unsere Kinder Hundeerziehungsbücher herbei,
in jedem Buch wurde was anderes vermittelt, es verunsichert total, weil man auch um die Folgen weiß,
aus einem Kochbuch ein Rezept, das nicht gelingt wandert im schlimmsten Fall in die Tonne oder auf den Kompost.Auf die Wichtigkeit einer guten Erziehung des Hundes wurde in jedem Buch hingewiesen,  bei einem Kind hängt sehr, sehr  viel  mehr dran.
Ich erlebe inzwischen immer mehr total verunsicherte Eltern, die dann überhaupt nicht mehr erziehen, viele Mütter sind berufstätig, die Kinder kommen zur Tagesmutter und am Abend wollen sie Spass mit ihren Kindern haben, da will man dann nicht mehr mit Machtkämpfen, Trotzphasen und sonstigem belastet werden.
Und jetzt wird an die Schule der Auftrag erteilt, die Kinder zu erziehen.

Mich würde da Eure Meinung dazu interessieren!
Machen wir uns es nicht zu leicht, wenn wir als Mütter die Erziehungsaufgabe an andere delegieren wollen?
Die Berufstätigkeit einer Frau wird gesellschaftlich sehr hoch gehalten, während die mühsame Aufgabe, Kindern ein Nest, Geborgenheit, einen Haushalt zu führen, in dem alle auch wieder auftanken können, ein unterbewertetes Schattendasein führt.
Ist nicht dieses Gefühl von einem gemütlichen Daheim,
einer Mutter, die auch Zeit hat, die Sorgen ihrer Kinder oder auch ihres Mannes anzuhören nicht ein Wert, der zwar in Bruttosozialprodukt nirgends bewertet wird, aber das Öl in den zwischenmenschlichen Beziehungen ist, das zunehmend immer mehr fehlt.
Kann es sich eine Gesellschaft leisten, auf dieses Zusammenleben zu verzichten?
Sehr nachdenkliche Grüsse
maria
« Letzte Änderung: 09.10.03, 07:33 von mary »

Offline muellerin

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #3 am: 09.10.03, 08:14 »
Hallo Maria,
ich bin auch so eine, die ihre Kinder der Berufstätigkeit wegen sehr früh in die Kindereinrichtung gab. Ich bereue das auch nicht, denn die Kinder haben sich dort immer wohl gefühlt bzw. tun es noch.
Der größte Teil der Erziehung findet doch trotzdem zu Hause statt. Liebe, Wärme und Geborgenheit kann man auch vermitteln, wenn man nicht den ganzen Tag lang zu hause ist. Entscheidend ist doch, dass sich alle wohlfühlen, auch die Mütter. Glückliche Kinder brauchen vor allem glückliche Eltern. Hier muss jeder seinen Weg finden.
Bei uns wird liebevoll, aber konsequent erzogen. Das heißt, es gibt gewisse Grenzen, die die Kinder akzeptieren. Manche Dinge sind bis zu einem gewissen Grad verhandelbar, manche nicht.
Bisher sind wir damit gut gefahren. Unsere Großen sagen selbst, dass sie ein schönes Zuhause haben und mit niemandem tauschen wollten. Das mag sich noch ändern, denn jetzt mit 13 und 14 geht das Pubertieren los.
Von Erziehungsliteratur haben wir uns nicht verunsichern lassen, weil wir keine gelesen haben  :).
Ab und zu schmökere ich in der Zeitschrift ELTERN. Aber auch da lese ich nicht alles und bin manchmal auch gegensätzlicher Meinung.
LG Müllerin

mim

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #4 am: 10.10.03, 20:09 »
Liebe Maria,

leider höre ich aus deinen Beiträgen immer wieder heraus: Früher war alles gut - heute geht es den Bach runter.

Ich mag das so nicht stehen lassen.

Früher mußten die Eltern auch nicht für den Respekt der Kinder vor dem Lehrer sorgen - die haben sich das mit Strafarbeiten und Züchtigung selbst verschafft!

Auch früher gab es - wie Bäuerinnen auch sind - berufstätige Frauen und der Anspruch, das gerade berufstätige nicht ihren Erziehungsaufgaben nachkommen - halte ich für eine Pauschalierung:
Denn dann wären die meisten Ehemänner ja auch nicht erziehungsfähig - weil sie auch tagsüber arbeiten und Abends keine Geduld mehr haben?

Entschuldige, gerade WEIL ich derzeit die Kinder den GANZEN Tag um mich habe - fehlt mir abends die Geduld.

