Autor Thema: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern  (Gelesen 21671 mal)

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Offline Mathilde

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #30 am: 28.07.15, 21:40 »
Hallo,

nein, nicht wegen der Dimension der Felder und der Stallanlagen (hats die dort überhaupt oder steht da nur ein riesiges Melkzentrum wo die Indios schuften dürfen für den Patron) sondern wegen den Umweltgesetzen von Deutschland und der EU. Wer fragt dort nach einer Düngeverordnung oder Dichtigkeitsprüfung für einen Güllepott (gibts das dort oder ist alles Freiland?) Muss ich mal unseren früheren Praktikanten fragen der lebt dort in Südamerika
Die Berichte auf Top Agrar mit den Kälbern in der sengenden Hitze angebunden an Pflöcke .......undenkbar bei uns.
Roden von Wäldern wo wir hier bald für jeden Baum eine Baumfällgenehmigung brauchen und für einen Baum 2 Ersatzbäume pflanzen müssen.
Der Mindestlohn wird dort sicherlich nicht eingehalten.  :-X :-X

Clara warum verteidigst Du so diese großen Betriebe? Die sind doch heute (bis auf Schweine die sind bei Straathoff gleich geblieben) fast alle größer wie sie zu DDR Zeiten jemals waren und diese 60er Aussenmelker sind kein Spaß mehr für 4 oder 5 Lehrlinge und einen Facharbeiter das ist ein knallhartes Arbeiten in 3 Schichten wo sich der eine am Anfang des Karussells mit dem am Ende des Karussells abwechselt weil er die monotonen Handgriffe und Gewichte nicht mehr aushält (ich weiss das!) Ich mag Kühe aber ich möchte trotzdem nicht 2500 Kühe und mehr an einem Platz konzentriert. Auch Du weisst dass viele Betriebe in der DDR mit 300 Kühen und mehr noch Weidemelkstände hatten wo ist das heute.

In Europa bekommen wir vielleicht noch ein bisschen Angleichung  hin (träumen darf man ja) aber mit den anderen Kontinenten ???? da habe ich so meine Zweifel.

Ich denke übrigens dass die Franzosen recht haben......wir verschleudern unsere Produkte einfach zu billig.

LG Mathilde
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Marie von Ebner-Eschenbach

Offline Pierette

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #31 am: 29.07.15, 05:32 »
Hallo Mathilde,
in Deinem vorletzten Beitrag steckt eine Menge Wahres und Vernünftiges.

Aber Deinem Schlusssatz kann ich leider nicht zustimmen, denn die Betriebe, in denen viel Fremdkapital steckt, werden niemals aufhören zu produzieren, dafür werden die Kreditgeber schon sorgen. Die Frage ist halt nur die, wer hat das Sagen. Dann ist es halt nicht mehr die Familie X oder Betriebsgemeinschaft Y, sondern ein Investor Z.
Darin sehe ich das Problem, dass sich nichts ändern wird, wenn die politischen Rahmenbedingungen sich nicht ändern.
Und den Molkereien ist es doch viel lieber, nur noch mit wenigen Lieferanten zu tun zu haben. Es ist doch einerseits wesentlich wirtschaftlicher und sie sind außerdem doch viel leichter zu händeln, als viele möglicherweise aufmüpfige Bäuerleins.

Ich unterstreiche nochmals, wir sind Rohstofflieferanten für die Ernährungsindustrie und wie in einer industriellen Produktion sind wir gezwungen, durch eine hohe Menge (Stückzahl) die Kosten zu reduzieren. Das trifft für den 200er oder 2000er Betrieb zu. Natürlich ist das eine knallhartes Geschäft. Hinzu kommt, dass die Qualitätsanforderungen durch die verarbeitende Industrie steigen und die Frage stell ich mir, was wir uns noch aufs Auge drücken lassen und wie weit wir dieses System mittragen.

Nein, wir verschleudern unsere guten Produkte nicht, wir sind Restgeldempfänger, nachdem sich die Abnehmer ihren Teil in die Tasche gesteckt haben. Wir sind keine aktiven Verkäufer, wir lassen verkaufen und gucken nun schon monatelang ziemlich blöd aus der Wäsche.

