Autor Thema: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum  (Gelesen 24222 mal)

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Online Tina

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #15 am: 05.03.17, 12:20 »
Ich will das mal probieren, zu erklären:
Wir stellen jede Kuh mit Antibiotika trocken. Und zwar wird nach dem letzten Melken vor dem Trockenstehen in jedes Euterviertel eine Tube reingemacht.
Bei uns stehen die Kühe rund sechs Wochen vor der Kalbung trocken, d.h. sie haben Urlaub ;D
Das gibt der Kuh die nötige Kraft, um zu regenerieren und sich auf die Geburt vorzubereiten.
Für uns ist das ein Schutz für das Euter, damit die Kuh gesund und eutergesund in die Laktation starten kann.
Nach der Gabe des Trockenstellers hat man eine gewisse Wartezeit, bevor die Milch wieder in den Verkehr gebracht werden kann; das ist  aber bei jeder Behandlung so.

Wenn die Kuh dann kalbt, ist in der Regel bei uns die Wartezeit vorbei, aber Biestmilch..s.o.

Unsere Herde hat eine gute Eutergesundheit und wir führen das u.a. eben auch auf unsere Strategie mit dem Trockenstellen zurück.
Wenn eine Kuh direkt oder kurz nach dem Abkalben eine Euterentzündung bekommt, schlaucht das die Kuh mehr, als wenn das zu einem späteren Zeitpunkt passiert. Denn durch die Geburt und die Umstellung hat die Kuh Stress und ist anfälliger.

Das ist ein sehr komplexes Thema und ich weiß auch, das der Antibiotikaeinsatz sehr umstritten ist.

Zu den Kälbern:
Wir tränken unsere Kuhkälber in den ersten zwei Wochen grundsätzlich mit Vollmilch und adlibitum. Dann stellen wir auf Kälbertränke mit Pulver um, aber verwenden nur eine Kälbermilch mit Magermilchpulver und tränken dann die Kuhkälber acht Wochen.
Bullenkälber werden mit zwei bis drei Wochen verkauft, bekommen aber in der Zeit erst Biestmilch adlibitum und wenn die alle ist, wird auf Kälbertränke umgestellt, und zwar soviel, wie das Kalb mag. Denn je besser das Kalb entwickelt ist, desto besser verträgtr es den Transport und wird auch besser bezahlt.

Ich hoffe, du steigst da durch, ansonsten Fragen!

Es gibt keine dummen oder blöde Fragen, sondern nur dumme oder blöde Antworten 8)
LG
Tina

Offline geli.G

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #16 am: 05.03.17, 12:23 »
Tina, ich habe Dich so verstanden, dass man eine Kuh mit Antibiotika trockenstellen kann. Wann tut man das? Unmittelbar nach der Geburt? Warum tut man es zu dem Zeitpunkt? Weil man das Kalb lieber mit fremder Milch oder gar MAT füttern möchte?

Trockensteller kommt als letztes vor dem Trocken stellen rauf, dann geht die Kuh in "Mutterschutz", aber der Trockensteller baut sich meistens in der Zeit bis zur Geburt ab....muss aber nicht so sein, d.h. man gibt nach einer Woche Biestmilch eine Probe bei der Molkerei ab, ob die Milch wieder geliefert werden darf. Die Biestmilch kann also bei Kühen die mit Trockensteller abgemolken wurde, Hemmstoffe enthalten.
Alles klar  ;)
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber dem Tag mehr Leben.
Viele Grüße von Geli

Offline frankenpower41

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #17 am: 05.03.17, 13:04 »
noch Anmerkung dazu.  Die Trockensteller bekommt man nur nach Absprache bzw. Untersuchung vom Tierarzt.
Also nicht so wie oft in den Medien dargestellt dass Landwirte einfach so zum Spaß Antibiotika verabreichen können.
Ohne Tierarzt kriegst Du da nichts.

