Autor Thema: Ausstieg aus dem Milchkontingent  (Gelesen 17408 mal)

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Offline rosy

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #15 am: 07.11.07, 13:53 »
Gilt das auch wenn der Vermieter  das MK nicht selber "melkt". Wenn er es z.B. zurück will um es dem Meitbieteneden zu vverkaufen?

Lg Rosy

Offline züsi

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #16 am: 08.11.07, 12:34 »
hallo,
maggie wir werden es auch nicht kaufen, der PO-chef hat uns abgeraten, wir können bei denen günstig mieten.
haben auch schon viel gemietet. ich denke auch, dass nicht plötzlich wieder alle anfangen zu melken, denn soo
wahnsinnig riesig ist der preis ja nicht. bei lichte betrachtet geben sie uns erst mal die paar rappen zurück welche sie uns letztes jahr abgeschlänzt haben. also im moment eher eine patt situation.

ob der vermieter es meistbietend verkaufen kannn weiss ich nicht, aber in unserm fall ist die milch im berggebiet
und das kann ja nur unter erschwerten umständen ins tal verkauft werden also wird es sich dort oben verkauft.
selber melken können sie nicht mehr, haben alles rausgerissen.
ich wollte eigentlich das urteil des bundesgerichts lesen aber die glatte cheibe haben es nur auf franz. im netz
und das ist mir dann doch zuu schwierig (beamtenfranz.)
gruss susanne

tanne

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #17 am: 08.11.07, 17:01 »
Die vermieter können das Kontingent zurücknehmen und selber melken, wenn sie wollen oder innerhalb einer Tierhaltergemeinschaft oder einer BG kann man es auch "verkaufen". Sie können das Milchkontingent aber einfach auf dem Betrieb lassen, ohne zu melken. Kein Kontingent muss gemolken werden. Was dann mit dem definitiven Ausstieg mit diesen Kontingenten passiert weiss noch niemand, aber vielleicht werden sie dann verkäuflich oder man kann sie wieder vermieten. Das Urteil auf französisch kann kurz so zusammengefasst werden. Die Weisungen und Erläuterungen des BLW zum vorzeitigen Ausstieg aus der Milchkontingentierung verstossen gegen Rechtssicherheit, Vertrauenschutz und Treu und Glauben und sind somit verfassungswidrig. Der Artikel 5. Absatz 3 besagt, dass ein Kontigent, das nicht endgültig übertragen wird (Miete) nur mit der Verpflichtung übertragen wird, dass es am Ende (bei Kündigung) des Vertrages wieder auf den Vermieter zurückübertragen wird. Somit hätte  dem Mieter nicht entgehen dürfen, dass er das gemietete Kontingent zurückgeben müsse, egal was das BLW sagt. Ausserdem sei die Verordnung überfallartig eingeführt worden. Die Vermieter hätten gar keine Zeit mehr gehabt zu kündigen (zu lange Kündigungsfristen bei rückwirkender Einführung der Verordnung). Zudem werden die vorzeitig aussteigenden Milchproduzenten den nicht austeigenden Milchproduzenten besser gestellt. Die müssen nämlich die gemieteten Kontingente zurückgeben, die vorzeitig ausgestiegenen hätten die Mietkontingente gratis erhalten sollen. Deshalb verstösst die Verordnung zusätzlich gegen die Rechtsgleichheit. Das BLW behauptet auch, dass die Milchkontingente beim vorzeitigen Ausstieg einfach untergehen, verschwinden und nicht wieder zu erwecken sind. Komischerweise werden aber Milchkontingente, die vom Berggebiet von einem nichtaussteiger an einen Aussteiger im Talgebiet als Lieferrecht angerechnet und wenn das Lieferrecht wieder in den Berg zurückmuss (nach einem Jahr) wird es plötzlich beim Nichtaussteiger Bergbauer wieder zu einem öffentlich-rechtlichen Milchkontingent. Warum also sollten die Lieferrechte der vorzeitig Ausgestiegenen nicht wieder öff. rechtliche Kontingente werden können, fragte sich das Bundesverwaltungsgericht zu recht und gab dem Vermieter sein Kontingent zurück, so ist es gerecht.
Hätte das BLW eine faire Lösung für alle Beteiligten gemacht, wäre jetzt kein Bauernkrieg im Gange. Jeder Mieter hat einen Vermieter, die sind jetzt dank dem BLW alle sauer aufeinander. Schon Caesar führte Kriege nach dem Motto: Teile und Herrsche!! Unser Mieter, Nachbar und ehemaliger Freund hat uns mit Mord gedroht.