Ich denke, eins ist enorm wichtig, dass die Bauern höllisch auf ihren wichtigsten Produktionsfaktor aufpassen müssen: ihren Grund und Boden! Ob das durch die hohen Investitionen gewährleistet ist, wage ich zu bezweifeln.

Ein Tier, das nicht klettern kann, sollte sein Geld nicht einem Affen anvertrauen (aus Afrika)

Offline mary

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #32 am: 29.07.15, 07:43 »
Hallo Pierette,
mir geht die ganze Zeit der Film - das süsse Gift- über die Entwicklungshilfe in Afrika nicht mehr aus dem Kopf- du kannst die Situation vielleicht besser beurteilen.
Eine Fischfabrik, die nie in die Gänge kam, Bauern, die auf Baumwolle umgestellt haben, alles wurde gefördert, aber dann sank der Weltmarktpreis für die Baumwolle so tief, dass nur Arbeit und sonst nicht übrig blieb. Hühner bzw. Geflügelerzeugung,die von den billigen Einfuhren aus dem Ausland in die Knie gezwungen wurde. Stromerzeugung, die Strom für die Nachbarländer erzeugt, aber die Bauern, die diesen riesigen Staudämmen weichen mussten, bekommen keinen Strom und müssen jetzt auch noch für das Wasser teuer bezahlen.
Zum Glück können dort die meisten Kinder in die Schule gehen, die Eltern müssen sich das Schulgeld mühsam erarbeiten- ein Vater meinte, wenn er gewusst hätte, dass seine Kinder hier niemals Arbeit finden und irgendwo in Spanien oder sonstwo hin flüchten müssten, um zu überleben, hätte er sie nicht in die Schule geschickt.
Ich kan mir nicht helfen, aber vieles, was im Film rüberkam, ist ein weltweites Phänomen, den Bauern bleibt das Risiko und die Arbeit.
Dazu ist  bei mir ein Satz aus einem Vortrag über die zukünftige Welt (es ging um die Ernährung) in unserer Gemeinde hängen geblieben:
Land ist das Gold der Zukunft- und jeder solle sich dessen bewusst sein.

Aber eines ist auch klar, um an dieses Gold zu gelangen, muss es den vorherigen Besitzern so madig gemacht werden, dass es ein leichtes ist, an diese Claims zu kommen.
Ich sehe aber nicht nur die hohen Investitionen als Gefahr(die derzeitigen niedirgen bis fast keinen Zinsen lassen vergessen, es muss dennoch zurückgezahlt werden und niemand kann in die Zukunft blicken), sondern - die wenigen Bauern werden eine Minderheit, sie stören, es kommt sehr wenig Anerkennung zurück- und da braucht man sich auch nicht zu wundern, dass wer kann, die Beine in die Hand nimmt und was anderes macht.

Ich lese zur Zeit 2 Bücher, die eigentlich gar nicht mehr in diese Zeit passen, eines über 4.000 Jahre Landbau in China, Japan und Korea und eines über die Gartenkunst der Mauren, die dies von den Hochkulturen an Euphrat und Tigris übernommen haben.
Beim Lesen werde ich nachdenklich, viele der Probleme, die wir jetzt haben, sind absolut nichts Neues, Ernährung war immer schon ein Geflecht aus Abhängigkeit, aus Unterdrückung, aus klimatischen Gegebenheiten und Schwierigkeiten.
Es ist nicht nur die Lage der Milchbauern in anderen Ländern zu sehen, sondern die generelle Entwicklung der Landwirtschaft.
Und was ich mich wirklich öfters frage,
wie wird die Zukunft der Ernährung werden, steigende Bevölkerungszahlen, Urbansierung, die Versteppung ganzer Landstriche, ein immer schwieriges vorraussagbares Klima, ebenso die Verbauung und Versiegelung (in einer der letzten Ausgaben der Top Agrar war zu lesen, dass 30 und mehr % der ackerbaulich genutzten Fläche Chinas so mit Schwermetallen aus industreiller Nutzung belastet ist, dass eigentlich keine landw. Nutzung mehr sinnvoll sei)-   der Weltargrarbericht und die so dermaßen gegenläufige Entwicklung der Landwirtschaft.