Dann zu den Tagesbetreuungen:

Schaut man sich die Geburtszahlen an, so erlebt im Schnitt nur jedes zweite Kind überhaupt Geschwister!
Da hilft auch die eine Krabbelstunde in der Woche in der Mutter-Kind-Gruppe nicht aus: Kinder gehören zu Kindern und ich muß auch sagen:
Oft ist ein Kind bei einer qualifizierten Tagesmutter besser aufgehoben als bei einer überforderten Großmutter, die es besonders "gut" meint, wo die eigene Mutter sich manchmal mit ihren Erziehungsregeln nicht durchsetzen kann und:

Großeltern haben bei den wenigen Kindern heutzutage oft richtig Geld - ein Fahrrad zu Ostern ist heute keine Seltenheit mehr.

Geht man davon nämlich aus, das Kleinkinderbetreuung was richtig Schlimmes ist - dann müßten ganze Generationen der neuen Bundesländer ja gestört oder unerzogen oder... sein?

Zurück zu Literatur.

Ich beneide jede Mutter, die nette Kinder hat, sich mit dem Partner einig ist, gewaltlos mit Liebe erziehen kann und liebevolle Kinder großgezogen hat.

Ich bewundere dich sehr, mit welchem Engagement und Liebe Du deine Kinder großgezogen hast.

Nur leider funktioniert das nicht bei allen. In anderen Boxen fragst du nach Konfliktmanagement-Seminaren:

Was glaubst Du, was das System Gorden ist?

Genau das, was man den Kindern von Kindesbeinen (und sich und seinen Partnern) an beibringen kann um damit ohne Gewalt, Verlierern, Gewinnern, Verletzung und psych. Schäden umzugehen! Eine funktionierende Familienkonferenz ohne Verlierern ohne Gewinnern - wo könnte man es besser "üben" als mit seinen Kindern?

Die Gesellschaft hat sich heute immens verändert:
Der Druck in der Schule ist nicht wie bei mir vor 25 Jahren. Oft sind diejenigen Eltern - die selbst nie Geschwister erlebt haben, ja oft nicht einmal eine funktionierende Partnerschaft der Eltern oder sogar keinen Vater/Mutter. Woher Vorbilder nehmen? Aus dem Fernsehen  ???

Wir haben über 16.000 Frühschwangere unter 17 Jahren - weil einfach die Menstruation viel früher kommt (bessere Ernährungsversorgung) und einen enormen "Erwachsenwerden-Druck" auf noch Teenager.
Auch das betrifft uns Eltern. Wann rechtzeitig wie aufklären? Wieviel Statussymbole in welchem Alter? (Handy, Urlaub, Roller, Auto)

In anderen Boxen finden wird den Begriff "Patchworkfamilie" - wie sollen den Paare mit den vorprogrammierten Schwierigkeiten der Familienzusammenführung umgehen?
Auf den Rat der guten Verwandtschaft hören? Na, danke!

Früher wurden die Kinder "zwangsangepaßt" - heute bemühen wir uns Linkshänder, Legastheniker und hyperaktive Kinder wie auch ADSler gezielt zu fördern.
Doch wo sollen die Tipps dazu herkommen, wenn nicht auch aus Büchern?

Nein, ich bin kein Freund, die Erziehungsverantwortung aus der Familie in die Schule auszulagern, aber ich bin immer offen für gute Erziehungsmöglichkeiten, die mir helfen, unser Zusammenleben friedlich und erfolgreich zu gestalten.

Eine Leserbriefschreiberin hat einen guten Satz hinterlassen zu diesem Thema:

In über 13 % der heutigen Familien sind Gewalt und Schläge noch übliches Erziehungsmittel. Viele schwören auf Erziehung aus dem Bauch heraus:

Was glaubt ihr wo all diese Schläge herkommen - genau von dort!

Und ich möchte nicht wissen, wieviel Kinder noch leben könnten, hätte so mancher Vater und auch Mutter in einer Situation der Überforderung rechtzeitig ein Tipp zum Selbst-Runter-Fahren vor dem Ausrasten parat gehabt.

Gut Nacht

Mirjam

Offline mary

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #5 am: 11.10.03, 06:19 »
Liebe Mirjam,

die heile Welt hat es für die Kinder noch nie gegeben und das habe ich auch noch nie behauptet.
Es ist heute nicht schlechter nur anders für die Kinder,
aber es müsste uns einfach mal viel mehr bewusst sein, dass die Erziehung von Kindern eine grosse Verantwortung ist.
Während Kinder früher teilweise fast dressiert wurden, wie die Affen, bekommen sie heute teileweise überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt.
Es geht mir nicht darum, die gute alte Zeit heraufzubeschwören, sondern nur ein bisschen daran zu rütteln, dass die Erziehung von Kindern eine sehr langwierige und weitreichende Tragweite hat.
 Denkst Du an ein Jahr,
säe ein Samenkorn,
denkst Du an ein Jahrzehnt,
pflanze einen Baum,
denkst Du an ein Jahrhundert,
erziehe einen Menschen.

