Autor Thema: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?  (Gelesen 50865 mal)

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Offline Smart

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #15 am: 14.02.12, 20:58 »

Er will jetzt die Ausbildung abbrechen. Er sagt zu meinem Mann, dass er keine Lust hat zur Landwirtschaft. Ich glaube aber eher, dass es an der Beziehung zwischen den Beiden liegt. Mein Mann wird manchmal so wütend, das ist sehr unangenehm und für unseren Sohn sehr verletzend.
Wenn er älter ist wird er sich seinem Vater gegenüber zur Wehr setzen, aber jetzt macht es nur Unlust.

Mit dem Betrieb aufhören, bedeutet für uns einen großen Verlust. Finanziell (Altersabsicherung) und auch ideel, wir leben gerne so.
Für unseren Sohn fragen wir uns, ob er nicht besser da steht mit einen Betrieb im Hintergrund, als Selbstständiger und nicht als Angestellter.
Er muß es natürlich selbst entscheiden, doch schätzt er die Situation richtig ein. Wir haben nicht mehr soviel Zeit.

LG



viele haben bereits geschrieben - aufzwingen bringt gar nichts.

Es sind zwei verschiedene Lebenslinien hier: Euer Weiterleben und das Eures Sohnes. Du schriebst, dass es für Euch einen großen Verlust bedeutet, sowohl finanziell als auch ideel. Ihr lebt gerne so. Aber euer Sohn? Will er so leben? Es gibt auch Menschen, die schlicht und ergreifend nicht für die Selbstständigkeit geeignet sind. Vielleicht ist Dein Sohn als Angestellter einfach zufrieden?

Ich bin auch Tochter eines Landwirtsehepaars, die älteste von drei Mädchen, ein paar Jahre älter als Euer Sohn, aber meine Eltern haben mir nie vorgeschrieben, dass ich oder meine Schwestern den Betrieb übernehmen müssen. Weil sie einen finanziellen Verlust darin sehen könnten oder weil sie gerne hier leben.... Meine Eltern werden den Betrieb bis zu ihrer Rente führen. Wenn dann keine von uns weitermacht greift ihr Plan B.

Gibt es für Euch denn nicht Plan B? Ein Ausstieg, Verkauf, eine Verpachtung des Betriebes? Wie steht denn Euer Betrieb überhaupt heute da? Ich will dich nicht angreifen, aber ist der Betrieb in der Region, wo du wohnst, überhaupt zukunftsfähig? Wurden in den letzten Jahren Investitionen getätigt? Oder muss das der Junior stemmen? Kann er das?

Ich denke, Du musst Dich nicht zwischen Deinen Sohn und Deinen Mann stellen. In erster Linie müsst ihr beide - Du und Dein Mann - Euch Gedanken machen und auch darüber sprechen, wo ihr Euch nach dem 65. Geburtstag Deines Mannes seht. Und dann kommt Euer Sohn. 

Klar ist es schon lange Tradition, dass bäuerliche Betriebe weitergegeben werden. Aber von Traditionen kann man nicht herunterbeißen... 

Offline peka

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #16 am: 14.02.12, 21:29 »
Hallo,

auch ich kann - aus Erfahrung in der Familie - nur davon abraten, eine Ausbildung aufzuzwingen.

Mein jüngster Bruder musste Landwirt werden: Es war über Generationen immer der Jüngste auf dem Hof geblieben. Unser Vater blieb da stur - kein Reden möglich.

Er hat die Ausbildung gemacht ( in 2 Fremdbetrieben) , sogar noch den staatl. Geprüften angehängt. Er hat auch ein paar Jahre als Haupterwerbs - Landwirt den Betrieb geführt.  Getreide, Z-Rüben, verschiedene Gemüse u.a. Zwiebeln in größeren Mengen. Über die Zwiebeln ist er in seine heutige Beschäftigung " gerutscht". Bei Ernte, Lagerung, Sortierung passten häufig die zu kaufenden Maschinen nicht. Er hat getüfftelt und gebaut bis es klappte. Das ist heute sein Geschäft: Förderbänder, Sortieranlagen passgenau für den einzelnen Kunden bauen. Und er hat Kunden nicht nur aus der Umgebung. Vergangenes Jahr ist eine Anlage sogar in die Schweiz gegangen.
Die ehemalige Zwiebelhalle ist heute eine riesen Werkstatt mit mehr als einer handvoll Festangestellten. Und auf dem Hof wird schon wieder umgebaut.
Er hat sich alles selbst beigebracht - und eine Lebensgefährtin die Maschinenbau studiert hat. Die ist zuständig für das Programme schreiben für die PC- unterstützten Maschinen.
Das Land ist nicht verpachtet, sondern wird in seinem Auftrag bearbeitet.
Unser Vater schimpft bis heute " das er kein Bauer mit Leib und Seele" geworden ist.
Ich würde raten, den Sohn in einem Frembetrieb die Lehre beenden zu lassen. Und ihm die Möglichkeit geben , evtl eine zweite - andere- Ausbildung zu machen. Besser sich mit dem Gedanken anfreunden, dass der Sohn nicht in die Fußstapfen des Vaters tritt, als immer Streit deswegen.

