Bäuerinnentreff

Was es sonst noch gibt => Bei uns Zuhause... => Thema gestartet von: martina am 11.11.10, 08:09

Titel: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 11.11.10, 08:09
Der Volkstrauertag steht vor der Tür.

Zusammen mit dem Buß- und Bettag, welcher den Kosten der Vereinigung Pflegeversicherung zum Opfer fiel ;) und dem Ewigkeitssonntag bildet der Volkstrauertag das Ende des Kirchenjahres.

Am Volkstrauertag gedenken wir der Toten und Opfer von Kriegen.


Als ich letzten Donnerstag nach Gotha fuhr, veranstaltete ein Radiosender einen Tag des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge (http://www.volksbund.de/). Hörer konnten im Sender anrufen und Fragen stellen, auch konkrete Suchanfragen starten und ein Mitarbeiter gab im Studio über mehrere Stunden hinweg Auskunft über die Arbeit des Volksbundes.

Selber habe ich auch schon auf den Seiten des Volksbundes nach einer möglichen Grabstelle meines Großvaters gesucht. Leider hatte er einen Allerweltsnamen und die Suche war nicht wirklich erfolgreich. Aber immer noch, 65 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges gelingt es dem Volksbund Soldatengräber zuzuordnen und den Angehörigen mitzuteilen, wo ihr Vermißter liegt. Ich finde das erstaunlich.

Selber haben wir in der Landfrauenschule die Patenschaft für Kriegsgräber in Bückeburg gepflegt und so dazu beigetragen, dass diese Toten nie in Vergessenheit geraten.

Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, am Volkstrauertag zum Gottesdienst zu gehen (auch wenn ich es durch die Arbeit als Küsterin nicht müßte) und auch anschließend an der Feierstunde teilzunehmen.

Jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich meinen halbwüchsigen Kindern beibringe, dass dieser Gedenktag wichtig ist und dass diese - meine - Selbstverständlichkeit für sie genauso wichtig wird, dass wir eben nicht vergessen, wie schlimm Kriege sind. Gerade heute, wo unsere Bundeswehr wieder aktiv in kriegerische Handlungen verwickelt ist, auch wenn ihr Auftrag eigentlich lautet, den Frieden zu bringen.

Wie macht Ihr das? Geht Ihr selber zu einer Feierstunde, pflegt Ihr Kriegsgräber, ist das in dieser Zeit an diesem Tag auch Thema im Gespräch mit den Jugendlichen?


Wiedervereinigung in Pflegeversicherung geändert.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Mogli am 11.11.10, 10:33
Soviel ich mich erinnere, wurde der Buß- und Bettag der Pflegeversicherung geopfert. Oder täusche ich mich? Helga
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 11.11.10, 10:36
Hallo Helga,

ja, kann sein, dafür will ich mich nicht verbürgen.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Christine am 11.11.10, 10:58
Soviel ich mich erinnere, wurde der Buß- und Bettag der Pflegeversicherung geopfert. Oder täusche ich mich? Helga

Nein, Du täuschst Dich nicht. Und ich finde es sehr wichtig, dass man das auch weiß. Sonst kommen doch bei einigen wieder diese Sprüche, WAS man doch alles der "blöden" Wiedervereinigung opfern musste! Nur in Sachsen ist der Bußtag noch gesetzlicher Feiertag u. dort wird eben ein etwas höherer Beitrag für die Versicherung erhoben.

Christine knapp an der "Grenze" zu Sachsen...
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 11.11.10, 11:01
Christine, du hast Recht, dass man das wissen sollte.

