Familie und Co. > Generationsprobleme
Hofübergabe steht an - Ich bin verzweifelt!
Misthaufen:
Hallo Ihr Lieben,
ich habe mich gerade hier angemeldet weil ich nicht mehr weiter weiß und erst mal meinen Mann nicht mit meinen Problemen belasten will da er über das was ich über seine Familie zu sagen habe eher weniger erfreut sein wird.
Wir sind seit 2 1/2 Jahren verheiratet und haben einen kleinen Sohn mit 1 1/2. Jetzt soll zum 01.07. übergeben werden. Ich habe inzwischen Depressionen weil ich bei diesem Thema keinen Ausweg mehr sehe als Koffer packen und gehen oder den ganzen Laden "warm sanieren" oder, an ganz schlechten Tagen, gleich alles auf einmal.
Das größte Problem sind irgendwie meine Schwiegereltern. Sie sind zwar ganz nett, aber in ALLEM was den Hof betrifft sieht man ganz genau, das mein SV NIE Bauer werden wollte sonder einfach als jüngster von 3 Bründern nicht schnell genug weg gekommen ist. Er hat eine total negative Einstellung zu allem die er uns ständig auf die Nase binden muss und die er meinem Mann schon so viele Jahre eintrichtert, dass der das wahrscheinlich auch schon verinnerlicht hat, wie Sch...e das alles ist.
Der Hof ist total vernachlässigt. In den Kuhstall gehe ich nie, weil es mir da graust. Ich könnte Pickel kriegen vor Ekel, wäre in meinem Gesicht noch Platz. Von Investitionsstau nicht zu reden. Die Schwiegereltern wollen nach der Übergabe unbedingt trotzdem Ihre Putenaufzucht weiter betreiben, nur kann ich mit den Viechern nichts anfagen und Schlachten werde ich ganz bestimmt nicht. Auch nicht helfen. Außerdem bräuchten wir eigentlich den Raum als Schmutzschleuse mit Bad wenn wir irgendwie weiter machen. Unsere Wohnung liegt nämlich genau über dem Jungviehstall und bietet keinerlei Möglichkeit die Stallkleidung aufzubewahren oder sich umzuziehen.
Dazu kommt, dass der Hof in einer Gegend liegt, in der es mehr Biogasanlagen als Flächen gibt. Entsprechende Preise rufen also die Verpächter auf. Der Pachtvertrag über die betriebsnotwendigen Flächen unseres Nachbarn läuft in diesem Herbst aus. Nun trichtert mein SV meinem Mann ein, dass wir uns die Pacht die der Nachbar dann will niemals leisten können.
Leider habe ich bisher keinen Zugang zu Jahresabschlüssen o. ä. bekommen um überhaupt einmal einen Überblick zu bekommen.
Ich bin eigentlich noch nicht bereit den Hof aufzugeben, nur leider werden Zwischenmenschlich ziemlich die Fetzen fliegen wenn wir uns entscheiden weiter zu machen. Wir müssten erst ALLES reinigen und vom Modder der letzten Jahre bereinigen. Auch kann ich meine SE dann nicht im Stall brauchen da die, einfach aus Gewohnheit, das ganze dann wieder verkommen lassen würden und ich nicht vorhabe denen nur hinterherzuräumen.
Alles in allem müsste ich meinen SE (und auch meinem Mann) klar machen, dass sie in meinen Augen ziemliche Dreckschweine sind und ich mich vor Ihrer Arbeitsweise regelrecht ekele.
Irgendwie fehlt mir im Moment einfach auch die Prespektive wie es weiter gehen soll. Ich habe keinen Plan wie der Hof finanziell da steht, wie viel die verblödete Schwester meines Mannes und Ihr noch blöderer Ingeneurs-Ehemann kriegen sollen bzw. die andere Schwester meines Mannes. Ich weiß auch nicht, was es letztlich kostet, den ganze Laden auf Vordermann zu bringen, denn sich einen Berater auf den Hof holen um das ganze begutachten zu lassen und um einer brauchbaren Schätzung zu kommen habe ich auch so meine Probleme. Da will dann mein SV als Noch-Inhaber auch mit, ich kann also mit so einem Berater nicht Klartext reden ohne den SV so richtig zu beleidigen.