Liebe Grüße
peka

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in der du nur Atem und Herzschlag lauschst.
Dann kehre in den Alltag zurück,
kraftvoll und gelassen.

Offline Eifelfreund

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #17 am: 14.02.12, 21:57 »
Hallo

Eine Lehre aufzwingen ist der größte Fehler. Mein Sohn wollte auch kein Landwirt werden hat zuerst Mechaniker für Land- und Baumaschinen gelernt, da hat er gesehen das an anderen Stellen auch lange gearbeitet wird. Nach Abschluß der Lehre hat er dann gemeint dann kann ich auch Landwirt lernen und  war dann noch ein Jahr auf einem größeren Milchviehbetrieb und es hat soviel Freude gemacht das er jetzt schon die Meisterprüfung bald macht
Viele Grüße
Werner

Offline Islandskuh

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #18 am: 14.02.12, 22:02 »
Hi!

Bei den Eltern lernen ist immer  schwierig. Da wird man immer an den Leistungen der Eltern gemessen.
Wenn ich mir vorstelle ich hätte damals bei meinem Vater oder Großvater mit lernen müßen das wäre nie was geworden.
Meine Lehre habe ich damals im Osten auf einer Agrargenossenschaft gemacht , aber eben nicht in der selben wie meine Familienmitglieder.
Später wo ich meinem Betriebswirt in der Landwirtschaftsschule gemacht habe hatte ich aber dann doch die selben Lehrer wie meine Eltern in der Lehre und das war schon schwer nicht in die Schublade der Elternleistungen gesteckt zu werden.

Gruß
Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, man weiß nie was man bekommt !

Zotti

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #19 am: 19.02.12, 14:51 »
Hallo
Klammert mal EURE Wünsche und Vorstellungen aus, denkt an die Wünsche und Vorstellungen des Sohnes, denn er muß damit sein Leben leben.
Wenn IHR gerne so lebt, ist es noch lange nicht gesagt, daß sich der Sohn auch so ein Leben wünscht.
Durch die Heimlehre wird meiner Meinung nach alles noch verschlimmert. Gibt es evt. die Möglichkeit gleich in einen anderen Betrieb zu wechseln?
Mit Hauptschule eine Ausbildung als Mechatroniker zu finden, wird schwer werden, aber warum nicht bewerben, da muß Junior durch.
Macht er die Ausbildung fertig und hat gute Noten kann er mittlere Reife haben und dann viel leichter eine Stelle finden, das sollte Junior auch mal bedenken.
Der Hof ist hier nicht wichtig für den Junior, klar für Euch Eltern, die damit aufgewachsen sind, ist er euer Lebenswerk.
Bei uns war es so, daß in den letzten Jahren nicht mehr viel Neues gekauft wurde, der Betrieb praktisch veraltet war und so war für niemanden der Kinder eine Übernahme in Frage gekommen, da zu viel hineingesteckt werden mußte um zu Überleben. Die Eltern waren nicht begeistert, daß niemand übernahm, aber da mußten sie durch.
Heute bin ich glücklich, daß niemand übernahm, denn ich habe einen Teil des Stalles für meine Hobbytiere und ihr könnt euch nicht vorstellen, in was Mutter nicht alles reinredet, (kann ja alles besser, macht es ja auch schon ewig) da ist Streit vorprammiert. Da hilft nur absolutes Betretungsverbot, das sollte auch mal überlegt werden, ob die abgebende Generation sich ganz raushalten kann oder immer dreinredet, geht ja bis zur Partnersuche des Juniors (hier wieder meine Mutter: Diese Person brauchst gar nicht mehr zu bringen, mit der lebe ICH nicht unter einem Dach).
Wünsche Euch die richtige Entscheidung für Euch und Junior
Liebe Grüße
Zotti




Offline Erika

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #20 am: 01.04.12, 10:27 »
Bin jetzt zufällig noch einmal auf dieses Thema gestoßen. Was ist aus dem jungen Mann geworden, der eigentlich mit Widerwillen Landwirt lernt? Hat sich etwas ich Richtung Lehrstelle in einem anderen Beruf getan ?

Offline flairTopic starter

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #21 am: 31.05.12, 16:06 »
Hallo,
ich habe heute nochmal mit Sohnemann gesprochen, er will die Lehre jetzt doch zu Ende machen, er meint, dass das sonst nicht gut aussehen würde, wenn er zwischendrin abbricht und er hätte dann vielleicht ja auch den Realschulabschluß.
Er will sich jetzt um sein Berichtsheft kümmern (bisher noch nichts geschrieben).
Er möchte  das nächste (2.Lj.) Jahr auch noch zu Hause machen und nicht 3 Autostunden entfernt. Er hat jetzt eine Freundin und fragt sich, wie sein Vater das denn ohne ihn schaffen soll.
Ich weiß jetzt nicht, was mein Mann dazu sagt. Ich würde mal sagen, das er sich für das 3. Lj. eine Lehrstelle nach seinen Vorstellungen suchen soll,
die andere hatte mein Mann ausgesucht, ein Betrieb mit 5000 Kühen.

lg


Offline martina

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #22 am: 31.05.12, 17:41 »
Hallo Flair,

schön, dass Dein Sohn die Ausbildung nun doch zu Ende machen möchte. Aber besteht nicht die Möglichkeit, dass er sich einen Betrieb sucht, der nah genug bei Euch ist, damit er mit seiner Freundin zusammen sein kann, aber trotzdem NICHT zu Hause?