Aber nun zurück zum Volkstrauertag: WIE GEHT IHR DAMIT UM?
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: gina67 am 11.11.10, 12:05
Hallo Martina
du sprichst ein schwieriges Thema an. Ich hatte bis zu meiner Heirat gar keinen Bezug zum Volkstrauertag, weil in meiner Familie keiner im Krieg gefallen ist und als Jugendliche nervten diese alten Kriegssachen.
Als ich  in meine jetzige Familie eingeheiratet bin, mit SE die aus dem Osten fliehen mussten, mit einem SV dessen Geschwister von den Russen verschleppt und ermordet wurden, hat dieser Tag für mich eine andere Bedeutung bekommen.
Bei der Gedenkfeier im Ort bin ich schon öfter gewesen, aber nicht jedes Jahr. Ich denke wer selber ganz direkt betroffen ist, eben wie meine SE, für den ist der Tag sehr wichtig.
Wie man Jugendlichen diesen Gedenktag näher bringen kann, weiß ich nicht. Bei meinen Kindern ist es mir nicht gelungen.
Jedes Jahr wird für die Kriegsgräber gesammelt, da spende ich immer einen festen Betrag.
Viele Grüße
Nordlicht
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Mucki am 11.11.10, 12:43
Hallo,
mein Opa ist im krieg in Russland gefallen,mir war es als Kind schon ein rätzel das man sich nur am Volkstaruer tag dafür intresiert hat ,die gnze zeit wurde nie darüber geredet und am Volkstaruer tag stan man am Debkmal und gedachte.
Ich finde man braucht dafür keien betimmetn tag ich kene meien Opa nicht trotzdem denk ich auch heuet noch offt daran das er gefallen ist und das nicht umbedingt am Volkstaruser Tag.

Auch sollte man nicht auser Acht lassen das auch wir über andre Länder viel Tot und verdruß gebracht haben.

LG Mucki
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 11.11.10, 13:12
Es ist ja nicht so, dass man sich nur am Volkstrauertag daran erinnert, dass jemand fehlt, aber an diesem Tag besonders.

Sonst könnte man ja jeden Gedenktag abschaffen.

Wir bräuchten keinen Tag der Arbeit, weil wir eh alle arbeiten.
Wir bräuchten keinen Tag der deutschen Einheit, weil wir sowieso jeden Monat daran erinnert werden, wenn der Soli einbehalten wird und wir uns freuen, quer durch Deutschland ohne Grenzen zu fahren.

Als Christen bräuchten wir kein Weihnachten und kein Osterfest, weil wir soweiso wissen, dass Jesus geboren und auch wieder gestorben ist.

Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Mucki am 11.11.10, 16:28
Hallo
ich finde es halt so schde das am Volkstrauer Tag oder am Allerheiligen plötzlich alle so tun als würden sie ich immer an dies Leuter erinner und wen du sonat durch den friedhof gehts intresiert sich keienr für die Toten,solche feiertage sind für mich immer so Schausteller tage wo sich jeder zur Schaustellen muß weis halt so ist den wenigsten gehts doch ums gedenken,die meisten sind doch angeberft von den Tarditionen.


LG Mucki
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Annette am 11.11.10, 17:45
Meine SM spricht meistens vom Heldengedenktag und nicht vom Volkstrauertag. Ihr Bruder ist im Krieg geblieben - so sagt man bei uns, egal ob gefallen oder vermisst. Ein großes Bild hängt im Wohnzimmer meiner SM und unsere Kinder sehen es daher öfter. Der Gedenkstein ist vom Friedhof zu uns in den Garten gewandert und wenn die Urenkel kommen, haben sie auch schon mal gefragt, wer dort denn begraben wurde und auch die richtigen Antworten dazu bekommen. Zum Gedenkgottesdienst geht meine SM und wenn sie mal nicht mehr kann, werde ich gehen.

Wie meine Kinder dazu stehen  ??? Und wie es ihnen vermitteln soll/kann  ::) Ich hätte die Beiden ja gerne mal in den Ferien mit dem VDK zur "Grabpflege" ins Ausland geschickt, aber davon wollten sie nie was wissen -  grundsätzlich reine Nesthocker  :(


