Bäuerinnentreff

Was es sonst noch gibt => Bei uns Zuhause... => Thema gestartet von: Gislinde am 31.03.03, 22:26

Titel: Alte Hofgeschichten, Vergangenheit und Chroniken
Beitrag von: Gislinde am 31.03.03, 22:26
Alte Hofgeschichten
Unser Hof hat zwar keinen Hofnamen, in unserer Gegend ist dies eher selten, aber wir besitzen eine Chronik bis vor 1700 zurück. Ein Onkel meines Mannes hat in seinen Jugendjahren von ca 1920 bis 1940 vieles zusammengetragen, er fiel im Krieg 1944 .Nun haben wir mithilfe des PC diese Chronik weitergeführt. Wir finden es hochinteressant, wie die Vorfahren so gelebt haben und was alles bedacht wurde bei der Übergabe, was man auch aus den jeweiligen Übergabekunden rauslesen kann. Der Onkel hat unermüdlich von Staatsarchiven und aus Kirchenbüchern Abschriften angefordert. Eine der ältesten davon möchte ich nachfolgend abdrucken. Wir haben uns mit der deutschen Schrift und den altertümlichen Ausdrucksweise schon gut auseinander gesetzt, um die Abschriften lesen zu können. Wer ähnliches aus anderen Gegend hat, wäre auch schön davon zu lesen.


ÜBERGABEURKUNDE DES FÜRST STIFT  KEMPTISCHEN PFLEGEAMT
                                 
                                    Actum, den 27. März 1769

Anna Maria Hänselerin, des Joseph L. selig zurückgelassene Wittib zu St. der Pfarrei S., nachdem dieselbe dem Guth  und Hauswesen mit Nutzen länger vorzustehen sich nicht mehr getraut, übergibt dato ihr bisher eingewechselt bischöflich, jedoch inzwischen dem hochfürstlichen Stift Kempten lehnbares Gut,
 als Haus und Hof, Bainden, Äcker, Gärten, Wiesen , Holz und Feld, wie vorhanden s.v. Hab und Fahraus Fahrnis , G'schiff  und G'schirr, Früchten im Haus und Feld, überall nichts als 2 Kleidertruchen,
1 Kleiderkasten,  Bet und Betstatt, den vorhandenen Flax (Flachs),auch Leyn (Leinen) und Ehewerk hiervon ausgenommen und beschichet der Kauf mit all dessen Recht und Gerechtigkeit auf Nutzen und Beschwerden gegen ihren freundlichen und lieben Sohn Hannß Jörg L. umb 1575 fl= Gulden also und dergestalten, daß ihn hieran vor sein Heuratsgut 275 fl abgeben,sodann er auf kommende heilige Lichtmeß 1770  bar 750 fl bezahlen, den Rest mit 430 fl aber mit 25 fl  Zihl  auf Georgi 1771 anfangend erlegen und also contunieren sollen, bis der Kaufschilling vollkommen abgefihrt (sezu..) wirdet.
........
Zur Leibgeding hat sich die Mutter ihr vorbehalten 4 Virtel Korn, 4 Virtl  Roggen, 6 Virtl Haaber, 2 Immen Bohnen,1/2 Virtl Salz,25 Pfd. Schmalz,  2 Pfd. Licht,  von Georgi bis Martini täglich 1 Maß, die übrige Zeit
alle Tag 1/2 Maß gute Milch, 12 Reithen Flax, 100 Ayer, 2 Virtl Erdäpfel, quartaliter 1 fl Bußgeld, den
4.ten Teil Obst, ein Stränglein im Krautgarten nutzen zu lassen, Kraut und Rüben auf Nothdurft,
jährlich ein Paar s.v. Schuh, ein Paar Sohlen, 2 Klafter Holz und 2 Fuhr Waßen vor die Tür zu stellen,
wann man metzget 20 Pfd. Fleisch und wann man nicht schlachtet 1fl (= Gulden) davor.
Wann die Mutter und der Sohn in einer Stuben sich nicht betragen könnten, so müßt der Sohn auf seine Kösten das hintere Stüblein in wohnbaren Stand stellen, in welchen dann auch die lödigen Geschwistrige, solang sie lödigen Standes seyend, den landesüblichen Wünkel, bei deren Verheiratung
hat der Gutsbesitzer jedem Geschwistrigen einer s.v. Kue (Kuh) die 3.te Wahl im Stall zu lassen, vor der Ausfertigung 50 fl zu bezahlen, und jedem Truhe und Casten machen zu lassen, die Morgensuppe aufzuhalten,auch Schneider und Neherin das Essen zu geben

