Autor Thema: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?  (Gelesen 38745 mal)

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Offline Landmama

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #15 am: 04.11.10, 09:38 »
ihr habt das alle schon soooooo schön geschrieben, und da ich auch ein Bauernhofkind war, liebe ich auch die Sendung mit Onkel Heini"Uhlenbusch"
denn dort war ist vieles so wie es wirklich in meiner Kindheit war !


...ich glaub ich hol heut mittag mein Bügelbrett und schaue mit meinem kleinen zussammen Onkel heini  ;)

Offline MTR

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #16 am: 07.01.11, 21:47 »
Hallo zusammen,bin eine waschechtes Bauernkind! In meiner Schulzeit wurde auch immer gelästert von wegen Geruch und Aussehens. Als ich dann gesagt habe das ich mich mehr Wasche wie die anderen und das sie ohne Landwirtschaft kein Essen hätten - Interesse gleich null. Auf den höheren Schulen habe ich es dann auch so gemacht wie alle anderen - nicht sagen was für einen Beruf die Eltern haben.

Jahre später habe ich an dieser Schule Verarbeitung von Lebensmittel angeboten und was war? Die Schüler/-innen kannten noch nicht einmal eine Organge oder einen Apfel und das man Leitungswasser trinken kann war auch nicht einmal bekannt.

Nelly

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #17 am: 03.07.14, 09:59 »
ICh mache das Thema mal wieder auf, weil ich in der Hinsicht gerade fruste.

Vor ein paar Tagen folgender Spruch meines Mannes:
"Der Junge will nicht mit zur Pflanzenschutzveranstaltung auf Hof xy....
Er muss doch jetzt mal langsam lernen, wie das geht mit dem Spritzen!"

ICh war ganz perplex. Sohnemann ist 12 und wir haben einen kleinen Nebenerwerb.
Alle hier in der Familie tun immer so, als hätten wir mindestens einen Gutshof, wenn nicht gleich einen 10 000ha-Betrieb!

Sohn schlägt gerade super in der Schule ein (er kriegt das beste ZEugnis, langsam macht er mir Angst  ;-)  )und hat BErufswünsche außerhalb der LW. Sein Traum ist es, irgendwann einen Oldtimer-Trecker zu haben, daran zu schrauben und auf entsprechende Treffen zu fahren.
Tiere will er mal keine halten, außer als Rasenmäher in der Wiese.......

Von daher finde ich es schlimm, was so an Kinder an Erwartungen rangetragen werden.
Wie ist das so bei euch mit den Kindern??

Nell

Offline silberhaar

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #18 am: 03.07.14, 10:19 »
Hallo Nell

Unsere Kinder mittlerweile erwachsen, wählten beide den Beruf ausserhalb der Landwirtschaft. Wir sind denke ich mal ein auslaufendes Modell, ausser sie machen eine 180 Grad wende.
Mir scheint es ganz wichtig, dass die Kinder frei wählen können, dürfen.

Finde es toll, wie dein Sohnemann sich schon Gedanken macht.

Weiter so und Grüessli

silberhaar


Nelly

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #19 am: 03.07.14, 10:36 »
Wir haben eine Erzieherin in der Familie und ein Junge aus seiner Patenklasse (also, die ihn im 5. Schuljahr betreut haben) wird auch Erzieher. Da Männer gesucht werden ist das also auch sein Berufswunsch, nachdem er meine Tante, die eben Erzieherin ist, befragt hat. Alternativ könnte er sich noch Krankenpfleger /Altenpfleger vorstellen.....

Was mich so frustet ist eben der momentane Zustand, dass Mann denkt, Sohn müsse begeistert den ganzen Tag draußen sein und Erwachsenenaufgaben ( Pflanzenschutz ist in meinen Augen Aufgabe eines Erwachsenen) übernehmen.....zur Not muss man den Jungen eben zu seinem Glück zwingen.....was musste Männe nicht als Kind schon alles (an körperlich schweren Sachen) machen (kaputte Knochen lasst grüßen)

.....und überhaupt Erzieher.... ::) , da hat mein Mann ja gar kein Verständnis.....


Bei uns ist es in der Hauptschule so, dass die Kinder ab Klasse 7 regelmäßig kleine und große Praktika machen, daher ist Sohnemann auf dem Berufstripp, nicht, dass ihr euch wundert, woran man mit 12 schon so denkt!!

Nell

Offline suederhof1

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #20 am: 03.07.14, 10:56 »
Hallo Nelly

Für die Männer, die mit Leib und Seele Landwirte sind, ist es schwer zu begreifen, das gerade die Söhne, vielleicht gar kein Bauer werden wollen.

