Autor Thema: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?  (Gelesen 60812 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline DoroteeTopic starter

  • Mitglied
  • *
  • Beiträge: 127
  • Geschlecht: Weiblich
Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« am: 26.09.12, 13:21 »
Hallo zusammen,
Ich habe heute im Radio eine Diskussion über die Folgen eines Kirchenaustrittes gehört. Es war ja interssant, was da alles vorgebracht wurde.
Die Diskussion ist ja zur Zeit in den Medien sehr heiß, denn noch heute soll ein Urteil beim Bundesverwaltungsgericht gefällt werden. Damit wird eine neue Diskussion entfacht

Am allermeisten ärgerlich war, dass der Staat die Zwangssteuer einzieht, weil es mal vor einigen Jahrhunderten so beschlossen wurde, wegen der Folgen der Säkularisation in Deutschland. Die Kirche möchte damit auf ewige Zeiten entschädigt werden.
Natürlich kann jeder austreten wie er will. Man muß es allerdings auf dem Gemeindeamt machen und das ist in einer kleinen Kommune ziemlich fatal. Das Personal dort wird per Mundpropaganda dafür sorgen, dass es bald jeder weiß. Das ist zwar bestimmt verboten aber wen stört es. Man braucht nur ein Gerücht in die Welt setzen inform eines Briefes an die größte Klatschtante im Gemeindebereich und schon funktioniert es .......
Es wäre schon ein Fortschritt, wenn damit die Diskussion in Bewegung käme, dass die Pfarrkinder selbst sich erst mal als Christen eitragen lassen müssen, um dann auch abkassiert zu werden.
Auch würde bestimmt monatlich ein Pauschalbetrag reichen, um als Christ zu gelten.
« Letzte Änderung: 26.09.12, 13:40 von Dorotee »
herzliche Grüße von Dorotee

Offline fanni

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4654
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #1 am: 26.09.12, 14:33 »
Hallo,

in den Medien wird das ja vor allem "katholisch" behandelt, weil jetzt das aktuelle Urteil da ist und die grade in Fulda tagen........naj............kein Kommentar ::)

Meine Frage: Ist das Prozedere bei den Evangelen genauso??  Zahlen Muslime auch Kirchensteuer und wie wird das in D gehandelt..........habe keine Ahnung 8)
Herzliche Grüße von Fanni

Offline maggie

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4102
  • Geschlecht: Weiblich
  • auch Bäuerinnen freuen sich über Erneuerungen
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #2 am: 26.09.12, 15:37 »
ich weiss nur wie es in der schweiz gehandelt wird -
für die evangelischen, römischkatholischen und christ (alt)katholischen, ziet der staat bei uns die steuern ein, im auftrag der kirchen - hier im kt. schaffhausen zahlen wir evang. ca. 12% des einfachen steuerbetrages (das ist schwer zu erklären), die römischkatholischen einig % mehr und die christkatholiken nochmals etwas mehr -

all die andern - freikirchen, muslime, etc. müssen selbst schauen wie sie zum geld kommen, und da kann es für die mitglieder ins geld gehen - ich weiss nur bei der einen freikirche ist es der "zehnten", aber nicht 1/10 der steuern, sondern vom einkommen !!!

und wenn du austreten willst kannst du das beim pfarrer oder einem kirchenstandsmitglied melden - schriftlich muss es aber sein - von da wird es dann dem steueramt weitergemeldet -

ich denke kinder die nicht getauft sind, könnten sich auch als "konfessionslos" eintragen lassen - nur eben, da beginnt das dillema, was muss bezahlt werden bei der beerdigung, etc. (beerdigung ist bei uns in der kirchensteuer inbegriffen) - und der friedhof und kirche sind ja gemeindeangelegenheit, also musst du einfach evt. dem pfarrer etwas für die abdankung bezahlen -
da sind sich bei uns im kanton die gemeinden gar nicht einig -

die einen finden das unchristlich, wenn ausgetretene diese leistungen bezahlen müssen (so auch viele ausgetretene)
die andern sagen sich, von unseren steuern wird der pfarrer bezahlt, also wenn ich nichts bezahle bin ich auch bereit die leistungen extra abzugleichen - ich finde das auch - so christlich bin ich nicht  ::)
liebi grüess   und
bis bald   -  ihr werdet mich  so schnäll nöd wieder los

