Autor Thema: "Darf ich Billigfleisch essen?  (Gelesen 11944 mal)

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Offline Stephanie

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #15 am: 23.07.14, 08:09 »
wir  mästen im jahr 2 schweine und schlachten eine kuh von uns.
da weiß ich was wir essen, aber es wird auch schwieriger das "unbeliebte fleisch" vom schwein beim essen loszuwerden.
wenn wir aber geburtstag feiern oder silo machen und sehr viele leute sind, kaufe ich auch fleisch. ich achte streng auf deutsches fleisch aber ich kaufe auch wenn es im angebot ist und friere es ein. insbesondere gyrosfleisch für auflauf.
ich /wir haben auch festgestellt. das bei unserem metztger das kg thüringer mett 4 € mehr kostet als beim discounter. aber es schmeckt auch "10€ besser" und ist mehr rot als weiß.
also kaufe ich für suppenklöße günstig und "teuer" gemischt und zum aufs brot essen immer das gute.
und unser metzger im ort und auch der im nachbarort schlachtet noch selbst und im laden hängt ein schild von welchem lw gerade das fleisch ist.
wurst kaufen wir fast immer beim discounter oder großmarkt, da wir viel brauchen und es dort eingeschweißt ist und haltbar. das ist einfach geschickter, denn ich fahr nach möglichkeit 1 mal die woche zum einkauf, da bei uns im ort nichts ist. und dann haben wir auch noch die dosenwurst vom schlachten, die ist aber nicht mehr so beliebt, da es die oft gibt. dieses jahr machen wir keine mehr.
man kann nur leben, indem man oft genug nicht macht, was man gerade tun sollte.

Offline mary

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #16 am: 23.07.14, 09:23 »
Mir geht diese Frage: Darf ich Billigfleisch essen- ein wenig gegen den Strich.
Wer stellt die Frage bei den Billigklamotten, bei allem globalisiertem Warenverkehr, der  unter Missachtung von Umwelt, Menschenrechten und -Bedürfnissen bei uns im Verkehr ist?
Wer frägt sich das beim Gold, für das Menschen unter widrigsten Bedinungen schuften müssen, bei Handies und Laptop- wo seltene Erden auch nicht unter menschenfreundlichen Bedingungen gesammelt werden, wer bei Öl, Gas- beim Baumwollanbau, beim Gemüse , das in Spanien in den Foliengewäschshäusern von Almeria  den  dort arbeitenden Menschen  weiß Gott keine angenehmen Arbeitsbedinungen und noch weniger enstprechende Löhne zukommen lässt.  .
Wie die Arbeitsbedingungen für die chinesische Landwirtschaft, ihre Wanderarbeitet sind, das weiß ich nicht, aber
ich kann mir auch vorstellen, dass sich kein Deutscher dafür eigenen würde.


@Stephanie, Lende, Filet, Steak, Schnitzel, so wird das Tier der Zukunft zu züchten sein,
es ist für mich eine Schande, wie wenig wir mit den Nichtschnitzelzeilen verfahren, wohin diese "Fleischnichtedelteile" hingekarrt werden.
Bei unserem Rindfleisch lässt sich mit lagsamen Garen auch aus den "Nichtedelteilen" , schön langsam geschmort, ein hervorragendes Essen kochen, nichts gegen Lende oder Filet- aber alles andere ist nicht weniger wert und schmeckt sehr gut.
Wenn ich mir überlege, wie lange es dauert, bis ein Rind schlachtreif ist, aber wie wenig der Reifung des Rindfleisches Wert beigemessen wird. :-[ :-[
Das kann man dann mit keiner noch so aufgefuchsten Küchen- oder Kochtechnik wieder aufholen.
Was mir aber auch auffällt, das Tier, das irgendwann geschlachtet und verpackt in der Kühltruhe lagert, man hat einen anderen Bezug zum Fleisch.
Aber da geht's mir auch mit unserem Gemüse, allem so, was ich mühsam herangepäppelt habe- der Umgang damit verändert sich damit für mich.
Als vor ein paar Jahren plötzlich das Gemüse in Verdacht stand, krank zu machen, es hat mir in der Seele weh getan, welche Mengen von Gemüse vernichtet worden sind, wie oft war das Essen in den letzten 20 Jahren in der Diskussion- in der Regel immer im Negativen.
Aber auf der anderen Seite- wer sieht heute diese überbordende Fülle, alles zu jeder Zeit aus allen Ländern der Erde-
garantiert unsere Ahnen - würden sie das sehen, denen würden die Augen aus dem Kopf fallen.
Nur was mir auffällt, je mehr vorhanden - umso weniger Wertschätzung- nur was knapp ist, scheint dem Menschen was wert zu sein.
Als heutige Verbraucherin fühle ich mich manchmal veräppelt, die einfachen Dinge muss man sich wirklich suchen, während man ansonsten mit allem überschüttet wird.