Offline LuckyLucy

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #18 am: 05.03.17, 13:10 »
Ah - jetzad! 1000 Dank, Tina, für die umfassende Erklärung. Nun hab auch ich das verstanden.  :D

Irgendwie hatte ich nicht im Fokus, dass die tragende Kuh trockengestellt wird, sondern lebte in der Annahme, dass der Prozess irgendwie von allein vonstatten ginge.

Biestmilch adlibitum: Ich dachte, nur die Milch der max. ersten 24 Stunden nach Kalbung/Lammung sei Biestmilch?
LuckyLucy

Offline mogli

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #19 am: 05.03.17, 13:25 »

So viel ich gelernt habe, können die Antikörper im Kolostrum in den 1. 24 Stunden die Darmwand passieren. Deshalb ist es so wichtig sobald als möglich und soviel als möglich davon dem Neugeborenen geben. Ausserdem hat sie einen sehr hohen Nährwert.
AB - Spuren können, müssen aber nicht mehr in der Biestmilch sein. Ausser die Geburt ist vorzeitig, aber dann fällt in der Regel nicht viel Biestmilch an, bzw. man muss in die Gefriertruhe greifen.
Liebe Grüße Helga

Offline Hein

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #20 am: 05.03.17, 13:56 »
Bei den heute ueblichen Trockenstellern ist die Wartezeit nicht nach 45 Tagen vorbei, sondern erst 4-5 Tage nach der Geburt, egal wie lange das Tier trockengestanden hat. Dabei ist es voellig unabhaengig davon, ob da noch Hemmstoffe enthalten sind.
Das letzte Produkt mit 0 Tagen Wartezeit nach der Kalbung hatte etwa bis vor zwei Jahren eine Zulassung. Sowas gibt es meines Wissens nicht mehr.
« Letzte Änderung: 05.03.17, 13:59 von Hein »
viele Grüsse     Hein

Offline LuckyLucy

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #21 am: 05.03.17, 14:05 »
Jetzt klickert bei mir gerade was: Als ich letztes Jahr auf dem ersten Praktikumshof war, hatten wir eine Kuh mit Mastitis und einer der Azubis drückte mir eine kleine Tube in die Hand und meinte, ich sollte deren Inhalt durch den Strichkanal geben. Ich habe das zwar versucht, bin aber gescheitert. Damit allein gelassen, kam ich mir vor wie geschickt, um grünkariertes Nähgarn zu kaufen. Sprich, ich dachte wirklich, der will mich vergackeiern.
LuckyLucy

Offline Internetschdrieler

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #22 am: 05.03.17, 15:42 »
Bei den heute ueblichen Trockenstellern ist die Wartezeit nicht nach 45 Tagen vorbei, sondern erst 4-5 Tage nach der Geburt, egal wie lange das Tier trockengestanden hat. Dabei ist es voellig unabhaengig davon, ob da noch Hemmstoffe enthalten sind.
Das letzte Produkt mit 0 Tagen Wartezeit nach der Kalbung hatte etwa bis vor zwei Jahren eine Zulassung. Sowas gibt es meines Wissens nicht mehr.

Was verwendet ihr verordnet euer TA* für "Bomben"? :o  *geändert nach dem Beitrag von Hein ;)

Habe gerade nach den bei uns derzeit verwendeten gegoogelt, und diese Hinweise gefunden (den Produktnamen habe ich entfernt - will ja keine Werbung machen)
« Letzte Änderung: 05.03.17, 16:39 von Internetschdrieler »

Offline Hein

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #23 am: 05.03.17, 16:16 »
Wir verwenden das, was der Tierarzt verordnet.
viele Grüsse     Hein

Offline Freya

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #24 am: 05.03.17, 22:06 »
Bei den heute ueblichen Trockenstellern ist die Wartezeit nicht nach 45 Tagen vorbei, sondern erst 4-5 Tage nach der Geburt, egal wie lange das Tier trockengestanden hat. Dabei ist es voellig unabhaengig davon, ob da noch Hemmstoffe enthalten sind.
Das letzte Produkt mit 0 Tagen Wartezeit nach der Kalbung hatte etwa bis vor zwei Jahren eine Zulassung. Sowas gibt es meines Wissens nicht mehr.

