Es ist interessant, hier von den Erfahrungen der Gross- und Schwiegermütter zu lesen. Wir können uns vorher ja schon vornehmen, wie wir es als SM machen würden, aber oft sieht die Realität dann doch anders aus.
Aus meiner Sicht ist der räumliche Abstand zwischen den Generationen das wichtigste. Obwohl, viele Frauen wohnen nicht zusammen mit der Schwiegermutter und haben trotzdem zwischenmenschliche Probleme. Würde meine Schwiegermutter nur schon ein Kilometer von mir entfernt wohnen und nicht jeden Tag auf dem Hof aufkreuzen, ich glaube, wir würden schon miteinander auskommen.
Wir wohnen jedoch im gleichen Haus, zwar in separaten Wohnungen, aber das war zu Beginn auch noch nicht so. Sie können es bis heute nicht verstehen, dass wir etwas Privatsphäre möchten. Das Haus hat verschiedene Keller, aber Schwiegermutter kann keinen an mich abtreten. In einem lagern die Kartoffeln gut, im anderen die Eier, usw., so durfte und darf ich zwar überall meine Vorräte lagern, aber habe auch nach über zwanzig Jahren am Hof keinen eigenen Keller. So sieht und kontrolliert sie auch alles, was ich habe oder einkaufe.
Den Hof haben wir den SE schon vor vielen Jahren abgekauft, trotzdem sind beide jeden Tag auf dem Hof, kontrollieren auch da alles und möchten noch immer regieren. Beide können nicht loslassen und haben mit jeder Änderung grösste Mühe.
Eine SM könnte so viel Positives bewirken, könnte bei verschiedenen Ansichten zwischen Jung- und Altbauern intervenieren, das gegenseitige Verständnis fördern und so weiter. Oder eben, sie macht das Gegenteil und so hat man als Bewirtschafter des Hofs zwei Personen, welche einen immer wieder "ausbremsen".
Dass die auswärts wohnenden Kinder und Enkel viel "besser" sind als die Hofübernehmer, stelle ich leider bei Gesprächen mit Berufskolleginnen immer wieder fest, und das ist bei uns nicht anders. Bei den "Daheimgebliebenen" wird halt jeder Schritt überwacht. Ich sage jeweils: Meine Schwiegereltern fokussieren sich bei mir/meinem Mann immer auf das, was wir auf dem Betrieb gerade nicht gemacht haben oder wofür die Zeit manchmal nicht mehr gereicht hat. Bei den anderen Kinder sehen sie halt nur das, was sie machen.
So können wir eine Woche Kirschen pflücken und anschliessend einen Tag einen Ausflug machen, erzählen sie überall herum, dass wir einen Tag weggefahren sind. Die anderen Söhne, auch Bauern, können das umgekehrte machen: In der gleichen Woche drei Mal wegfahren, dann noch etwas Futter einbringen. Uns erzählen die SE dann nur, wie "streng" die anderen gearbeitet hätten. Das Andere vernehmen wir dann meistens trotzdem - hintenrum-!
Manchmal tun sie mir fast leid, weil sie sich so schwer tun mit dem Loslassen. Sie sind beide noch keine 80, haben uns den Hof früh übergeben. Trotzdem führten sie nie ein eigenes Leben ohne Betrieb. Sie hätten es zusammen noch etwas geniessen können, zusammen reisen können und sich etwas gönnen. Dann wären wir sicherlich auch zwischendurch froh um ihre Hilfe gewesen. Aber dadurch, dass sie sich immer aufgedrängt haben und meinten, ohne sie ginge es nicht, haben wir richtig genug bekommen und wir schoten uns von ihnen ab wo wir können. SE haben ausser dem Hof kein anderes Betätigungsfeld, und sie wirken heute auch oft unzufrieden.
Ich ziehe hier meine Lehren draus und hoffe sehr, dass wir die Übergabe und was nachher kommt, besser hinkriegen. Eine Kollegin von mir, auch Bäuerin, sagt jeweils: Ich bete jeden Tag zum Herrgott, dass ich einmal nicht so werde wie meine Schwiegermutter.
Seltsam finde ich, dass meine SM seinerzeit auch negative Erfahrungen mit SM und ledigen Schwägerinnen auf dem Hof machen musste. Überhaupt: viele SM waren ja auch mal ST und wollten ES einmal besser machen, trotzdem gelingt dies dann doch nicht. Schade.
Ayla