Ich lebe nicht ein einem heilen Paradies, würde mir auch nie anmaßen, über andere zu urteilen und werten.

Ich lehne Gewalterziehung vollkommen ab, weil  ein wehrloses Kind mit Schlägen zwar gebrochen, aber nicht erzogen wird.

Nur werde ich immer etwas misstrauischer, wenn einem die ganze Zeit vorgemacht wird, dass Kinder, Haushalt, eine Familie und berufstätigkeit so phantastisch nebeneinander her läuft.

Ich habe mehrere Freundinnen, die mir jahrelang vorgeschwärmt haben, wie toll das alles mach- und planbar ist,
ich habe schon genügend Artikel in den Frauenzeitschriften gelesen, so nach dem Motto: Frau schafft alles,

nur ich erlebe jetzt die erschöpften und kaputten Frauen, die sich so in meinem Alter auf einmal Fragen,
ob der Preis für dieses Alles nicht ein bisschen zu hoch war.

Also kehren wir nicht in die "gute alte Zeit" zurück, die gab es nämlich nie,
aber wäre es nicht an der Zeit einfach mal uns selbst zu fragen, was wir wollen und vor allem auch auf die Kinder zu schauen, was die brauchen.
Das sich Gesellschaft verändert, das ist einfach normal,
aber warum gibt es bei uns soviele kaputte Menschen.

Und jetzt wird der grosse Dreschflegel über mich hernieder sausen, aber durch meinen Beruf erlebe ich auch Mütter, Tiermütter, die einfach durch ihre Instinkte geleitet, um ihren Nachwuchs kümmern.
Wir haben unseren Nutztiermüttern den Kampf um das Dasein abgenommen, aber draussen in der Natur besteht dieser Kampf in seiner Härte, aber es rührt mich immer wieder in meinem Herzen, wie liebevoll mit den Jungen umgegangen wird.

Diesen Jungen werden auch Grenzen gezeigt, aber mich kotzt dieser Hochmut an, dass wir Menschen soviel besser sind, bei der Kindererziehung und Aufzucht war die Natur mein Lehrmeister.

Ich will die ganzen Erziehungsbücher nicht verurteilen, ebensowenig die ganze wissenschaftliche Forschung drum, aber warum verlassen wir uns schon wieder auf die sogen. Experten, und viel zu wenig auf unser Gefühl?

Ich weiß auch, wie anstrengend Kinder sein können, und als Mutter den ganzen Tag zu Hause mit kleinen Kindern, das ist Schwerstarbeit, dazu noch nicht mal besonders aufgewertet und nicht bezahlt.
Nur im Bereich der Väter gebe ich Dir nicht ganz recht,
ich erlebe heute junge Väter, die wirklich liebevoll mit ihren Kindern umgehen, aber eine echte Teilung der Erziehungsarbeit findet in meinem Umkreis noch nicht statt.
Sie schieben den Kinderwagen und übernehmen einige Pflichten, aber überall wo Frauen berufstätig sind, bleibt die Hauptlast der Hausarbeit und auch der Erziehung an ihnen hängen.
Die Industrie reagiert darauf mit einer ständig erweiterten Vereinfachung von Haushaltstechniken und Lebensmitteln, die schon vorgefertig in den Regalen warten.
Aber Haushalt ist mehr, es ist auch ein Ort, wo sich die Familie wieder regenerieren kann, wo Geborgenheit erlebt wird, aber ich erlebe inzwischen Frauen, die bei ihren Kindern zu Hause von allen anderen ein schlechtes Gewissen eingeimpft bekommen, wenn da ein Mann nicht hinter seiner Frau steht, dann tut mir die Frau leid.

Ich war und bin doch auch schon sehr lange berufstätig,
der Beruf der Bäuerin hat den Vorteil, besser unter einen Hut gebracht zu werden, und ich konnte meistens für die Kinder dasein, wenn sie mich bauchten.
Auch Bäuerinnen erleben die "Wertschätzung" von Hausarbeit und Familienarbeit,
wer kennt nicht den Spruch des Ehemannes:
meine Kinder (wenn sie was besonders geleistet haben)
unsere Kinder (wenn sie frisch gewaschen und poliert bei einer Familienfeier präsentiert werden)
deine Kinder, wenn sie was angestellt haben, lästig sind, oder was verbockt haben).
Auch auf den Bauernhöfen ist die Welt nicht in Ordnung und der finanzielle Druck nimmt auch den jungen Bauern oft ein Stück Lebensqualität, auch im bäuerlichen Bereich gibt es genügend Handlungsbedarf.
Drum wäre ich dafür, Mehr-Generationen-Häuser zu bauen, um eine Entlastung für Mütter zu schaffen, weil auch die Grosselterngeneration eine Verantwortung in dieser Generationenkette hat, wir brauchen Entlastung für die Familien, besonders für die Mütter, auch die Betriebe müssen einsehen, dass sie in Frauen mit Kindern ein sehr wertvolles Potential haben (nur momentan ist bei uns als einzige Schlagzeile zu lesen, wo wieder Arbeitsplätze abgebaut werden)
aber nur die Abgabe der Erziehung an die professionellen Stellen, da sehe ich auch grosse Gefahren.
Es gibt genug politische Systeme, die sehr schnell erkannt haben, dass über die Kinder am schnellsten Einfluss genommen werden kann.
Mirjam, es wird Zeit, dass wir Frauen uns nicht mehr vereinnahmen lassen, sondern selbst spüren, was wir und auch unsere Kinder brauchen.