Nichts für ungut, aber ich halte von Elternlehre absolut nichts. Das ist doch gerade der Vorteil der landw. Lehre, dass man jedes Jahr den Betrieb wechselt und dadurch so viel wie möglich unterschiedliches lernt und nicht nur das macht, was man sowieso immer zu Hause so macht, wie es immer gemacht wurde?


Offline maggie

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #23 am: 31.05.12, 19:17 »
bei uns war von anfang an klar - kein lehrjahr zu hause (wurde dann in der schweiz auch kurz vor lehrbeginn unseres sohnes "verboten" - nachher sind sie ja noch lange genug auf dem hof !!!
liebi grüess   und
bis bald   -  ihr werdet mich  so schnäll nöd wieder los

margrith  us der schwiiz

Offline Tina

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #24 am: 31.05.12, 20:03 »
schließe mich Martiunas Worten an, Ich finde Elternlehre gehört verboten!
LG
Tina

Offline fanni

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #25 am: 31.05.12, 21:05 »
, ein Betrieb mit 5000 Kühen.

lg



uiuiui das ist doch ein Tipfehler oder 5000 :P :P :P :)
Herzliche Grüße von Fanni

Offline Lise

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #26 am: 31.05.12, 21:47 »
Ich möchte Die auch kurz meine Meinung schreiben.
Unser Sohn wollte schon immer Landwirt werden. Er war nicht einmal bereit ein Praktikum in einem anderen Beruf zu machen. Er lernte nun auch, 1 Jahr Fremdlehre 1 Jahr zu Hause. Er hat als bester in der Klasse abgeschlossen. Nun ist er in der Meisterschule. Es ist für uns schon ein Glück dass sich das so entwickelt hat. Aber wenn er kein Interesse gehabt hätte, hätten wir das auch nicht von ihm verlangt. Denn nur wenn man seinen Beruf gerne macht ist man auch erfolgreich.
Wenn euer Sohn aber schon direkt sagt dass er kein Landwirt werden ´will solltet ihr das auch akzeptieren. Ich denke als Eltern möchte man doch seine Kinder glücklich sehen. Ich hätte ein schlechtes Gewissen wenn ich von ihm verlange Landwirt zu machen und den Betrieb weiterzuführen und er sein ganzes Leben lang unglücklich dabei ist.
Ihr habt gemacht wie ihr es für richtig gehalten habt, lasst eurem Sohn auch sein Leben gestalten wie er es für richtig hält.
Viele Grüße
von Lise

doretchen

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #27 am: 01.06.12, 11:16 »
Von Elternlehre halte ich nichts. Diese Ausnahme für Landwirte, die nicht die Meisterprüfung haben und keinen anerkannten Lehrbetrieb haben, gehört abgeschafft. Landwirte sollten zwingend die Meisterprüfung haben, oder den staatlich geprüften Landwirt haben, bevor sie den Betrieb übernehmen, so wie das im Handwerk üblich ist.

Gut, das der Sohn nun die Lehre zuende machen will. Gibt es denn keinen Lehrbetrieb mehr in der Nähe?

Offline flairTopic starter

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #28 am: 01.06.12, 14:39 »
hallo
5000 ist kein Druckfehler, der Betrieb ist in Thüringen (Veilsdorf).
Ich stimme euch zu, Fremdlehre wäre besser für ihn, mal sehen was sich so auf die Schnelle noch machen läßt.

lg

Offline maggie

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Re: Dem Junior eine Landwirtschaftliche Lehre aufzwingen?
« Antwort #29 am: 01.06.12, 14:43 »
Von Elternlehre halte ich nichts. Diese Ausnahme für Landwirte, die nicht die Meisterprüfung haben und keinen anerkannten Lehrbetrieb haben, gehört abgeschafft. Landwirte sollten zwingend die Meisterprüfung haben, oder den staatlich geprüften Landwirt haben, bevor sie den Betrieb übernehmen, so wie das im Handwerk üblich ist.

Gut, das der Sohn nun die Lehre zuende machen will. Gibt es denn keinen Lehrbetrieb mehr in der Nähe?

nicht jeder handwerker braucht einen meisterbrief um einen eigenen betrieb zu führen, denke ich  - oder muss da in de jeder einmannbetrieb den meisterbrief haben -
ich finde - um lehrlinge auszubilden ist es keine frage -
und auch ein vater der den meisterbrief hat soll den eigenen nachfolger/in nicht ausbilden dürfen !!! -
liebi grüess   und
bis bald   -  ihr werdet mich  so schnäll nöd wieder los

margrith  us der schwiiz