Betriebliches > Familie und Betrieb unter einem Hut
Selbstmord & Suizid in der Landwirtschaft
Marina:
Meine Tante, damals 66 Jahre, hat sich vor 5 Jahren in der Salzach ertränkt. Wir wissen bis heute nicht, warum. Mein Onkel ist seitdem ein gebrochener Mann, der völlig orientierungslos vor sich hinlebt.
Es gab monatelang Anzeichen, dass etwas mit ihr nicht stimmt (hat Verwandtenbesuche angeblockt, viel in der Bibel gelesen, was sie sonst nicht tat), aber diese Anzeichen wußte man halt erst hinterher zu deuten.
Meinem Onkel würde es vielleicht helfen, wenn sie wenigstens einen Abschiedsbrief hinterlassen hätte. Aber so plagt er sich mit Schuldgefühlen und Fragen nach dem Warum und findet doch keine Antwort.
Ich persönlich bin manchmal über ihren Selbstmord wütend: mein Vater mußte mit 51 Jahren an Herzinfarkt sterben, mein Lieblingsonkel (eine Bruder meines Vaters) mit 70 Jahren an Lungenkrebs. Und ihre Schwester bringt sich, aus welchen Gründen auch immer, um.
Traurige Grüße von
Marina
Mirjam:
Hallo,
Suizide sind wirklich ein heikles und grad für die Familien ein so belastendes Thema, das man nicht gerne darüber spricht und ich mich lange fragte, ob ich ethisch gesehen diese Box öffnen soll.
Aber weil sich die Fälle derart häufen (mein Eindruck) und die Briten zumindest hier schon weiter sind, die Familientragödien zu erfassen und wir Deutschen kaum, sollten wir wirklich drüber reden, damit auch die Öffentlichkeit aufgerüttelt wird und versteht, das die Agrarreform zu den sozialen Problemen keineswegs das Licht am Horizont ist, wie Fr. Künast es erzählt..?
Und wieder hat sich ein junger Landwirt in den letzten Tagen in Westfranken das Leben genommen und sich mit einem Skalpell die Schlagader geöffnet.
Mich erschreckt v.a. die Perspektivlosigkeit von jungen Betriebsleitern, die eigentlich noch ein ganzes Leben vor sich haben, in Dorfgemeinschaften integriert sind und eigentlich auch "Boden unter den Füßen" haben.
Warum verlieren wir auf einmal so viel "Boden unter den Füßen"?
Mirjam
Irmgard3:
Ich denke, dass der Mensch, gleich ob nun Vater oder Mutter nicht mehr real denken kann, wenn er oder sie die Kinder mit in den Tod reißen. Was sie da tun, ist ihnen einfach nicht klar und sie nehmen vielleicht in ihrer Verzweiflung nur das mit in den Tod, was sie lieben. Ich stelle es mir so vor. Es berührt mich auch sehr. Ich denke, dass wir viel zu wenig anderen Menschen wirkliche Hilfe und Verständnis entgegen bringen, weil das macht ja Mühe und ist schwer.
Tilly:
Solche Menschen, denke ich, handeln immer im Affekt. Ich glaube auch nicht, dass die Mitmenschen mitbekommen wie schlecht es um suizidgefährdete Menschen steht.
Ein Bekannter in unserer Gegend hatte sich vor einigen Jahren erhängt. Seine Frau hat ihn rechtzeitig entdeckt.
Es geht ihm heute gut, er lebt sein Leben ganz normal weiter.
Ich denke es handelt sich meistens um Momente einer
Kurzschlußreaktion.
Bärbel:
Mein Sohn hatte einen Schulfreund ,dessen Vater hat sich und die ganze Familie mit in den tot genommen. Der Vater hat unmengen Schulden gemacht und dann keinen Ausweg mehr gesehen. Nach außen hin hat es immer den Anschein gehabt das alles in Ordnung ist.
Das ist jetzt schon 8 Jahre her,mein Sohn hat immer noch die Totesanzeige der Klassenkameraden in seinem Zimmer hängen. Er hat lange gebraucht bis er einigermaßen darüber hinweg war.
Meine Nachbarin hat sich vor gut einem Jahr auch das Leben genommen.Sie war ein paar mal freiwillig in Psychiatrischer Behandlung und als wir alle dachten es ginge ihr besser hat sie sich vergiftet. Sie hat zwei Kinder und einen Mann zurückgelassen.
Man kann halt nicht in einen Menschen hineinsehen.
Eine andere Familie aus unserem Dorf hatte Zwillingsbrüder die sich im Abstand von 20 Jahren beide erhängten. Wie muß sich eine Mutter da fühlen? Ich weiß nicht man so etwas jemals verkraften kann.
Traurige Grüße
Bärbel
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