Familie und Co. > Generationsprobleme

Wie schafft Ihr es mit euren "verwitweten" Schwiegereltern?

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Ayla25:
Hallo,

als ich vor 5 Jahren zu meinem Mann auf den Vollerwerbshof gezogen bin lebte meine Schwiegermutter noch. Sie war aber damals schon sehr krank (neue Herzklappe und Hüfte, Gelenkrheuma, Oberschenkelhalsbruch, Sitzbeinbruch, offene Füße usw.) und konnte nichts mehr am Hof mitmachen sondern "nur" noch ihren Haushalt was ja reichte. Vor 1 Jahr ist sie dann mit 59 Jahren im Krankenhaus gestorben. Wenn sie wieder heimgekommen wäre dann wäre sie ein Pflegefall gewesen. Für meinen Schwiegervater 67 Jahre war das sehr schlimm obwohl sie eigentlich meiner Meinung nach mehr gestritten haben als alles andere. Sie war eigentlich keine "liebe" Frau sondern verhärmt und verbittert von ihrer Krankheit und von früheren Geschichten die sie meinem Schwiegervater immer wieder vorgeschmissen hat.

Nun leben wir also mit meinem Schwiegervater allein auf dem Hof. Es klappt eigentlich alles ganz gut. Ich putze für ihn, wasche seine Wäsche mit und koche mit für ihn. Das ist ja alles kein Problem und ich machs ja gerne. Nur manchmal weiß ich nicht wie ich mit ihm umgehen muß weil er immer noch trauert. Es kommen z.B. der Geburtstag von seiner Frau oder der Todestag, Hochzeitstag, Namenstag und was weiß ich noch was für Tage. Und immer wenn solche Tage kommen dann wird er ungerecht, schimpft den ganzen Tag rum und nichts kann man ihm recht machen. Wenn ich ihn darauf anspreche was eigentlich los ist mit ihm dann kriege ich Antworten wie "Ach wenns nur schon vorbei wäre und ich auch sterben könnte so wie Mama" Oder wenn ich sage geh doch bitte zum Doktor wegen einer Kur oder so (er halt Gelenkabnutzungen und Rückenbeschwerden was bei der Arbeit auch normal ist) dann krieg ich zur Antwort "Hilft ja eh nix mehr bei mir Alten Deppen, was will ich denn eigentlich noch hier?"

Wir beziehen ihn absolut in unser Familienleben mit ein. Wenn er seine Enkelkinder (2 Jahre / 5 Monate) sehen will oder mit ihnen spazieren gehen will dann kriegt er sie sofort. Ansonsten sieht er sie eh den ganzen Tag am Hof. Wenn wir Besuch kriegen und in den Garten gehen dann sag ich ihm immer Bescheid er soll kommen damit er nicht so alleine ist. Oder Abends wenn wir Fernsehen und ich weiß er schaut das gleiche an wie wir (z.B: Wahlen oder Fußball-WM) dann lad ich ihn auch immer ein zu uns hochzukommen aber das will er dann auch nicht.

Seine anderen 3 Kinder kommen leider auch nicht mehr allzuoft vorbei seid Ihre Mama gestorben ist weil ja wir da sind die für ihn jetzt zuständig sind. Keiner lädt ihn mal Sonntag zum essen oder Kaffeetrinken ein, da kommen sie lieber ab und an bei uns vorbei weil ja einfacher ist dann müssen sie nichts herrichten oder kochen... (aber das ist ein anderes Thema).

Mir tut er irgendwie leid und ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann mit seiner Trauer umzugehen. Meiner Meinung nach tun mein Mann und ich eh schon alles Menschenmögliche damit wir ihm helfen aber er läßt uns teilweise nicht. Nerven möchte ich ihn ja auch nicht.

Wie macht ihr das? Wie geht ihr mit trauernden um? Wird das irgendwann mal besser? Ich habe einfach Angst meinen Schwiegervater auch schon zu verlieren weil er nicht mehr leben möchte so alleine... Was kann man da tun?

Ich danke schon mal für eure Antworten.