da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. Ich verwende Trockensteller nur bei Problemkühen, das heißt, die Kühe, die während der ganzen Laktation immer höhere Zellzahlen hatten. Bei Kühen mit "normalem" Zellzahlverlauf in der Laktation, stelle ich die Kühe homöopathisch trocken.
Den Trockensteller, den ich verwende, ist der "Mercedes" unter den Trockenstellern. (Orbenin extra) Er ist nicht nur teuer, sondern auch schlecht aus der Kuh wieder rauszukriegen, Ich habe das schon öfter erlebt, dass der Trockensteller nach 5, 10 oder 14 Tagen noch nachweisbar war. Es kommt auf die Kondition der Kuh an.
Aber das ist nicht weiter schlimm, weil ich immer Milchproben mitgebe zum untersuchen. Und erst wenn die Probe hemmstoffrei ist, darf geliefert werden.
« Letzte Änderung: 05.03.17, 22:07 von Freya »
Wer heilt, hat Recht.
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liebe Grüße
Freya

Offline Freya

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #25 am: 05.03.17, 22:08 »

Bei den heute ueblichen Trockenstellern ist die Wartezeit nicht nach 45 Tagen vorbei, sondern erst 4-5 Tage nach der Geburt, egal wie lange das Tier trockengestanden hat. Dabei ist es voellig unabhaengig davon, ob da noch Hemmstoffe enthalten sind.
Das letzte Produkt mit 0 Tagen Wartezeit nach der Kalbung hatte etwa bis vor zwei Jahren eine Zulassung. Sowas gibt es meines Wissens nicht mehr.

da kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen. Ich verwende Trockensteller nur bei Problemkühen, das heißt, die Kühe, die während der ganzen Laktation immer höhere Zellzahlen hatten. Bei Kühen mit "normalem" Zellzahlverlauf in der Laktation, stelle ich die Kühe homöopathisch trocken.
Den Trockensteller, den ich verwende, ist der "Mercedes" unter den Trockenstellern. (Orbenin extra) Er ist nicht nur teuer, sondern auch schlecht aus der Kuh wieder rauszukriegen, Ich habe das schon öfter erlebt, dass der Trockensteller nach 5, 10 oder 14 Tagen nach der Geburt noch nachweisbar war. Es kommt auf die Kondition der Kuh an.
Aber das ist nicht weiter schlimm, weil ich immer Milchproben mitgebe zum untersuchen. Und erst wenn die Probe hemmstoffrei ist, darf geliefert werden.
Wer heilt, hat Recht.
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liebe Grüße
Freya

Offline hadu

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #26 am: 05.03.17, 22:26 »
Mein Freund (Österreich) verkauft überschüssiges Kolostrum an eine deutsche Firma in der Nähe von Augsburg. 1. und 2. Gemelk. Er sagt, es lohnt sich.
Viele Grüße!

Online Tina

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #27 am: 05.03.17, 23:52 »
@Freya: Auch wir liefern die Milch erst nach einer Hemmstoffprobe, allerdings testen wir selber.
Orbenin wird bei uns nur bei Problemkühen verwendet.
LG
Tina

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #28 am: 06.03.17, 08:21 »
noch Anmerkung dazu.  Die Trockensteller bekommt man nur nach Absprache bzw. Untersuchung vom Tierarzt.
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Aber es gibt Betriebe, die bei jeder Kuh einen Trockensteller geben...... :-X
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Viele Grüße von Geli

Offline gammi

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Re: Abgabe von Biestmilch / Kolostrum
« Antwort #29 am: 06.03.17, 09:14 »
Aber zum Thema zurück. Biestmilch ist nicht verkehrsfähig egal ob die Kuh vorher mit Trockenstellern behandelt wurde oder nicht, oder ob der Test negativ ist.

Und so wie ich es jetzt einfach aus diversen anderen Diskussionen herausgehört habe, wird das momentan häufiger kontrolliert.

Enjoy the little things