margrith  us der schwiiz

Offline Tina

  • Lüneburger Heide
  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 3599
  • Geschlecht: Weiblich
  • Bleibt gesund!
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #3 am: 26.09.12, 16:06 »
Hallo Maggie,
ich wußte nicht, das ihr in der Schweiz auch über das FA Kirchensteuern zahlt, ich dachte, das wär nur in Deutschland so, zumindest bei den Katholiken und den Evangelischen, bei Freikirchen ist das anders geregelt.
Austreten: da ´gehst Du bei uns zum Einwohnermeldeamt und meldest Dich ab, ich find da keine gute Lösung, wenn ich austrete, kann ich auch soviel Rückgrat beweisen und das im Pfarramt amachen.
Eintreten, geht wiederum nur beim Pastor (bei uns Evangelen)
Wnn Du ausgetreten bist, kannst Du kein Patenamt übernehmen, bist vom Abendmahl ausgeschlossen,  und eine christl. Beerdigung geht auch nicht, aber Du kannst auf einem kirchl. Friedhof beigesetzt werden. Wenn der Partner Kirchenmitglied ist, kann man sich kirchl. trauen lassen.
 Unser Friedhof gehört zur Kirche, aber es gibt auch kommunale Friedhöfe. Und alle Menschen, die in der Gemeinde oder dem Einzugsgebiet des Friedhofes sterben, müssen beigesetzt werden. Da entstehen dann Kosten für die Grabstelle und die Beerdigung, müssen aber alle zahlen, ob Kirchenmitglied oder nicht.
LG
Tina
LG
Tina

Offline amber

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 574
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #4 am: 26.09.12, 16:45 »
Hallo Dorotee,

danke dass du dieses Thema eröffnet hast.

Bin katholisch und kann mich schon einige Zeit nicht mehr mit der katholischen Kirche identifizieren.... ausgetreten bin ich bisher noch nicht.

Wenn ich diesen Schritt aber gehen würde, dann stünde ich drüber wenn es die Öffentlichkeit erfährt ... dazu stehe ich dann auch.

Jetzt werden von Seiten der kath. Kirche Überlegungen getroffen, ob nicht jeder zu einem Gespräch zum Pfarrer gebeten wird, der den Austritt vor hat... zur Abschreckung.

Meiner Meinung nach sollten sie lieber überlegen, warum soviele austreten und da mal versuchen entgegen zu wirken und nicht verzweifelt danach streben, die Mitglieder durch mehr oder weniger Erpressung und weichklopfen zu halten.

Das sind Drohgebärden, die typisch sind.

Lieben Gruss Gitte

Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus

Offline Biobauer

  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 827
  • Geschlecht: Männlich
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #5 am: 26.09.12, 17:10 »
ich hab letzte wochen meinen steuerbescheid bekommen, da geht einen sowas schon durch den kopf.

also auf zum standesamt
Streite dich nie mit einem Idioten, er zieht dich auf sein Niveau herunter und schlägt dich mit Erfahrung. (Bob Smith, 1962

Offline maria02

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 1414
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #6 am: 26.09.12, 20:44 »
Ich kenne nur ein Paar das ausgetreten ist
und nun wollen sie ihr Kleinkind doch taufen lassen ???
Laut aussage des Pfarrers sollte erst wieder ein Elternteil in die Kirche eintreten.
Dürfen Pfarrer  tatsächlich die Taufe verweigern?

lg Maria


Online gina67

  • Moderatoren
  • *
  • Beiträge: 7275
  • Geschlecht: Weiblich
  • Nach jedem Winter folgt ein Sommer
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #7 am: 26.09.12, 21:07 »
Also ich weiß von meiner ehemaligen Kollegin, dass Kinder auch getauft werden dürfen, wenn beide Eltern ausgetreten sind. Jedenfalls haben die das schon vor 30 Jahren hingekriegt, allerdings evangelisch.
Weiß nicht ob das bei den Katholiken geht.

LG Gina

Offline fanni

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 4654
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #8 am: 26.09.12, 21:14 »
Also ich weiß von meiner ehemaligen Kollegin, dass Kinder auch getauft werden dürfen, wenn beide Eltern ausgetreten sind. Jedenfalls haben die das schon vor 30 Jahren hingekriegt, allerdings evangelisch.
Weiß nicht ob das bei den Katholiken geht.