Ich weiß echt nicht wie es weiter gehen soll, am liebsten würde ich hier alles hinschmeißen und zurück auf den Hof meiner Eltern. Mit denen habe ich zwar auch so meine Probleme, aber immerhin hat der Hof noch Zukunft. Er ist sehr anständig geführt, Investitionsstau gibt es nicht da mein Vater eig. davon ausging das meine Schwester den Hof nimmt, die hat jetzt aber leider wo anders eingeheiratet. Das Haus könnte dort entspr. Umgebaut werden das wir dort Leben könnten, und der Zeitpunkt dafür wäre gerade gut da mein Vater das Dach neu machen lassen muss.
Nur hat mein Mann hier schon ein Haus auf den Jungviehstall aufgestockt da sehr schön ist und von dem wir noch einiges an Schulden haben, er wird hier nicht weggehen aber ich kann in dieser Situation nicht bleiben.
Weiß jemand von Euch was ich machen kann? Wir wollten ja eig. noch ein 2. Kind, aber Aufgrund der aus dieser Situation entstandenen Depressionen klappt es (viell. Gott sei Dank?) nicht.
Vielen Dank an alle die es geschafft haben, das hier bis zum Ende zu Lesen.
Viele Grüße
KBK
martina-s:
Hallo KBK,
das hört sich wirklich alles "Hammer" an!
Das Geschriebene erweckt in mir den Eindruck, als hättest Du voll den Durchblick was die Arbeitsweise in der Landwirtschaft anbelangt?!
Selbst, wenn manche auf einem Hof aufwachsen, fehlt ihnen dieser!
Was mich stört, ist, der Nickname den Du für Dich gewählt hast! Identifizierst Du Dich schon mit der von Dir so beschriebenen Umgebung? Finde ich persönlich schade!
Das nur so nebenbei...
Wie Du das beschreibst, sehe ich mal so, dass Du die Leute um Dich herum wohl schwerlich ändern kannst! Außer, Du gehst her und strukturierst mit viel Kraftaufwand alles auf dem Hof um. Evt. sogar unter Aufwand von Fremd - AK.
Alleine, ohne Hilfe, zumindest von Deinem Mann, wirst Du Dich nämlich mit Deinem Perfektionismus aufreiben.
Ich schreibe das nicht unbegründet:
Hier herrscht auch sehr wenig System.
Ich hab geputzt, gekehrt; meine Familie hat das für toll und schön befunden. Aber z. B. im Anbindestall dann nicht mitgeholfen dass es auch so bleibt. Da wurde von vorn bis hinten z. B. mit Einstreu herum gebröselt (war ja noch das geringste Übel); wenn wo der Dreck hin fiel, dieser liegen gelassen. Sowohl über den Dreck, wie auch über einen umgefallenen Besen ist man einfach drüber gestiegen.
Es ist ja im Haus auch so, dass ich grundsätzlich alleine putze und gucke, dass es sauber bleibt. Da hat niemand Interesse mal seinen Mist zur Seite zu räumen. Und wenn dann so halbherzig! So, dass doch ich es bin, der die Dinge noch einmal zur Hand nehmen muss.
Oder ich meckere. Dann tun sie es. Aber deshalb ist es das nächste Mal dennoch nicht von alleine getan.
Und glaube mir: Das vererbt sich!
Ich hatte auch schon Phasen wo ich dachte, das müsse denen doch beizubringen sein! Hab dann gesagt, dass ich das so und so will. Aber ständige Wartungs und kontinuierliche Reinigungsarbeiten erfordern auch Mühe, System und Kraft. Und das sind drei Dinge, die man nicht gewillt ist in diese zu investieren.
"Von Putz und Kehraus kommt kein Bissen Brot ins Haus!" Das Sprichwort, das ich bis 1989 nicht kannte, durfte ich mir dann anhören!
