Autor Thema: Alte Brauchtümer und Traditionen  (Gelesen 102521 mal)

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silvia

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Alte Brauchtümer und Traditionen
« am: 01.05.02, 09:57 »
Halli,hallo!
Ich interessiere mich sehr für alte Brauchtümer und Traditionen.Bei uns gibt's z.B. die Pfingstervögel,ein altes Brauchtum mit geschichtlichem Hintergrund den aber noch nicht so richtig erforschen konnte.
Nachdem es gestern nun mal wieder soweit war und der Maibaum wurde aufgestellt,würd's mich interessieren wie's in eurer Heimat mit Brauchtümern aussieht.
« Letzte Änderung: 01.01.70, 01:00 von 1031090400 »

Offline Kuerbisanna

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Re: Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #1 am: 01.05.02, 23:44 »
Hallo Silvia!
Also Brauchtum zum 1. Mai gibts bei uns eigentlich nicht sehr viel. Bei uns, das ist im östlichen Eck von Österreich an der tschechischen Grenze.
Am morgen des 30. April holen die Burschen 2 Maibäume  -Fichten aus dem Gemeindewald...dann mal Pause bei einem Weinkeller.. :D....dann wird der Baum mit Kranz geschmückt.....am Abend mit Musik vor dem Dorfgasthaus und dem Ortsvorsteher aufgestellt ,da gibts Speis und Trank........und dauert meist bis früh  8)
Die Dorfjugend macht sich dann nach Mitternacht auf und macht den *Maistrich* ...ist oft lustig ....und so manche heimliche Liebschaft kommt da ans Tageslicht  ;)
so das wärs dann schon zum 1. Mai ......
bis andermal wieder
« Letzte Änderung: 01.01.70, 01:00 von 1031090400 »
Liebe Grüße aus NÖ (Österreich) -----ANNA
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Offline roco

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Re: Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #2 am: 31.08.02, 14:56 »
Hallo Silvia!

Bei uns, hier im südwestlichen Eck von Baden-Württemberg, gibt es in der Pfingstzeit, an Himmelfahrt (manche kennen es besser als "Vatertag") einen Brauch, der; Uffertbrüttli
heißt!
Auf hochdeutsch: Auffahrbrautpaar
Es gehen ein Junge und ein Mädchen(Schulanfänger) als Brautpaar verkleidet duch das Dorf. Alle anderen Kinder laufen als Zug hinter ihnen her!
Vor den Häusern singen sie:
Chömmet uuse ihr Fraue, goh das Üffertbrüttli bschaue, un bschaued ihr das Brüttli nit, so läbet ihr am Pfingsttag nit!
Chömmet uuse ihr Herre, go das Uffertbrüttli beschäre, un bschäred ihr da Brüttli nit, so läbed ihr am Pfingsttag nit!
Es heißt soviel wie: Kommt heraus ihr Frauen und beschaut das Brautpaar, sonst erlebt ihr den Pfingsttag nicht, kommt heraus ihr Herren und beschert das Brautpaar, sonst erlebt ihr den Pfingsttag nicht!
Die Kinder wollen von den Leuten Eier, Schmalz und Brot.
Da heute noch die wenigsten Schmalz im Haus haben gibt es Eier, Angge (Butter) Brot und Geld!
Davon wird hinterher Rührei gemacht und von den Kindern lustvoll aufgegessen!
Der Liedtext ist etwas seltsam, genauso weiß keiner den genauen Grund für dieses Ritual. Jedenfalls kommt er durch die Himmelfahrt.
Ich glaube es sind höchstens noch 10 Gemeinden, die es noch ausführen. Bei uns im Dorf jedoch schon seit mehreren Generationen.
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LG
roco

