Liebe Maria,
leider höre ich aus deinen Beiträgen immer wieder heraus: Früher war alles gut - heute geht es den Bach runter.
Ich mag das so nicht stehen lassen.
Früher mußten die Eltern auch nicht für den Respekt der Kinder vor dem Lehrer sorgen - die haben sich das mit Strafarbeiten und Züchtigung selbst verschafft!
Auch früher gab es - wie Bäuerinnen auch sind - berufstätige Frauen und der Anspruch, das gerade berufstätige nicht ihren Erziehungsaufgaben nachkommen - halte ich für eine Pauschalierung:
Denn dann wären die meisten Ehemänner ja auch nicht erziehungsfähig - weil sie auch tagsüber arbeiten und Abends keine Geduld mehr haben?
Entschuldige, gerade WEIL ich derzeit die Kinder den GANZEN Tag um mich habe - fehlt mir abends die Geduld.
Dann zu den Tagesbetreuungen:
Schaut man sich die Geburtszahlen an, so erlebt im Schnitt nur jedes zweite Kind überhaupt Geschwister!
Da hilft auch die eine Krabbelstunde in der Woche in der Mutter-Kind-Gruppe nicht aus: Kinder gehören zu Kindern und ich muß auch sagen:
Oft ist ein Kind bei einer qualifizierten Tagesmutter besser aufgehoben als bei einer überforderten Großmutter, die es besonders "gut" meint, wo die eigene Mutter sich manchmal mit ihren Erziehungsregeln nicht durchsetzen kann und:
Großeltern haben bei den wenigen Kindern heutzutage oft richtig Geld - ein Fahrrad zu Ostern ist heute keine Seltenheit mehr.
Geht man davon nämlich aus, das Kleinkinderbetreuung was richtig Schlimmes ist - dann müßten ganze Generationen der neuen Bundesländer ja gestört oder unerzogen oder... sein?
Zurück zu Literatur.
Ich beneide jede Mutter, die nette Kinder hat, sich mit dem Partner einig ist, gewaltlos mit Liebe erziehen kann und liebevolle Kinder großgezogen hat.
Ich bewundere dich sehr, mit welchem Engagement und Liebe Du deine Kinder großgezogen hast.
Nur leider funktioniert das nicht bei allen. In anderen Boxen fragst du nach Konfliktmanagement-Seminaren:
Was glaubst Du, was das System Gorden ist?
Genau das, was man den Kindern von Kindesbeinen (und sich und seinen Partnern) an beibringen kann um damit ohne Gewalt, Verlierern, Gewinnern, Verletzung und psych. Schäden umzugehen! Eine funktionierende Familienkonferenz ohne Verlierern ohne Gewinnern - wo könnte man es besser "üben" als mit seinen Kindern?
Die Gesellschaft hat sich heute immens verändert:
Der Druck in der Schule ist nicht wie bei mir vor 25 Jahren. Oft sind diejenigen Eltern - die selbst nie Geschwister erlebt haben, ja oft nicht einmal eine funktionierende Partnerschaft der Eltern oder sogar keinen Vater/Mutter. Woher Vorbilder nehmen? Aus dem Fernsehen
Wir haben über 16.000 Frühschwangere unter 17 Jahren - weil einfach die Menstruation viel früher kommt (bessere Ernährungsversorgung) und einen enormen "Erwachsenwerden-Druck" auf noch Teenager.
Auch das betrifft uns Eltern. Wann rechtzeitig wie aufklären? Wieviel Statussymbole in welchem Alter? (Handy, Urlaub, Roller, Auto)
In anderen Boxen finden wird den Begriff "Patchworkfamilie" - wie sollen den Paare mit den vorprogrammierten Schwierigkeiten der Familienzusammenführung umgehen?
Auf den Rat der guten Verwandtschaft hören? Na, danke!
Früher wurden die Kinder "zwangsangepaßt" - heute bemühen wir uns Linkshänder, Legastheniker und hyperaktive Kinder wie auch ADSler gezielt zu fördern.
Doch wo sollen die Tipps dazu herkommen, wenn nicht auch aus Büchern?
Nein, ich bin kein Freund, die Erziehungsverantwortung aus der Familie in die Schule auszulagern, aber ich bin immer offen für gute Erziehungsmöglichkeiten, die mir helfen, unser Zusammenleben friedlich und erfolgreich zu gestalten.
Eine Leserbriefschreiberin hat einen guten Satz hinterlassen zu diesem Thema:
In über 13 % der heutigen Familien sind Gewalt und Schläge noch übliches Erziehungsmittel. Viele schwören auf Erziehung aus dem Bauch heraus:
Was glaubt ihr wo all diese Schläge herkommen - genau von dort!
Und ich möchte nicht wissen, wieviel Kinder noch leben könnten, hätte so mancher Vater und auch Mutter in einer Situation der Überforderung rechtzeitig ein Tipp zum Selbst-Runter-Fahren vor dem Ausrasten parat gehabt.
Gut Nacht
Mirjam