Derzeit scheint vegetarische und vegange Küche und Essen ein Modetrend zu werden, ich habe gestern im Geschäft eine solche Anzahl von neu herausgegebenen Kochbüchern gesehen  und die Kühltheke für vegetarisches und veganes Essen hat sich auch verdoppelt.


Offline frankenpower41

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #17 am: 23.07.14, 10:18 »
Hallo  Mary

Ich gebe Dir vollkommen recht damit, dass sich vieles verändert hat, und nicht unbedingt zum positiven.
Wir/ich wissen noch, dass man z.B. Kopffleisch zu Pressack verarbeiten kann, Da weiss ich auch was drinnen ist, bei Fleisch das aus dem Kutter ging kann man das nicht mehr feststellen.

Ich lese momentan "Beerensommer" von einer BT-lerin. Wenn  da z.B.  ein Glas Milch als etwas von unschätzbaren Wert dargestellt wird, merkt man doch wie sehr sich alles geändert hat.  Die Zustände von damals, ca. 1920, gibt es aber in anderen Teilen der Welt heute noch.
Zurück zum Thema Schweine, einerseits wird kritisiert, dass sie im Großen gehalten werden, andererseits werden aber den kleinen Betrieben, die vielleicht noch 10 Jahre weitermachen wollen immer mehr Hürden in den Weg gelegt. Unser Viehhändler (1 Mann-Betrieb, der selber Tiere hält) erzählte, dass man ohne Zertifizierung (Q-S, und jetzt gibt's anscheinend noch anderes) gar nicht mehr verkaufen kann.  In seinem Fall bedeutet das z.B., dass der Spaltenabstand etwas zu groß ist, Erneuerung bedeutet Kosten von ein paar Tausend Euro, das rechnet sich oft gar nicht mehr, aber wenn man verkaufen will muss man einfach mitmachen.   Dann all die Dokumentation, oft doppelt und dreifach, das ist für kleinere Betriebe oft schwieriger zu machen als für Große.  Die hören dann halt, wenn geht, auf und dann bleiben nur noch die Großbetriebe übrig, was ja angeblich so nicht gewollt ist.

Marianne




« Letzte Änderung: 24.07.14, 09:21 von frankenpower41 »

Offline mary

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #18 am: 23.07.14, 11:15 »
Hallo Marianne,
deshalb ist mir auch der Pressack lieber. ;)
Hab neulich einen Film gesehen, wie die Hühnerteile aus unseren Landen sicher auch aus vielen anderen Ländern in Afrika billigst verscherbelt werden. Dass dort in der Hitze und der Infrastruktur die Einhaltung der Kühlkette nicht leicht zu händeln ist- interessiert keinen, ebenso wenig, dass dort eine langsam heranwachsende Geflügelwirtschaft für den lokalen Markt den Bach runter geht.
Es geht der Weg ganz klar in die Grosstrukturen, da brauchen wir uns nichts vormachen. Die Menschen müssen jeden Tag was essen und es stehten viele grosse Firmen bereit, diesen Part zu übernehmen. Bananen, Kaffee, und vieles mehr ist bereits in den Händen von Grosstrukturen und so wird es auch im Schweine, Geflügel- und ........
passieren.
Billige Arbeiter ohne Rechte, nur weisungsgebunden, vielleicht haben wir hier bei uns in etlichen Jahren genau die gleichen Zustände.
Denn wer garantiert uns, dass sich nicht andere Länder "erdreisten" uns ihre Wertvorstellungen aufzupfropfen?

Auf der anderen Seite- in Amerika, immer uns eine Nasenlänge voraus- entdecken gerade die Grosstädter die Hühnerhaltung für sich wieder neu, Urban Gardening ist der grosse Modetrend und ich hab mir den Begriff nicht gemerkt, irgendwas von localovoren oder so ähnlich- man mit gutem Einkommen möchte im Amiland wissen woher die Lebensmittel kommen.

Gut, ich kenne mein Schnitzel, kenne auch unseren Rinderbraten, selbst die Hühnersuppe- aber es kann genauso gut mal verboten werden oder so verschäft, dass jeder nur noch im Supermarkt kaufen muss.