Dessen seyend Zeig (Zeuge)  und gegenwärtig
Jonas Geisenhofer, Pfarrer =Amman zu S.
Jörg Staiger aus G.  (Schwiegersohn von Anna L.)
Michl Bestler zu St. ( Schwiegersohn)
und der Käufer selbsten. ( Sohn Joh. Georg )
Titel: Re:Alte Hofgeschichten
Beitrag von: Gislinde am 31.03.03, 22:36
Hallo ,
ich mach gleich in dieser Box weiter, denn es handelt sich um alte Bauerngeschichten
Alte Bücher
Auch bei unserer Familie sind einige Raritäten und Kostbarkeiten aufbewahrt worden. Einige alte Heiligenlegenden in antiken Zustand bewahre ich auf, das älteste Exemplar ist von 1844. Dies können wir lesen, weil der Urgroßvater meines Mannes eine Widmung reingeschrieben hat mit dieser Jahreszahl. Wir stöbern manchmal ganz gerne darinnen, auch Koch-,Hausbücher oder Brehms Thierleben von 1882 sind darunter.

 Ich werde ab und zu mal was abschreiben und hier ins Forum stellen, manches ist zum Nachdenken, manches ist ganz amüsant. Aber  ich beschäftige mich auch gerne mit unserer Familienchronik und der Geschichte im allgemeinen, mit der bäuerlichen Geschichte im besonderen, als Fazit bleibt, daß der Bauernstand nur wenig geachtet wurde, von der Obrigkeit meist nur ausgenutzt wurde, von der Kirche zu Gehorsam und Abgaben verpflichtet wurde. Nicht umsonst gab es immer wieder Bauernaufstände, schon in den frühen Jahrhunderten.
 

Aus dem Buch : Ein Jahrtausend  deutscher Kultur (1921 J. Klinkhardt, Verlagsbuchhandl. Leipzig)

Lage der Bauern im 12. und 13. Jahrhundert
(aus den Predigten Bertholds v. Regensburg, H. Gildemeister)
Da sitzet so mancher vor meinen Augen, der sollte jetzo 100 Pfund haben von seiner Arbeit, der hat nicht so viel, daß er sich des Frostes ( während des Winters )  möge ernähren . Und ist so mancher dahergelaufen in diesem kaltem Reif  barfuß und in dünnem Gewand. Ihr habet gelebet so manchen üblen Tag in großer Arbeit von früh bis spät und müsset eben das alles arbeiten, dessen die Welt bedarf, und von dem allzusammen wird euch mit der Not nur so viel, daß ihr nicht viel besser esset als denn eure  Schweine.
Ihr Herren Ritter, ihr bauet gerne eure Häuser mit armer Leute Schaden. der muß euch eine Woche helfen, der einen Tag, je darnach es euch gut dünket; der mit seinem Vieh und mit ihm selber, der mit seinem Knechte, und erwürget zuweilen sein Vieh an euren Häusern, dann wird der Acker das ganze Jahr über desto weniger gebaut.

Bauernkleidung in Norddeutschland(1616)
John Taylors Beobachtungen auf einer Reise von London nach Hamburg im Jahre 1616)
Die meisten der Männer sind in Sackleinen gekleidet sonder Futterung, mit bloßen Beinen und Füßen, ohne Hemd, kein Stück Wolle an ihnen, und dergestalt laufen sie durch Wind und Wetter.... Von den wohlhabenden Bauern traf ich an jenem Sonntag mehr den einhundert und zwanzig, ein jeglicher mit einem Beile in der Hand; ich sann nach und meinte, sie gedächten wohl Holz zu fällen an jenem Tag; aber der Führer sagte mir, sie gingen zur Kirche... und daß es so die Landessitte sei.
Es gibt noch einige andere Bauern, deren Sitte es ist, weißleinene Hosen zu tragen und so eng wie die Beinkleider der Irländer, aber so lang, daß sie an dem Schuh zu einer Rolle aufgekrempelt werden...
aber was diesen Kerlen an Hosenweite mangelt, das haben sie an den Wämsern, denn deren Ärmel sind so weit wie Hosen.