LG Annette
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: SiegiKam am 11.11.10, 18:23
Bis vor kurzem gab es den Volkstrauertag noch bei uns, jetzt wird an diesem Tag in unserer Kirche Christkönig gefeiert und ich finde es gut. Es ging mir immer schon gegen den Strich, wenn die Krieger- und Soldatenkameradschaft (die alle nicht im Krieg waren, weil die schon alle zu alt sind zum mitgehen, also gehen die neuen Vereinsmitglieder, die noch nie einen Krieg erlebt haben) mit ihren Fahnen in der Kirche stand, die Reservistengemeinschaft (die ebenfalls noch nie in einem Krieg waren) in ihren Uniformen in der Kirche vorne sitzen und dann wird am Samstag nach dem Abendgottesdienst mit Fackeln zum Kriegerdenkmal gezogen. Das sieht so martialisch aus und sieht für mich eher wie eine Verherrlichung des Soldatendaseins aus als nach einem Trauern um Menschen, die als Kanonenfutter in andere Länder geschickt wurden um dort teilweise jämmerlich zu erfrieren und zu verhungern, wenn sie nicht getötet wurden und die gezwungen wurden selbst zu töten.

Mein mir unbekannter Opa ist in Rußland vermißt worden. Ich glaube nicht, dass er gerne in den Krieg gezogen ist, wie so viele andere auch. Aber wenn er heute sehen könnte, wie die Leute, die keine Ahnung von Krieg haben mit stolzgeschwellter Brust die Fahnen und Fackeln tragen, dann käme ihm das vermutlich sehr seltsam vor. Wir haben doch den Allerheiligentag, wo wir an die Gräber gehen und der Verstorbenen gedenken, reicht das nicht?

LG Siegi

Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: streuobst am 11.11.10, 19:50
Also bei uns wird am Volkstrauertag nach dem Gottesdienst vom Bürgermeister und einem Vertreter des VDK ein Kranz am Gefallenendenkmal niedergelegt. In den Reden geht es schwerpunktmäßig darum welches große Leid Kriege über Menschen bringen und daß neue Kriege verhindert werden müssen und im Moment stattfindende beendet werden sollen, und um das den Menschen vor Augen zu führen und immer wieder ins Bewusstsein zu bringen finde ich gut daß es so einen Tag gibt.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 15.11.15, 10:32
*schubs* heute ist Volkstrauertag.

Da es stürmt und regnet, denke ich nicht, dass sich heute Nachmittag nach dem Gottesdienst viele Leute am Ehrenmal einfinden. Obwohl, gerade jetzt nach den Ereignissen in Paris, wird so ein Gedenken mit einem Mal wieder ganz aktuell. Vielleicht kommen ja doch ein paar Leute.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: hosta am 15.11.15, 11:09
Vielleicht ist es dann ja einen Augenblick trocken.
Eigentlich hätte es dieses Jahr gepasst. Wir haben immer um 10 uhr  eine kleine Feier am Ehrenmal. Beteiligung ist auch immer recht gut. Anschliessend gibt es eine Tasse Kaffee
im Dorfhaus und einen Klönschnack. Aber bei dem Wetter mit meiner Halsentzündung bin ich dann doch lieber zu Hause geblieben.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Frieda am 15.11.15, 12:18
Bei uns ist immer nach der Messe Gedenkveranstaltung (nicht nur für die Opfer der Kriege, sondern auch für alle Opfer von Terror und Gewalt) am Kriegerdenkmal mit Kranzniederlegung. War heute sehr windig, aber ungewöhnlich  warm.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Helhof am 15.11.15, 19:06
Bei uns ist das Gedenken auch am Vormittag nach dem Gottesdienst und deswegen auch relativ gut besucht. Eine Blässergruppe spielt, KSK-Vorstand, Bürgermeister und Pfarrer halten kurze Ansprachen, in diesem Jahr auch mit Bezug zu den Ereignissen in Paris. (aber mir geht´s wie Hosta, bin heute wegen Hustens zuhause geblieben.)
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Internetschdrieler am 15.11.15, 21:23
Zufällig bin ich heute an einem Soldatenfriedhof  - zunächst vorbei gefahren, dann doch umgekehrt und rein geschaut https://de.wikipedia.org/wiki/Durnbach_War_Cemetery
Als ich so durch die Gräberreihen schritt kam mir der Gedanke - die meisten Gefallenen waren so alt wie jetzt unsere Kinder sind...........
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: frankenpower41 am 15.11.15, 21:46
Georg, danke für den Link
Ich wusste nicht, dass es hier in Bayern so große Soldatenfriedhöfe gibt.
Ich war 1982 als wir mit der Landjugend in Finnland waren, auf dem deutschen Soldatenfriedhof bei Rovaniemi am Polarkreis. Wenn ich daran denke, läuft es mir heute noch kalt den Rücken herunter.
Wir waren damals ja alle etwa in dem Alter wie die dort begrabenen  Soldaten, ich glaub da war keiner älter als 24.
Das war ein Erlebnis das mir unvergessen bleiben wird.
Mir kommt grad so in den Sinn, dass in dem Jahr niemand hier war zum sammeln für die Kriegsgräberfürsorge.

