Autor Thema: Schweizer Landwirtschaft in den Medien  (Gelesen 19160 mal)

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Offline MirjamTopic starter

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Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« am: 16.09.08, 13:28 »
Hallo ihr Schweizerinnen,

über die LFB bin ich auf diesen Artikel gestossen:

http://dasmagazin.ch/index.php/gluck-im-stall/

was haltet ihr davon bzw. seinen Aussagen/Darstellung? Eine Abwandlung von Jungbauernkalender "barfuss"?  ;)

Mirjam
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Offline maggie

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #1 am: 17.09.08, 14:22 »
erst eine frage -

was ist der jungbauernkalender "barfuss" ?

sonst weiss ich gar nicht was du für eine antwort willst
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margrith  us der schwiiz

Offline Romy

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #2 am: 17.09.08, 19:21 »
Man nennt das moderne Völkerwanderungen. Es gab eine Zeit da kamen die Hunnen und Kosaken. Heute geht das humaner zu und her. ;D
So ein bisschen Blutdurchmischung tut dem Volke gut. Und es sind doch ganz fesche Frauen.
en hübsche tag
Romy

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Offline MirjamTopic starter

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #3 am: 18.09.08, 09:09 »
Hallo Margrith,

mich hat schon beschäftigt, warum ich diesen Artikel als so ~ besonders ~ sehe.
Zum einen freut mich schon, dass hier Pärchen zusammengefunden haben, die ihr Glück am Hof leben.

Zum anderen - konnte ich es konkretisieren, als ich einen Artikel von Volker Willnow von der LFB Ba-Wü las, der ein Frauenseminar hielt zum Thema "Anpassungsdruck" auf dem Hof und wie Frauen aus der nicht-Landwirtschaft dies sehen: Das stehenbleiben in den alten Rollenmustern, die Erwartung im krassen Kontext dazu, wo und wie selbstständig, unabhängig heute Frauen in der Gesellschaft leben (können).

Und genau dies stellt o.g. Artikel als "positiv" hin: Das es heute noch Frauen aus Polen/Osteuropa gibt, die "net so anspruchsvoll sind wie die normalen schweizer Frauen" sondern, eben dieses Herausstellen "viel Freizeit brauch ich nicht", "harte Arbeit", "Rollenverteilung klar" (siehe Artikelkontext).
Das fand ich milde gesagt ~ beeindruckend ~, während in unseren Bauernzeitschriften (ich hatte ebs gestern das ba-wü Wochenblatt zu Hand) eher in Familie beschrieben wird. Wie man sich aus diesen Mustern löst?

Und dieses künstliche Positionieren der polnischen Frauen: Barfuss im Stall auf Stroh, an der Leiter, am Schlepper - da natürlich gleich die Assoziation zum Jungbauernkalender da.

Mein Gedankengang: Jetzt - aus meiner Sicht vermutet, provokant gesagt - sind die Landwirte die im Artikel beschrieben sind in ~ älteren Rollenmodellen ~ verhaftet. Wo - Artikel sagt zukünftig jeder dritte schweizer Bauer ohne Partnerin - heute Frauen keine Perspektive sehen, dies ablehnen. Ein "Lösung" ist nun die polnische Frau, die dies noch so "wie es war" mittträgt - also am Hofprinzip nichts verändert wird - die Schere zur Entwicklung der "Restgesellschaft" größer wird.

Die Kinder aus diesen Partnerschaften wachsen also wieder mit demselben Rollenmodell auf, bei denen ihre Väter schon keine Partnerin fanden...?

Mirjam
« Letzte Änderung: 18.09.08, 09:23 von Mirjam »
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Offline Swisslady

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #4 am: 18.09.08, 11:59 »
und was ist daran falsch wenn Polenfrauen noch Bäuerinnen und Hausfrauen und Mutter sein wollen und erst noch Freude daran haben?
Per Zufall haben wir in unserem Bekanntenkreis gleich 2 solcher Paare. Das erste Paar fand sich so: Sie war bei unserem Nachbar in einem Landwirtschaftpraktikum (sie hat Agronom studiert in Polen), ja und wie es eben so ist unser andere Nachbar war noch ledig und gefiel ihr, nun lebt sie schon 15 Jahre hier und ist glücklich. Beide waren mitte zwanzig als sie sich gefunden haben, somit war er nicht einer der keine abgekriegt hat.
Das andere Paar, da war sie als Haushälterin bei ihm angestellt und irgendwann muss es wohl gefunkt haben zwischen den Beiden.
Ich würde das jetzt nicht so eng sehen.
Tschüss zäme u äs Grüessli  Susanna

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Offline MirjamTopic starter

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #5 am: 18.09.08, 12:13 »
Hallo Swisslady,

ich hab nix gegen das Prinzip geschrieben - mich stört einfach die Darstellung im Artikel - das Osteuropäerinnen die "Lösung" für Bauern sind, die heute/hier keine Frau bekommen.

Ich habe im Bekanntenkreis einige solcher Pärchen, denn das Bildungszentrum Triesdorf unterhält einen Studiengang "Master of Agribusiness" wo seit über 10 Jahren osteuropäische Studentinnen sind.