Der Bauer ist nur noch seines Herren Fröner (um 1700)

(Abraham a St. Clara Salzburg 1710)
Die Bauern werden auf allen Seiten geschunden... So ist auch jenem Bauern nicht vor ungut aufzunehmen gewest, welcher auf Befragung, ob er auch bete, die Antwort geben : Ja, ja, ich bete fleißig, und zwar für meines Edelmannes Pferd, damit diese lang  sollen leben und gesund seyn daneben. Denn wofern diese sollen verrecken und umstehen, so thät nachmals unser Edelmann auf uns Bauern reiten.
Die Felbernbäume (Weidenbäume) pflegt man nur einmal im Jahr zu stutzen, aber die armen Unterthanen werden gar offt von von ihren allzuharten Herrschafften fast alle Tage gestutzet......
Jetzt muß bey manchem Edelmann der Bauer ein Hund seyn, ein Hund heißen....

Verbot, die Bauern zu schlagen
Kabinettsbefehl Friedrichs II. an die kurmärkische Kammer 1749
Da verschiedene Beamte (Domänenbeamte) die Bauern mit Stockschlägen übel traktieret haben, S.K.M.(Seine Königl. Majestät) aber dergleichen Tyrannei gegen Dero Untertanen durchaus nicht gestatten wollen, so wollen Höchstdieselben, daß, wenn forthin einem bewiesen werden kann, daß er einen Bauer mit dem Stock geschlagen habe, ersterer sodann deshalb alsofort und ohne einige Gnade auf 6 Jahre zur Festung gebracht werden soll, wenn auch schon dergleichen Beamte der beste Bezahler wäre und seine Pacht sogar  praenumerierte ( = vorausbezahlt)


Titel: Re:Alte Hofgeschichten
Beitrag von: suederhof1 am 20.04.03, 20:09
Hallo Gislinde

Mit solchen Chroniken und Geschichten stehst Du nicht alleine da.

Mein SV hat seit Jahrezehnten dies als Hobby, doch als Landwirt hatte er nicht die Zeit dazu.
Nachdem er in Rente gegangen ist, arbeitet er sehr intensiev in Kirchenämtern und Landesarchiven.
Dabei sind mehrere Chroniken vom Dorf, des Pastorates,und eines Teil des Dorfes, wo er aufgewachsen ist, herausgekommen. Sie sind auch veröffentlicht worden.
Natürlich hat er auch eine Chronik von unserem Hof und allem drumherum gemacht.
Ich muß es mal raussuchen, aber ich glaube der Hof wurde 16 Hunder und nochwas erstmals in den Papieren erwähnt. Es gab hier auch noch einen "Norderhof", deshalb auch "Süderhof".
Näheres bring ich mal später hier rein.
Spannend ist es schon, was da an Geschichten zum vorschein kommen. Besonders interessant sind für mich die sozialen Umstände.
Auch die Stellung der Frau in der damaligen Zeit finde ich sehr aufschlußreich.
Manchmal hat sich aber ,auch in der heutigen Zeit , nicht viel verändert.  :( :o :\'(

LG Barbara



 
Titel: Re:Alte Hofgeschichten
Beitrag von: martina am 20.04.03, 20:20
mein vater macht auch schon seit über 20 jahren "ahnenforschung" und hat auch ein buch geschrieben mit geschichten über unsere gegend aus der zeit des dreißigjährigen krieges.

zu unserer hochzeit hat er meinem mann und mir die geschichte dieses hofes aufgeschrieben und überreicht. ist aber nicht die familiengeschichte, denn die oma meines mannes hat in 2. ehe hierauf geheiratet.

