Den Umgang der Amtskirche mit den Verfehlungen manchem ihrer Mitarbeiter finde ich völlig daneben und macht mich sehr wütend.
Trotzdem bleibe ich in der katholischen Kirche, da sie meine christliche Heimat ist und mir - zum Glück - Gutes widerfahren ist.
In meiner Heimatgemeinde hatten wir in meiner Kindheit und teilweise Jugend, einen Theologieprofessor in Rente, der größtenteils unsere Filialkirche sonntäglich betreut hat, er war ein Kirchenleerer.
Wäre ich nicht in eine katholische Mädchenrealschule, mit teilweise Nonnen als Lehrerinnen, in München gegangen und hätte eine ganz andere Seite des Glaubens erlebt, wäre ich bestimmt mit 18 Jahren aus der Kirche ausgetreten.
Unser Religionsunterricht wurde von Salesianern bestritten und ich würde ihn eher als Ethikunterricht bezeichnen. Klar wurde in unserer Schule Ostern und Weihnachten die Beichte angeboten, aber eben angeboten und sie war nicht zwingend. Wer wollte, konnte während des Unterrichts hingehen, wer nicht, ging halt nicht. Ich habe mich gut aufgehoben und wohl gefühlt.
Seit dem Tod des Theologieprofessors, lebe in einer liberalen Kirchengemeinde, wir wurden vor ein paar Jahren mit der Nachbargemeinde zusammengelegt und unser damaliger Pfarrer wurde versetzt. Einigen Mitgliedern war unsere Gemeinde damals zu liberal und sie haben Briefe mit den "angeblichen Verfehlungen" an das bischöfliche Ordinariart beschickt, dann kam wieder mal ein Weihbischof zur Visite. Unseren jetzigen Pfarrer würde ich noch als liberal bezeichnen und ich kann gut mit ihm leben, ich bin keine große Kirchgängerin, aber ich würde mich tief in meinem Glauben ruhgend bezeichnen. Wir haben einen Diakon und einen Ruhestandspfarrer die unseren Pfarrer unterstützen, beide haben unterschiedliche Ansichten und decken wohl das gesamte Spektrum ab.
Schon in den 80iger Jahren hat unser damaliger Hauptpfarrer einen Hirtenbrief des damaligen Erzbischofs mit Ansage nicht verlesen.
Mein Mann ist -wegen der Amtskirche, nicht wegen seines Glaubens- schon vor Jahren aus der Kirche ausgetreten.
Ich kann mit erzkonservativen Strömungen in der Kirche wenig anfangen und hoffe auf Reformen, auch wenn sie langsam kommen. Noch will ich die katholische Kirche nicht aufgeben. Wenn alle, die liberaler sind, aus der Kirche austreten, wer bleibt dann noch übrig und wohin bewegt sich die katholische Kirche dann?
Ob man als junger Mann/Frau wirklich abschätzen kann was Zölibat auf Dauer bedeutet, wage ich zu Bezweifeln, wir alle ändern unsere Einstellungen im Leben durch Erlebnisse und Erfahrungen, da kann es schon vorkommen, dass man sich irgendwann nach Nähe sehnt.
Wäre das Leben so einfach, gäbs keine Scheidungen oder Konflikte in den Familien oder Menschen, die ihr Leben in einer unbefriedenden Partnerschaft fristen.