Autor Thema: Atemwegsbelastung im Stall & am Hof  (Gelesen 5471 mal)

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Offline MirjamTopic starter

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Atemwegsbelastung im Stall & am Hof
« am: 11.03.05, 22:03 »
 Dicke Luft im Stall macht krank

http://www.ktbl.de/aktuell/arbeitsplatzbelastungen_tagung.htm


Mit den gesundheitlichen Belastungen durch Stäube und Keime in der Stallluft ist nicht zu spaßen.

-->> Fast jeder fünfte Tierhalter klagt über Atemwegsbeschwerden bei der Stallarbeit, die durch schlechte Luft im Stall hervorgerufen werden. Doch nicht nur der Mensch, auch das Tier leidet unter der Belastung durch Gase, Stäube und Keime sowie Endotoxinen in der Stallluft. Leistungseinbußen sind die Folge.

Tierbetreuer sind häufig nur ungenügend über die Risiken für die eigene Gesundheit aufgeklärt, die im Extremfall die berufliche Existenz kosten können. Maßnahmen zur Minimierung der Belastung und zum Schutz der Gesundheit werden nur selten ergriffen. Dabei sind persönliche Schutzmaßnahmen wie partikelfilternde Staubmasken und gebläseunterstützte Atemschutzgeräte sowie spezielle Arbeitsanzüge immer noch die effektivste Methode, um sich vor diesen Gesundheitsgefahren bei der Stallarbeit zu schützen.

Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse der KTBL-Tagung "Luftgetragene biologische Belastungen und Infektionen am Arbeitsplatz Stall - Herkunft, Erfassung, Wirkung, Maßnahmen" die am 2. - 3. November 2004 im Hannover Congress Centrum mit freundlicher Unterstützung des Bundesverbandes der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften (BLB) in Kassel stattgefunden hat. Die Tagung hat ergeben, dass die Landwirtschaft insbesondere in folgenden Bereichen aktiv werden muss:

Maßnahmen zum persönlichen Arbeitsschutz sollten routinemäßig bei Stallarbeiten angewendet werden. Dies gilt insbesondere bei Tätigkeiten, die "viel Staub aufwirbeln". Voraussetzung ist, dass die Akzeptanz persönlicher Maßnahmen zum Gesundheitsschutz gesteigert wird. Landwirtschaftliche Unternehmer mit Lohnarbeitnehmern müssen ihre Verpflichtungen zum Gesundheitsschutz kennen und beachten. Selbständige Landwirte sollten im eigenen Interesse auf Atemschutzmaßnahmen nicht verzichten.
Sofort umsetzbar sind auch vorbeugende Maßnahmen bei der Arbeitsorganisation und -Durchführung und im Bauwesen, wie beispielsweise regelmäßiges Reinigen und Desinfizieren der Ställe, der Einsatz von Futterölen, die Schwarz-Weiß-Trennung und die Lüftungsoptimierung.
Die Mechanismen im Stall, die in Abhängigkeit vom Haltungsverfahren, der Arbeitsorganisation und dem Management die Staub- und Keimbelastung beeinflussen müssen von der Wissenschaft analysiert werden, um daraus Minderungsstrategien abzuleiten und die gute fachlichen Praxis zu beschreiben.
Die Vor- und Nachteile verschiedener Tierhaltungsverfahren sind nicht nur hinsicht-lich des Tier- und Umweltschutzes sowie der Ökonomie, sondern auch hinsichtlich des Arbeitsschutzes zu bewerten.
Schließlich müssen die Messverfahren und Randbedingungen der Messungen zur Ermittlung der Luftbelastungen vereinheitlicht werden, damit die Ergebnisse besser miteinander zu vergleichen sind.
Mit der Tagung ist es erstmals gelungen, 140 Fachleute aus den Bereichen der landwirt-schaftlichen Berufsgenossenschaften, des staatlichen Umwelt- und Arbeitsschutzes sowie der Human- bzw. Arbeitsmedizin mit Wissenschaftlern, Behördenvertretern, Planern und Beratern aus den Bereichen der Tierproduktion und des Veterinärwesens zu dieser Thematik zusammenzubringen. Die Tagung hat gezeigt, dass nur durch das interdisziplinäre Zusammenwirken aller Fachgebiete, die sich mit dem Arbeitsschutz und der Tierhaltung beschäftigen, das Problem der luftgetragenen Gesundheitsbelastungen im Stall gelöst werden kann. Die Aspekte des Arbeitsschutzes können nämlich nicht losgelöst von den Anforderungen des Tier- und Umweltschutzes, der Seuchenhygiene und der Wirtschaftlichkeit betrachtet werden. Effektive Minderungsmaßnahmen, z.B. im Bereich der Stalllüftung, müssen bereits bei der Auslegung und dem Bau der Ställe ansetzen.

Die Belastungen im Stall hängen nicht nur von vielen baulich-technischen Faktoren ab. Die Frage nach dem Haltungsverfahren allein, ob mit oder ohne Einstreu, greift dabei zu kurz. Wichtig sind insbesondere auch die Arbeitsorganisation und das Management. Ein gutes Betriebsmanagement, ausreichend belüftete sowie saubere und regelmäßig desinfizierte Ställe sind nicht nur gut für das Tier und den Betriebserfolg, sondern auch für die Gesundheit des Landwirtes. Manchmal reichen auch schon einfache Maßnahmen: Beispielsweise kann utterstaub durch den Zusatz von Fetten und Ölen gebunden werden und die Staubbildung durch möglichst niedrige Schütt- bzw. Fallhöhen bei der Handhabung staubintensiver Stoffe vermindert werden. Wichtig ist es auch, den Wohnbereich und das Betriebsbüro durch Schwarz-Weiß-Trennung strikt vom Arbeitsbereich in den Ställen zu trennen, um die Belastungen nicht in das Wohnhaus zu verschleppen.