*woistdenndieserordnereigentlich? bestimmtbeiomagelandet*
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: Frieda am 13.02.05, 11:14
Hallo Gislinde,

hab die Box erst jetzt entdeckt. Ich find die Hofgeschichte auch sehr interessant. Ich war schon zweimal im Staatsarchiv, um nach alten Übergabeverträgen zu suchen. Ist etwas mühsam. Zum Teil sind sie gut leserlich geschrieben, jetzt bin ich grad bei dem Übergabevertag von 1844, der ist so miserabel geschrieben, da fehlen mir leider eingie Wörter. Interessant find ich auch immer,was die sich so als Austrag ausbedungen haben.
1844
... 2 Scheffel Korn, 2 Scheffel Rogen, 2 Scheffel Gerste, 70 Pfund Schmalz, 10 Pfund Butter, 400 Eyer, eine Metze Nuss(?)mehl, einen Frischling(?), 20 Ellen Flachs, 6 Ellen Tuch, 2 Pfund ..fachs, 2 Pfund Schuhschmiere, das nöthige Salz, Kraut, 5 Klafter Holz. An Vater zusätzlich ein Paar Stiefel und ein Paar Schuhe, die Mutter ein Paar Schuhe und ein Paar Pantoffel ... 10 Pfund Rindfleisch und 6 Pfund Schweinfleisch, 15 Paar Würste und eine halben Eimer braune Bier ... 2 Maaß süße Milch
wird ihnen die Kleidung unentgeltlich unterhalten, die Näharbeiten für sie im Bedürfnisfall bezahlt und ihen die Wäsche gereinigt
erhalten sie sooft gebacken wird einen Laib weißes Brot
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: frankenpower41 am 13.02.05, 14:09

HeH
  HHallo

Nachdem ich vorhin auf deinen Eintrag stieß, hab ich etwas gestöbert.
Bei uns in der Wohnzimmerschrankwand stehen einige alte Bücher.
Eine Familienbibel aus dem Jahre 1881. Da weiß niemand mehr genau wie das zusammenhängt. Außerdem haben wir altes Landlexikon 5 Bände. Sieht sehr wertvoll aus und ist aus dem Jahre 1920 ?. Jetzt bin ich auf das Kassenbuch( oder so ähnlich) gestoßen, das der Urgroßvater meines Mannes 1881 angefangen hat. Geht bis in die 20 er Jahre. Manches ist nicht zu lesen, aber einiges kann ich mir schon zusammenstöpseln. Ich mal einen Kurs in Deutscher Schrift belegt.
Hier einige Auszüge:
1881 :  Heute hab ich meiner SM  Margaretha Wehr  339 Mark bezahlt.
Kurz Zeit später gingen an den Notar Döllner 9,40 Mark

Interessant auch spätere Eintragungen
Am 16. Mai 1907 hat meine älteste Tochter Anna nach Walddachsbacjh den Bauer   ... geheiratet. Als Brautgeld erhielt diese 6000 Mark

Am 26. April hat meine zweite Tochter Dorthea nach H.. geheiratet. Als Heiratsgut erhielt sie 6000 Mark.

Ist schon interessant in so alten Sachen zu grämen. Als die eine Tochter 1920 heiratete erhielt sie 10000 Mark.

Werde versuchen ncoh einiges zu entziffern. Würde mich schon interessieren wieviel Geld das  so war.

Marianne
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: biba am 13.02.05, 15:48
Hallo,
auf was einen der BT an einem ungemütlichen Sonntag alles bringt..., nun habe ich auch gestöbert.
Marianne, so ein altes Kassenbuch aus dem 18. Jahrhundert liegt auch noch total zerfleddert herum. Lässt sich aber schlecht entziffern. Im Bücherregal habe ich drei alte Bilderbibeln stehen, von Schw.E., Stiefvater und meinen Vorfahren, aber eine alte Bibel hat immer einen besondren Ehrenplatz. Sie wurde den Urgroßeltern meines Mannes anläßlich ihrer Goldenen Hochzeit 1907 überreicht.

[gelöscht, Archiv unter www.baeuerinnentreff.de]
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: biba am 13.02.05, 16:28
....dann habe ich noch ein altes Schriftstück gefunden. Darin ist der Freikauf des Hofes von einem der Vorfahren meines Mannes im Jahr 1815 dokomentiert. Allein wie der Text zu damaliger Zeit lautete, habe ich mir mal die Mühe gemacht:

Wir Herzog, Prinzregent, im Namen und von wegen Seiner Majestät Georg des Dritten von Gottes Gnaden. Königs des vereinigten Reichs Großbritanien und Irland p.p. auch König von Hannover, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg p.p.thun kund und fügen hiermit zu wissen:

