Betriebliches > Familie und Betrieb unter einem Hut

Wenn der Betriebsleiter ausfällt....

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reserl:
Es kann jeden Tag passieren. :-\

Der Betriebsleiter kann durch Krankheit oder Unfall ausfallen.
Vielleicht ein paar Tage, vielleicht ein paar Wochen....vielleicht für immer. :-[

Inwieweit seht ihr euch in der Lage, den Betrieb dann "alleine" weiterzuführen?
Könnt ihr euch das überhaupt vorstellen, den Betrieb eine Zeitlang alleine zu managen? Wie weit seid ihr in die Betriebsabläufe miteingebunden?

Wie könnte sich das mit der Familie vereinbaren lassen?

Viele Fragen. Ein schwieriges Thema....

Erika:
Vor zwei Jahren ist mein Mann wegen einer Knie-OP etwas mehr als zwei Wochen ausgefallen. Das ging von heute auf morgen, leider regelt sich das mit dem Betriebshelfer nicht so schnell.
Ein paar Tage lassen sich mit Schwagers Hilfe immer überbrücken. Unsere "Urlaubsvertretung" ist damals sofort eingesprungen, Glück gehabt  :D
Bei der Grassilage während diesem Krankenhaus-Aufenthalt hatten wir jede Menge Hilfe, Verwandte und Freunde  ;D Es war sehr lustig, Sohnemann hat damals für den Vater im Krankenhaus sogar einen Videofilm gedreht.
Auf jeden Fall werden wir jetzt das Notfall-Handbuch ausdrucken und sorgfältig ausfüllen.
Ein Ausfall des Betriebsleiters für "immer" würde für unseren Betrieb mit Sicherheit das "Aus" bedeuten. Vorerst auf jeden Fall, bis Sohnemann (13) sich tatsächlich für den Beruf entscheidet und seine Lehre abgeschlossen hat. Und das dauert noch einige Jahre.

Mirjam:
Hallo,

diese Thema war auch schon mal im Schweinetreff und hat ich letzt mit meinen
Schülerjungs im Thema Qualitätssicherung.

Am Betrieb müssen immer 2 Leute wissen, was wo läuft - oder es muß irgendwo
schriftlich hinterlegt sein.

In größeren Betrieben wird immer ein "Notfallhandbuch" empfohlen, da steht immer
- möglichst aktuell -
sämtliche Telefonnummern drin:
MR,
Tierarzt,
Mineralfutterlieferant,
Strom,
Wasser,
Melktechnik,
Gaslieferant
ZUSÄTZLICH zum Betriebsbuch wo das
Bestandsregister, Sauenplaner  usw. enthalten sind

und bestimmte Verfahrensabläufe, wie welche Kühe gekennzeichnet werden (Wartezeit) ,
die Futterration,
Besonderheiten von Kühen (kalbt schwer, früh)

- kann man auch auf eine große Schultafel mit Kreide schreiben - dazu eine flache
Sperrholztafel nehmen, 2 - 3 x mit Schultafellack aus dem Fachhandel streichen,
eine Kunsstoffsammelbox unten löchern (Feuchtigkeit) , an die Tafel spacksen und
mit Tafelkreide auffüllen

- ich hab mal in einer Werkstatt so eine Riesentafel gesehen, dort hat der
Betrieb immer den Ölwechsel/Datum usw. der einzelnen Schlepper usw. vermerkt wegs die Lehrlinge. Fand ich gut.

- ebenso könnte es bei den Kälber sein: Tränkeplan schnell und auch mit
schmutzigen Fingern mal man da hin geschrioben, bei Papier hat man da Hemmungen und die Tafeln sind immer im Blickfeld

- und auch in der Außenwirtschaft eine Ackerschlagkartei usw. bzw. eine Lageplan
mit den Flächen (Katasterauszüge usw. kann man sich von den Gemeindeverwaltungen
herauskopieren lassen, die Pachflächen farbig ausmalen als Beispiel für die
Übersicht und ins Büro hängen - dann kann man auch Aushilfskräften leichter die
Anfahrt erklären. Mir fällt es als Frau leichter, mir einen Schlag zu merken,
wenn ich z.B. ein farbige Markierung vom Lageplan dazu im Kopf habe als nur eine
Nummer und einen Namen.

Wir hatten einige Betriebshelfer, die bös gejammert haben, daß der Mann weder
etwas aufgeschrieben hat noch der Frau gesagt hat wo welche Flächen liegen,
geschweige denn einen Bestellplan - so daß der erste Job des Betriebshelfers war,
sich 3 Stunden ins Krankenhaus zu setzen und mitzuschreiben..

