Tiere auf dem Hof > Rund ums Schwein

Antibiotikagabe ohne Diagnose Standard?

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Biobauer:
Hallo, ich bin in einen emailverteiler einer grossen landw. fachzeitschrift mitleser im schweinetreff. seit einigen tagen wird nun bezüglich der kastration von ferkeln diskutiert und der optimierung von arbeitsabläufen .
was mich total entsetzt hat,fast jeder, der dazu gepostet hat gibt an ,das er ohne eine diagnose oder ein krankheitsbild antibiotika spritzt.Manche bezeichnen dies sogar als impfung.   wie kommen diese leute an solche mengen medikamente,normal darf ein tierarzt diese doch bloss abgeben nach stallbesichtigung und bei akuten krankheitsbild.selbst wen man nun argumentiert,das ja bei der kastration eine wunde geschaffen wurde,nehmt ihr bei jeden kratzer gleich antibiotika. ich hab auch noch nie gehört,das es bei biobetrieben diesbezüglich probleme gibt,die machen dies ja auch nicht.
als zweites,diese leute sind sich anscheind nicht bewusst das jeder verbraucher und auch kontrolleur mitlesen kann. was werfen die für ein bild auf uns landwirte. oder kann ich das so verstehen ,das so etwas immer noch als standardmassnahme auf jeden betrieb gemacht wird,diese landwirte sind ja nun schon einigermassen fortschrittlich,sie haben inet und nutzen es auch .
ich bin ja mal gespannt,wann der nächste reporter so etwas aufnimmt,vor kurzem wurde ja im gleichen board erst diskutiert über spiritusgaben zum ruhigstellen der tiere.der nächste skandal ist vorprogrammiert und wird die derzeitigen obermiesen schweinepreise bestimmt nicht pushen.
servus Herbert

Mirjam:
Hallo Herbert,

wenn du mal "euren" Report über die Bioschweinehaltung Deutschlands (über 300 Seiten) gelesen hast, wirst du auch darauf stoßen, dass bei den genannten/ausgewerteten Bio-Betrieben schon 20 Ferkel lebend geboren - aber nur gut 16 abgesetzt worden sind.

Diese 4 Ferkel sind ~ 20 % Ferkelverluste unter der Sau - und auch diese müssen irgendwo her kommen.

Die Entwicklung der Tierkrankheiten im Schweinebereich ist in den letzten Jahren nicht positiver geworden, durch den Wegfall der Leistungsförderer kommen viele Krankheiten verstärt, alte wieder mehr und neue sind eh hinzu gekommen, so dass Ferkelerzeugung ein nicht ganz unheikler Bereich ist und auch ein Kratzer tut einem Ferkel, dass nur mit 1,3 kg Lebengewicht auf die Welt kommt: Erheblich weh.

Deshalb - und weil die Tiere aus Tierschutzgründen nun bereits am 3ten Lebenstag kastriert werden (oder zumindest innerhalb der letzten Woche) - sichert man die Eingriffe ab, da diese durch die Notwendigkeit (für die Mast) der Myko-Impfung ja auch nicht weniger geworden sind.

Völligstes Verständnis habe ich zudem, dass man die notwendige Kastration = Organamputation mit einer Antibiotikametaphylaxe begleitet: So wie bei fast jeder anderen Tierart wie Katze, Hund, Pferd auch, oder?

Darüberhinaus bitte auch ein wenig unterscheiden - für diejenigen, die NICHT in einer "Hochburg" der Schweineproduktion wie hier in Hohenlohe leben - haben gesundheitlich-betrieblich natürlich mehr Luft, wenn der nächste Schweinebetrieb 3, 4 oder 10 km weg ist, als diejenigen, die IM Dorf mit mehreren Landwirten parallel Schweine halten.

viele Grüsse

Mirjam



Biobauer:
Hallo mirijam, ich darf laut bio eu-verordnung ein mastschwein einmal in seinen leben antibiotisch behandeln. ich würde mich ganz arg bei meinen ferkelerzeuger bedanken ,wenn er mir diese eine behandlungsmöglichkeit schon mal standardmässig nimmt. sicherlich kann man darüber streiten ,ob sowas sinnig ist oder nicht,aber es ist halt mal fakt.sicherlich behandel ich auch öfter ,wenns sein muss,diese tiere werden dann markiert und konvi vermarktet,tolles geschäft bei nen ferkelpreis von 100 euro.
gibt es eigentlich untersuchungen ,wie oft so ein tier im leben antibiotisch behandelt wird,würde mich mal interessieren .mein tierarzt ist jedenfalls immer ganz enttäuscht wenn ich nur wurmmittel kauf,soll landwirte geben ,die wären da wesentlich einsatzfreudiger.
servus Herbert

Mirjam:
Hallo Herbert,

die Dänen werben ganz stark damit, dass sie die (prophylaktische) Medikation herabgesetzt haben und buchen das unter "Tierwohl".

Das sie damit im System von Geburt bis Schlachthof über 20 % Gesamtverluste also tote Tiere haben - kriege ich mit Tierwohl nicht unter einen Hut, denn die Tiere sterben ja schließlich "nicht vor Glück".

Ich mag Antibiotika - über die WIR sehr froh wenn wir krank sind - nicht verurteilen so nach dem Motto: Lieber tot als 2 x im Leben antibiotisch behandelt.

@ humorvoll: Also ich kann dir eine Reihe von Betrieben nennen, die wären (und auch der TA) froh, wenn du kommen und eine Lösung für ihre Saugferkeldurchfälle finden würdest....

Gruß Mirjam

Mirjam:
Hallo,

Nicole, hast du deinen TA auch gefragt, warum er das empfiehlt? 

Gruß Mirjam

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