Marianne
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: geli.G am 15.11.15, 21:53
Zufällig bin ich heute an einem Soldatenfriedhof  - zunächst vorbei gefahren, dann doch umgekehrt und rein geschaut https://de.wikipedia.org/wiki/Durnbach_War_Cemetery
Als ich so durch die Gräberreihen schritt kam mir der Gedanke - die meisten Gefallenen waren so alt wie jetzt unsere Kinder sind...........

Ich war vor kurzem bei einer Cousine meines Vaters, sie ist Jhrg. 1923. Sie hat mir ihre alten Fotoalben gezeigt, neben ihrem großen Bruder, waren viele Bilder von jungen Soldaten drin......alles Verwandte und Nachbarn und nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt.... :'(
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: gatterl am 15.11.15, 21:57
Jedes Mal, wenn ich über unseren alten Friedhof gehe, habe ich Tränen in den Augen.
Die Toten der Kriege sind teilweise mit Bildern in der Friedhofsmauer verewigt. Oft sind fast alle männlichen Familienmitglieder ausgelöscht worden.
Söhne, Männer, Brüder, Väter.
Unvorstellbar was die Menschen mitmachen mussten.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Elli am 15.11.15, 22:13
Hallo Barbara,

ich hoffe, dass wir sowas nie erleben müssen. Meine Jungs sind jetzt in dem Alter der Soldaten damals. Da mag man gar nicht dran denken.
Und die jungen Männer sind nach dem Krieg überhaupt nicht psychisch betreut worden. Die mussten das alles selber verarbeiten. Eigentlich ein Wunder, dass das so viele geschafft haben.

Wir singen am Kriegerdenkmal immer den "alten Kameraden", der geht mir jedesmal wieder zu Herzen.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: gatterl am 15.11.15, 22:18
ich hoffe, dass wir sowas nie erleben müssen. Meine Jungs sind jetzt in dem Alter der Soldaten damals. Da mag man gar nicht dran denken.
Und die jungen Männer sind nach dem Krieg überhaupt nicht psychisch betreut worden. Die mussten das alles selber verarbeiten. Eigentlich ein Wunder, dass das so viele geschafft haben.
Meine auch und ja, diese Gedanken habe ich auch.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 16.11.15, 07:12
Unsere Tafeln mit den Gefallenen der Weltkriege hängen im Vorraum unserer Kirche, sehr zum Mißfallen des aktuellen Pastors. Aber sie hängen da und bleiben hängen. Ich sehe sie jedesmal, wenn ich in der Kirche bin. Und ich habe IMMER 2 kleine Teelichter stehen, die während des Gottesdienstes brennen.



Wir singen am Kriegerdenkmal immer den "alten Kameraden", der geht mir jedesmal wieder zu Herzen.

Elli, den Marsch "Alte Kameraden" oder den Choral "Ich hatt' einen Kameraden?"

Ich habe mal mit 10 Jahren von meinem Vater einen Anschiß kassiert, der sich gewaschen hat, seit dem kenn ich den Unterschied. Ich sollte ihm ausrichten, bei einer Beerdigung solle der Choral gesungen werden, ich hatte nur noch Kameraden im Hinterkopf und hab ihm dann gesagt, "Alte Kameraden" seien gewünscht. Hui, die Ansage hab ich nicht vergessen.