In Anbetracht dessen, daß wir Landwirtschaft die zweithöchste Unfallrate hinter
dem Bau haben - hat mich auch geschockt.

Im Büro sollten die Papier - wie auch die Dateiordner nach einem allgemeingültigen und nachvollziehbarem System geordnet sein.

Für Schweinebetriebe mit oft sehr "individuellen" Technik - empfehle ich statt
der Aufschreiberei der Abläufe einfach ein Video zu machen, wo man wie
gegentreten muß, welcher Schalter in welcher Reihenfolge damit die Technik läuft
usw.

Ggf. kann es sinnvoll sein - gute Idee von einer Freundin - Zettel an jede einzelne
Maschine zu machen (vorher wasser/staubdich laminieren?) - weil z.B. ich als Frau
ein prima Kurzzeitgedächtnis habe (und männliche Beschreibungen schlecht
verstehe, weil die vieles als Selbstverständlich voraussetzen) - aber wehe, wehe
ich muß da ein halbes Jahr später ran und es ist kein Zettel da und kein Mann
erreichbar..

Ich hab auch einfach einen Edding-Stift genommen und jeden Schalter oder die Wand dahinter beschriftet: Hahn auf - zu, welcher Schalter für welche Lüftung, welcher Lichterleiste (außen-innen)

Was ich damit sagen will, ist, daß es wohl schwierig ist, daß einen eh
überlasteten Mann dazu zu kriegen alles aufzuschreiben, aber wenigstens das man
als Frau daheim die notwendigen Infos gesagt bekommt, selbst aufschreibt/markiert und so
im Groben oder im Detail wenigstens weiß, was der Partner macht - mich hat das
beruhigt und nicht selten (ich führte so ein Tagesablaufsprotokoll) war das auch
ganz wichtig für die Betriebsplanung, Kalkulation und Auswertung und
Rechtssicherheit, nachsehen/prüfen zu können, ob bestimmte Rechnungen (TA) usw.
auch stimmen, oder erbrachte Dienstleistungen für andere.

Z.B. haben wir immer Güllefässer ausgeliehen und die Faßzahl mit dem Faß zusammen
abgegeben. Nach 1,5 Jahren kam der Betrieb: Er bräuchte noch mal die Gesamtzahl -
er hatte es nicht aufgeschrieben!

- ich habe zu diesem Zweck ein Tagesprotokoll geführt - eine DIN A 4 Seite mit den wichtigsten Daten/Arbeiten/Telefonaten/Kontakten/Anlieferungen..

Bei Schweinen ist der Personenverkehr/Tierseuchen wichtig:
Eine Tierärztin erzählt mir, daß ein Futtervertreter mal einen 220 Sauenbestand
(freundlich Hallorufend) unaufgefordert betreten hat - die Folge: TGE
(Durchfallerkrankung) mit im Jahreslauf fast 600 unnötig toten Ferkeln, weil das
nachgewiesen werden konnte, wo er vorher war, mußte der Vetreter zahlen!

Ich bin also durchaus für Arbeitsteilung, aber auch für Informationsteilung und Dokumentation.

Liebe Grüsse

Mirjam

reserl:
Ich kopiere eine Frage von Ca. in dieses Thema:


am: Heute um 15:16:56 »  

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Bei uns in der Nachbarschaft ist plötzlich der Betriebsinhaber (60J.)gestorben.Die Familie ist total geschockt,ein Hofnachfolger zwar da ,aber nichts ist geregelt .Keiner weiss, was jetzt eigentlich zu tun ist. Nun mach ich mir schon meine Gedanken,was ist wenn es bei uns plötzlich so wäre,wo bekommt man Hilfe,an wen wendet man sich ?

Zur Zeit recht nachdenkliche Grüße

Ca.  

Jerry:
Moin reserl
wir haben da schon mal ausführlich  drüber gesprochen,war für mich auch wichtig, da unsre Kinder noch nicht so weit sind.
Aber im Grunde weiß ich schon "Was Wäre Wenn",
 
ABER:

Weiß man in solcher Situation wirklich was richtig ist?
Dafür gibs die Betriebshilfe,die kommen dann ne ganze Zeit , (bis zu einem Jahr bei uns) und man kann sich überlegen wie`s weitergehen soll.

Gruß Wiebke

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