tanne

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #18 am: 20.11.07, 16:46 »
sorry, hab ich was falsches gesagt? ich finde dass das blw wirklich schuld an dem ganzen schlamassel hat. ich wäre froh, wenn ihr mir sagt, was ihr davon haltet. es geht doch nicht an, dass sich die ämter in verträge zwischen privaten einmischen und diese im glauben lassen, kontingente gehören jetzt einfach dem mieter. kennt ihr leute, die davon betroffen sind. ich find es auch nicht so toll, wenn ich mich in die lage der mieter versetze, dass sie vom blw falsch informiert wurden und daran geglaubt haben, dass die mietkontingente jetzt einfach dem mieter gehören. es würde mich sehr interessieren, was das blw macht, wenn sich ein mieter auf die hinterbeine stellt und dann schadenersatz für das verlorene kontingent fordert, weil das blw ja völlig falsch informiert hat. ich jedenfalls habe seit 3 jahren kontakt mit vielen betroffenen und alle sagen, in jedem dorf hat es solche fälle gegeben. was meint ihr dazu?

Offline RomyTopic starter

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #19 am: 22.02.09, 17:30 »
Das Milchkontingent ist aufgehoben.
Die Schweiz hat sehr viele Berg-Landwirtschaften. Das heisst sehr viele Kühe gehen auf die Alp. Das heisst wiederum, dass die Kühe gezielt auf die Herbstkalberung geleitet werden. Um diese Zeit ist, wie seit eh und je, die Schweiz in einer Milchschwemme. Jetzt ist viel zu viel Milch auf dem Markt. Hochdorf kommt fast nicht nach mit verpulvern. Aber im Frühling wird sich das wieder legen. Ab Juni wird sehr viel Milch auf den Alpen wieder verkäst und die fliesst ja dann nicht in den Michkannal.
Deshalb war der Milchstreik letztes Jahr nicht gerade klug. Aussgerechnet zu einer Zeit da es eh zuviel Milch auf dem Markt gab, da haben sich die Milchzentralen ins Fäustchen gelacht. Wir hätten ihnen gar keinen grösseren Gefallen tun können

Die meisten Landwirte sind ja schon vorher zusammen mit den verschiedenen Milchpoolen ausgestiegen. Wir sind im Biomilchpool
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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #20 am: 23.02.09, 08:57 »
Ja Nicole da hast du schon Recht. Offiziell ist im Mai Schluss. Aber die meisten sind schon lange ausgestiegen. Das war möglich zusammen mit einem Milchpool. So zwickt uns der 1.Mai eigentlich nicht. Aber auch jetzt kann nicht jeder liefern was er will. Wir haben da unsere Lieferrechte bei den Pools. Es nimmt mich dann wunder wie es sich auswirkt. Aber ich denke mit der Zeit fängt der Markt an zu spielen. Ich bin da zuversichtlich. Die Landwirtschaft ist wie ein Löwenzahn, da kann alles zubetoniert sein. Sie streckt sich aus der kleinsten Ritze der Sonne zu
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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #21 am: 23.02.09, 17:00 »
Bei uns heben die Liter die über den Biomilchkannal gehen noch etwas den Preis.
Das ist so eine Spiralle die man nicht aufhalten kann. Wenn es wenig Geld gibt für den Liter, wird mehr gemolken zum kompenzieren, dann gibt es noch mehr Milch und der Preis fällt noch weiter hinunter.
Eigentlich sollten alle weniger melken, dann gibt es weniger Milch, die Nachfrage wird grösser und der Milchpreis steigt. Aber das ist menschlich gesehen wohl utopie  :-\
Brutal ist es halt für Landwirte die kein zweites Standbein haben und nur auf Milch ausgerichtet sind
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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #22 am: 24.02.09, 08:18 »
Und die Doppelbelastung ist natürlich auch enorm. Es ist ja nicht so, dass die Arbeit geteilt wird, sie kommt zusätzlich.
Ich habe mich damals für die Direktvermarktung entschieden, weil ich unsere fünf Kids nicht alleine lassen wollte. Göga hatte damals auch schon soviel am Hals. Da war die Direktvermarktung für mich ideal. Wir sind ein Touristenort und die Schlittler fahren mir ins Haus wenn sie die Kurve nicht machen :D Aber es ist auch recht streng. Besonders der Haushalt leidet enorm  :-\
Diesen Februar habe ich schon über 200 lt Jogurt gemacht. Und eigentlich sollte ich jetzt am käsen sein nicht am schreiben. Aber zwischendurch brauch ich eine Auszeit.
Die Wertschöpfung bei der Milch die ich zu Hause verarbeite ist natürlich sehenswert.  :D
Wahrscheinlich geht es schlussendlich wirklich ums Durchhalten. Wir in den Bergen haben eh die schlechteren Karten. Die Transportkosten sind hoch, was das Milchgeld noch mehr drückt. Aber irgendwie werden wir es schon schaffen.
« Letzte Änderung: 24.02.09, 08:42 von Romy »
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Offline Asta

