Hallo Fiona
Es ist gut, dass du dir so viele Gedanken über deine und die Zukunft deines Freundes machst. Du hast hier schon viele gute Anregungen und Ratschläge bekommen. Ich kann dir (inzwischen) zwei Seiten schildern.
Erst mal meine: Auch ich habe meinen Mann mit 15 kennen und lieben gelernt und ihn mit 18 geheiratet, hatte aber noch keinen eigenen Beruf sondern war mitten in der Ausbildung. War also ziemlich abhängig. Das war nicht gut für mich, aber damals nicht zu ändern. Kompromisse musste ich in meinem Leben viele eingehen und so manche sind mir nicht leicht gefallen. Wir hatten Höhen und Tiefen in unserer Beziehung und manches mal drohte sie zu zerbrechen. Heute nach 32 Jahren Ehe kann ich sagen, dass ich an den Schwierigkeiten gewachsen und stark geworden bin. Mein Mann auch. Noch immer sind wir gerne zusammen und ich bin glücklich mit ihm und mit unserer Situation.
Die zweite Seite ist die von unserem Hofnachfolger. Er hat vor einiger Zeit geheiratet, nachdem er und seine Freundin seit 1999 bei uns auf dem Hof zusammen leben. Meine Bedingung war, aus eigener schlimmer Erfahrung, die das Zusammenleben der Generationen so schwer machen kann, dass die beiden eine abgeschlossene Wohnung haben. Ich freue mich sehr über diesen Schritt, weil meine Schwiegertochter eine ganz liebe ist. Sie kommt aus der Stadt und nicht aus der Landwirtschaft. Nach fast 7 Jahren des Zusammenlebens wissen wir beide, was wir aneinander haben. Die Schwiegertochter war und ist berufstätig und bald wird das erste Baby geboren. Dann geht sie erst mal in Mutterschutz und entscheidet sich dann, wie es ihr mit Kind geht, ob sie wieder berufstätig sein will und kann oder ob sie in den Betrieb mit einsteigt. Als sie hier eingezogen ist, haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir unseren Alltag gestalten. Wir sind dann so verblieben, dass wir, zumindest so lange sie berufstätig ist, zusammen kochen, aber das jede von uns das Recht hat, zu sagen, wenn sie es anders haben möcht. Dann wird das getrennt. Bis jetzt geht es sehr gut und wenn es nicht mehr gehen sollte, gibt es viele andere Möglichkeiten.
Liebe Fiona, es ist gut, sich Gedanken und Pläne zu machen, aber man kann nicht jedes Risiko, jede Schwierigkeit voraussehen. Das Leben stellt einen manchmal vor schier unlösbare Aufgaben. Es gibt keine Sicherheit, nicht für das Leben, nicht für die Gesundheit und auch nicht für die Beziehung. Es ist immer eine Gradwanderung und ein Kompromisse suchen zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen des Partners. Und in der Landwirtschaft oder jedem anderen Geschäft auch zusätzlich noch mit dem Betrieb und den (Schwieger)eltern.
Ich will dir keine Angst machen. Wenn du deinen Freund liebst und dich in der Beziehung zu ihm wohl fühlst, dann ist das die beste Voraussetzung, die es gibt. Ich sage immer, wenn die Partnerschaft in Ordnung ist, kann man alles andere regeln, dann kann man jede Aufgabe lösen, aber wenn die Partnerschaft nicht in Ordnung ist, helfen auch die besten Voraussetzungen nichts. In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du die richtige Entscheidung triffst, ein gutes Durchhaltevermögen und eine gesunde Portion Egoismus.
LG Elisabeth