Es ist Uns vorgetragen worden, daß Colonum Obrock zu Wittlage, Fürstentum Osnabrück, nachdem derselbe das Lehnbare Gutherrliche Recht von seiner unterhabenen Stätte durch einen mit seinen Grundherrn, dem Regierungs-Rate von Pestel zu Bentheim als Besitzer der Lehnsgüter Krietenstein im Amte Wittlage, Fürstentum Osnabrück unterhängist angezeigt, unter ausdrücklichen Vorbehalt Unserer Lehnsherrlichen Genehmigung, daß Erhabene Gutsherrliche Recht über die zu dem besagten Gute gehörenden Obrocks Stätte an den Besitzer Derselben Colonum Obrock mittelst Freilassung aus dessen Eigentums nexu und Erlassung aller daraus folgenden Pflichten für die Summe ZWEI TAUSEND UND FÜFZIG THALERN käuflich übertragen habe und nun die Erteilung Unserer Genehmigung dazu geziemend gebeten hat; wir auch solchen Gesuch auf darüber auch von Uns erstatteten Bericht, in Grad und Statt gegeben; als cousentieren Wir Kraft dieses in einer solchen Übertragung Lehnsfähigen Gutsherrlichen Rechts vorgedachte Stätte an den Colonum Obrock,
salvo nexo feudali cujusvis tertue jure.


weiter ging es, wie man zu vereben hätte, in deisem Fall an die jeweils jüngsten Söhne, oder in Ermangelung dessen, an die jüngsten Töchter.

[gelöscht, Archiv unter www.baeuerinnentreff.de]
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: geli.G am 13.02.05, 21:30
Mensch biba, so eine hundert Jahre alte Bibel....das ist ja eine echte Kostbarkeit. :D
 Pass bloß gut drauf auf!
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: martina-s am 13.02.05, 23:21
Hallo,
so alte Bibeln haben wir auch noch und Gebetbücher. Aber nicht so schön und edel wie bei Dir, Biba.
In unserem Hause ist wohl mal ein Pfarrer daheim gewesen; bzw einer ist Pfarrer geworden. Muß aber nicht direkt vom Haus abgestammt haben. War wohl eher ein Verwander meiner SM. Werde die morgen mal interviewen.
So Übergabe Urkunden sind bei uns auch noch  da. Aber heute bin ich zu müde um zu krackseln. Ich hab die ganz weit nach oben geräumt. Da kann ich mich entsinnen, da war auch eine Urkunde dabei, wo die den elektrischen Strom bekommen haben. Außerdem ein Erfinderpatent des Urgroßvaters meines Mannes. Der hatt wohl so was wie Hainzen sich patentieren lassen...
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: biba am 14.02.05, 10:09
Zitat
Pass bloß gut drauf auf!
Hallo Geli, wir sind groooss und stark  8)

Martina, ich glaube auch, dass diese Bibeln früher fast jeder im Haus hatte. Ob die auch zur Trauung überreicht wurden, oder man hatte sie einfach, ich weiss es nicht. Aber dann wäre vorne sicher etwas eingetragen, so wie es bei Trauungen eigentlich üblich war. Diese haben eine Größe von 36 x 28 cm und wiegen 3 kg und sind mit ganzseitigen Bildern versehen. Ich denke eher, dass das keine "Gebrauchsbibeln" waren.
Wir haben übrigens keine zur Trauung bekommen, grübel, grübel.
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: frankenpower41 am 14.02.05, 14:18
Hallo Biba

Als deine Bibel sieht aus wie die eine von uns.
Im Kassenbuch liegen auch noch verschiedene Belege rum.
Anordnung, betr. Eigentumsübertragung auf den Militärfiskus.
Kupfer von Bedachungen  vom November 1917
oder die Quittung über 6 Mark Beitrag  als ordentliches Mitglied des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern. (war wohl ein Vorläufer des Bauernverbands) aus dem Jahre 1920
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: phil am 14.02.05, 14:54
Ich hab nen Übergabevertrag von 1792,ein Zeugnis von 1846(da haben se das beste wahrscheinlich aufgehoben) und Briefe aus Cleveland von 1863 und 1866.
Wenn ich heute den Geburtsnamen meiner Mutter und Cleveland bei Google eingebe,dann kommen da ein USA weit tätiger Prediger und eine Sängerin.
Ich glaub ich werd mich doch mal trauen und da ne Mail schicken.
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: Marina am 14.02.05, 19:19
Hallo,

auch unser Haus ist eine wahre Schatzkammer: Bibeln und Gebetbücher in allen Variationen.
Wir haben aber noch ganz andere interessante Sachen: der Vater meines SV war im 1. Weltkrieg in Tsingtau (China) und hat von dort massenhaft Sachen mitgebracht: Seidenbilder, Elefanten aus schwarzem Elfenbein, Messing- und Porzellanvasen, Dschunken, Schmuckdosen, winzige handgefertigte Schuhe, .....
Teilweise haben wir die Sachen aufgestellt, bzw. aufgehängt. Das meiste verstaubt allerdings in div. Schränken.

