Ich gehe voll mit Martina überein, alles wird ins kleinste Detail zerpflückt und überlegt was man evtl. anders gemeint haben könnte oder dass sich evtl. jemand diskriminiert fühlt.
Es wird immer unterschiedliche Menschen (meine jetzt nicht Genderdiskussion sondern Hautfarbe, aussehen), auch das darf man ja nicht mehr sagen. Ich frag mich manchmal echt ob da Einige, denn es sind nur Wenige die da Meinung machen, nicht mehr richtig ticken. Andere Probleme haben sie anscheinend eh nicht.
Hi,
Nachdem ich in der letzten Zeit echt viel Stress hatte, wollte ich hier jetzt etwas schreiben, da ich in dem Zusammenhang vorgestern ein Erlebnis hatte, welches mir wirklich schwer im Magen liegt und mich auch nicht mehr los lässt.
Es geht egentlich nur am Rande um das eigentliche Thema dieses Threads (also PC), sondern viel mehr um den Strang, der in dem Zitat oben endet.
In meiner Freizeit bin ich öfters mal auf Discord unterwegs - einer Sprachchat-App, in der viele Menschen in einem großen Wohnzimmer miteinander quatschen können. Da ja am Sonntag die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt waren, gab es auf meinem Lieblingsserver eine große Runde mit - ich weiß es nicht mehr ganz genau - knapp 15 Menschen unter dem Motto "Geteiltes Leid ist geteiltes Leid". Vor allem natürlich wegen den schlimmen Prognosen im vorraus.
Eigentlich hatte ich mich darauf eingestellt, dass es eine eher lockere Runde wird, wo wir uns gegenseitig mit Scherzen und Witzen etwas aufbauen.
Am Anfang war dem auch so, viele - auch ich - haben sich darüber gefreut, dass die rechtsradikalen Kräfte in den ersten Prognosen doch Prozente verloren haben.
Tatsächlich haben wir rumgewitzelt uns über manche Politiker in den Wahlsendungen lustig gemacht.
So gegen 19.00 kam dann eine Frau mit dazu, die ich und der ganze Server sehr schätzen, weil ihre Kommentare und Anmerkungen immer sehr differenziert sind, sie sich sehr viele Gedanken auch um andere Menschen macht. Selbst bei den Schwurbler:innen die jetzt in der Coronazeit ihre absurden Demos abhalten, wurde sie nie Müde, auch wenn sie sich mit uns zusammen über die Absurditäten der Protagonist:innen lustig gemacht hat, darauf hinzuweisen, dass halt manche sich da sehr reingesteigert haben - eben sektenähnliche Stukturen - und desswegen eigentlich Hilfe benötigen würden.
An dem Abend war sie aber sehr verwundert, warum wir uns alle so sehr über ein paar Prozentpunkte Verlust bei den Rechtsradikalen freuten - schließlich würden auch CDU und SPD wenn es diese Koalition im Bund gibt ihr ihre Menschenrechte absprechen. Ich selber war in dem Moment total verwundert was sie damit meinte, weil ich ihre Geschichte bis dahin noch nicht kannte - andere, mit denen sie wohl öfters spricht wussten es aber.
In den nächsten fast zwei Stunden hat sie allen erklärt - oft auch weinend - was sie genau damit meinte. Sie ist nämlich eine Transfrau, was ich so nie mitgeschnitten habe, und hat ihre Erfahrungen seit ihrer Kindheit uns mit geteilt. Wie sie schon als 6-Jährige ihren Eltern versucht hat eben das mitzuteilen, auch später immer mal wieder, es wurde aber nie ernst genommen, oder sie wurde einfach ignoriert. Dadurch hat sie sich wohl auch nie so richtig getraut im Kindesalter und Jugendalter sich anderen anzuvertrauen - statt dessen wurden daraus fast 30 Jahre Qual, in denen sie sich verstellt hatte, sie in der Zeit keine wirkliche Freude an ihrem Leben empfand.
Es ging weiter, darüber wie sie jetzt oft traurig ist, dass sie so viel in ihrem bisherigen Leben verpasst hat. Es oft vorkommt, wenn ganz alltägliche Gespräche über Zeiten im Jugen und jungen Erwachsenenalter stattfinden, dass sie dann zusammen bricht.
Erschreckend für mich während sie so erzählte war vor allem ihre Selbstwahrnehmung - ständig hat sie sich kleingeredet, gesagt sie wolle hier niemanden belasten, es tue ihr leid dass sie jetzt so viel erzähle. Und das, obwohl alle ihr den Raum gegeben haben, weil es für uns "Normalos" wirklich extreme Schilderungen waren.
Weiter erzählte sie dann von den Begutachtungsverfahren. Ihr selber wurden jetzt nicht so schrecklich übergriffe Fragen gestellt, teilte uns dann aber einen Thread auf Twitter, wo entsprechende Fragen gesammelt wurden.
Dazu noch die Historie des Transsexuellengesetztes, welches bis zum Urteil des Bundesverfassungsgericht 2010/2011 eine Sterilisation als Bedingen für die Namens und Geschlechtseintragung in der Geburtsurkunde vorsah.
Wo ich das gehört habe, kamen mir ganz üble Gedanken. Auch wo ich die ganzen Fragen der Gutachter:innen lesen musste.
Mit dem was ich am Sonntag hören durfte, kann ich all diesen Mist von wegen "Haben wir nicht wichtigere Probleme" einfach nicht mehr hören.
Sowas sind sehr wichtige Probleme, wenn auch nur für wenige Menschen. Ja, man kann sich auf den Standpunkt stellen, es betrifft nur wenige und deswegen
ist es nicht so wichtig.Ich finde aber, so eine Einstellung hat eher wenig mit einer Gesellschaft zu tun, die sich Humanismus auf die Fahne schreibt.
Hört Menschen zu die nicht der Mehrheitsgesellschaft angehören. Hört diskriminierten Minderheiten zu und besteht nicht darauf weiter abwertende Sprache zu nutzen, nur weil mans halt schon immer so gemacht hat.
Liebe Grüße,
Tanja