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Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?

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gammi:
Landwirtschaft das Übel an allem. Und dies scheint besonders für die weichenden Kinder von Höfen zu gelten.
herzl. Grüsse
maria


Doch nun zur heutigen Zeit....

Als Beispiel wurde in einem anderen Box geschrieben, dass die "armen" Kinder auch mal zurückstecken müssen, wenn ein Kuh kalbt...oder während der Ernetezeit....

......ich hab erst mit einer Verkäuferin geredet, die meinte ihr Kind konnte nicht zu einer Veranstaltung, weil sie arbeiten mußte und es nicht abholen kann.
......der Vater ist bei der Feuerwehr: der piepser geht runter und er muß schnell zum Einsatz. Da wird auch nicht gefragt, ob er grad was anderes vorhat
.......ich mußte erst kürzlich kurz vor Feieraben noch einen Reifen repariern lassen. Hätte normalerweise gut gereicht die Zeit, aber irgendwie ging es nicht wie es sollte. Die Arbeiter sind auch erst später heimgekommen.
......der Vertreter/Berater steckt im Stau, weil ein Autounfall war
......der Bankberater muß auch mal abends einen Termin anhängen, weil der Kunde sonst keine Zeit hat
......die Krankenschwester hat Schichtarbeit. Vielleicht muß sie ja für eine kranke Kollegin einspringen. Da hat sie auch nicht immer grad Zeit.


Bauernhofkinder dürfen morgens nicht ausschlafen.....


ich hab grad ein Auto voll Teenager nach Hause gefahren, die liegen jetzt alle im Bett, weil sie die ganze Nacht durchgemacht haben. Mein "armes" Bauernhofkind ist auch dabei  ;D.
Aber ich seh trotzdem nicht ein, dass man die ganze Nacht durchmacht um dann den ganzen Tag zu verschlafen.

 

gina67:
Hallo
ich glaube das unseren Kindern auch nichts gefehlt hat. Sie hatten hier auf dem Hof viele Freiheiten, die andere die in der Stadt wohnen nicht hatten. Dazu gehörte bei uns das "Fete-Feiern" mit lauter Musik und übernachten im Zelt. Macht das mal auf einem 500 m² Grundstück mitten in der Wohnsiedlung.

Es war immer jemand da wenn sie mittags nach Hause kamen, auch der Papa stand meistens bei Problemen zur Verfügung. Ich habe immer alle Veranstaltungen im Kindergarten und der Schule mitgemacht, dass können nicht alle von sich behaupten. Bei meinen Kindern waren, in der Grundschule, noch andere Bauernkinder und oft waren es gerade wir Mütter von den Höfen, die für die Kuchenaktionen zuständig waren.

Das änderte sich als die Kinder zu weiterführenden Schulen gingen. Als meine Tochter aufs Gymnasium ging, war gerade die BSE-Krise und es wurden oft auch dumme Witze darüber gemacht, da war sie schon oft traurig. Mein Sohn hatte auf der Realschule einen Lehrer der die Bauern für alle Umweltverschmutzungen verantwortlich machte. Diese Zeit die auch noch in die Pubertät fiel war schon etwas schwieriger.

Meine Kinder können von sich behaupten dass sie ohne Schläge und ohne Strafen wie Fernsehverbot, Taschengeldentzug oder Hausarrest groß geworden sind. Dafür wurden schonmal "Extra-Arbeiten" wie Unkrautzupfen oder Stallwände streichen verordnet. Ausserdem war ihnen auch nie langweilig, es gab immer etwas zu entdecken und wir hatten in den Ferien regen Besuch von Nichtbauernhofkindern die zu Hause einfach nicht wussten was sie machen sollten.

Ich habe meine Kinder letztens noch gefragt ob sie irgendwas vermisst haben, da haben beide unabhängig voneinander gesagt, dass sie eine schöne Kindheit hatten. 

Was mir persönlich immer sehr leid getan hat, dass wir keinen gemeinsamen Urlaub verbringen konnten.

Viele Grüße
Nordlicht

Bullenmafia:
also ich finde schon das meine Tochter bei vielem zurückstecken muss ABER das kommt immer auf die Betriebsstruktur an. Wir sind nur zu zweit und wenn Stress ansteht dann geht es nicht. Gerade im Sommer wenn alles im Freibad ist stehen wir oft beim heuen, etc am Feld. wo soll ich da weg. Dann in Urlaub fahren, jeden Tag wo anders hin einmal da einmal da. Fussball, Musikschule etc etc.
Schaut doch mal die Siedlungsfrauen an (zumindest bei uns) die schieben ihr Kind von A nach B damit es beschäftigt ist und wundern sich dann wenn die Kinder nicht selbständig sind. Ja woher kommt es denn??
Ich versuche es halt dann meinem Kind dafür wenns ruhiger ist, den Ausgleich zu geben.
Ich finde es ist ein großer Unterschied ob ich den ganzen Tag daheim bin und nur für das Kind Zeit habe oder aber den ganzen Tag arbeite. Und das es auch heute noch Höfe gibt wo die Frau voll mitarbeitet so wie ich und deshalb auch schauen muss wie ich klar komme. ich habe nicht umsonst die letzten Jahre eine Tagesmutter für meine Tochter, damit sie nicht soviel zurückstecken muss. Aber deshalb hat sich nicht eine schlechte Kindheit.
LG Petra

maggie:

--- Zitat von: gammi am 01.11.10, 11:20 ---.ich hab grad ein Auto voll Teenager nach Hause gefahren, die liegen jetzt alle im Bett, weil sie die ganze Nacht durchgemacht haben. Mein "armes" Bauernhofkind ist auch dabei  ;D.
Aber ich seh trotzdem nicht ein, dass man die ganze Nacht durchmacht um dann den ganzen Tag zu verschlafen.

 

--- Ende Zitat ---

das war das was ich meiner mutter nie verziehen habe - wenn ich von samstag auf sonntag gegen morgen nach hause kam - wurde ich um spätestens 8 uhr aus dem bett geholt - einfach, damit mutter das frühstück wieder abräumen konnten - und dann kam vielleicht noch der vorwurf - du könntest mal wieder zur kirche gehen - das machte spass - und zur kirche gingen wir natürlich extra nicht ...
wenn ich dann mal erst um 7 nach hause kam - gab es gar kein bett, dann hatte sie arbeit -

darum habe ich mir geschworen - ich werde die kinder am sonntag schlafen lassen - natürlich gab es tage da war arbeit angesagt, aber nur dann - und zwar wussten sie das zum voraus -

und das frühstück - na ja - wenn sie was wollen finden sie alles in der küche - das wollten wir unserer mutter auch klar machen - doch da gab es nichts ...
es stand dann einfach alles in der stube auf dem tisch, bis wir kamen ... - manchmal bis zum mittagessen -
doch das hielten wir nicht oft durch, da alle paar minuten gerufen wurde ...

das war mein grosses abschreckendes vorbild - und das ist etwas, das ich auch so gehalten habe    :o

LunaR:
Die Kinder finden es meistens schön. Die Probleme kommen bei den Jugendlichen, die möglichst alles tun wollen und genau so sein möchten wie die anderen (die anderen dürfen ja sowieso immer ALLES).

Was mir so auffällt, dass die Mädchen später lieber nicht in der LW arbeiten wollen und auch nicht gerade einen LW als Partner suchen und die Jungen oft mit wahrer Hingabe LW betreiben wollen, nicht nur weil es das Familienerbe ist, sondern weil sie es so wollen und gern haben.

Luna

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