« Letzte Änderung: 23.07.14, 11:16 von mary »

Offline heidjer

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #19 am: 23.07.14, 13:50 »
Alleine der Titel regt schon zum schmunzeln an. Wer sagt mir, als mündigem Bürger, was ich darf und was ich nicht darf? Der Trend zum billigen Fleisch ist und bleibt klar erkennbar. Billiges Fleisch geht nur im großen Stil. Wenn der Wettbewerb schleppt kommen die Lobbyisten der Industrie und regeln die Geschichte, in dem sie kleinen Landwirten das Leben so schwer machen, dass sie die Viehhaltung aufgeben und den kleinen Schlachtern so viele Auflagen machen bis die Wirtschaftlichkeit am Ende ist. Beliebtes Argument: Mein Fleischer schlachtet auch nicht mehr selber-- und schon habe ich ein Argument beim Discounter einzukaufen. Als Fleischermeister ad betrachte ich die Sache mit Sorge- die Protagonisten der bisherigen Produktionskette beugen sich selbst wie die sprichwörtlichen Kälber, die zur Schlachtbank geführt werden. Solidarität wird vermeintlich nur von Ökoaktivisten, Tierschützern und auch gern von grünen Politikern angeboten. Esst weniger Fleisch aber dann nur Gutes (Definition wird nicht mitgeliefert). Ein Aufruf der in letzter Zeit sogar von Metzgersfrauen und Bäuerinnen zu hören ist. Gern wird dann an die gute alte Zeit zurückerinnert, an dem es nur einmal in der Woche Fleisch gab und von der Wertschätzung zu dem Produkt, in lieblicher Verblendung, geschwärmt. Niemand bekommt jedoch warme Gefühle, wenn er in Anlehnung an diese  Zeit wieder mit dem Fahrrad die 15km zu seiner Arbeit fahren müsste und er sich statt des Flachbildschirms wieder einen Volksempfänger auf die Anrichte stellt. Ökologisch sinnvoll wäre beides. Zu bemerken ist ebenfalls, dass dieser Lebensstil nicht aus aufgeklärt gesundem Bewußtsein geführt wurde, sondern in den meisten Fällen eher aus monetären Erwägungen entstand. Der Alleinverdienerhaushalt war gang und gäbe und das Familienoberhaupt teilte das Geld ein. Die Idealisierung einer finanziellen Mangelsituation finden wir zusammenfassend also nur im Kontext von Fleischkonsum.
In den mir bekannten Sozialräumen ist der Kauf von billigem Fleisch eher eine Entscheidung der Haushaltskalkulation zugunsten von vermeintlichen Luxusgütern. Daher halte ich fast jeden Haushalt für so solvent, dass er sich täglich, als gutes Fleisch zu bezeichnende Produkte leisten kann.
Jeder soll autonom so weiter leben, wie er es möchte. Den Verbesserer und Gutmenschen soll er aber auch zu Hause lassen.

Beste Grüße vom heidjer

Offline gammi

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #20 am: 23.07.14, 14:58 »
... Zurück zum Thema Schweine, einerseits wird kritisiert, dass sie im Großen gehalten werden, andererseits werden aber den kleinen Betrieben, die vielleicht noch 10 Jahre weitermachen wollen immer mehr Hürden in den Weg gelegt. Unser Viehhändler (1 Mann-Betrieb, der selber Tiere hält) erzählte, dass man ohne Zeritfizierung (Q-S, und jetzt gibt's anscheinend noch anderes) gar nicht mehr verkaufen kann.  In seinem Fall bedeutet das z.B., dass der Spaltenabstand etwas zu groß ist, Erneuerung bedeutet Kosten von ein paar Tausend Euro, das rechnet sich oft gar nicht mehr, aber wenn man verkaufen will muss man einfach mitmachen.   Dann all die Dokumentation, oft doppelt und dreifach, das ist für kleinere Betriebe oft schwieriger zu machen als für Große.  Die hören dann halt, wenn geht, auf und dann bleiben nur noch die Großbetriebe übrig, was ja angeblich so nicht gewollt ist.

Liebe Marianne,

genau so ist es !!

LG Nicole

Und auch bei den Metzgereien...........Warum schlachten so viel Metzger nicht mehr selber? Weil die Auflagen so hoch sind. Warum haben so viele kleine Schlachthöfe zu gemacht? Weil die Auflagen so hoch sind.
Enjoy the little things

Clara

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #21 am: 23.07.14, 15:37 »
Hallo in die Runde,

wie definiert ihr denn hier "gutes Fleisch"?

Natürlich müssen wir uns ALLE fragen (lassen), was wir so tun, dass es solche Zustände gibt, wie es sie gibt.