LG Gina

Hallo ich hab mich da mal lange mit einem unterhalten, der es wissen muss, und der war immerhin im Rang eines Monsignore. (alledings sehr katholisch-liberal, oder besser gesagt menschlich)

Taufe verweigern ist grundsätzlich möglich, wenn gar nix kirchliches um das Kind rum ist............also Extremfall z.B. lauter bekenndende Atheisten und das Kind sollte getauft werden.........., bis man/das Kindes eben selber entscheiden kann. Allerdings wenn das Kind z.B. eine feste Bezugsperson hätte, z.B. Oma und Opa, die noch in der Kirche aktiv sind und der Pate sowieso, wäre es möglich zu taufen, auch wenn die Eltern ausgetreten sind, allerdings erschliesst sich mir hier der tiefere Sinn nicht, wenn ich zuerst austrete und dann die Taufe fordere.
« Letzte Änderung: 26.09.12, 21:16 von fanni »
Herzliche Grüße von Fanni

Offline frankenpower41

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 8463
  • Geschlecht: Weiblich
  • Ich liebe dieses Forum!
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #9 am: 26.09.12, 21:29 »
Hallo

Da geb ich Fanni vollkommen recht. Wenn man selber austritt (beide Elternteile) und dann Kind taufen lassen will, das ist doch dann auch verlogen, oder?

Hab ich das jetzt richtig verstanden bei Trauungen, wenn ein Partner ausgetreten ist, kann kirchlich geheiratet werden?  Find ich offen gesagt genauso falsch.  Darüber mach ich mir im Moment aus (vielleicht mal) gegebenen Anlass eh so meine Gedanken.

Marianne

mouhkouh

  • Gast
Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #10 am: 26.09.12, 21:37 »
Ich finde, verlogen oder falsch ist hierfür das völlig falsche Wort....warum sollte denn zum Beispiel eine kirchliche Trauung mit nur einem katholischen Partner falsch sein??? Was ist denn mit dem zweiten, der katholisch ist? Der zählt da nicht? Sollte man also seinen Partner doch lieber nach Konfession aussuchen? (Oder nach Konfektion? lach*)

Offline frankenpower41

  • Vereinsmitglied
  • *
  • Beiträge: 8463
  • Geschlecht: Weiblich
  • Ich liebe dieses Forum!
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #11 am: 26.09.12, 21:41 »
Hallo

Wenn der eine Partner sagt, er ist aus der Kirche ausgetreten, weil er nicht an Gott glaubt, dann ist es meiner Meinung nach schon verlogen, wenn man wie bei uns Evangelen sagt  "Ja, mit Gottes Hilfe"
Dann doch einfach nur standesamtlich heiraten.

marianne

mouhkouh

  • Gast
Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #12 am: 26.09.12, 21:43 »
Ja aber wenn der andere gerne kirchlich heiraten möchte...? Also doch den Partner nach Konfession aussuchen...*kopfschüttel*

Es gibt auch genügend Menschen, die aus anderen Gründen aus der Kirche austreten...

Offline martina-s

  • Landkreis Weilheim Obb.
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 6083
  • Geschlecht: Weiblich
  • Es lebt sich leichter mit der Wahrheit :)
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #13 am: 26.09.12, 22:33 »
Oh  Leute!
Das haben wir alles hier im BT noch gar nicht lange her in der Kirchen Box diskutiert.

Also wenn ich von der Kirche nichts halte - respektive, wenn ich mich vom Papst und seinem Fußvolk abwende, dann würde ich meine Kinder weder taufen lassen wollen, noch kirchlich heiraten noch sonst welche Dienste der Katholischen Kirche in Anspruch nehmen.

Wie soll jemand in unserem christlichen Abendland, besonders hier in Bayern sein Kind im katholischen Glauben erziehen wenn dieser Jemand selber gar nicht dahinter steht?!

Irgendwo kapiere ich die ganze Diskussion nicht! Nicht in der Presse (die Süddeutsche brachte da so einen Artikel) noch überhaupt.

Man hat 2012 so viele Möglichkeiten glauben zu können, seinen Glauben leben zu können ohne Kirchensteuer bezahlen zu müssen! Wenn mir die Dinge der Amtskirche zuwider sind, die da heißen Zölibat, wiederverheiratete Geschiedene, Kirchensteuer, Ablehnung der Laienarbeit und das Verhalten einiger Herren der Geistlichkeit, dann habe ich zwei Optionen: Ich bleibe in der Kirche und bringe mich ein, versuche was zu ändern - höhle den Stein - also konstruktiv. Oder ich trete aus und versuche in anderen Glaubensorganisationen Fuß zu fassen, mich einzubringen und soziales wie geistiges Leben aufzubauen.

