Es passt vielleicht nicht so gut hier her, hat aber mit der Taufe zu tun.
Bei uns ist kürzlich bei einem Gottesdienst mit Erstkommunionkindern dieser Text als Erinnerung an ihre Taufe besprochen worden.
Er hat auch mich sehr berührt.
Den Kindern wurde ein Blatt Papier mit einem Wasserzeichen gezeigt und dann dieser Text vorgelesen.
Solche Wasserzeichen sind auf besonderem, auf gutem Papier. Es ist eine Art Markenzeichen. Auf ein Blatt Papier kann viel geschrieben werden. Gute Gedanken, schlechte Nachrichten, Gedichte, Merksätze, Liebeserklärungen, Einkaufslisten, Rechnungen.. . . Man kann durchstreichen und auslöschen, drüber schreiben und wieder Neues schreiben, zeichnen und malen. Am Ende ist das Blatt dann gefüllt, mehr oder weniger schön.
Aber was auf keinen Fall verändert und zerstört werden kann, ist dieses Wasserzeichen auf dem Papier. Normaler Weise sieht man es ja gar nicht. Doch wenn wir das Blatt gegen das Licht halten, gegen die Sonne, dann sehen wir das Zeichen. Es sagt, wer das Papier gemacht hat. Es ist dadurch ein besonderes, auch ein teures, wertvolles Papier.
Wir Menschenkinder sind eigentlich auch wie ein Blatt Papier. Am Anfang, bei der Geburt sind wir noch unbeschrieben und leer. Und im Laufe unseres Lebens füllt sich dann unser Lebensblatt: Eltern, Geschwister, Freunde, Lehrer, Bekannte, Menschen aus der Nähe, Menschen aus der Ferne, sie alle prägen uns oder lehren uns. Sie legen uns Dinge ans Herz oder geben uns manchen Rat. Sie sprechen mit uns, sie haben uns lieb oder tun uns auch manchmal weh. All diese Erfahrungen kommen auf unser Lebensblatt, damit werden wir „beschreiben“. Manches versuchen wir wieder auszulöschen, manches unterstreichen wir, manches streichen wir auch einfach aus. Und manches schreiben wir weiter. Aber gleichgültig was wir für Erfahrungen machen, was wir unterstreichen, durchstreichen oder auslöschen, das Wasserzeichen kann auch bei unserem Leben nicht zerstört werden.
Denn auch wir haben ein Wasserzeichen. Es ist die Taufe. Bei der Taufe werden wir mit Wasser gezeichnet. Der Pfarrer zeichnet ein Kreuz auf die Stirn. Dieses Zeichen sagt: Du gehörst zu Gott, er hat dich lieb. Er kennt dich mit Namen. Du gehörst zu Jesus Christus. Er ist auch für dich gestorben und auferstanden. Dein Leben lang kann dich nichts mehr von Gott trennen. Du bist wertvoll, du bist ihm teuer.
Im Alltag sieht man dieses Zeichen der Taufe nicht wie das Wasserzeichen auf dem Papier. Manchmal ist es auch gar nicht so leicht zu glauben, dass es überhaupt etwas bedeutet. Es ist verborgen. Aber es ist ganz gewiss da und im Lichte Gottes, in den Augen Gottes ist es ganz gewiss sichtbar. Und auf alle Fälle kann es niemand durchstreichen, auslöschen oder zerstören. Wie sehr unser Leben auch zerknittert, eingerissen, beschrieben, bemalt, radiert wird.