Gruß
Marina
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: bienchen3 am 14.02.05, 21:24
Hallo,
ich habe bei uns auch mal im Dachboden rumgestöbert, wo man eigentlich gar nicht richtig hinter kommt. Mein SV hat nämlich im Dachboden ein paar "Zimmer" ausgebaut, und da haben sie in den Dachboden alte Kommoden und eine wunderschöne alte Nähmaschine hintergestellt, und dann eine Wand einzogen. Man kommt zwar hinter, aber bringt nichts hervor, ohne Wände einzureißen. Das kann auch nur einem Mann einfallen!
Aber da oben habe ich alte Gebetbücher gefunden, die sehr lustig zu lesen sind. Da gibts zum Beispiel ein "Lehr- und Gebetsbuch für den katholischen Bräutigam, Mann und Vater" von 1902. Da wird ganz genau beschrieben, warum der Mann den Mann so wichtig macht, sehr interessant zu lesen. Dann habe ich noch ein heiliges Evangelium von 1864 gefunden und ein uraltes, aber wunderschönes ledernes Fotoalbum, aber keiner weiß, aus welcher Linie unserer Vorfahren dieses Buch stammt. Es muß ganz schön alt sein, aber super erhalten, weil ich darin ein Sterbebild von Papst Pius IX von 1878 gefunden habe. Bei unserer Hofgeschichte bin ich noch nicht besonders weit gekommen, weil die ständig wieder woanders hingezogen sind.
Aber es ist halt so interessant, wenn mich mein Mann auch auslacht, was ich mit den alten Sachen eigentlich will.

Liebe Grüße
Sabine
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: martina-s am 15.02.05, 06:10
Hallo,
so was kann ich auch bestätigen und hat mich auch erstaunt:
Zitat
Bei unserer Hofgeschichte bin ich noch nicht besonders weit gekommen, weil die ständig wieder woanders hingezogen sind.
Während in meinem Heimatdorf alle Landwirte oder deren Familien immer schon auf dem Hof waren und man da Generationen zurück verfolgen kann, ist hier am Ort auch so ein Wechsel gewesen. Mal ist der von der Hofstelle gewichen und es hat den Hof dann ein ganz anderer bezogen. Mal war wieder jemand pleite und hat den Hof dann an einen Verwandten abgegeben.
Hat mich auch baff erstaunt.
Wir hatten vor 2 Jahren mal eine Kapellenfeier weil 4 Nachbarn zusammen eine Kapelle haben. Da haben wir ein Heftchen herausgegeben und ein bißchen was dafür zusammengetragen. Da ist das dann alles herausgekommen.
Zum Beispiel haben wir einen ganz anderen Hausnamen wie meine SM immer gemeint hat. Das ist durch Heirat so entstanden, weil praktisch der Nachbar hier irgendwie hereingeheiratet hat und dann hat man das mit dem Hausnamen nicht mehr so genau genommen.
Titel: Re: Alte Hofgeschichten
Beitrag von: Trudi am 22.02.05, 17:42
  Nächsten Monat werden es 150 Jahre sein,wo der Grossvater
  meiner Schwiegermutter unsern Hof gekauft hat.Nebst
  einigen alten Möbelstücken aus jener Zeit,gibt es noch den
  Kaufbrief.Er ist aber in altdeutscher Schrift verfasst.Wir liessen
  ihn uebersetzen.Man kann so viel daraus lesen .Hauptsächlich
  was es früher schon für Schicksale gegeben in den Familien.
   Trudi.
Titel: Hofchronik
Beitrag von: Frieda am 17.05.06, 14:33
Hallo,

wer von euch hat schon eine Hofchronik- schon vorhanden oder selbst gemacht?