Für mich ist Schnitzel ein Sonntagsessen, allerdings wenn ich in der Stadt bin, dann sehe ich überall die Stände und Angebote, die ganz preiswert UND LECKER Nackensteak oder Schnitzel/Schweinebraten im Brötchen anbieten an 6 Tagen die Woche zwischen 8 und 20 Uhr... Ein aktuelles Angebot ist Nackensteak im Brötchen zu 2€ und die Scheibe ist stets grosszügig bemessen. Wenn mir mal nach Nackensteak ist, dann sage ich zu den Damen: "Bitte schneiden Sie mir eine "Mädchenscheibe".  Als ich darum das erste Mal bat, schmunzelten sie und wollten wissen, was ich damit meine. Inzwischen lächeln wir uns nur noch wissend an.

Vor einiger Zeit nahm ich mal das Fleischkäsebrötchen mit heim und schnitt es so auf, wie es bei uns haushaltsüblich ist... und wir hatten zwei Mahlzeiten davon oder in "Broteinheiten" ausgedrückt 4 Scheiben Brot belegt.

Und diese Mengen Essen nehmen viele mal eben nebenher zu sich... und das regelmässig.

Mir geht es mit zunehmendem Alter um Genuss und zum andern weiss ich auch, welche Mühe es macht, bis das Fleisch auf dem Brötchen liegt.

Ach ja, ich entscheide, was ich esse und sonst niemand und dieser Verantwortung komm ich gern nach.

Nachdenkliche Grüße,

Anja

Offline Ingrid2

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #22 am: 23.07.14, 16:15 »
@gammi - wir schlachten selbst, natürlich haben wir EU-Zulassung. Es ist nicht so, dass die Auflagen zu hoch sind - nur die Betriebe, die jahrelang nichts gemacht haben, für die war es damals natürlich viel. Aber die Betriebe, die schon vor der EU-Zulassung auf Vordermann waren, die hatten mit dieser Zulassung auch keine Probleme. Viele Betriebe haben damals mit dem selberschlachten aufgehört, weil es natürlich einfacher ist, die Hälften und Teilstücke im Schlachthof abzuholen bzw. bringen zu lassen. Es hat schon Betriebe gegeben, für die war die Zulassungsgeschichte sehr geschickt um für die Kunden eine gute Begründung zu haben, warum nicht mehr selbst geschlachtet wird.

Aber: ich gebe euch uneingeschränkt recht: Die ganzen Dokumentationen, der ganze Verwaltungsaufwand, immer wieder neue Vorschriften, das verleidet mir die Arbeit oft sehr. :-\

Offline mara51

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #23 am: 23.07.14, 22:33 »
unser ehemaliger Metzger bekam auch sein Fleisch vom Schlachthof angeliefert.
Er hat im Schlachthaus alles alleine gemacht, er sagte mal zu mir, selbst zu schlachten würde sich für ihn nicht mehr rentieren. So könnte er kaufen, wieviel er braucht und es geht nichts kaputt. Er hat wirklich eine sehr gute Wurst gemacht, der trauere ich heute noch nach. Das Fleisch war auch gut. Sein Fleisch bekam er auch aus der Umgebung, ich habe mir mal die Dokumentation angesehen bei ihm.
Leider hat er jetzt ganz zu gemacht und ist in Rente gegangen, seine Töchter u. Schwiegersöhne haben andere Berufe gewählt.

Bei unserem jetzigen Metzger ist die Nachfolge garantiert. Eine Tochter ist Metzgermeisterin u. eine Tochter Köchin (für die anhängende Wirtschaft).

lg mara
Jeder der sich die Fähigkeit erhält,
schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
F. Kafka

Offline gammi

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #24 am: 24.07.14, 00:14 »


Aber: ich gebe euch uneingeschränkt recht: Die ganzen Dokumentationen, der ganze Verwaltungsaufwand, immer wieder neue Vorschriften, das verleidet mir die Arbeit oft sehr. :-\

Das gehört für mich auch zu den Auflagen.
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Offline mary

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #25 am: 24.07.14, 08:26 »
Die wenigsten kleineren Metzgereien schlachten noch selbst- ist auch verständlich, sie liegen oft mitten im Ort-
ausserdem können sie vom Schlachthof genau die Mengen holen, die sie benötigen.

Hab in einem Beitrag die Frage- was ist gutes Fleisch- gelesen.
Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, bei der Wurst fällt mir auf, dass sich die Rezepturen verändert haben, sie schmeckt anders- und wirklich gut gereiftes Rindfleisch zu bekommen, ist nicht ganz einfach.
Zumindest kann ich mich noch so beim Kochen reinhängen, mit dem gut gereiften Fleisch kommt ein zartes, wohlschmeckendes Gericht heraus- während zu kurz gereiftes Fleisch auch mit sämtlichen Küchentricks nicht rankommt.