Offline hildy

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Re: Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #3 am: 01.09.02, 17:21 »
An Auffahrt geht man bei uns im Baselbiet "um ä Bann" Die ganze Dorfbevölkerung, in einigen sehr traditionellen Orten immer noch nur die Männer, wandern an diesem Tag den Gemeindebann ab. Ursprünglich wollte man sehen, ob noch alle Grenzsteine am richtigen Ort stehen und die Kinder sollten die Gemarchung kennen lernen. Man erzählt sich auch, dass früher an einigen Orten die Knaben bei jedem Grenzstein Hiebe bekommen haben sollen, zur besseren Einprägung!
Zurück im Dorf gibt es  Essen und Trinken und gemütliches Beisammensein.
In meiner Heimatgemeinde bekam jeder Bürger, der dabei war einen Fünfliber (Fünffrankenstück). Mein Bruder durfte immer denjenigen vom Grossvater abholen und wir vier Schwestern guckten in den Mond! (Wahrscheinlich der Grund, dass ich mich seither für Frauenrechte einsetze) Hildy ;)
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Hildy us em Baselbiet, CH

moni

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Re: Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #4 am: 02.09.02, 20:59 »
Bei uns in Wiechs ist z.B. jedes Jahr Patrozinium. Seit Jahrzehnten tragen nun schon die Männer unseres HAuses das Kreuz während der Prozession. Zuerst mein Schwiegervater und seit ca. 15 Jahren mein Mann und wenn mein Sohn einmal möchte, darf er es auch tragen
Außerdem gibts bei uns das "Weisert". Wenn jemand im Dorf ein Baby bekommen hat, werden alle Bäurinnen und auch andere "Kleinhäusler" eingeladen zum Essen und Trinken und natürlich Baby anschauen. Es sind meist so um die 25 Personen zu verköstigen. Ist zwar auch ein bissl stressig, aber alle freuen sich mit und bringen lauter liebe Geschenke. Das freut einen schon.
Dann gibts noch den "Houzatbaam ", den Hochzeitsbaum, der wird bei jeder Einheirat auf dem Hof aufgestellt und ist ein geschlagener Fichtenbaum mit drei Daxenkränzen von der Spitze aufwärts und auf der Spitze steht der Boschen.
Der ird vom Nachbarn spendiert und die ganzen Männer im Dorf schepsen den Baum und stellen ihn auf. Das dauert den ganzen Tag und die Mannsbilder werden natürlich ausgiebig verköstigt.
Wenn nach einem Jahr ein Sohn geboren ist, kommt der Baum weg und die anderen müssen dem Hochzeitspaar ein z.B. ein Faß Bier spendieren. Ist noch kein Kind da, kommt er auch nach einem Jahr weg, aber der Hochzeiter muß dann zahlen. Das mit dem Sohn und so wird aber heutzutage nicht mehr so ernst genommen, es is halt einfach ein Grund ,daß man zum Feiern zusammenkommt.
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Offline Kuerbisanna

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #5 am: 22.09.02, 21:19 »
Halloween -Kitsch oder Abwechslung !! :)
Da wir ein Selbsterntefeld mit Sonnenblumen und Kürbissen (Speise bzw. Zier) haben. ....gibt es in letzter Zeit immer mehr zweigeteilte Meinungen-willkommene Abwechslung in der Jahreszeit -Küche -oder Kitsch?

Dass dieses Fest gerade in Amerika so große Tradition hat (was aber in unsere Breiten gerade Einzug erhält), liegt vor allem daran, dass in den USA Fasching kaum gefeiert wird und Halloween die einzige Alternative darstellt. Ich denk für  uns Mitteleuropäer ist es aber nicht zwingend notwendig, dass wir alles an Kitsch und "Bräuchen" von Halloween übernehmen müssen, zumal es viele Stimmen gibt, die dieses Fest entschieden ablehnen und dem Schabernack durch Kinder (trick or treat – Süßes oder Saures) nichts abgewinnen können.

Mittlerweile haben sich aber auch einige Floristen dieses "Kürbisfest" als etwas anderes zunutze gemacht und binden Kürbisse mit in die Floristik ein und lassen die wunderschönsten kreativen Arbeiten entstehen.