Aber mir kommen auch immer die Tränen, wenn der Choral gespielt wird. Ich muss dann immer an den Opa denken, der verletzt im Lazaret gelegen hat, welches geräumt werden musste und wie er erzählt hat, dass er die Kameraden gebeten hat, ihn mitzunehmen. Sie mussten sortieren und die Schwerverletzten konnten nicht mitgenommen werden. Er hatte Glück.

Er hat das nicht oft erzählt, aber anscheinend oft genug, dass es sich bei mir im Kopf festgesetzt hat.


Ich bin heilfroh, dass wir derzeit keine allgemeine Wehrpflicht mehr haben, so verklärt die Generation meines Mannes ihre Zeit beim Bund auch sieht, aber das waren eben Zeiten, wo kein aktiver Kriegsdienst geleistet wurde. Mein Respekt gilt trotzdem den jungen Leuten, die sich heute bewußt für so einen Dienst entscheiden. Ich hab eine Cousine 2. Grades, die jahrelang in Afghanistan Dienst geschoben hat, was die so erzählt, geht unter die Haut.

Ich verstehe aber auch eine Mitmutter nicht, die die Panzerleidenschaft ihres Jüngsten begeistert anschaut, ihren Jungs schon im Kindergartenalter die gewünschten Tarnhosen der Soldaten kaufte... und jetzt massiv gegen den Berufswunsch "Soldat" bei ihrem Jüngsten ankämpft, "Weil der ja dann riskiert zum Krüppel zerschossen zu werden!"
Hallo? Da hätte sie vielleicht ihre eigene Erziehung schon frühzeitig überdenken müssen.

Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: annelie am 16.11.15, 09:59
Mein Vater war ihm Krieg, er hasste es, wenn am Volkstrauertag "zu Ehren der Gefallenen" geschossen wurde, er sagte immer, dass jemand der im Krieg war, mehr als genug Schüsse gehört hatte.
Mein Vater wollte das auch nicht bei seiner Beerdigung, als Kriegsteilnehmer wäre es ihm zugestanden, das stieß damals auf Unverständnis, weil es ja eine Ehre ist.
Bei uns spielen sie immer am Volkstrauertag (ist bei uns erst nächsten Sonntag, da wir Filialkirche sind und der Bürgermeister dann zur Kranzniederlegung auch kommen möchte): "Ich hatte einen Kameraden"

Marianne,
bei uns hat es sich mittlerweile eingebürgert, dass für die Kriegsgräberfürsorge an Allerheiligen (da trifft man die meisten Menschen an), vormittags vor und nach dem Gottesdienst und nachmittags vor bzw. nach der Gräbersegnung gesammelt wird. Jedes Jahr übernimmt das ein anderer örtlicher Verein, das find ich eine gute Idee. In evangelische Gemeinden könnte man das ja am Volktrauertag machen.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: frankenpower41 am 16.11.15, 10:29
@Annelie, bei uns gehen wahrscheinlich viel weniger Leute zur Kirche als bei Euch und Allerheiligen ist bei uns kein kirchlicher Feiertag. Vielleicht kommt ja noch jemand wegen Sammlung, da war zu geben war mir immer sehr wichtig.

LG
Marianne
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 16.11.15, 10:43
Bei uns ist immer am Volkstrauertag ev. Gottesdienst und die Kollekte ist traditionell für die Kriegsgräberfürsorge.

Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Anneke am 16.11.15, 10:58
@annelie
Mein Vater war auch Kriegsteilnehmer, für ein paar Monate gegen Ende des Krieges, im Alter von 16 J. wohl noch zum "Verheizen" eingezogen, ist desertiert und so mit nur einem Kameraden aus diesem Zug lebend entkommen.
Mein Vater lebt noch, zeigt auch reges Interesse mit vielen Befürchtungen angesichts der jetzigen weltpolitischen Lage. Er reagiert genauso ablehnend bezüglich solcher Ehrerwisunngen, auch hat er nur selten und wenn unvermeidbar an Veranstaltungen des Soldaten und Kameradenvereins teilgenommen. In einer in unserer Gegend sehr beliebten und rege besuchten Soldatenwallfahrt sieht er keinen Sinn, diese sei immer sehr feierlich, so sagen viele Teilnehmer.
Uns Kindern hat er nie viel von seinen Kriegserlebnissen erzählt, erst bei seinen Enkelsöhnen fing er damit an. Das Schreien seiner etwa gleichaltrigen Kameraden nach der Mutter, bevor sie an den Verletzungen starben, habe er noch heute in den Ohren, man mag sich dies gar nicht vorstellen. Er hatte auch nicht die Kraft, den Eltern seines nächsten Kameraden im Nachbardorf die Todesnachricht zu überbringen, dieser war bei der Flucht vor dem Kriegsgeschehen erschossen worden.