Wie habt ihr das gemacht und wie sind die Kapitel eingeteilt?

Ich arbeite daran, ist sehr interessant...aber so recht komm ich grad nicht weiter. Kann sein, daß ich jetzt Hilfe bekomme, aber ich frag euch jetzt auch mal. Umso mehr Tipps umso besser ists ;)
Titel: Re: Hofchronik
Beitrag von: Romy am 17.05.06, 22:02
Hallo Daggl
Also ich habe halt alles auf dem PC. Als Überordnen die Jahreszahl dann die Monate und in den Monaten habe ich noch einmal Unterordner -  in Familie, rund ums Vieh, Direktvermarktung und Besonderes, manchmal setze ich auch einen Ornder "Privat" den versetze ich dann mit einem Code damit nur ich rann kann  ;)
Gruss Romy
Titel: Re: Hofchronik
Beitrag von: geli.G am 18.05.06, 20:01
Hallo Dagmar,

ich glaub ich hab schon mal darüber berichtet, dass bei uns ein Kurs "Meine Hofgeschichte" stattfand.

Jetzt ist sogar ein Bericht darüber im aktuellen BLW.

Wenn´s dich interessiert, da steht auch eine Telefonnummer drin, und du kannst dich informieren. Meine Schwägerin hat daran teilgenommen und fand es sehr gut.
Titel: Re: Hofchronik
Beitrag von: Frieda am 18.05.06, 20:29
Hallo Geli,

da muß ich doch mal im Wochenblatt schaun :)
Titel: Re: Hofchronik
Beitrag von: Trudi am 18.05.06, 21:22
Hallo Dagmar,

Ja,wie stellst du dir eine Hofchronik vor.Möchtest du dann von jetzt an alles aufschreiben,was auf dem Hof
alles passiert.Oder möchtest du Ahnenforschung betreiben.

 Vor einigen Jahren besuchte ich einmal einen Kurs.....Wie mache ich eine Hofchronik.....

Dank der guten Hilfe der Kursleiterin und des Dorfpfarrers konnte ich dann alles,was auf unserm Hof geschah
bis 1809 zurück verfolgen.

 Das im Thurgau soweit zurück alles genau aufgeschrieben war,haben wir Kaiser Napoleon zu verdanken.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Titel: Re: Hofchronik
Beitrag von: martina am 19.05.06, 07:06
Das im Thurgau soweit zurück alles genau aufgeschrieben war,haben wir Kaiser Napoleon zu verdanken.

Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Moin,

ist zwar wirklich eine andere Geschichte, aber Napoleon hat in Sachen Staatsverwaltung und Organisation wirklich enorm aufgeräumt.
Titel: Hof Geschichten und Vergangenheit !
Beitrag von: Mucki am 06.06.09, 19:26
Hallo
hab Heute mal eine Frage an euch,wie lautet die Geschichte zu eurem Hof ,
Wie ist seine Vergangenheit ?
Wie ist er entstanden?
Wie ist er In die Hände Eure Vorfahren gekommen?
Geerbt,Gekauft,Renten -Pacht, erzält doch mal.
Neugierige Grüße Mucki
Titel: Re: Hof Geschichten und Vergangenheit !
Beitrag von: Mucki am 06.06.09, 19:55
Möchte auch gleich anfangen.
Also der Opa meines Mannes hat sich eine halben Hofstelle mit Feldern gekauft ,da er zu Hause ein weichender Erbe war. Die andere Hälfte des Hofes Kaufte ein anderer; es wurde so aufgeteilt der Opa zwei Drittel und der andere ein Drittel.
Er baute das bestehende Stallgebäude um zum Haus und die Scheune wurde zum Stall. Er heiratet die Tochter eines Bauern und auch sie brachte wieder ein Feld mit ihn die Ehe, nach dem 4. Kind starb sie.
Wie damals üblich suchte er sich einen neue Frau, auch sie stammte wieder aus der Landwirtschaft,und brachte auch wieder Felder mit. Sie bekamen noch mal 4 Kinder, so wuchs der Vater meines Mannes mit 7 Geschwister auf.
Auch er heiratete wieder die Tochter eines Bauern und Jahre nach der Hochzeit rissen mein SE das alte Haus weg und bauten ein neues, wo sie mit 5 Kinder wohnten. Des Weiteren bautrn sie einen Kuhstall mit Absauganlage, Hopfenhalle und noch ein paar Kleinigkeiten.
Als dann wir heirateten stand zufällig das eine Drittel des Ursprungs-Hofs (so nenn ich den immer)zum Verkauf da der damalige Käufer verstorben war.
Wir, also mein Mann und ich kauften das eine Drittel und vereinten so mit den Ursprungs-Hof wieder zu einem und renovierten das darauf stehende Haus; darum haben wir jeder ein eigenes Haus ,was ich sehr zu schätzen weiss.
Wie vergrößerten den Stall und hörten mit dem Hopfen auf da beides zusammen zu arbeitsaufwendig gewesen wäre.
Worauf ich besonders stolz bin ist das Unser Hof einer von den beiden ersterwähnten Höfe in der Geschichte unsere Dorfes ist und unser Haus ist vom Ursprung her noch erhalten; es wurde nie ganz weg gerissen, nur drauf und dran und umgebaut, aber die Grundmauer unten rum sind original Bruchsteinmauern.
Somit besitzt unser Hof auch zwei Hofnamen (die leider nicht mehr verwendet werden) und wir lachen oft drüber wie wir nun wohl heißen würden wen wir die Hofnamen noch verwenden würden.
Liebe Grüße Mucki.