Herzliche Grüsse
maria
« Letzte Änderung: 11.10.03, 06:22 von mary »

Offline MirjamTopic starter

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #6 am: 11.10.03, 20:18 »


Mirjam, es wird Zeit, dass wir Frauen uns nicht mehr vereinnahmen lassen, sondern selbst spüren, was wir und auch unsere Kinder brauchen.

Herzliche Grüsse
maria


Hallo Maria,

zum letzten Satz gebe ich Dir Recht.
Und genau deswegen lehne ich Mehr-Generationen-HÄUSER ab! Weil ein Zusammenleben meist/immer an den Frauen ausgeht!  
Ich habe erst kürzlich wieder einen Bericht über fehlende Privatsphäre gelesen und der Schlußsatz lautete: Ohne Privatsphäre wird jeder Mensch zur Bestie.
Ich bin für Mehr-Generationen-Siedlungen, wo jeder seinen Raum hat. Aber dies ist nicht Thema dieser Box.

Auch stimme ich dir vollkommen zu, das wir wieder mehr Grenzen für Kinder brauchen: Oder warum glaubst Du suchen die Leserinnen dieser Box: Erziehungsliteratur
neue Orientierung fern von der Dressur, der Gewalttätigkeit?
In der Geschichte finden wir sie nicht.

Hierzu benötigen wir neue Erziehungsmethoden, schließlich kann der Mensch sich weiterentwickeln und diese Tipps findet man eben von Fachleuten u.a. auch in ihren Büchern.

Das mit den Tieren und den Instinkten: Tut mir leid, ich bin froh, weit weg vom Tier zu sein. Keine Tiermutter nimmt freiwillig fremde Tierkinder auf, keine Tiermutter fördert die kleinsten und schwächsten besonders. Sie lehrt ihnen den Grundsatz: Der stärkste überlebt und bei den Rautieren spielerisch das Töten.

Dir Urinstinkte einer Mutter? Tut mir leid, so pauschal wie bei den Tieren kann man das nicht sagen. Diese "Instinkte" werden zu sehr von der Gesellschaft geprägt, das fängt schon bei der Schwangerschaft an, beim Geschlecht des Kindes. Gerade weil der Mensch seinen Instinkten nicht ausgeliefert ist (er das weitest entwickelte Raubtier) - können wir uns überall anpassen.

Was mir bei hierbei im Laufe des Tages gekommen ist: In der Schwangerschaft haben wir - trotz allen Instinkten! - eine intensive Beratung über die Vorgänge und eine emotionale Begleitung.
Bei der Geburt werden wir von top-geschulten Fachkräften wie Hebammen unterstützt, damit werder Mutter noch Kind Schaden nimmt.
Danach übernimmt die Stillberatung die Begleitung und hilft weiterzukommen - und danach: Ist jede Mutter dumm die nicht nach Hilfe, Orientierung sucht und sich informieren möchte?

Ich wußte vor meiner Literatur nicht, das es beim Wachstum von Jungen nicht nur die Pubertät als einschneidendes Ereignis gibt, sondern das drei Stadien mit unterschiedlichen Testosteronschüben stattfinden,

die z.B. eine Reorganisation der Nervenverbindungen verursachen ("weiß nicht wo ihm der Kopf steht"),

das dabei das Hörvermögen durch Gehörgangsverengungen vorübergehend drastisch eingeschränkt sein kann ("du hörst wohl schlecht!?!")

und das z.B. das Empathie-Zentrum (die Fähigkeit Mimik/Gefühle anderer Menschen wahrzunehmen und Mitgefühl zu empfinden in der Pubertät derart gestört sein kann, das es für die Kinder zu einem echten Problem wird und man als Elternteil dies eben ausgleichen = Zoff vermeiden kann.

Ich kann nicht verstehen, das du, die das "Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht Einparken-"Buch so lobst, ablehnend gegenüber Erziehungsliteratur bist: Ist es doch nichts anderes als ein Ratgeber für Kinder-Partnerschaften.