@Elli
Genauso sehe ich das auch. Man kann verstehen, dass sie nur durch Verdrängen und Nichtansprechen der Erlebnisse diese verkraften konnten.

Dass für die Kriegsgräber nicht mehr von Haus zu Haus gesammelt wird, fällt mir auch gerade auf. Und stimmt, an Allerheiligen dafür zu sammeln, liegt eigentlich nahe, man trifft hier auch die meisten evtl. daran interessierten Menschen an.

LG
Anneke
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: annelie am 16.11.15, 11:50
Anneke,
mein Vater hat nie von den eigentlichen Kriegshandlungen erzählt. Nur harmlose Nebenschauplätze. Er war sicherlich sehr traumatisiert. Ich weiß mehr über seine Gefangenschaft. Ich hab nach seinem Tod auch mit meiner Mutter drüber gesprochen, sie weiß ebenso wenig wie ich.
So richtig ist mir seine Seelenpein als Jugendliche aufgegangen. Er mußte mal in irgend einem Antrag seinen erlernten Beruf eintragen. Er hat dann ganz verbittert -mehr zu sich selber- gesagt (aber nicht eingetragen): Töten  :'( :'(
Mein Vater war Jahrgang 1924 und wurde mit 18 Jahren eingezogen.

Meine Mutter überweist immer für die Kriegsgräberfürsorge, da sie vor und im Krieg aufgewachsen ist und Gefallene kannte.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Anneke am 16.11.15, 20:36
Ja, oft kam dann noch jahrelange Gefangenschaft hinzu. War schon bitter für unsere Vätergeneration, wie du schon geschrieben hast, die Zeit für das berufliche Fußfassen wurde ihnen gestohlen, mal abgesehen von den schrecklichen Erlebnissen.
Allerdings war es bei uns so, dass unsere Mutter einmal ganz genervt  meinte, was wir immer mit unseren Fragen nach dem Krieg wollten, diese "alten Geschichten" wolle doch niemand mehr hören. Wir hatten dann den Verdacht, dass sie früher evtl. Versuche zu erzählen abgeblockt hatte.
Was wir wussten, hatte uns Opa erzählt, heute bereue ich es bitter, nicht genauer hingehört und nachgefragt zu haben. Dies betrifft allerdings nicht nur dieses Thema.

Ich kenne aber auch eine ganz andere Variation von Kriegserlebnissen: mein Schwiegervater erzählte immer von der schönsten Zeit seines Lebens, er hatte in Frankreich "gedient", hat regelrecht davon geschwärmt und ist mit Schwiegermutter als Rentner sogar mal dort auf Rundreise gewesen. Auf kritische Nachfragen hinsichtlich der Besetzung hat er nicht geantwortet, es war hier keinerlei Unrechtsbewusstsein vorhanden oder er wollte dies einfach nicht wahrhaben. Ich konnte mir das eigentlich überhaupt nicht erklären. Er war eine Seele von Mensch mit total ausgleichendem, friedfertigem Wesen, habe ihn ansonsten sehr geschätzt.
Ich kenne also beide Seiten.

LG
Anneke
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Elli am 16.11.15, 21:46

Elli, den Marsch "Alte Kameraden" oder den Choral "Ich hatt' einen Kameraden?"
[/quote]

Martina, du hast recht. Es ist der Choral - SV hat da immer "alte Kameraden" dazu gesagt. Dass es da auch einen Marsch gibt, wusste ich jetzt gar nicht  ::).
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 19.11.17, 13:03
Wir haben heute Schmuddelwetter vom Feinsten und prompt fing es nach dem Gottesdienst an zu regnen, gerade als wir am Ehrenmal vor der Kirche standen.