Liebe Grüße aus NÖ (Österreich) -----ANNA
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Sally

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #6 am: 23.09.02, 13:39 »
Also das gerade in den letzten Jahren Halloween immer mehr nach Deutschland überschwappt, haben wir einzig und alleine der Industrie zu verdanken, die darin wieder eine weitere Möglichkeit darin sieht, Absatz zu machen.
Manches ist ja auch richtig nett und die Deko mit Kürbissen kann man zu Not auch als Erntedankdeko bezeichnen.

Für das Halloweenfest fehlt uns in Deutschland einfach der Hintergrund, deshalb muß ich das auch nicht haben, aber die Kids werden uns schon zeigen was sie wollen oder nicht. In ein paar Jahren wird es wahrscheinlich genauso normal sein wie der Sankt Martins Umzug, wo ja auch in vielen Gegenden an den Haustüren um Süßigkeiten gebettelt wird.

Offline mary

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #7 am: 23.09.02, 14:55 »
Hallo Sally,
Kürbisse sind eine schöne Herbstdekoration. Aber die Dinger auszuhöhlen, um eine gruselige Fratze reinzuschnitzen, das ist für mich schon ein bisschen Verschwendung. Ich hab vor der Haustür ein paar schöne Kürbisse in einem Erntekorb und wenn die Adventszeit kommt, mache ich aus den Kürbissen Suppe und Kompott. Die Zierkürbisse kommen auf den Kompost, ein paar werden aufgehoben um nächstes Jahr wieder Samen zu haben.
Schade, dass so viele bäuerliche Traditionen verschwinden und dafür alle möglichen Bräuche aus aller Welt bei uns gefeiert werden.
Das ist das gleiche mit Nikolaus. Der traditionelle Nikolaus kommt bei uns am 5. Dezember. Das ist ein Bischof. Aber es gibt nur noch den Weihnachtsmann. Selbst die Schokoladengebilde sind keine Nikoläuse mehr, sondern Weihnachstmänner. Um Nikoläuse zukaufen, muss ich nach österreich fahren, dort gibt es noch Hl. Nikoläuse.
Bin gespannt, wann das Weihnachtsfest durch den Weihnachtsmann abgelöst wird.
H.G
Maria

Offline reserl

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #8 am: 24.09.02, 08:09 »

. Um Nikoläuse zukaufen, muss ich nach österreich fahren, dort gibt es noch Hl. Nikoläuse.


Mary, gibt es in Österreich in allen Geschäften richtige Nikoläuse oder muss man da auch rumsuchen?

Letztes Jahr hab ich auch vergeblich nach einem richtigen Nikolaus gesucht.....
lieben Gruß
Reserl



Manchmal ist es ein großes Glück,
nicht zu bekommen, was man haben will.

Offline mary

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #9 am: 24.09.02, 08:33 »
Hallo Reserl,
die Schokoladennikoläuse hab ich in einer österr. Bäckerei gekauft. Ich denke, dass es die auch in ö. Supermärkten gibt. Die Firma Suchard macht extra für Österreich die Nikoläuse.
Ich finde es einfach traurig, dass hier bei uns solche Dinge still und heimlich aus den Regalen der Supermärkte verschwinden.
ich könnte mich oft darüber aufregen, dass eine handvoll Chefeinkäufer grosser Supermarktketten entscheidet, was ich im Laden kaufen kann.
Das ist vielleicht ein extra Thema.
Herzliche Grüsse von einer Nikolausverehrerin
Maria

Offline reserl

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #10 am: 24.09.02, 08:43 »
Danke für den Tipp! :)

Da werde ich mich auch mal nach Österreich zum Nikolaus einkaufen begeben.....
Hab ja nicht weit. ;)
lieben Gruß
Reserl



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Sally

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #11 am: 24.09.02, 22:37 »
Hallo mary,

eigentlich kann man sich ja mittlerweile über alles was mit den traditionellen Festen zu tunm hat aufregen. (obwohl es die Industrie nicht stört)