Viele Grüsse

Mirjam
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Offline mary

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #7 am: 12.10.03, 07:16 »
Liebe Mirjam,

Mehrgenerationenhäuser mit eigenen Wohnbereichen und eigenem Eingang um jedem genügend Privatspäre zu lassen, wäre meine Vorstellung, ich kenne auch das Zusammenleben mit zuviel Nähe, deshalb bin ich für strikt getrennte Wohnbereiche.

Mirjam, ich bin schon um etliches Älter, und weil ich mich als begeisterte Leserin von "Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können" geoutet habe, heißt aber nicht, dass ich mein Leben bzw. unsere Partnerschaft nach diesem Buch lebe, es ist einfach mal lustig und witzig zu lesen, weil es sehr überspitzt menschliche Verhaltensmuster zeigt.

In unserem Umfeld gibt es eine Menge junger Mütter, die sich wirklich sehr um ihre Kinder bemühen, viele Tips und Beratung von den verschiedensten Stellen annehmen und auch mit Erziehungsratgebern versuchen ihre Kinder zu erziehen.

Nur was ich da oft erlebe, dass sind vollkommen verunsicherte Frauen, die eigentlich überhaupt nicht mehr wissen, an was sie sich halten sollen, genau wie sie beim Thema Ernährung der Kinder eigentlich nicht mehr wissen, was für die Kinder das Beste ist, weil es so einen Wirrwarr von Meinungen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt.

Sind wir denn schon so weit verstandesmässig gebildet, dass wir unseren Gefühlen, Ahnungen und überliefertem Wissen überhaupt nicht mehr trauen können.

Im Laufe meines Leben habe ich gemerkt, dass diesen Gefühlen, diesen Ahnungen, dieser Bauchstimme viel mehr zu trauen ist, als den vielen Ratgebern, Veröffentlichungen und Experten.

Das ist genau wie bei der Gesundheit oder Krankheit,
ein Arzt schaut die kranke Galle, den Magen, das Herz,
oder die laborwerte an, aber welcher Arzt sieht den ganzen Menschen, seine Ängste, die Gefühle, die Lebensumstände, das was einen Menschen krank machen kann.
Was nützt es, wenn es dann Ratschläge für eine Diät gibt, wenn nicht genauer hingeschaut wird, was wirklich krank macht.

Es gab noch nie soviel Literatur über Ernährung, über Erziehung, über alles im täglichen Leben, aber ich habe auch noch nie in meinem Leben soviel Verunsicherung,
Haltlosigkeit und Hilflosigkeit erlebt.

Du schreibst, dass in der Geschichte keine geigneten Beispiele für eine gute Erziehung zu finden sind,
ja da geb ich Dir recht, denn Kinder werden irgendwann Eltern und geben das weiter, was sie erlebt, was sie gelitten haben oder dann wieder das genaue Gegenteil.

Aber warum gibt es jetzt soviele Menschen, die nach Grenzen suchen, seit der 68 Generation war das doch total verpönt, jetzt gehts vielleicht irgendwann wieder mal in die andere Richtung.
Unser grosses Problem speziell in Deutschland ist das Fehlen einer Mitte, wir rennen immer von einem Extrem ins Andere.

Ich habe ein einziges Erziehungsbuch gelesen, Jean Liedloff, mir fällt grad der Titel nicht mehr ein, aber das hat mich bestärkt, auf mein Gefühl und auf das unserer Kinder genauer zu schauen.
Aber alle Mütter, die Kinder erziehen wissen selbst, dass Erziehung nur ein Teil ist, es ist das Umfeld, auch ein Stück Gnade, wenn sich Kinder zu gesunden und positiven Menschen entwickeln und ich würde  mir niemals anmaßen, anderen kluge Ratschläge zu geben, ich habe nur von meinen Erfahrungen geschrieben und die Rückmeldungen, die ich jetzt von unseren erwachsenen Kindern bekomme, haben mich bestärkt, dass ich nicht ganz falsch gelegen bin.
Aber ich habe auch Zeiten erlebt, wo ich mich gefragt habe, was ich in diesen vielen Jahren eigentlich erreicht habe.
Es gibt noch ein paar  Bücher, bzw. eine Expertin, die mir Richtschnur war, das waren Bücher von Christa Mewes, Wurzeln des Glücks, nicht nur für die Kinder, sondern auch für mein Leben.
Aber die Aussagen von Mewes sind so altmodisch, das will heute doch keiner mehr hören, aber wenn ich zurückblicke und vergleiche, was sie vor 2o Jahren prophezeite und wie recht sie hatte, dann danke ich Gott, dass ich diese Frau in einem Vortrag hören durfte.