Mein Ältester verwendet den Hofnamen von seinem Opa immer als Nickname und auch als Autokennzeichen wollte er diese Anfangsbuchstaben, ich finde es gut das er darauf so stolz ist.
Titel: Re: Hof Geschichten und Vergangeheid !
Beitrag von: Marjellche am 07.06.09, 08:35
Hallo Mucki,

laß Dich nicht von einem Neuling so verletzen. Ich mag Deine Beiträge total, weil sie immer mit soviel Herz geschrieben sind!  :D

Mein Ahnengroßvater in 16. Generation hat 1498 einen Hof im Salzburger Land gekauft. Er hat dann den Namen des Hofs als Familiennamen angenommen. 1605 hatte der Hof 5 Felder mit insgesamt 9,5 Tagewerk Land (davon 6 Tagewerk Ackerland und von dem Rest 17 Fuder Heu). Überwintert haben auf dem Hof 1 Koss (was ist das?), 23 Rinder und 6 Schafe. Den Hof im Salzburger Land gibt es glaube ich heute noch.

1732 ist meine Familie dann nach Ostpreussen ausgewandert. Bis zur Flucht hatten meine Großeltern dort einen Gutshof mit einer Gaststätte mit Saal und einem Einkaufsladen. Der gesamte Ort wurde nach dem Krieg eingeebnet.

Der Hof meines Freundes ist noch nicht so alt. Sein Vater hat ihn zusammen mit seinen Eltern in den 50er Jahren als Aussiedlerhof gebaut. Damals wurde wohl gesagt, er sei verrückt so ein große Scheune zu bauen - für heutige Verhältnisse ist sie eher klein, ebenso der Stall für damals 23 Kühe  ;)
Mittlerweile ist der Hof auch kein Aussiedlerhof mehr sondern Ortsrandlage.
Der Vater meines Freundes hätte auch eine andere Frau heiraten können, die 10 ha Land mitgebracht hätte. Aber er hat sich zum Glück dann doch für die Mutter meines Freundes entschieden  :D

Wünsche Euch allen einen schönen Sonntag!
Titel: Re: Alte Hofgeschichten, Vergangenheit und Chroniken
Beitrag von: dortee am 07.06.09, 09:04
Mein Vater ist da sehr fleissig:

http://www.heinrich-porth.de/40151.html (http://www.heinrich-porth.de/40151.html)

Es ist wirklich sehr interessant, die Hof-, Dorf- und Familiengeschichten zu lesen. Ich bin immer wieder fasziniert.


dortee
Titel: Re: Alte Hofgeschichten, Vergangenheit und Chroniken
Beitrag von: liddy am 28.09.09, 21:50
hallo
Bei uns in Dorf haben 2 Rentner eine Dorf und Familien Chronik zusammengestell, in ein sehr Dickes schwere Buch. So weiß jetzt jeder ales über den Nachbar, und den Rest des Dorfes. Sehr interresant dieses Buch  :D Sie sind auch viel im Dorf rumgelaufen und auf der Stadt.
Liddy