Er wirkte schon sehr gebrechlich bei seinen letzten Auftritten. Am Sonntag der Segen kam mir auch wie ein Abschied vor. Ebenso die letzten Male, als er sich von seinem Pfleger hat durch die Menschenmengen schieben lassen. Einmal nur mit Unterhemd und Decke drüber. Da dachte ich noch, er will nun zeigen, dass hinter dem Titel ein Mensch mit all seinem Alter, Krankheut und Gebrechlichkeit steckt. Überhaupt war er darauf bedacht, den Papst von seinem Podest herab zu holen. Seine Anspruchslosigkeit empfand ich als echt.
An Reformen hatte ich anfangs mehr erwartet, als es dann am Ende wurde Aber hatte ja auch bis auf die letzten 2,5 Jahre einen anderen Papst neben sich, der immer mal wieder zu erkennen gab, wenn er anderer Meinung war. Der ganze Vatikan an sich ist vermutlich nicht gerade beweglich. Nicht zu vergessen sein hohes Alter. Wenn ich mir vorstelle, ich sollte ab jetzt noch 18 Jahre so arbeiten und reisen

, so wenig Privatsphäre haben und immer noch mit meinen Gegnern kämpfen müssen ... Da habe ich schon sehr viel Respekt.
Was jetzt kommt, finde ich sehr geheimnisvoll, faszinierend, wie eine Reise in eine längst vergangene Zeit. Auch eine Gelegenheit die Größe der katholischen Kirche zu sehen und welche anderen Richtungen des Christentums aus der ganzen Welt noch dazugehören.