Mirjam, bei uns zieht die Katze den ganzen Nachwuchs von den anderen auf, Kühe lassen auch andere Kälber bei sich trinken, wie das in der freien Natur aussieht, das mag anders sein, aber sind wir denn nicht auch ein Teil der Natur, viel kleiner und unwissender, als wir immer meinen. In der mich umgebenden Natur habe ich im Laufe meines Lebens eine solche Weisheit vorgefunden, da werde ich sehr, sehr klein und demütig.
Herzliche Grüsse
maria




Offline MirjamTopic starter

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #8 am: 12.10.03, 08:22 »
Hallo Mary

im Grunde meinen wir dasselbe.

Das Ergebnis echter Bildung ist, das man sich verschiedene Seiten anhört/liest (nicht auswendig lernt und stur befolgt), pro und contra abwägt, kritisch hinterfragt, Argumente aus verschiedensten Blickwinkeln sammelt und dann für sich selbst sein Ergebnis zieht. Warum sollte man die Fehler die schon zigtausende machten, noch mal machen?

Es gibt kein Buch das man liest - und nach dem man dann seine Kinder erziehen kann.
Doch es gibt Situationen, auf die man sich vorbereiten, gelassener reagieren kann, denn es wird wohl nicht nur mir so gehen, das wenn ich auf die Gefühle im meinem Bauch gehört hätte, meine Junioren schon etliche Ohrfeigen hätten!?

Und diese ausgelöste Wut ist nichts anderes als die Hilflosigkeit einer Situation gegenüber, dem nicht-mehr-gewachsen-sein von nur einem Kind!

Die meisten Bücher die hier oben genannt sind beschreiben eben dieses von dir geforderte in der Familie Grenzen setzen, sich durchsetzen lernen, sich nicht mehr von der Umwelt verunsichern lassen und die eigenen Bedürfnisse formulieren und umsetzen. Den Kindern Rituale (Gute-Nacht-Gebet, Tagesablauf) bieten und wie wichtig und nachhaltig die Zeit und Arbeit in eine Kindheit ist. Alle meine Bücher ermutigen hierzu.

Die Verunsicherung kommt nicht aus der Wissentschaft - sondern aus den Tagesmedien: In jeder Frauen/Fernsehzeitschrift wird grad mal berichtet was "hipp" ist, die Sendungen müssen mit "Neuigkeiten" gefüllt werden, das ist keine Bildung!

Was gut in der Ernährung ist - wird nicht aus dem Bauch heraus gefunden - sondern im frühesten Kleinkindalter schon mit der künstlichen Vanille im Brei entschieden. Für die meisten Amerikaner ist bereits der Zucker-Pob-Brei "normal", McDonald ernährt 1 % der Weltbevölkerung. Wer kennt in der Stadt noch den Geschmack von echtem Sauerteigbrot?

Was gut für unsere Kinder ist - müssen viele erst wieder "lernen", Deine unheimlich starken und guten Urinstinkte hat leider nicht jede Frau.

Aber ich bin froh, das es noch Vorbilder wie dich gibt - gäbe es mehr von dir -  dann wäre so mancher Kinderpsychologe arbeitslos!  :D

Viele Grüsse

Mirjam

P.S. Ich hab schon mal in einem Mehrparteien-Mietshaus gewohnt - nie wieder möchte ich das!!
Man kann nicht feiern wie man will, den Garten gestalten wie man will, kein Hund, kein lautes Musikinstrument für die Kinder, das Spielzeug draussen lassen: Die gegenseitige Beobachtung ist enorm..
« Letzte Änderung: 12.10.03, 08:36 von Mirjam »
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Offline Beate Mahr

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #9 am: 12.10.03, 12:07 »
Hallo

ähm ... nur mal mit der Ruhe ...

Ich ziehe mir auch jede Menge an Erziehungsratgebern rein ...
aber ich würde nicht auf die Idee kommen ...
das 1 zu 1 umsetzen zu wollen

Geht doch auch garnicht dazu sind die Familien -> Eltern -> Kinder
viel zu verschieden.
Ich sehe es eher so als ** Kochbuch **

-> Hier von ein bisschen
-> davon ein bisschen
-> das ißt eh niemand
-> hier gerne etwas mehr
-> das würde ich gerne mal probieren ...
-> das auf keinen Fall

Die Geschmacksrichtungen  innerhalb der Familie ist unterschiedlich ...

So wie in der Erziehung auch

Gut bei uns ist es nochmal eine ganz andere Baustelle ,
bedingt durch unser ADS ...
aber ich kann mir doch Tipps - Anregungen aus Büchern holen ...
ich frag ja auch schon mal andere Mütter ...
was würdest du machen ???