Der Erstgeboren soll den Hof übernehmen.....in wie vielen Familien wird das noch praktiziert, obwohl das Kind ganz andere Vorstellungen von seinem Beruf hat.
Die Mädchen haben aber genauso ein Recht auf ihre Entfaltung. Vielleicht möchte ja die Tochter Bäuerinn werden und darf/soll das nicht. :-\
Ich denke mal wir leben ihnen das Leben auf dem Lande vor .
Von unserer Kindheit auf dem Hof bis heute, ist ein soooo grosser Entwicklung da, das wir nicht mehr nur vom schönen Landleben reden können.
Der Landwirt ist Unternehmer und Produzent ,tagtäglich im Einsatz und wenn das Kind dies nicht will, hat es keinen Sinn, das mit Gewalt zu erreichen.
Es gibt nur Streit und irgendwann ist das Kind weg und kommt nicht wieder. :-[
Ist es das wert.... :-\
Lieber ein bisschen schmollen bei den Männern, als eine zerbrochenen Familie...
Meine Meinung

 

Offline silberhaar

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #21 am: 03.07.14, 11:07 »
Hallo Nell

Unser Sohnemann machte mit 11 Jahren die erste "Berufsschnuppererfahrung". Er meinte, ich muss jetzt schon beginnen, weil ich überhaupt nicht weiss, was ich dann wirklich lernen möchte. Er hat die Telefonate für Schnupperstellen immer selbständig gemacht.

Es hat mich, uns gefreut, dass er einmal meinte; ich habe glaub ich wirklich, den richtigen Beruf erlernt.

Freude an dem was man macht ist doch das Wichtigste.
Frage mich, ob dein Mann aus Pflichtgefühl den Betrieb weiter übernommen hatte, oder war es sein Wunsch?

So jetzt muss ich aber subito Kalorien zusammenbringen, damit daraus auch ein schmackhaftes,  ausgewogenes Mittagessen auf den Tisch kommt.

silberhaar

Offline Lulu

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #22 am: 04.07.14, 08:28 »
Hallo Nelly,

da haben Männer einfach andere Vorstellungen. Unser Sohn ist ja nun leidenschaftlich bei allem was mit Traktoren und Ernte zu tun hat dabei. Aber auf Schweinestall hat er einfach keine Lust. Er kennt ja nun Ferkel seit er laufen kann.....ist für ihn nicht interessant. Wenn ich manchmal den Opa höre oder meine Mann von wegen "das musst du jetzt auch lernen", "du kannst mir wohl helfen".....la, la.....aber Sohnemann will einfach nicht. Er wird 8. Ich grinse mir dann immer eins und sage hintenrum zu Sohnemann...."brauchst du nicht, wenn du nicht willst". Man kann auch Bauer sein ohne Schweine.  8)
Man muss dazu sagen, er ist echt ein fleißiges Kerlchen. Kümmert sich um die Katzen, Minischweine....hilft im Haushalt. Mag gerne kochen helfen.
Ich hoffe inständig, das er mal seinen Weg geht und das macht, was er möchte. Auch wenn es mit unserem Betrieb vielleicht nichts mehr zu tun hat.
Ich möchte privat ein gutes Verhältnis wenn er mal groß ist und nicht unbedingt ein Arbeitsverhältnis. Klar, wäre das schön. Aber es muss in meinen Augen heute nicht mehr sein. GöGa wird sich da sehr viel schwerer tun.

Gruß
Lulu

Offline maggie

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #23 am: 04.07.14, 08:42 »
da der Traumberuf meines mannes nicht landw. war, war es selbstverständlich dass die kinder das machen was sie sich wünschen -
bei uns war es das 3. Kind (der 2. sohn) der dann landw. wurde,
natürlich hat göga sich gefreut, aber wenn ich den unterschied sehe, mit was für Begeisterung Junior sich in die arbeit stürzt gegenüber göga damals als ich ihn kennen lernte -

Junior war schon immer mit vater in der landw. - doch er war bereits gut 13 als er sich dann entschied - jedenfalls mit worten - mal auf dem einen oder andern betrieb zu schnuppern -
und bei allen 3 wo er da war hätte er 2 jahre später sofort beginnen können mit der Ausbildung !

und nell - wie du schreibst - also spritzen da gehört ein 12 jähriger sicher nicht hin,
bei uns in der schweiz darf nicht mal mehr ein "Hobby" bauer ohne "Ausbildung" mehr spritzmittel ausbringen !!! -
entweder muss er die entsprechenden kurse besuchen oder nachweisen dass er einen Fachmann angestellt hat
liebi grüess   und
bis bald   -  ihr werdet mich  so schnäll nöd wieder los

margrith  us der schwiiz

Offline Kleopatra

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #24 am: 04.07.14, 13:08 »
Momentan hat unsere Tochter auch nichts mit der Landwirtschaft am Hut. ok, Reitlehrerin ist ja nicht soo weit davon entfernt. Aber Coiffeur dann schon.