Gruß Mirjam
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brit

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #6 am: 19.09.08, 13:08 »
hallo mirjam,

also ich versteh deine assoziationen.

aber ich glaub du hast ein falsches bild davon, dass die bauern nur wegen dem *überholten* rollenbild keine frau finden..

nun ja liebe und verliebtheit ist ja sone sache, und dass man sich dabei irgendwie beim partner wiederfindet..ist ja ein kleines geheimnis des ganzen..
in der schweiz bildet die bäuerliche bevölkerung grad mal fünf prozent der ganzen bevölkerung..und es geht  weiter zurück..
in der schule hatte meine grosse grad ne interessante aufgabe, alle kinder mussten ihren stammbaum der vorfahren erfassen, und bei allen(!!) waren die urgrosseltern bauern.. (naja weils ja ländliche gegend ist hier), bei den grosseltern sinds noch ein paar wenige,, und von der ganzen klasse sind *noch* zwei bauernkinder..
also gibts automatisch immer weniger menschen, , die sich mit lw irgendwie identifizieren können,..  dann gibts ja viele quereinsteigerinnen.. (wo die liebe hinfällt ;) ) .. aber das lebenskonzept bauern resp. bäuerlich ist in polen sicher noch weiter verbreitet, (vor allem kleinbauertum, zwei drei tiere , bisschen land... ) , und auch noch mehr im alltag der leute vorhanden als bei uns..
also ich denk wie die vorschreiberinnen , das sind taffe frauen, die nen frischen wind reinbringen..

aber ich finds persönlich auch *verrückt* , wie sich die globalisierung auswirkt.. früher wars ne sache, wenn die angebetete aus nem andern kanton kam, heute sinds andere länder, in paar jahren andere kontinente vielleicht.. oder ne das gibts ja alles auch schon..  :)

Offline maggie

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #7 am: 19.09.08, 14:04 »
früher wars ne sache, wenn die angebetete aus nem andern kanton kam,


nur eine kleine nebenbemerkung -
bei uns im dorf sind bei den heute ab 70 jährigen frauen - die meisten aus dem ausland - d.h. viele aus dem nachbardorf - de...

das war natürlich nach dem krieg - da kamen viele hier in die gegend als "mägde" oder ins restaurant - und blieben dann hängen...
doch auch bei den frauen in meinem alter und jünger -hat es sehr viele deutsche frauen -
aber das sind bei uns "einheimische" -
eher als ich - die ich aus der region zürich komme....!!! 70 km - und die andern so zw. 10 und 30 km...
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margrith  us der schwiiz

Offline MirjamTopic starter

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #8 am: 20.09.08, 08:26 »
Hallo,

nochmal - darum gings mir im oben genannten Artikel, SO wird das dort dargestellt: Auszug

Viele Schweizer Bauern haben ihre Blicke von Schweizer Bäuerinnen weggelenkt – nachdem immer mehr Frauen sich von ihnen scheiden liessen oder gar nicht erst einen von ihnen heirateten. Nachdem sie daheim in den letzten Jahren mit Nichtachtung gestraft wurden und zur Einsamkeit gezwungen waren, sind sie nun auf dem globalisierten Ehe- und Arbeitsmarkt fündig geworden. Und zufrieden. Peter etwa, der seine Agnieszka im Emmental fand, sagt, dass so eine Heirat nicht etwa eine Notlösung sei. Nein, nach Polen zu heiraten sei nicht nur schön, weil man eine neue Kultur kennenlerne, sondern auch viel besser als «nur über den Miststock». Für ihn sei klar: «Die Schweizer Frauen müssen sich selber an der Nase nehmen. Die heutigen Frauen wollen alles: Beruf, Kinder, einen Hof und dann auch noch auswärts arbeiten – aber keine Einschränkungen in Kauf nehmen.» Ihre Ansprüche seien mit dem bäuerlichen Leben nicht vereinbar.

Hier in Deutschland - ich lese die Berichte der LFB gerne - sind veraltete Rollenbilder und etc. durchaus ein Thema (in Ba-Wü gibts sogar eine Selbsthilfegruppe geschiedener Bäuerinnen) - in der Schweiz also nicht  ???

