Einige Informationen und Perspektiven zur Impfung mit Improvac:
Eine angenehme Methode für den Ferkelerzeuger - da er nichts zum Thema Kastration machen muss...
Positiv für das Ferkel: es gibt keinen chirurgischen Eingriff !
Das für die Hodenbildung wichtige Hormon wird mit Eiweiss "herausgefangen".
Dazu bedarf es mindestens zweier Impfungen im Abstand von vier Wochen, wobei die letzte ca. vier Wochen vor Schlachtung erfolgen muss.
Erst nach der zweiten impfung bildet sich der Hoden zurück. D.h. die Eber sind bis dahin schon ganz schön groß und aggressiv und zeigen gegeneinander und gegen den Tierhalter Eberverhalten.
Dieser Vorgang ist reversibel, was gut für die Arbeitssicherheit des Mästers und wohl auch für die gesellschaftliche Akzeptanz ist.
Z.B. werden in Australien männliche Renn-/Turnierpferde damit geimpft, damit sie in der Turnierphase ruhiger/unabgelenkter sind; später kann mit ihnen aber gezüchtet werden (es dauert ca. 3 Monate).
Besser (aber aufwändiger !) erscheint die Methode, wo wie Eber drei mal geimpft werden. Das erste mal bereits mit ca. 30 kg, das zweite mal mit ca. 65 kg und das dritte mal ca. vier Wochen vor Schlachtung. So wären die Eber bereits jünger weniger aggressiv (nach der zweiten Impfung). Man hat aber damit drei mal den riesigen Aufwand und Stress der Impfung und drei mal die Kosten für Impfstoff (je Impfung ca. 3 €).
Ich sehe durch das Impfen mit Improvac den Arbeitsschutz für den Mäster schon als gefährdet. Davor darf man sich gerne fürchten.
Bei uns z.B. gibt es ad libitum Fütterung aus dem Automaten, d.h. man kann die Tiere nicht mal an einen Trog locken und dann impfen wenn sie hungrig mit Fressen abgelenkt sind.
Da sehe ich schon recht große Unfallgefahr für den Mäster und ebenfalls eine gewisse Quote Pikser, die im Gerangel vielleicht nicht gelungen sind.
Mindestens ein großes Schlachtunternehmen lehnt deshalb bisher die Methode der Imfpung mit Improvac ab, da sie die Verletzungen im Nackenbereich fürchten und zu bedenken geben, dass ab und zu Fremdkörper bleiben wenn bei ruppig sich abwendenden Tieren die Nadel stecken bleibt.
Wie groß die Belastung / der Stress (Tierschutz !) für die mehrfach geimpften großen Tiere ist, kann ich nicht sicher beurteilen.
Kritisch ist auch, dass es nach den vorliegenden Erfahrungen immer einige Prozent Impfversager gibt, so dass die mit Improvac geimpften männlichen Tiere an der Schlachtstätte behandelt werden müssen wie naturbelassene Eber.
D.h. es muss jeder auf abweichenden Geruch geprüft werden. Das macht viel Aufwand und kostet mehr Geld.
Leider werden viele (kleinere) Schlachthöfe dieses Verfahren nicht anwenden können ("Schnüffler" zu beschäftigen und den Mehraufwand zu treiben), so dass sie voraussichtlich entweder nur noch weibliche Tiere annehmen oder kastrierte männliche oder ganz aufhören mit Schlachten. Dieser Prozess ist auch nicht gerade erwünscht, denn so werden ggf. die Transportwege für die Schlachttiere länger, was belastender ist.
Ganz kritisch ist auch vom Tierschutzgedanken her zu sehen, dass bei den spät geimpften Tieren so viele Verletzungen auftreten wie bei echten Ebern; gerade auch im Genitalbereich. Weil sie erst spät keine Eber mehr sind und weil es teilweise Impfversager gibt.
(Diese Aggressionen liegen übrigens nicht an der beengten Stallhaltung sondern schlicht am männlichen Verhalten - dies zeigten Untersuchungen der Tierverhaltensforscher der Uni Hohenheim an Wildschweinkeilern, die etwa dieselbe Verletzungs- und Vernarbungshäufigkeit zeigten wie Stalltiere.)
Es ist allgemein sehr bedauerlich, dass durch die drei oder vier künftigen Verfahren die gewachsenen und bewährten Vermarktungswege häufig so nicht mehr funktionieren.
Der Ferkelerzeuger kann gar nicht so frei entscheiden, welchen Weg er einschlägt; er muss dies mit seinen Ferkelkunden abstimmen.
Diese müssen vorher abklären, wie und mit wem sie wo künftig ihre Masttiere vermarkten können.
Die Schlachtstätten müssen vorher abklären, was ihre Abnehmer wollen / ablehnen.
So verzettelt sich vieles, was bisher rund lief.
Wer hat Ergänzungen ?
Margret