Hallo Mirjam,
du hast natürlich recht, die ganz superkleinen Frühchen habe ich vergessen. Aber in der momentanen Diskussion geht es ja eigentlich auch nicht darum.
Es ist mir auch bewusst, daß mit pränataler Diagnostik sehr vielen Kindern geholfen werden kann. Ich will diese Möglichkeiten ganz sicher nicht schlecht machen. Eben bei offenem Rücken sind die Möglichkeiten mittlerweile gewaltig. Nur geht in der Beratung halt doch der Hang eher dazu, einer Frau zu einem behinderten Kind abzuraten.
Nun zu mir:
Ich bzw. natürlich wir haben insgesamt 4 Kinder. Moritz war das 4. (Wunsch-)Kind. Die anderen Kinder sind jetzt 7, 9, 11 Jahre alt. Moritz ist 5 1/2. Wir wollten von Anfang 4 Kinder und die haben wir jetzt wohl auch. Ich hätte mir die ersten 2-3 Jahre mit Moritz nicht vorstellen können, noch ein Kind zu haben. Mittlerweile schauts anders aus. Aber trotzdem, 4 Kinder reichen.
Außerdem bewirtschaften wir einen Bauernhof mit Mastschweinen, Direktvermarktung von Fleisch und Wurst, außerdem machen wir Rapsöl. Der landwirtschaftliche Teil unseres Betriebs war schon viel größer. Zum Teil ist er ganz einfach Moritz zum Opfer gefallen. So wie ich im Betrieb nicht mehr so mithelfen konnte, hat mein Mann sozusagen die Notbremse gezogen. D.h. wir hatten auch schon einen Abferkel-bzw. Wartebetrieb mit 40 Abferkel- und 80 Warteplätzen. Nachdem wir hauptsächlich nachts wenn die Kinder geschlafen haben, im Stall waren, hat mein Mann entschieden, daß das nicht mehr geht (ich hätte mich wohl nicht getraut und traure meinen Mutterschweinen manchmal und ganz heimlich noch immer nach). Auch in der Außenwirtschaft lassen wir jetzt z.B. den Pflanzenschutz machen.
Ich kann schon verstehen, daß andere Mütter Angst vor einer solchen Lebensaufgabe haben. Manchmal fürchte ich mich auch. Aber daß sich meine Träume nicht alle erfüllen, was macht das schon. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es erstrebenswert wäre, wenn alle unsere Wünsche und Hoffnungen sich immer erfüllen würden. Mir fällt da die Geschichte mit Italien und Holland ein (stand schon im Bt). Manchmal denke ich, daß ich nicht mal nach Holland kommen werde. Aber ich habe ein ganz wunderbares Leben gelebt bevor ich Mann und Kind hatte. Diese Zeit kann mir niemand nehmen, aber ich möchte diese Zeit auch nicht mehr so erleben. Alles hat seine Zeit. Und meine Aufgabe ist es jetzt, die Verantwortung für mein "besonderes" Kind und auch die anderen Kinder zu tragen.
Daß es in vielen Familien Probleme durch das behinderte Kind gibt, das weiß ich. Aber es gibt auch Ehen die scheitern, ohne daß ein behindertes Kind da ist. Da gibt es dann halt ganz andere Probleme.
Und eine Abtreibung ist Mord, es gibt für einen gewaltsam herbeigeführten Tod keine andere Bezeichung. Ich verurteile die Frauen nicht, die einen Schwangerschaftsabbruch machen ließen. Das steht mir nicht zu.
Viele Grüße Ingrid