Ups, bei uns ist es gerade das Gegenteil. Es gibt nur noch sehr wenige die weiter in die Schule, sprich Gymi, gehen. (Hier im Dorf meine ich, gesamt schweizerisch sieht es anders aus.) In den letzten paar Jahren wollten nur 1-2 Kids ins Gymi alle anderen lernten einen parktischen Beruf. Seit der Einführung der Berufsmaturität hat sich das stark geändert. Die meisten Kids haben doch nach der Hauptschule die Nase gestrichen voll von dem ewigen pauken. Sie wollen raus ins Leben, eigene Bude, etwas Sackgeld und Freie Luft atmen. Weg vom Zeigefinger der Eltern und Lehrer. Ein Trugschluss, sicher, aber das wird ihnen erst bewusst wenn sie sehen was es heisst, acht Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche und fünf Wochen Ferien

Die die weiter in die Schule gehen, werden abgestuft von den Klassenkameraden, da kommen Sprüche wie: "die kann man für die Arbeit nicht brauchen" "sie sind Handwerklich nicht begabt" "ausser lesen können die nichts" "was will die den machen, die kann ja nur lernen nichts anderes"
Trotzdem finde ich diese Entwicklung toll. Wir haben im Moment ein Azubi mit Maturaabschluss, wir wissen noch nicht ob wir ihn behalten oder nicht. Der Mensch denkt so kompliziert es ist unwahrscheinlich. Kaum eine Mähmaschine in der Hand, schon ist sie Schrott.
Vor zwei Jahren war Anita, eine Deutsche die in Zürich arbeitet, bei uns auf Besuch. Sie erzählte; sie kannte jahrelang nichts als Schule, studierte alles was möglich war, als sie dann in die reale Arbeitswelt kam fliel sie zwischen Tisch und Bank. Am Anfang war es enorm hart. Obwohl sie ja in den Ferien immer verschiedene Jobs hatte, war sie die acht Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche und vier Wochen Ferien nicht gewohnt. Es ging plötzlich um Lebenserfahrung, nicht was in den Büchern stand. Heute würde auch sie die Ausbildung über eine praktische Lehre suchen.
Es gibt einfach zuviele Menschen auf der Welt, die ihr halbes Leben in der Schule sitzen, in die Arbeitswelt eintauchen und untergehen. Nur weil für die Eltern zu Hause nichts anderes in Frage kam als weiter in die Schule. So mogelt man sich halt durch von einem Studium ins andere, kommt man da nicht durch versucht man halt ein anderes. Die Eltern zahlen sich dumm und dämlich und die Jungen kommen nicht weiter.
Der Sohn meines Schwagers war so, er belegte alles mögliche - und jetzt - jetzt macht er eine Landwirtschaftliche Lehre bei einem Ziegenbauer im Hinterrhein. Der zweite Sohn ein Praktiker, musste von der Mutter aus unbedingt ins Lyceum nach Zuoz. Es gefiel ihm überhaupt nicht, kam in die Drogen, wollte nach Samedan das zehnte Schuljahr machen, ging nicht, weil er die Hauptschule nicht abgeschlossen hat. Lehrstelle suchen - nicht möglich, er wusste nicht was er werden wollte. Er ist heute 20 Jahre alt. Keine Lehre, keine abgeschlossene Schule, keinen Job. Hängt in den Tag hinein und lässt sichs von den Eltern finazieren.
Ich denke man sollte ob Berufswahl oder Schule, sich ganz stark nach den Bedürfnisse und nach dem Können der Kids richten. Wichtig ist, dass sie erst mal etwas machen, wozu sie wirkliche Fähigkeiten haben, damit sie Selbstvertrauen gewinnen und sich lernen im Leben ausserhalb der Familie zu bewegen. Später wird er/sie vielleicht etwas ganz anderes arbeiten, das spielt ja keine Rolle. Wichtig ist der Start ins Leben. Ich selber bin froh, dass nur eines meiner fünf Kinder den Schulweg gewählt hat. Das Resultat ist hervorragend bis jetzt, ich denke sie sind alle auf dem richtigen Weg.