Eine Möglichkeit wäre auch noch sich einer Freikirche zuzuwenden. Für Hochzeit gilt das selbe.
Und bevor die Leiche stinkt wird sie mit Sicherheit beerdigt. Ob da jetzt ein Pfarrer dabei ist, dessen Grundhaltung man ohnehin ablehnt oder nicht, das ist doch eigentlich unentscheidend.

Also wenn ich mich von meinem Schützenverein trenne in dem ich momentan schon auch ein "bisserl" (viel) mitarbeite und auch Mitspracherecht hab, dann kann ich nicht verlangen, dass mir mein Schützenmeister bei meinem Ableben eine Trauerrede hält.
Wenn er mir damit droht bei meinem Austritt, dass ich dann zu keinem ehrenvollen Schützenbegräbnis komme wenn ich die Leiche bin, dann ist das doch o.k. Ich will ja von denen nix mehr wissen. Wäre mir ja dann direkt peinlich wenn sie mich da noch beweihräuchern würden obwohl ich von denen im Prinzip nix mehr wissen wollte, also mich klar dagegen entschieden habe.  Ich denke man muss doch mit den Konsequenzen leben können die sich daraus ergeben wenn ich mich von einer Institution los sage. Wie mich dann der liebe Gott empfängt und der Petrus an der Himmelstür ist ja die andere Sache. Der wird dann schon registriert haben wie lange ich in der Vorstandschaft des Vereins tätig war... ;-) Möchte da mal einen weiteren Vergleich bringen:

Ich stelle mir mal vor, ich lebe seit 01.01. eines Jahres in einer WG. Man hat mich dort aufgenommen; ich beteilige mich anteilig an Miete und Nebenkosten und vielleicht trage ich auch sonst noch zum täglichen Haushalt bei.
Es ist Winter und wir leben da alle sehr gemütlich.

Dann fällt es mir im Juni wenn die Tage wärmer werden ein, ich könnte eigentlich die WG verlassen, wohne im Gartenhäuschen meiner Oma. Da lebt es sich genau so gut wie in einer WG. Spare mir damit die Miete und die Nebenkosten und auch sonst noch einiges drum herum. Ich brauch mich auch den anderen nicht anpassen. Bin ja dort alleine.

Das geht gut, bis die Nächte kälter werden. Anfangs kann ich noch mit dem kleinen Kanonenofen heizen. Aber irgendwann.....

Und just an dem Tag, an dem ich nur noch schwerlich das Türchen der Laube aufmachen kann weil der Schnee alles zugeweht hat und die Eiszapfen vom kleinen Dach hängen. Der Kanonenofen zwar glüht, aber die Kälte trotzdem die Wände hoch kraucht, da entschließe ich mich zu etwas anderem und stehe plötzlich mit Sack und Pack wieder vor der Tür meiner ehemaligen WG.

Jene Freunde die mich am 01.01. so freundlich aufgenommen haben, die werden sicher total erfreut sein und mich mit offenen Armen aufnehmen. Sie, die sie schlagartig anteilig seit 01.06. die Miete für mich mit übernommen haben....

Ähnlich ist es doch auch mit der Kirche.

Wenn man schon nicht aktiv mitarbeitet (ja, weil solche Leute soll es ja auch noch geben) und nur finanziell seinen Obulus abgibt und dies endlich durch seinen Austritt auch noch verhindert, finde ich, würde ich selber wenn ich der jenige wäre, der so als zuerst passives, dann ausgetretenes Mitglied fungiert schon aus Aufrichtigkeit zu mir selbst gar nimmer den Anspruch erheben wollen, ein kirchliches Begräbnis zu wollen.

Allerdings möchte ich jetzt nicht urteilen. Die Fälle sind sehr individuell. Ich kann mir auch vorstellen, dass er irgendwann einmal erkennt, einen Fehler gemacht zu haben. Dann spricht auch nichts dagegen.

Nur so aus Berechnung heraus einfach alles für Null und Nichtig erklären und hinterher wieder angekrochen kommen, das finde ich einfach schnöde.

Ich hab mir da in jüngster Zeit sehr viele Gedanken gemacht. Bin erst vor Kurzem wieder an einen Menschen geraten der mir offen und ehrlich gesagt hat, dass er aus der Kirche ausgetreten ist. Finanzielle Berechnung möchte ich demjenigen nicht unterstellen. Aber da kommen dann tausend Überlegungen und Vorwürfe was die Kirche alles falsch gemacht hat.