Dieses Jahr waren wieder Lebkuchen, Spekulatious und Dominosteine seit mitte August !!! in unseren Läden. Anstatt das boukottiert wird gibt es genug, die es auch noch kaufen. Nun stehen die Nikoläuse (weihnachtsmänner) wieder in den Regalen von Aldi und Co. Ich komme immer in Erklärungsnot bei meiner Tochter, die noch fest an den Nikolaus glaubt mit ihren knapp 5. Genauso mit WEihnachten. Wir haben von Anfang an vom Christkind gesprochen, hm aber da ist ja nun auch noch dieser ominöse Weihnachtsmann, mit dem geworben wird und der überall present ist. aber auch Amerikanisch (Cola hat in in die Rote Kluft gesteckt)

Genau, den Kindern den Unterschied zwischen WEihnachtsmann und Nikolaus verständig zu machen, das ist schon nicht leicht.

Offline martina

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #12 am: 01.12.02, 10:48 »
Freya sprach es in der ML an, sie sucht ein Rezept für einen STUTENKERL, das ist ein Männchen aus Hefeteig gebacken, den es nur zur Weihnachtszeit gibt.

Welche speziellen Weihnachtsbräuche gibt es bei Euch? Speisen, die nur zur Weihnachtszeit gemacht werden und sonst nicht?

Offline PeacefulHeidi

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #13 am: 02.12.02, 20:55 »
Moin Moin,

mir fallen eigentlich ganz spontan nur die Neejohrskoken (Neujahrskuchen) oder "Krüllkuchen" ein. Die werden am "Olljohrsdach" (Sylvester) gebacken und ab 1.1. immer zum Tee gegessen bis die Milchkanne leer ist.  ;)

Neujahrskuchen sind ein Art Waffelteig. Mit dem dünnen Waffeleisen gebacken und zu einer Spitztüte oder "Zigarre" gedreht. Aufbewahrt werden sie in der leeren, sauberen Milchkanne. Zumindest bei uns.  :D

Offline Freya

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Re:Alte Brauchtümer und Traditionen
« Antwort #14 am: 02.12.02, 22:24 »
Hallo Heidi,

Deine "Neujahrskuchen" kenn ich auch. Eigentlich bin ich ja in Essen aufgewachsen und meine Oma, die diese "Eiserkuchen" mit dem Waffeleisen backte, kam ursprünglich aus Oberhausen.

Also bei uns hießen sie Eiserkuchen und wurden in einem großenTopf mit Deckel aufbewahrt. Vor dem Verzehr wurden sie mit Spritzbeutel und Tülle mit Sahne gefüllt.

Und jetzt, wo Du es sagst, fällt mir wieder ein, daß es sie an Sylvester gab....    :\'( :\'(

Wir hatten das Thema schon mal in der ml. Inge aus Hessen nennt sie Ostfriesenwaffeln und es sind ganz bestimmt genau solche. Wir haben Inge's Waffeln gegessen, als wir zu Besuch bei Reserl waren. Inge hatte sie im Paket der Ulli geschickt und sie hat sie mitgebracht nach Passau.

Bei uns zu Hause gab es an Heiligabend immer einen Heringssalat, aber einen Roten. Es wurde nicht mehr so viel gegessen, nach der Bescherung und dem damit verbundenen süßen Zeug. Außerdem gab es ja das große Festtagsmenü am 1. Feiertag.

Wir machen hier seit einigen Jahren am 1. Weihnachtsfeiertag und Ostersonntag ein Familienbrunch. Alle kommen gegen 10 Uhr und jeder bringt was mit. Das ist eine Riesengaudi und nichts wird abgesprochen. Kuchen gibt's dann später und ich bin an solchen Tagen immer froh wenn ich mal endlichwieder im Stall rauf und runter laufen kann  :( ;D :D

Aber immer super gemütlich und tolle Sachen zum Essen und überhaupt nicht viel Arbeit (außer Putzen)  ;)
Wer heilt, hat Recht.
Hippokrates

liebe Grüße
Freya