Hallo Andrea,
ich stamme aus einer Familie, die sehr leistungsorientiert ist, das hat mich sehr geprägt.
Erst durch eine wirkliche Krise in meinem Leben bin ich dahintergekommen, dass es jenseits aller Leistung, aller Ansprüche, allem für andere zu sorgen und für sie da zu sein-
auch mich selbst gibt- mit meinen Wünschen, meinen Träumen, meinen Vorstellungen vom Leben, es gibt meine Gedanken, mein Denken, aber auch mein Fühlen, mein Herz.
Früher waren sich Kopf und Herz oft im Weg, das letzte Wort bekam immer der Kopf, das Herz hätte aber oftmals recht gehabt.
Erst jetzt merke ich, wieviele Bilder in mir drinnen sind, die gar nicht zu mir gehören und passen- das Bild der Frau meiner Mutter ebensowenig, als die Bilder, denen heutige Frauen zu entprechen haben-
Mit der eigenen Energie sparsam umzugehen- das musste ich erst lernen,
die Arbeit auf dem Hof könnte 24 Stunden ausfüllen- wenn ich wollte-
Es gibt immer andere, die besser, tüchtiger, fleissiger, klüger, und was weiß ich - sind-
auch die Leistungsfähigkeit hat Grenzen-
wir haben schon einige Besinnungstage für Bäuerinnen gemacht- Quellentage,
"nur Arbeit und sonst nichts?" war ein Thema, oder" was meine Seele braucht",
heuer heißt das Thema: Was mir wertvoll ist".
Wir wollten keine Konkurrenz zu den ganzen Wellnessangeboten machen, sondern einen Tag für Bäuerinnen machen, wo ein bisschen Raum für die Stille ist, wo nachgespürt werden kann- was passt in meinem Leben, was würde ich gerne ändern.
Oder einen Abend- ein Treffen Bäuerinnen verschiedener Generationen-
um in einer achtsamen Art miteinander ins Gespräch zu kommen, was jüngere, mittlere und ältere Bäuerinnen bewegt, welche Sorgen und Freuden das Leben geprägt haben-
ich möchte dir keine Ratschläge geben, vielleicht hast einmal ein bisschen Zeit, um über das 4. Gebot nachzudenken-
nicht nur für die anderen dazusein, sondern auch für dich selbst noch was zu haben-
ich glaube nicht, dass man dafür zickig werden muss, um sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, die Verantwortung für sich selbst zu tragen-
ich bin dabei es mühsam zu lernen-
es ist viel leichter für andere was zu tun, für sie aktiv zu werden, als in mich hineinzuspüren, was eigentlich mir wichtig ist, was ich brauche.
Und solche Frauen wie du, Maja und viele andere - ihr habt mit euren Beiträgen immer wieder mich selbst zum Nachdenken gebracht-
über das Schreiben bin ich viel mehr zu mir selbst gekommen.
Ich wünsche dir die Kraft - auch dich selbst wichtig zu nehmen,
auf dem Bauernhof ist das gar nicht so einfach, die Familie, der Betrieb, die Tiere, alles fordert und braucht uns-
aber wenn die Quelle für andere leer ist, woher kommt dann der Nachschub?
Wir können aus unserer Quelle nur Wasser für andere geben, wenn wir uns um den Nachschub kümmern- das ist nicht die Aufgabe der anderen.
Es ist schön, wenn von den anderen ebenfalls dazubeigetragen wird, dass die eigene Quelle nicht versiegt, aber die Grundverantwortung für die eigene Quelle denke ich, hat Gott in unsere Hände gelegt.
Hätte nicht gedacht, dass das viel schwieriger ist, als anderen Wasser zu geben.
Ich wünsche dir - für dich selbst einstehen zu können- ohne schlechtes Gewissen.
Liebe Grüsse und einen schönen Sonntag
maria