Sorry, kommt mir vor wie nach einer Ehescheidung wo man dem Partner alles mögliche vorwirft und dies als Vorwand für die Trennung nimmt. Wäre jeder ehrlich zu sich selbst, würde man in den meisten Fällen erkennen, dass man selber auch nicht ohne Schuld ist. Das ist oft wie ein Baukastensystem wo immer wieder Lücken entstehen und zum Schluss das Gebäude zum Einsturz kommt.
Jedes Wort, Geste oder ungesagte Worte und Handlungen, egal warum sie so entstanden sind, können eine Folgereaktion auslösen die den Partner immer weiter von einem selber abrücken lässt. Oder man rückt selber ab...

In die Kirche könnte man sich vielleicht auch mehr selber einbringen. Dann hätte man auch Mitspracherecht. Mit dem sich Einbringen wird man aber auch angreifbar und man beginnt die Institution zu verteidigen. Denn, wir alle sind Kirche... Und Kritik von Außen kann nicht sein! Dann soll man sich schon mit der Materie auseinandersetzen!

Ich habe erst jüngst innerhalb meiner Familie einen Kampf gekämpft. Unser Sohn meinte auch eine Vorstandschaft angreifen zu müssen. Es war schlicht beleidigend. Meine Meinung: Wenn man sich selber zu fein ist sich für so ein Amt zur Verfügung zu stellen hat man auch nicht unbedingt das Recht so wahnsinnig zu kritisieren. Gültig ist nur konstruktive Kritik. Also diese Vorstandschaft unterstützen, dass eine machbare Lösung gefunden wird.

Und so ist es auch in der Kirche.
Ergo: Man kann sich nicht einfach so verdrücken wenn man wirklich getauft ist soll uns auch die Kirche am Herzen liegen. - Egal ob katholisch oder evangelisch.

Und wenn ich das wirklich nicht will - dann bitte sich der Kritik enthalten und auch die Folgen bereit sein zu tragen.
Zu den Folgen gehören für mich verschiedene soziale Einrichtungen unterstützen die sonst von den Kirchen finanziert werden; sich in der Jugendarbeit einbringen; Kranke versorgen, Behinderten eine Perspektive geben, Schulen finanziell unterstützen und dgl. mehr.
Auch gilt es dann Baudenkmäler zu erhalten, welche bis dato die Kirche getragen hat.
Und letztendlich auch auf festliche Umrahmungen und Feiern, sowie kirchliche Begräbnisse verzichten. Das kann man dann auch ohne Kirche geregelt bekommen. Muss man nur nach den richtigen Eventmanagern gucken....

Warum bitte macht man bei den Austritten so eine Revolte? Warum will man das in der Presse so ausschlachten? Ich komm da irgendwie nicht klar! Heut wo man so viele Möglichkeiten hat muss man doch in den eingefahrenen Wegen verbleiben!

Also bei uns hier treten sogar Landwirte aus. Wenn mir das die Leute nicht selber sagen, würde ich das gar nicht mitbekommen. Wir sind von der Einwohnerzahl aber verschwindend. Ich erfahre das dann weil ich die Pfarrbriefe austeile. Und die Leute dann ehrlicher Weise mir mitteilen, dass ihnen der eigentlich gar nimmer zusteht. Wisst Ihr was, ich werf den trotzdem in den Briefkasten weil da auch andere Infos drin sind. Nicht nur Kirchen - bezogen. Auf die paar Gramm Papier kommt es mir auch nicht drauf an. Außer es kommt mir einer total doof und sagt ganz überheblich: "Den brauchen wir nicht mehr!" Hatte ich auch schon! Auf was lässt dies schließen 8)

Ich weiß jedoch, dass eben durch den letzten Austritt, dass der Pfarrer das nicht einfach hinnimmt und kommt und mit den Leuten spricht. Und wisst Ihr was; ich finde das sehr mutig! Er muss ja damit rechnen eins über gebraten zu bekommen (verbal) Kann mir da durchaus vorstellen, dass der Geistliche da einige abbekommt, bzw. sich anhören muss. Versetzt Euch mal in so einen Gemeindehirten, der eigentlich versucht seiner Herde ein guter Pfarrer zu sein!
Und wenn es ein Pfarrer ist, der einfach Probleme hat mit den Leuten und kein so gutes Charisma, dann ist es zwei mal blöd. Denn eins kann man den Herren wirklich nicht unterstellen: Jeder versucht sein Bestes.