Was meint ihr was ich belächelt wurde als ich ein
Elterntraining absoviert hab.
Jeder hat mit dem Kopfgeschüttelt ...
hat 3 Kinder und braucht so was  :P :-[ :-X :-\

Aber jetzt als ich das dort gelernt so positiv umgesetzt habe ...
tolle Erfolge erzielt habe ... ( gell Mirjam ;))
Meine Erfahrungen an andere weiter geben kann ...
wird nicht mehr gegrinst ;)

Ich möchte meine Kinder nicht in Schablonen pressen !!!
sondern sie zu selbstständigen mündigen Bürgern erziehen.
Ich sehe das als Autobahn
Meine Grenzen + Regeln sind die Leitplanken rechts und links ...
auf der Fahrbahn können sie sich frei bewegen ...
sicher gibt es ** Unfälle ** und Vergehen  
aber da ist es wie im richtigen Leben auch ...
es gibt einen Bußgeldkatalog ;)

Wir haben uns in der SHG mal die Mühe gemacht
Sprüchwörter zu sammeln ...
die für uns in der Erziehung wichtig sind

-> Was Du nicht willst, dass man Dir tut, das füg' auch keinen anderen zu
-> was Hänschen nicht lernt - lernt Hans nimmer mehr
-> Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht
-> wie man sich bettet so liegt man
-> Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus
-> ...
-> ...

Meine Leitsatz

Wer Rechte haben will -
muß den Pflichten nachkommen.
Wer seine Pflichten nicht erfüllt -
hat keine Rechte ...


Wie schon gesagt ich hol mit Ideen und Tipps aus den Ratgebern ...
und versuch die dann so umzusetzen wie sie für meine Familie passen ...
ich denke dass sie passen .

Außerdem, denke ich es gibt nicht D E N Erziehungsratgeber ...
es gibt nur Hilfestellung auf dem langen Weg der Erziehung.

Soviel zu meinen Gedanken

Einen schönen Sonntag

wünscht
Beate

PS: Sorry für die Gedankensprünge ...
denke mal das liegt am Vollmond ...


Entscheidend ist nicht, ob man kritisiert wird;
entscheidend ist, ob die Kritiker die Mehrheit bilden.

© Ernst R. Hauschka

Offline mary

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #10 am: 12.10.03, 12:33 »
Hallo Mirjam,
unter einem Mehrgenerationenhaus verstehe ich ein schönes grosses Bauernhaus oder auch ein Altenteilerhaus in der Nähe,
aber in der letzten Zeit träume ich von einem kleinen Sacherl, vielleicht nicht zu weit vom Hof entfernt,
wo ich einfach gemeinsam mit meinem Mann ein paar Träume und Wünsche umsetzen möchte.
Was mich freut, dass nach langen mühevollen Jahren scheinbar bei unseren Kids doch einiges rübergekommen ist, dass mir wichtig war. Sie haben beide die Liebe zur Natur und auch zur Landwirtschaft, die Freude an Büchern, an Musik, an vielen Dingen, mitbekommen und
dieser Spruch:
Menschen begleiten uns eine Weile, einige hinterlassen Spuren in unserem Herzen,
ich hoffe, dass ich ein paar kleine Spuren bei unseren Kindern geprägt habe, mehr wünsche ich mir gar nicht.
Vor kurzem las ich in einem Buch einen wunderschönen Satz, das grösste Ziel im Leben zu erreichen, einfach ein Mensch zu werden, der das Herz am richtigen Fleck hat.
Ja das würde ich mir auch für mich und unsere Kinder wünschen, einfach sich auf seinen gesunden Hausverstand, seine Gefühle verlassen zu können, eine Mitte zu haben, geerdet und auch zu wissen,dass das Leben in einer Kette der Generationen  weitergeht, den nach mir folgenden Kettengliedern die Freiheit zu lassen, sich ihre Drehungen oder Windungen  und die Farbe des Kettengliedes selbst suchen zu dürfen.

Liebe Grüsse
maria

Offline cara

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #11 am: 30.10.03, 11:18 »
zwar nich unbedingt literatur.... aba vielleicht trotzdem was zum drüber nachdenken?

Wenn Du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit Dir zu tun.... Verschwinde! Kinder von heute werden in Watte gepackt..........weiterlesen.
Wenn Du als Kind in den 50er, 60er oder 70 Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten!

Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.

Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium.

Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.

Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen.

Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.

Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.

Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.

Wir verließen morgens das Haus zum Spielen.
Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht
mal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld ausser wir
selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht" . Kannst Du Dich noch an "Unfälle" erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht.

Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick.

Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.

Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms.

Wir hatten Freunde.

Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße.
Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und
ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns... Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Ausserdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus.

Beim Straßenfussball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen.

Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere.
Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen.
Das war klar und keiner konnte sich verstecken.
Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat,war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der
gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wußten wir umzugehen

Und Du gehörst auch dazu.
Herzlichen Glückwunsch!
LiGrüss cara

It's a magical world, Hobbes, ol' buddy...
Let's go exploring!

Offline MirjamTopic starter

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Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #12 am: 30.10.03, 13:33 »

Hallo Cara,

diesen Text habe ich schon mal woanders gelesen und genaus SCHEISSE gefunden!