LG
Kerstin

Helhof:
Hallo Kerstin,
ich denke, ihr macht das völlig richtig.
Es ist sicher schwierig, wenn dein SV offensichtlich trauert und niemanden an sich ranlässt, vielleicht auch mal ungerecht wird. Ich finde es gut, wenn ihr ihm anbietet zu euch zu kommen, zwingen könnt ihr ihn nicht. Vielleicht will er manchmal wirklich gerne allein sein. Vielleicht ändert sich das auch nach einer gewissen Trauerzeit (die sicher bei jedem anders verläuft, und auch unterschiedlich lang dauert).
Ich selber denke auch manchmal darüber nach, wenn mal einer von meinen Schwiegereltern stirbt. Es ist schwer, sich das vorzustellen.

Margret:
Hallo Kerstin,

bei mir leben noch alle ,  also kenn ich mich nicht richtig aus.

Aber ich finde auch,  dass ihr das außergewöhnlich gut macht mit ihm.
Das ist so nicht oft der Fall,  dass sich die Jungen  auch gefühlsmäßig so engagieren !
Mehr könnt ihr m.E. nicht tun,  da ihr  auch  mal nur  Paar und junge Familie sein müsst.
Schließlich ist man sowieso schon die ganze Zeit beieinander.

Ein Problem ist halt oft,  dass sich Menschen "in guten Zeiten"  gar kein weiteres soziales Umfeld aufbauen.  Sei es aus Arbeitsüberlastung  oder aus Bequemlichkeit.

Ich hab mir diese Konstellation auch schon öfters überlegt,  deshalb spricht mich dein Beitrag auch so an, obwohl ich noch keine Erfahrung habe.

Meine SE sind recht nett,  aber ich bedauere jetzt schon,  dass sie mal  fast keinerlei andere soziale Kontakte oder andere Erbauungen haben werden,  wenn einer von ihnen sterben sollte - da sie jetzt einfach zu bequem sind, solche zu pflegen.
Er ärgert mich ein wenig,  aber ich denke,  man kann niemanden zwingen.
Sie sind einfach zu  "lahm"  (warum auch immer),  um irgendwen anzurufen,  einzuladen,  zu besuchen, ....
Jedenfalls sehe ich da auch mal niemanden,  mit denen sie sich  gut über die Trauer austauschen könnten  oder der sie aus ihrem Tief herausholen würde.

Und mit den anderen Kindern deines SVs,  die nun,  wo es beim Vater nicht mehr arg schön oder interessant ist  ( da er viel murrt und klagt)   nicht mehr viel kommen,   kann man vielleicht mal vorsichtig drüber reden.
(Ich glaube,  das ist oft so,  dass die froh sind,  fort zu sein  und sich das Gegrummel und Gejammere nicht anhören zu müssen.      Und: Eltern wollen ihre Kinder  oft auch gar nicht anjammern !)

Aber zwingen zum Umgang mit dem Vater  o.ä. wirst du die Geschwister deines Mannes nicht können  zum jetzigen Zeitpunkt.   Höchstens mal aufmerksam machen  und bitten .
Erst  wenn er mal ein richtiger Pflegefall sein sollte  und man ihn beaufsichtigen muss,  dann müssen die anderen schon auch mal auf ihn aufpassen.

Über  die Art  deines SVs zu trauern,  kann ich nichts sagen.  Es ist schwer,  dies von außen zu bewerten.
Für euch ist es halt schwierig,  wie ihr mit seinen depressiven Äußerungen umgehen sollt.

Hat er einen Hausarzt, zu dem er regelmäßig geht und mit  dem man mal was bereden könnte ?

Dann gibt es ja so Gesprächskreise  für trauernde Angehörige,  aber ich befürchte,  da wird er event. nicht hinwollen ?!

Leider kann ich  dir auch keine hilfreicheren Dinge zum Thema schreiben.

Margret

martina-s:
Hallo Kerstin,
in wie weit ist denn Dein SV noch in betriebliche Arbeiten eingebunden?

ade60:
hallo kerstin
bei uns gibt es von der kirche gestaltet einmal im monat
seniorennachmittage.
dann werden ausflüge oder eine wallfahrt unternommen, im sommer gegrillt,
spielenachmittage (z.b. doppelkopf) oder besinnungsnachmittage gemacht.
vielleicht gibt es ja so etwas auch bei euch.
vielleicht könntest du ja einen schwager oder bruder von deinem sv, nachbarn oder bekannten
ansprechen der deinen sv begleitet
solche abwechselungen bringen dann andere gedanken
gruss ade

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