@Mathilde, ja, ich gebe dir Recht, wir verschleudern unsere Produkte zu billig,
aber wer bestimmt, was Lebensmittel wert sind- ein Liter Milch, 1 Stück Butter, 1 Ei, 1 Kilo Fleisch?
Je mehr auf dem Markt ist, je mehr Überschüsse, umso billiger wird es verramscht.





Offline Mathilde

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #33 am: 29.07.15, 08:12 »
Aber Deinem Schlusssatz kann ich leider nicht zustimmen, denn die Betriebe, in denen viel Fremdkapital steckt, werden niemals aufhören zu produzieren, dafür werden die Kreditgeber schon sorgen. Die Frage ist halt nur die, wer hat das Sagen. Dann ist es halt nicht mehr die Familie X oder Betriebsgemeinschaft Y, sondern ein Investor Z.

Hallo,

also dieser Ansicht bin ich nicht. Ein Investor investiert niemals in verlustbringende Teile eines Betriebes. Der wird dann als erstes die Leute entlassen und das Vieh versuchen zu verkaufen. Selbst im BT kann man das nachlesen.

Ich denke, eins ist enorm wichtig, dass die Bauern höllisch auf ihren wichtigsten Produktionsfaktor aufpassen müssen: ihren Grund und Boden! Ob das durch die hohen Investitionen gewährleistet ist, wage ich zu bezweifeln.

genau deshalb investiert ein Investor. Glaubst Du Fosun steigt bei KTG Agrar ein ohne den Blick auf deutsche Flächen? Der einzige Gewinn die KTG jemals realisieren kann ist der gestiegene Flächenpreis. In den USA ist glaub ich der Flächenkauf durch China nicht mehr erlaubt aber hier in D kann man das tun.

LG Mathilde
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Marie von Ebner-Eschenbach

Offline Ossi22

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #34 am: 29.07.15, 10:29 »
Ich kann jetzt keinem Statement widersprechen , jeder hat gewissermaßen recht .

Ich denke mir , so wie Pierette es schon geschriebn hatte ,
das Problem muss in Brüssel angegangen werden mit dem Blick auf den Handel , die Discounter machen alles kaputt .
Und so wie sie schrieb , der Export ist nicht entscheidend .
Überschüsse hatten wir schon fast immer und sind eigentlich zu besseren Preisen mit klar gekommen ( bei deutlich geringeren Kosten ) .
Aber auch der Handel merkt immer mehr was los ist . Beispiel gerade REAL gegen DR Oetker , Haribo etc.

Aber einem werde ich widersprechen und zwar der Aussage , "es war doch klar , das der Markt in die Hose ging"
Diese Aussage hätte im Milchmarkt im Frühjahr 2014 keiner und niemand annähernd gewagt auszusprechen -
gute ausreichende Preise und leere Läger

Clara

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #35 am: 31.07.15, 12:17 »
Hallo mal eben in die Runde,

ich informier mich gern mal, wie andere so produzieren.

Ich frage mich auch, wie können wir noch über "Produktion zu Weltmarktpreisen" reden, wenn China und einige Golfstaaten Rinder halten und das Futter aus Kalifornien einführen? Ich frage mich auch, ob diese Lösungen tragfähig sind aus Sicht der Transportkosten und der "Angebotssicherheit", da Kalifornien zu den Trockengebieten zählt, wo Wasser auch mal eben fix rationiert wird.

Ich finde es durchaus faszinierend, was sich landwirtschaftlich in den sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern tut. Wie ich das fachlich sehe, ist da erst Mal vollkommen zweitrangig. Das Leben ist ein Geheimnis und Geheimnisse werden nie vollkommen gelöst, draum sind viele Antworten möglich.

Gutes Gelingen,

Anja

Clara

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #36 am: 31.07.15, 12:25 »

Aber einem werde ich widersprechen und zwar der Aussage , "es war doch klar , das der Markt in die Hose ging"
Diese Aussage hätte im Milchmarkt im Frühjahr 2014 keiner und niemand annähernd gewagt auszusprechen -
gute ausreichende Preise und leere Läger


Ossi,

wie redest du denn mit deinen Kollegen Vor Ort? Sprecht ihr da nur um den heissen Brei statt Klartext?