Gruß Mirjam

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Offline Romy

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #9 am: 20.09.08, 08:49 »
Bei unseren Jungbauern, die ich kenne, schon. Wir sind sieben Landwirte im Dorf und alle in etwa gleichem Alter. Unsere Jungs sind also auch alle im heriatsfähigen Alter (wie man so schön sagt).
Unser Sohn liebt die Direktvermarktung sagt aber auch: Ich weiss nicht ob meine Freundin dies mal mitmachen wird. Vielleicht geht der ganze Betrieb in eine andere Richtung.
Auch auf den Nachbarschaftsbetrieben sieht es gleich aus (was ich so mitkriege). Wenn unsere Söhne und Töchter (bei einem Nachbar ist es die Tochter) einmal heiraten, werden sie zusammen etwas Neues aufbauen, so wie es ihnen passt. Aber zusammen! Die Möglichkeiten sind ja enorm weitgefächert, besonders hier in einem Tourismusgebiet.
Auch im Haushalt sieht man schon jetzt, dass unser Nachfolger mal ganz sebstvertändlich auch den Staubsauger in die Hand nimmt und nicht wie Göga, der zuerst den Knopf suchen muss ;D
Die Aussage des Bauer: Die Schweizer Frauen müssen sich selber an der Nase nehmen. Die heutigen Frauen wollen alles: Beruf, Kinder, einen Hof und dann auch noch auswärts arbeiten – aber keine Einschränkungen in Kauf nehmen.» Das finde ich echt blöd und ist sicher nicht die Regel. Aber es gibt halt hüben wie drüben solche Meinungen.
Ich habe letzthin im TV eine Doku gesehen von Deutschland. Da hat ein Russischer Vermittler Russinen mit Deutschen Männer verkuppelt. Die Männer konnten sich ca. 10 Frauen aussuchen, dann reisten sie mit dem Vermittler nach Russland und die Frauen stellten sich ihnen vor. Einer der Männer war auch ein Landwirt. Landwirt oder nicht, bei allen Personen kamen in etwa dieselben Argumente wie die Schweizer Landwirte angebracht haben. Was mir an dieser Doku besonder gefiel war: Die Frauen führten die Männer zum Teil total an der Nase herum. Und der einzige der wirklich mit einer guten Chance nach Hause ging eine nette Frau zu bekommen war der Landwirt.

Meine Schwägerin ist eine Russin und ich mag sie sehr. Und eines weiss ich mit Gewissheit. Ob Russinnen, Polinnen oder von irgend einem anderen Land. Die Frauen sind schlau und lernen sehr schnell  ;)
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brit

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #10 am: 20.09.08, 10:29 »
@mirjam, doch diese themen sind schon da!!! aber das heisst nicht dass die polnischen frauen die bedienen..das wollt ich sagen. wir haben ja polnische praktikanten jedes jahr, auch mal ne frau, und ne ..das sind nicht  heimchen am herd..echt nicht.. das wollt ich rüberbringen..

Zitat
Die heutigen Frauen wollen alles: Beruf, Kinder, einen Hof und dann auch noch auswärts arbeiten – aber keine Einschränkungen in Kauf nehmen.» Ihre Ansprüche seien mit dem bäuerlichen Leben nicht vereinbar.

hmm.. ich find die aussage auch blöd..aber irgendwo stimmts auch.. kommt jetzt natürlich sehr auf die betriebsstruktur an, aber ich find schon dass  es mit erheblichen schwierigkeiten verbunden sein kann, das alles unter ein dach zu kriegen.. und halt dadurch die spannungen in der beziehung fast vorprogrammiert sind??



« Letzte Änderung: 20.09.08, 10:34 von brit »

Offline Swisslady

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #11 am: 20.09.08, 15:13 »
heute ist es in unserem Gebiet schon fast gang und gäbe dass eine Bäuerin auswärts ihrem nichtbäuerlichen Beruf nachgeht. Man kann sagen die heutigen Frauen wollen alles, aber man könnte auch sagen man wird darauf getrimmt ja den Beruf zu behalten, die Kinder sonst wie betreuen zu lassen etc....haben wir hier auch schon anderswo diskutiert. Ich glaube auch nicht dass nur immer die Männer schuld sind, wenn sie keine Frau finden. ;)
Ich gehe auch auswärts arbeiten, gleich über der Strasse, bei mir bemerkt es nur niemand, lange Zeit musste ich mich deswegen rechtfertigen wenn es hiess, du bist ja nur zu Hause...... echt ätzend sowas.
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Offline maggie

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #12 am: 20.09.08, 18:26 »
ich würde jede bäuerin unterstützen - ihren alten beruf ja nicht ganz aufzugeben, ausser sie möchte wirklich voll auf dem betrieb einsteigen..

bei mir war es einfach ein muss - vor 34 jahren - doch ich habe es oft bereut, dass ich nie mehr vom hof weg kam -

und geniesse es heute, dass ich wieder was in der richtung meines berufes habe....
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margrith  us der schwiiz

Offline züsi

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #13 am: 20.09.08, 18:34 »
hallo maggie,

das genau habe ich verpasst und in meinem alter kannst du es schlicht vergessen!!

aber mit 5 kindern, pflegebedürftigen SE und dem ganzen viehzeug am hals war es  einfach nicht möglich noch
was anderes zu machen.

nun ist es mir fast egal, ich hoffe auf die pensionierung  ;D.

morgen fahren wir übrigens mit der sauschwänzle-bahn von blumberg nach weizen. tout barze praktisch!!
grüessli
susanne

Offline Romy

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Re: Schweizer Landwirtschaft in den Medien
« Antwort #14 am: 20.09.08, 19:00 »
Oft hat man ja auch gar keine andere Wahl. Wir können auf alle Fälle nicht nur von der Landwirtschaft leben. Bei uns arbeiten alle im Winter noch irgendwie auf der Skipiste.
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