Das war eine traurige Veranstaltung heute. Da haben wir 2 Musikzüge und einen Chor in unserem Ort. Musikzug A ist aus Altersgründen nicht mehr spielbereit am Ehrenmal, weil die alten Herrschaften nicht mehr so lange stehen können? Ein Schelm, wer Böses denkt, wenn er die Truppe Donnerstags bei der Probe hört und sieht.
Der Chor stirbt auch aus, krass gesagt, da ist jeder geplante Auftritt fraglich, ob er auch stattfinden kann.
Und Musikzug B mit vielen jungen Leuten bekommt keine Bläsergruppe von 10 Leuten zusammen, die einen Choral und die Nationalhymne spielen können? Nun, ich vermute, die wollen einfach nicht, weil der Bezug fehlt. Ironischerweise ist der Stabführer ein ehemaliger Heeresmusiker. Aber allein kann er ja auch nichts machen. Dann haben wir noch eine Musikschule im Ort und der Chef spielt schon mal Trompetensoli bei Veranstaltungen. Nein, er macht das auch nicht, er möchte Musikzug B nicht in die Quere kommen.

So war das dann eine traurige Geschichte heute. Unser Ortsvorsteher ist krank und hat sich vom Ortsbrandmeister der Feuerwehr vertreten lassen. Der hat eine gute eindrückliche Rede gehalten und auch unser Lektor hat gut gesprochen. Dennoch, eine Gedenkfeier am Ehrenmal der Gefallenen am Volkstrauertag so ganz ohne Hymne ist arg seltsam. 

Vielleicht bekommen wir ja nächstes Jahr wieder mal Musik dabei.

Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: geli.G am 19.11.17, 13:31
Wir haben heute Schmuddelwetter vom Feinsten und prompt fing es nach dem Gottesdienst an zu regnen, gerade als wir am Ehrenmal vor der Kirche standen.

Das war eine traurige Veranstaltung heute. Da haben wir 2 Musikzüge und einen Chor in unserem Ort. Musikzug A ist aus Altersgründen nicht mehr spielbereit am Ehrenmal, weil die alten Herrschaften nicht mehr so lange stehen können? Ein Schelm, wer Böses denkt, wenn er die Truppe Donnerstags bei der Probe hört und sieht.
Der Chor stirbt auch aus, krass gesagt, da ist jeder geplante Auftritt fraglich, ob er auch stattfinden kann.
Und Musikzug B mit vielen jungen Leuten bekommt keine Bläsergruppe von 10 Leuten zusammen, die einen Choral und die Nationalhymne spielen können? Nun, ich vermute, die wollen einfach nicht, weil der Bezug fehlt. Ironischerweise ist der Stabführer ein ehemaliger Heeresmusiker. Aber allein kann er ja auch nichts machen. Dann haben wir noch eine Musikschule im Ort und der Chef spielt schon mal Trompetensoli bei Veranstaltungen. Nein, er macht das auch nicht, er möchte Musikzug B nicht in die Quere kommen.

So war das dann eine traurige Geschichte heute. Unser Ortsvorsteher ist krank und hat sich vom Ortsbrandmeister der Feuerwehr vertreten lassen. Der hat eine gute eindrückliche Rede gehalten und auch unser Lektor hat gut gesprochen. Dennoch, eine Gedenkfeier am Ehrenmal der Gefallenen am Volkstrauertag so ganz ohne Hymne ist arg seltsam. 

Vielleicht bekommen wir ja nächstes Jahr wieder mal Musik dabei.