Apropos Unkraut spritzen. Meine Tochter habe ich jetzt mal zum Blacken stechen verknurrt. Sie hat nicht nur mein E-Mail Passwort mal nachgeschaut. Nein sie hat es auch gleich der Freundin abgegeben. :-X Dann hat sie wie ich heute bei meiner Bürotätigkeit feststellen musste mehrere 100 Fr so meinen halben Lohn den ich mir zahle von meinem Konto bezogen. Ich hatte mich vor Wochen schon gefragt weswegen der Brief kam mein Konto sei überzogen. Das geht ja heutzutage super schnell, dazu braucht man keinen PIN mehr. Dies nachdem sie bereits vor einem halben Jahr soviel für Computerspiele bezogen hat.

Jetzt ziehe ich die Schraube aber an. Madame kriegt kein Handy mehr, ihres habe ich gleich mal in die ewigen Jagdgründe befördert. Jetzt stehen ihr mal 5 Wochen TV, Handy, und PC freie Sommerferien mit Misten und Unkraut ausstechen bevor. Die Kleine ist kriminell. Das macht mir grad ein bisschen Sorgen. Aber wenigstens kann ich sie mit Arbeit versuchen zu lenken den davon haben wir genug. Bauernhof als Lust oder Frust sehen wir dann wen sie einsieht das sie unrecht getan hat.
« Letzte Änderung: 04.07.14, 13:24 von Kleopatra »

Offline maggie

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #25 am: 04.07.14, 13:58 »
liebe kleopatra,
ich wünsche dir vor allem gute nerven mit deiner tochter ... - ja das sieht nicht gerade gut aus ! - ich wünsche euch dass ihr das in den griff bekommt und sie einsieht dass das so nicht weitergeht -
wie alt ist denn deine tochter ?
liebi grüess   und
bis bald   -  ihr werdet mich  so schnäll nöd wieder los

margrith  us der schwiiz

Offline Kleopatra

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #26 am: 04.07.14, 15:52 »
12 ist sie und sie wollte schon kneifen. Aber diesmal bleib ich hart. Sonst nimmt das kein gutes Ende. Bin ja froh das sie mich beklaut hat. So bleibt es in der Familie. :-\

Offline Paula73

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #27 am: 04.07.14, 16:13 »
Wouh ein ganz schönes Früchtchen, da wirst du wohl noch einiges an Nerven brauchen. Da ist es ganz sicher von Vorteil das du sie über die Ferien gut im Auge behalten und bei der Arbeit schwitzen lassen kannst.

Ich denke nicht das unsere Kinder (14 und 9) Geld nehmen würden. Trotzdem sind sie recht unterschiedlich in ihrer Einstellung dazu. Der Große bessert sich seine Barschaft gern durch Mithilfe im Stall auf, gönnt sich das eine oder andere spart aber auch. Madam verzichtet aktuell lieber als etwas zu tun oder versucht klein und niedlich den Omas das eine oder andere (meist Klamotten) ab zu luchsen.

Für uns war und ist es wichtig den Kindern schon früh zu vermitteln das Geld nicht vom Himmel fällt - sondern erarbeitet werden muss. Da hat man auf einem Bauernhof viel mehr Möglichkeiten.

Ich wünsche dir viel Kraft und deiner Tochter Einsicht.

LG Paula 

Nelly

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Re: Kindheit auf dem Bauernhof - Lust oder Frust?
« Antwort #28 am: 04.07.14, 19:06 »
Sohn ist über die Ferien auch ohne Handy und PC.Hat sich bei whattsapp einen Ausrutscher (Wortwahl) erlaubt.Er sieht´s wohl selbst ein, denn er fragt nicht, wann er denn wieder.....

Heute haben beide von SM 10EUro für´s ZEugnis bekommen, denke, dass sie das für den nächsten Kram-und Viehmarkt sparen.....

Nell

Clara

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Kindheit auf dem Bauernhof...
« Antwort #29 am: 15.07.14, 14:17 »
... ist das Beste, was mir als Kind passieren konnte.

Ja, ich hatte von kleinauf Pflichten zu erledigen für die Familie und auch auf dem Hof und ich genoss eine solide schulische Ausbildung ohne eine Stunde Nachhilfe oder Wiederholung eines Schuljahres.

Ich durfte jedes Jahr ein Flaschenschäfchen übern Winter betütteln, was mit Ziegenmilch gross gezogen wurde- so lernte ich u.a auch melken.

Und es gab Fridolin... das war ein Ferkel und späteres Mastschwein, was u.a. samstags in der Waschlauge gebadet wurde und das sich niederlegte, wenn es hinter dem Ohr gekrault wurde- egal wann und wo. Fridolin war sehr anhänglich und wurde später verkauft an die VEAB.

Familienfeiern- unvergesslich schön, wo gekocht und gebacken wurde, was nur ging und sich die Familie traf um gemeinsam frohe Stunden zu erleben.

Es umgab mich ein erwachsenes Umfeld, was mir einiges zutraute und was mir die Liebe zur Natur und Landwirtschaft mit allen Höhen und Tiefen  vermittelte und vorlebte. Es gab klare Ansagen und Zusagen und hier und da entsprechende Konsequenzen.


Danke und beste Grüße,

Anja