Ich denke mal, Du hast selber schon ausgesprochen, was Du im Grunde möchtest: Daheim bei Deinen Eltern/ evt. mit Deinen Eltern ein geordnetes gepflegtes System übernehmen und auch in gewohntem Sinn weiter zu führen!
Die Hofstelle aus der Dein Mann stammt - am besten aufgeben, Flächen wie es geht verpachten und die SE dort mit ihren Puten leben lassen!
Dennoch hast Du vermutlich immer noch Mühe mit einem Mann, der auch in Deinem Heimatort, auf Deiner heimatlichen Hofstelle Strukturen übernehmen müsste, wie er es eigentlich nicht gewöhnt ist.
Erwarte nicht zu viel! Es gibt Menschen die haben um sich herum immer Chaos. Und wenn daneben ein Perfektionist ist der alles sauber und ordentlich will, das kann zwar gut gehen. Aber es kostet für Dich Kraft, Energie und viele Nerven.
Wie gesagt, das vererbt sich auch!
Man kann zwar als Mutter da schon allerlei beeinflussen. Nur wenn der andere Part immer dagegen angeht und nicht bereit ist, dann muss man Kind zu Ordnung und Sauberkeit erziehen, was ja von Natur aus oft schon in normalen Verhältnissen schwer ist; und den Mann hat man dann auch noch als "drittes Kind" an der Backe!
Ich weiß, von was ich rede!
Ricka:
Hallo KBK
Auch ich kann aus eigener Erfahrung sagen wie schwer es ist, wenn man auf einen Betrieb einheiratet, indem Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit sowie korrekter Betriebsführung ganz anders sind als da wo man herkommt.Auch ich konnte mich als junge Frau mit der Wirtschaftsweise meiner Schwiegereltern überhaupt nicht anfreunden. Aber im Laufe der Jahre habe ich es geschafft den Betrieb und den ganzen Hof so zu gestalten wie ich ( wir ) es schon immer wollten. Allerdings muß ich auch dazu sagen ,daß mein Mann immer zu mir gehalten hat und sich nicht von den Schwiegereltern beeinflussen lassen hat. Aber glaube mir der Weg war lang und steinig und ich wüßte wirklich nicht ob ich ihn jetzt noch mal gehen würde.
Was mich besonders wundert bei deinem Beitrag, daß du einen Betrieb mit übernehmen sollst von dem du noch keinen einzigen Buchführungsabschluß gesehen hast. Das geht in meinen Augen gar nicht du mußt ja wissen was auf dich zu kommt und vorallem wie steht dein Mann zu dir und der ganzen Sache. Ich würde mich trotz allen Bedenken deinerseits mich mit einem unabhängigen Berater in Verbindung setzen,solche Leute sehen sehen die Situation oft ganz anders und finden oftmals WEge, an die man weil man mit der Situation so verstrickt ist gar nicht sieht.
LG Katrin
Heidi.S:
Hallo KBK,
ehrlich gesagt, aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, wenn man zu zweit was erreichen will, kann man viel erreichen, aber wenn man sich nicht einig ist ,nicht.
Auch nicht, wenn man seelisch angeschlagen ist und Depressionen hat. Da ist das eigene ich wichtiger zu schonen, und die wenig Kraft die man hat, für den Nachwuchs oft schnell aufgebraucht.
Du wirst deine SE wenig ändern können, aber man kann gemeinsam den Betrieb so strukturieren, das jeder nach seinen Fähigkeiten eine Aufgabe findet. Nur den anderen die Arbeit diktieren wollen geht schlecht.
Ich denke mal ohne Aussprache mit deinem Mann wirst du nicht weiter kommen .
LuckyLucy:
Zunächst einmal musst Du gesund werden! Und ich schätze mal, unter den aktuellen Bedingungen wird das nichts werden.
Sicher sinnvoll wäre, die Notbremse zu ziehen und mit dem Mann zu sprechen, wie er das sieht. Wäre es für ihn eine Option, Deinen Herkunftshof zu übernehmen?
Eine gute Lösung für die Probleme wünsche ich Dir!
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