Mein Kind kletterte auf ein Stockbett - und fiel hinunter und war krampfend bewußtlos + 5 Tage Krankenhaus!

Nebenan lage ein Junge - ohne Helm vom Fahrrad gestürzt!

Vor ein paar Jahren verlor ich eine Tante - ohne Helm über den Lenker eines Fahrrades gefallen.

Heute gibt es keine Contergan-Kinder mehr - weil die Sicherheitsprüfungen schärfer sind!

Ich bin Mutter - bei dem Autounfall ohne Kindergurte wären vielleicht ich (schwanger) und mein Kind und die beiden einer Freundin verletzt oder tot.

Auch Kinder spüren heute Konsequenzen - die Anforderungen an sie sind heute nicht geringer als früher - nicht nur schulisch: Sie stehen nicht mehr im Wettbewerb mit den Dorfnachbarskindern - sondern mit den Arbeitssuchenden der ganzen Welt.

Heute gibt es nicht mehr alle 10 Jahre eine technische Revulotion - es gibt sie jedes Jahr und damit müssen sie schritthalten.

Und diesen blöden Satz: Und sie/wir sind auch "ohne" großgeworden - kann man nur dann sagen - wenn man GLÜCKLICHERWEISE mit vielen Schutzengeln auch groß geworden ist.

Dieser Text ist eine Überheblichkeit sondergleichen.

Sicher gibt es Eltern, die es übertreiben - aber die sind nicht halb so schlimm wie die tausenden, die ihre Kinder vernachlässigen und auch schon früher vernachlässigt haben.

Kinder brauchen den Schutz der Eltern, sie können die Verantwortung für sich selbst (noch) nicht tragen.


Mirjam



Der Kopf ist rund - damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können!

ingrid aus ba-wü

  • Gast
Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #13 am: 30.10.03, 14:27 »
@ cara,

danke für deinen super beitrag, der ist echt voll aus dem leben gegriffen.

auch ich bin in den 60 jahren geboren, und hab vieles mitgemacht wie du oben beschrieben hast bzw. vieles nicht (handy usw...).

aber ich glaub ich kann von mir behaupten, aus mir ist auch was "rechtes geworden" *lächel"

vielen dank nochmal.

@ mirjam: ich weiss ich bin hier nur als gast und trau mich ja fast nix negatives zu äussern.

ich hab schon viele deiner beiträge hier im forum gelesen, aber ich glaub hier übertreibst du ein wenig mit deiner ansicht.

denk mal über das geschriebene von cara nach, dann siehst du es vielleicht nach einer weile auch anders.

also nix für ungut.

*bitte lass mich leben*

ingrid aus ba-wü

cara als gästin

  • Gast
Re:Erziehungsliteratur
« Antwort #14 am: 30.10.03, 16:01 »
mim, sicher gebe ich dir recht, dass viele sachen darin überzogen sind.

aber einigen aussagen stimme ich trotzdem zu:

ich kann mir nicht vorstellen, dass es für kinder das non-plus-ultra ist, wenn sie einfach in ihrer freizeit vor den Fernseher/PC abgeschoben werden.

Zitat
Kinder brauchen den Schutz der Eltern, sie können die Verantwortung für sich selbst (noch) nicht tragen.


wo ist denn da der schutz, wo die verantwortung, die die kinder nicht selbst tragen können?
tolle *kinder*filme schauen und gewaltverherrlichende spiele am rechner/ konsole?
meine arbeitskollegin klagt darüber, dass die jungs aus der kindergartengruppe ihres sohnes (4 jahre) stark gewalttätig sind und sowohl ihren sohn *mal so* treten oder schlagen als auch ihn aufhetzen, seine schwester zu ärgern und ihr einen eimer sand über den kopf zu schütten o. ä.

was ist bei vielen kinder ( ich betone noch extra mal: dies gilt sicher nicht für alle kinder, mir is ja schon klar, dass man nich alles verallgemeinern darf) auch noch dazu kommt, dass sie oft einfach nich kommumikationsfähig. der enkel unserer nachbarin geht nich einmal aus dem haus zu freunden, denn er hat ga keine...

woran das liegt, kann ich nich beurteilen.

viele kinder heutzutage sind ja auch oft nich mehr in der lage, sich selbst kreativ zu beschäftigen, wenn da mal der rechner kaputt ist, langweilen sie sich zu tode.
versuch die mal rauszuschicken, die werden dir die ohren zu nöhlen, dass jab ich auch schon erlebt...
*keine lust rauszugehen**kann ich nich lieber fernsehen**mir is langweilig*

vielen is doch auch ga nich mehr bewusst, was für konsequenzen ihre handlungen haben, mama und papa werden es schon richten.
da könnt ich auch noch was zu erzählen, aber wahrscheinlich kennt doch jeder von euch auch sowas.