nachdem Ulrike Siegel im letzten Jahr schon am anderen Ende unseres Landkreises war habe ich bei unserer VLF-Vorsitzenden angeregt sie vielleicht auch mal bei uns hier einzuladen.
Der VLF-Vers. war sie vollkommen fremd, ich habe ihr allerdings einige Bücher von mir geliehen.
Gestern war es dann soweit und sie war hier bei uns im Ort.
Thema "Kindheit auf dem Bauernhof"
Leider waren nicht allzu viele Zuhörer dort, sind bei den Veranstaltungen aber meist nicht mehr. Dann waren noch 2 andere Veranstaltungen die auch einige potentielle Zuhörer genommen haben (weiß von einigen die gerne gekommen wären).
Die Meisten die dort waren kannten sie überhaupt nicht bzw. lesen nichts, aber ich hatte den Eindruck, dass es allen gefallen hat. Sie hat ca. 1 1/2 Stunden meist frei geredet, zwischendrin immer aus verschiedenen Büchern vorgelesen. Ich hätte ihr noch stundenlang zuhören können.
Zuerst erzählte sie etwas von sich selbst, geboren 1961, älteste von 4 Töchtern, Aussiedlerhof, nach der Schule zuerst ländl. Hauswirtschaft, dann Landwirtschaftslehre, beides mit Meisterbrief, erst relativ spät Abi nachgeholt und studiert.
Sie erzählte wie es damals in den 1960/70er Jahren auf fast allen Höfen zuging, wie sich die Zeiten in der Landwirtschaft allgemein änderten, anfangs noch viel Handarbeit, auch z.B. im Haushalt mit Wäsche. Keine Spezialisierung, und die Eltern meist arbeitsmäßig völlig überlastet, so dass auch die Kinder mithelfen mussten.
Durch die Industrialisierung sind an den Ortsrändern oft Siedlungen entstanden, neue Häuser, meist mehr Komfort als auf den Höfen, denn dort ging alles Geld in den Hof (Maschinen..) Diese Mütter waren meist daheim, mehr Ordnung, teilweise sahen diese Leute auch auf die Landwirte herab, aber auch die Bauern selbst wollten oft, dass ihre Kinder die nicht den Hof übernahmen "was Besseres" wurden, was bedeutete Feierabend, Urlaub und keine schmutzige Arbeit.
In vielen was sie erzählte fand man sich selbst wieder, unter den Zuhörerinnen (war nur 1 Mann dort, das war aber kein Landwirtssohn)hörte man immer wieder Zustimmung. Da sie sehr locker erzählte musste man oft schmunzeln.
Sie las dann immer wieder aus verschiedenen Büchern vor, erzählte auch z.B. dass eine Bauerntochter vor 2 Jahren im Melkstand tödlich verunglückt ist. Manches war ernst, anderes auch heiter. ZB. Pausenbrot, war auch bei uns so (2 ehemalige Klassenkameradinnen mit denen ich schon in der Grundschule zusammen war hatte ich mitgeschleppt) wie wir am Tisch bestätigten. Wir hatten wie Frau Siegel meinte immer z.B. Leberwurst aus der Hausschlachtung, die Kinder die nicht von Höfen stammten Aufschnitt, worauf wir schon manchmal neidisch guckten.
Dann las sie aus neuesten Buch vor wie Hausschlachtung funktionierte, Kinder mit dabei, für heutige Kinder wohl unvorstellbar. Da hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.
Dann das leidige Thema Urlaub, wer ist da schon jemals weggekommen als Kind, andere fuhren damals schon in den Süden. Sie meinte "eine ältere Frau sagte mal, wir sind auch nicht in den Urlaub" aber der Unterschied zu unserer Generation (ich bin 1962 geboren) lag darin, dass andere das damals schon hatten und die Kinder von Höfen eben nicht.
Ich könnt jetzt noch ewig weiterschreiben, jedenfalls wenn sie mal in Eure Gegend kommt, dann hört es Euch an, ihr werdet es nicht bereuen.
LG
Marianne