Ich fände es schnöder, wenn die Kirche da gar nicht reagieren würde!

Liebe Grüße
Martina

Offline martina-s

  • Landkreis Weilheim Obb.
  • Bewohner
  • *
  • Beiträge: 6083
  • Geschlecht: Weiblich
  • Es lebt sich leichter mit der Wahrheit :)
Re: Welche Folgen hat ein Kirchenaustritt?
« Antwort #14 am: 26.09.12, 22:33 »
Was die Ehe betrifft, so muss ich Euch mal zutexten: Wenn man z. B. die Unauflöslichkeit der Ehe als Beispiel nimmt, dann muss ich sagen, dass ich, bevor ich das Sakrament in Anspruch nehme schon mal aus katholischer Sicht überlegen müsste, (und zwar beide Parteien) ob man dahingehend eigentlich zusammen passt.
Laut Vorgabe von Seiten der katholischen Kirche setzt man damit eigentlich voraus, dass man sich prüft und das Sakrament praktisch der Start ist für eine christliche Familie.

Wenn man intensiv den Weg verfolgt und wirklich nach dem lebt was uns Jesus auch vorgelebt hat, dann denke ich (aber ich erzähle hier vom grünen Tisch weg - wie man dann lebt ist wieder die andere Sache) bleibt die Bindung gefestigt und die Erziehung der Kinder und alles Übrige geschieht in einem guten Zeichen.
Es sind dabei Probleme nicht ausgeschlossen. Aber aus der christlichen Grundlage heraus und im Vertrauen auf Gott vielleicht besser zu bewältigen. So!!!  Das war jetzt mal die Theorie, die voraussetzt, dass beide Partner dies als Grundlage ihrer Ehe sehen.

In der Realität entfaltet sich dann das Menschsein! Einer funktioniert nicht so wie der andere in seinen guten Absichten die Ehe eingegangen ist. Und schon bricht das Bauwerk auseinander. Man lebt sich auseinander, die Kinder werden zum Scheidungsspielball und vorher schon extrem belastet durch die Vorkommnisse der Zerrüttung. Also die Praxis sieht da dann schon schwer angeknackst aus. Beide Partner haben irgendwann die Möglichkeit plötzlich jemanden zu finden, den sie vielleicht, wenn ihr Leben anders verlaufen wäre gar nicht gefunden hätten. Und da klappt es plötzlich!
Und dann versucht man mit allen Mitteln das zu rechtfertigen was bisher gelaufen ist und der Kirche anzulasten, dass sie die momentane Lebensform theoretisch gar nicht akzeptiert!

Seid mir nicht böse, aber auch in der daraus sich entwickelnden Lebensform bleiben wieder welche auf der Strecke. Ich bastle mir daraus zusammen: Dass wenn beide Eheleute massiv in Gottesehrfurcht zueinander stehen, dass dies eher eine Basis wäre für eine glückliche Familie wie wenn man nicht bereit ist daran zu arbeiten. Aber in unserer Gesellschaft werden nur noch die Gleichnisse aus dem neuen Testament gefischt wo Jesus die Menschen verteidigt hat, die vor dem Gesetz in Ungnade gefallen sind. Diese Passagen stellt man in den Vordergrund und damit kann man sich auch leichter identifizieren. Ist nun mal so.

Alles andere verlangt ja gewisse Disziplin und bedarf auch der Kraft von beiden Seiten.  Einfacher ist es alles lockerer zu sehen und sich seine Welt zusammen zu basteln. Solche Predigten in der Kirche will man nimmer hören.  Ich weiß aus Erfahrung, dass Predigten besser ankommen wenn man eine gewisse Volksnähe darin spürt. Was heißt, ich will meine Schwachpunkte darin verstanden wissen. Ich will nicht gesagt bekommen was ich falsch mache oder wie es eigentlich richtig wäre....

Die Kirche kann nur Grundlehren predigen. Was der Einzelne daraus macht, das bleibt ihm überlassen.

Ich für meine Person werde die Kirchensteuer weiterhin bezahlen.

Für mich persönlich zählen die Sakramente sehr viel. Ich bin jemand der auf die Mystik der katholischen Kirche vertraut, die jedoch auch in einen evangelischen Gottesdienst geht, wenn ich gerade in der Diaspora verweile.
Liebe Grüße
Martina