Bei uns war die Musikkapelle heute richtig gut vertreten....trotz Schmuddelwetter und Kälte :-\
Unser Musikvorstand ist nämlich heute 50 und seine Musiker haben ihm um 8 Uhr ein Ständchen gespielt und so waren auch viele da um nach dem Gottesdienst am Kriegerdenkmal mitzuspielen  ;)
Allerdings wird bei uns nie die Nationalhymne gespielt sondern das "Lied vom guten Kameraden".
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 19.11.17, 14:06
Geli, bei uns gibt es in der Regel einen Choral, dann eine Ansprache, dann das Lied vom guten Kameraden (wo mir immer die Tränen kommen, weil ich dran denke, wie der Opa erzählt hat, dass er im Lazarett gelegen hat und die Kameraden dafür gesorgt haben, dass er bei der Räumung des Lazaretts nicht zurückgelassen wurde), dann die Kranzniederlegung und zum Abschluss die Hymne.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: Tina am 19.11.17, 15:54
Bei uns ist nach der Kirche am Kriegerdenkmal Kranzniederlegung mit Posaunenchor, Abordnung der Vereine und der Bundeswehr.
Gespielt wird die Nationalhymne, das Lied vom guten Kameraden, ein Choral wird auch geblasen. Die Ansprache hält ein Bundeswehrangehöriger.
Anschl. gibt es Kaffee im Gemeindehaus (war heute mein Job) und dann gehen die Abordnungen gemeinsam Essen.

Und wettertechnisch hatten die heute Glück, es war gerade Regenpause.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 14.11.19, 08:29
Er steht ja wieder vor der Tür, der Volkstrauertag.

Gestern war ich zur Propsteisynode (Kirchenkreistag sozusagen) und dort wurde dafür geworben, dass am Sonntag in den Gottesdiensten auch ausdrücklich an die Opfer des Angriffs auf die Synagoge eingegangen wird.

Ich finde das gut, dass wir uns solidarisieren und eben nicht nur den Opfern der Weltkriege gedenken, sondern auch den aus aktuellen Kriegen.

Ich finde es furchtbar, dass in unserem Land Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft nur unter Polizeischutz möglich ist, ihre Feste zu feiern. Das darf es nicht mehr geben! Leider vergessen ja viele Leute, dass Jesus Jude war.

Die Kollekte des Gottesdienstes wird - wie jedes Jahr - an den Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge gehen und ich hoffe, sie wird groß.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: LunaR am 14.11.19, 10:39
Er steht ja wieder vor der Tür, der Volkstrauertag.

Gestern war ich zur Propsteisynode (Kirchenkreistag sozusagen) und dort wurde dafür geworben, dass am Sonntag in den Gottesdiensten auch ausdrücklich an die Opfer des Angriffs auf die Synagoge eingegangen wird.

Ich finde das gut, dass wir uns solidarisieren und eben nicht nur den Opfern der Weltkriege gedenken, sondern auch den aus aktuellen Kriegen.

Ich finde es furchtbar, dass in unserem Land Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft nur unter Polizeischutz möglich ist, ihre Feste zu feiern. Das darf es nicht mehr geben! Leider vergessen ja viele Leute, dass Jesus Jude war.

Die Kollekte des Gottesdienstes wird - wie jedes Jahr - an den Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge gehen und ich hoffe, sie wird groß.


Dem schließe ich mich voll an. Ich denke, bei allem Kreig und Kämpfen sollte doch zumindest das, was den Menschen Heilig ist auch bei anderen respektiert werden.
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: martina am 17.11.19, 12:38
Das hing heute als Plakat an der Kanzel
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: suederhof1 am 17.11.19, 12:58
Ich finde es gut dass auch an die  Auseinandersetzungen in der heutigen Zeit gedacht wird.

Es ist traurig wie viele Menschen unschuldig in diese Situation gekommen sind  und darunter leiden oder verstorben sind. :'(
Titel: Re: Volkstrauertag
Beitrag von: gina67 am 17.11.19, 15:17
Wir sehen seit einigen Wochen sonntags morgens "Der Krieg und ich", läuft im Ersten vor der "Sendung mit der Maus". Da wird über das Leben von Kindern und Jugendlichen, aus verschiedenen europäischen Ländern, im 2. Weltkrieg berichtet. Das ist sehr lehrreich, auch für uns Erwachsene.