Ach so, ich kann es inzwischen aushalten mit mir und meiner Meinung in der kleinen und grossen Runde meiner (etablierten) Berufskollegen. Ich weiss, dass einige meinen, ich sei nicht up to date. Allerdings wissen einige auch, dass ich öfter näher dran bin, als sie zugeben wollen.

Beste Grüße,

Anja



Offline gini

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #37 am: 02.04.16, 09:39 »
Das
 http://www.nachrichten.at/nachrichten/wirtschaft/wirtschaftsraumooe/Bauern-vernichteten-mehrere-100-000-Liter-Milch;art467,2193767
ist heute der meistgelesene Artikel in unserer Tageszeitung, passend zur Jahreshauptversammlung unserer Molkerei. Es ist zum Ausderhautfahren. Dazu die Forumsaussagen mancher Zeitgenossen. Wie man es macht, es ist alles immer falsch.
Lange Zeit war ich ja guter Dinge, dass irgendwann wieder etwas Gerechtigkeit einkehrt. Aber jetzt bin ich auch schon negativ gestimmt.
Es grüßt Euch alle
                           gini

Offline Mathilde

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #38 am: 02.04.16, 12:00 »
Hallo,

die Lage der Milchbauern muss doch sehr gut sein wenn ständig neue Stallbauten auf FB gepostet werden.
Mich interessiert das schon lange nicht mehr - wenn jeder an sich denkt ist ja an alle gedacht und wer gebaut hat braucht nicht jammern.
Mich fragt doch auch niemand wie das mit dem neuen EEG geht oder?

LG Mathilde

Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewusstseins

Marie von Ebner-Eschenbach

Offline Lexie

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #39 am: 02.04.16, 17:12 »

wahre Worte
LG Lexie

Offline gini

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #40 am: 02.04.16, 17:15 »
Ach Mathilde!
Ich weiß ja auch, dass überall die Feuer am Dach ist.

Gerade komme ich von der Generalversammlung. Es schaut noch lange nicht danach aus, dass sich die Lage verbessern könnte. Im Gegenteil, sogar die hochgelobte Biomilch soll schon unter Druck kommen.
Die "Milchmengenstabilisierungmaßnahme" brachte gerade einmal einen Rückgang der Anlieferung um mickrige 3%.

Wie die neuen Ställe abbezahlt werden, das frage ich mich auch schon lange.Da sprech ich von Ställen für 60 - 70 Kühen. In unserem Bundesland hat der größte Landwirt, glaub ich ca. 250 Kühe. Kein Vergleich zu norddeutschen Verhältnissen.
Bin froh, dass unser Ministall schon lange bezahlt ist. Wenigstens das braucht uns keine Sorge zu bereiten.


Es grüßt Euch alle
                           gini

Clara

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #41 am: 15.07.16, 20:02 »
... wo ist sie denn nu am idealsten?

Fragende Grüße,

Anja

Offline Tilly

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #42 am: 16.07.16, 09:46 »
Hallo,

die Lage der Milchbauern muss doch sehr gut sein wenn ständig neue Stallbauten auf FB gepostet werden.
Mich interessiert das schon lange nicht mehr - wenn jeder an sich denkt ist ja an alle gedacht und wer gebaut hat braucht nicht jammern.
Mich fragt doch auch niemand wie das mit dem neuen EEG geht oder?

LG Mathilde

Recht hast
Viele Grüße

Tilly

Offline frankenpower41

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Re: Die Lage der Milchbauern in anderen Ländern
« Antwort #43 am: 15.10.18, 15:13 »
ich schubs mal an.
Hab ich im Video-Text von N-TV und dann auch über Google einiges gefunden.
Es ist ja bekannt dass die Landwirte und Milchbauern in anderen Ländern einen anderen Stellenwert haben als hierzulande.
Jetzt hat Aldi Schwierigkeiten in Australien. Die Politik dort kritisiert, dass Aldi nicht bereit ist höhere Preise zu verlangen und damit bedrohte Milchbauern (wegen Trockenheit) zu unterstützen. Wie ich es verstand will die Politik über höhere Preise die Bauern unterstützen.
Mich freuts.