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #23 am: 26.02.09, 18:46 »
Ja zur Zeit ist es echt zum Davonlaufen! Mein Göga leidet schwer! und mit ihm natürlich die ganze Familie.
Ja, eigentlich ist mir die Arbeit im Pflegeheim fast zuviel. Aber bei diesem Milchpreis sind wir auf das Gehalt des Heimes angewiesen! Es ist so, die Arbeit ist mehr geworden.
Besonders schlimm wird`s, wenn die Motivation so plötzlich fällt! Nie hätte ich gedacht, dass mein Mann über einen Jobwechsel laut nachdenken würde! Er war bisher Bauer mit Leib und Seele. Doch jetzt wirkt er frustriert! :'(
Die Milchabnehmer machen was sie wollen. Die werden ewig behaupten der Rohstoff Milch sei zu teuer in der CH!
Wenn doch zuviel Milch vorhanden ist, warum bewilligte denn der Bund die Mehrmengen? Ja, ja ich kenne die Argumente auch!
Bezüglich Spezialisierung: Eigentlich ist es doch gar nicht möglich immer mehr Milch zu produzieren! Dazu braucht es mehr Kühe oder eine immer höhere Leistung der Tiere. Um mehr Tiere halten zu können braucht es mehr Land - und dieses ist nicht vorhanden. Also was soll der Wahnsinn? Den Betrieb vergrössern zu können ist wie ein Sechser im Lotto!! Jedenfalls in unserer Region!

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #24 am: 26.02.09, 19:19 »
Hallo Asta
Ja die Mehrmenge ist so ein Hirnriss - echt  >:(
Die Existensangst ist schlimm. Ich sage immer für Landwirt musst du geboren sein, das ist nicht wie irgend ein anderer Beruf. Und deshalb trifft es einem besonders hart. Wenn ein Landwirt sich anders orientieren muss, ist das auch eine gewisse Entwurzelung.

Wir kommen hier mit der Direktvermarktung gut zurecht. Aber ich weiss auch nicht wie es wird, wenn die Menschen gar kein Geld mehr haben für die Ferien.  :-\ Aber eben ich bin ein Optimist und denke "es wird schon werden"
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Romy

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Offline Asta

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #25 am: 26.02.09, 20:33 »
Hallo Romy

Ich lebe nach dem Satz, "es geht immer wieder eine Türe auf". Ich weiss mich eigentlich getragen. Es heisst doch  "Angst und Mut sind ansteckend".  Doch manchmal ist es echt hart.
Früher bauten wir Kartoffeln an. Wir hielten sogar Mastschweine. Doch mein Göga wollte auf Milch setzen. Ich fand es immer besser, mehrere Standbeine zu haben. Ich finde noch heute, dass ein richtiger Bauernhof möglichst vielseitig sein soll. (ist wohl was altmodisch gedacht!) ::) Traumvorstellung  ;D

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #26 am: 27.02.09, 10:00 »
Traumvorstellung  ::) - ja weisst du irgendwie muss es letztendlich halt auch rentieren. Viel Getier gibt auch viel Arbeit. Da ist es halt einfacher man macht eine Richtung und konzentriert sich dann auf diese. Ich habe auch mal mit ein paar Ziegen, und Enten liebäugelt. Aber eigentlich rentieren nicht einmal Hühner (wenn du nicht gleich 100 hast) Ich habe mir mal alles ausgerechnet was mich meine 14 Hühner so kosten. Na das kannst du gleich vergessen. So viel würde ich in keinem Laden für Eier bezahlen  ;)

Eugen Roth hat mal geschrieben:
Ein Mensch schaut in der Zeit zurück
und sieht sein Unglück war sein Glück.

Das triffts. Wer weiss für was es gut ist. Man muss einfach an die Zukunft glauben und das Beste daraus machen.
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Offline Asta

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Re: Ausstieg aus dem Milchkontingent
« Antwort #27 am: 27.02.09, 19:04 »
Ja, soweit hab ich`s wohl begriffen. Das stimmt alles! Deshalb hab ich keine Hühner mehr. Hätte gern Schwarznasenschafe (Walliser) gehabt. Aber ich werd`s wohl  sein lassen. Ich will mir ja die wenige freie Zeit nicht komplet verbauen.