Dagegen sind die technischen Möglichkeiten, um die Belastungen durch die Stallluft zu mindern, begrenzt. Viele Maßnahmen, z.B. die Stallluft-Ionisation oder -Filtration sind teuer und wenig effektiv. Andere Maßnahmen, z.B. das Versprühen eines Ölnebels im Stall, mindern den Staubgehalt der Stallluft deutlich, sind jedoch noch nicht praxisreif und ausreichend hinsichtlich der Folgen insbesondere für den Tierschutz untersucht.

Weitere Informationen zum Thema enthält das Heft "Staub" aus der Reihe "Aktuelle Hinweise zu Sicherheit und Gesundheitsschutz", das von den Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften bezogen werden kann (www.lsv.de).

Der Tagungsband mit den ausführlichen Vorträgen erscheint Anfang 2005 als KTBL-Schrift.
Ausgewählte Kurzfassungen der Tagung können Sie hier als pdf-Datei herunterladen.

 
« Letzte Änderung: 28.03.05, 10:03 von Mirjam »
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Offline MirjamTopic starter

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Re: ...und wie gehts eurer Lunge?
« Antwort #1 am: 11.03.05, 22:06 »

Hallo,

größere Ställe - heißt auch mehr Arbeitszeit im Stall...

Wie gehts euch beim "tiefdurchatmen"?
Habt ihr schon o.g. Belastungen festgestellt?
Welche Arbeiten fallen euch schwer?

Inzwischen denken wir an Sicherheitsschuhe für die Zehen, Schnittschutzschuhe für die Beine und Schutzbrillen für die Augen.. doch wie siehts mit unseren Lungen und Bronchen aus?

Habt ihr Atemschutz daheim - oder wer benutzt ihn wenns wirklich mal arg staubig ist?


viele Grüsse

Mirjam
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Offline reserl

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Re: Atemwegsbelastung im Stall & am Hof
« Antwort #2 am: 29.03.05, 21:37 »
Was tut ihr gegen "dicke" Luft im Schweinestall?


Von der Berufsgenossenschaft Franken/Oberbayern haben wir folgende Info dazu bekommen. :)


Öl-Wasser-Vernebelung steigert Qualität der
Atmenluft



München (lsv-fob): Vor allem bei sommerlich warmen Temperaturen herrscht „dicke Luft“ im Schweinestall. Darunter haben nicht nur die Tiere zu leiden, sondern auch der Betriebsunternehmer, der die Stallung zum Arbeiten betreten muss. Besserung schaffen bereits konventionelle Einweichanlagen. Wer darüber hinaus auch die Qualität der Luft für sich und seine Tiere steigern will - beispielsweise um Atemwegserkrankungen vorzubeugen - der kann auf eine Öl-Wasser-Vernebelungsanlage umsteigen, wie das Georg Prem aus Schömersdorf (Oberpfalz) getan hat.

Georg Prem war der erste Landwirt in Bayern, der sich vor 30 Jahren eine solche Vernebe-lungsanlage in seinen Stall eingebaut hat. Zwar wollte er im wesentlichen die Gesundheit seiner Tiere verbessern. Gleichzeitig trägt die Anlage aber auch erfolgreich dazu bei, eige-nen Atemwegserkrankungen vorzubeugen. Im Gespräch findet Georg Prem nur lobende Worte: "Seit Mitte der 70er Jahre arbeitet die Anlage im Prinzip wartungsfrei. Den Einbau des Rohrleitungssystems an der Decke habe ich selber gemacht. Zukaufen musste ich nur die Spezialdüsen. Die Anlage ist so programmiert, dass sie selbständig drei Mal am Tag für ei-nen kurzen Moment das Wasser-Pflanzenöl-Gemischt versprüht. Der Nebel, der entsteht ist so fein, dass sich auch nach dem Vernebeln der Stall nicht feucht anfühlt. Wenn ich aber danach den Stall betrete, merke ich, dass die Luft viel besser geworden ist. Auch im Sommer ist es angenehm kühl. Meine Schweine sind, seitdem ich die Anlage einsetzte, viel gesünder und ich kann auch besser atmen bei der Stallarbeit".

„Der entscheidende Unterschied zur herkömmlichen Einweichanlage besteht darin, dass das Ziel der Öl-Wasser-Verneblungsanlage die Luftreinigung ist, während eine Einweichanlage den Stall für die anschließende Reinigung vorbereitet. Entsprechend sind die Düsen viel fei-ner. Das verwendete Wasser-Öl-Gemisch bindet Stäube und auch Ammoniak in der Luft wesentlich effektiver als es Wasser alleine vermag. Laut einer dänischen Studie beträgt die Staub-Minderbelastung in der Stallluft rund 90 Prozent“, erläutert Reinhold Watzele, Leiter des Dienstleistungszentrums Prävention der LBG Franken und Oberbayern.

Die Anlage selbst ist einfach aufgebaut und besteht aus:
* einem Hochdruckreiniger, der als Pumpe fungiert,
* einem Dossiersystem, das dem Wasser noch vor dem Versprühen die benötigte Menge Pflanzenöl beimischt,
* einem Rohrleitungssystem an der Stalldecke, das die Mischung zu den Düsen bringt,
* und letztlich aus den Düsen, die feinsten Nebel erzeugen

Durch den einfachen Aufbau ist die Anlage kaum störanfällig. Die Kosten für den Betrieb der Anlage sind marginal, jeder einigermaßen technisch begabte Landwirt kann die Anlage selbst installieren.



Arbeitet von euch jemand mit diesem System? 
 
 
 
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.