Ich stelle es immer wieder fest, wir leben im Schlaraffenland, es gab noch nie so viel und zu allen Zeiten zu essen, aber die Fülle alleine macht es noch nicht aus.
Es gibt ein paar Edek..... Geschäfte, die haben eine Fleisch- und Wursttheke, da läuft einem das Wasser im Mund zusammen und da macht Einkaufen auch noch Freude.
Dies können ebenfalls viele Metzgereien.

Offline annelie

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #26 am: 24.07.14, 09:01 »
@gammi - wir schlachten selbst, natürlich haben wir EU-Zulassung. Es ist nicht so, dass die Auflagen zu hoch sind - nur die Betriebe, die jahrelang nichts gemacht haben, für die war es damals natürlich viel. Aber die Betriebe, die schon vor der EU-Zulassung auf Vordermann waren, die hatten mit dieser Zulassung auch keine Probleme. Viele Betriebe haben damals mit dem selberschlachten aufgehört, weil es natürlich einfacher ist, die Hälften und Teilstücke im Schlachthof abzuholen bzw. bringen zu lassen. Es hat schon Betriebe gegeben, für die war die Zulassungsgeschichte sehr geschickt um für die Kunden eine gute Begründung zu haben, warum nicht mehr selbst geschlachtet wird.

Aber: ich gebe euch uneingeschränkt recht: Die ganzen Dokumentationen, der ganze Verwaltungsaufwand, immer wieder neue Vorschriften, das verleidet mir die Arbeit oft sehr. :-\

Unser ehemaliger TA, der auch die Fleischbeschau gemacht hat, sagt das auch so. Kostenersparnis ist es natürlich auch, man braucht weniger Arbeitszeit, Kühlkapazität, Wasser/Abwasser, Strom usw.

In unserem Umfeld gibts noch mehrere Metzgereien die selber schlachten, die kaufen die Tiere sehr regional. Was sicher nicht immer ganz einfach ist, da wir fast keine Schweinemastbetriebe haben und die Bullenmäster immer weniger werden und nicht jeder gerne die Bullen einzeln aus den Boxen verkauft, aber noch funzt es..... ;)
Vergangenheit ist Geschichte,
Zukunft ist ein Geheimnis
und jeder Augenblick ist ein Geschenk.

Liebe Grüße
Annelie

Offline gammi

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #27 am: 24.07.14, 09:57 »
Das kenn ich so schon auch.............aber da suchen sich die Metzger die schönsten Tiere aus.............und die anderen müssen auch irgendwie verwertet werden.
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Offline LunaR

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #28 am: 24.07.14, 10:52 »
Hallo,

dass die Schlachter nicht mehr selbst schlachten dürfen, ist ja nur die eine Seite. Einige schreiben, dass es eben die Schlachter/Metzger noch gibt, die das noch dürfen und auch die Tiere aus der Region bekommen. Und das ist hier die andere Seite, es gibt so gut wie keine Landwirte mehr in der Region, die Tierhaltung betreiben. Hier und in den Nachbarorten fällt mir nur einer mit einem etwas größerem Schweinestall ein, sonst nichts, weder Rinder noch Schweine. Wie weit geht denn dann regional? In 50 Km Entfernung gibt es wieder mehr Tiere. Also, es geht hier schon der Bezug zu selbst geschlachtet und regional verloren.

LG
Luna
Es ist sehr beglückend, sich mit kompetenten Menschen auszutauschen.

Ein lieber Gruß Luna


Verschwendete Zeit ist Dasein.
Gebrauchte Zeit ist Leben.

Offline Ingrid2

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Re: "Darf ich Billigfleisch essen?
« Antwort #29 am: 24.07.14, 14:45 »
Wie oben geschrieben, schlachten wir ja selbst. Aber: Wir sind da schon etwas exotisch, wir schlachten ja nur unsere Schweine die wir selbst gemästet haben. Und verkauft wird über den Wochenmarkt bzw. wird in unserem Partyraum "verkocht". Bei uns ist das selberschlachten ein Teil der Betriebsphilosophie. Wir haben ein Fenster in den Stall, unsere Schweine sind, wenn die Kunden wollen, sichtbar. Unsere Tiere haben keinen Transportstress, die Fleischqualität ist (wie wir denken) sehr gut. Das Schlachten in den eigenen Räumen ist sicher teurer - aber für uns einfach sehr wichtig.