Wir haben den Hof vor 8 Jahren an unsern Sohn übergeben. Nun wohnen wir im Bauernhaus, im zweiten Stock. Wir haben 4 Töchter und einen Sohn, der sich von Kindsbeinen an sehr für Landwirtschaft interessierte und daher natürlich bereits als Hofnachfolger aufwuchs. Leider hatte er mit 18 einen Verkehrsunfall und als Folge einen gelähmten linken Arm. Die Invalidenversicherung ermöglichte ihm die Ausbildung zum Ing.agr. Lange Zeit war unklar, ob er je den Hof übernehmen würde. Er arbeitete 10 Jahre in seinem Beruf, war aber an den WE immer im Betrieb und beeinflusste die Entwicklung massgebend. Wir freuten uns sehr, als er eines Tages ankam und uns mitteilte, dass er sich entschlossen habe, den Betrieb zu übernehmen. Inzwischen ist er verheiratet und hat eine tüchtige Frau und drei kleine Töchter.
Unter diesen Umständen fiel es mir leicht, abzugeben. Wir räumten unsere Sachen in die obere Wohnung und richteten uns da häuslich ein.
Pläne für unseren Ruhestand hatten auch wir; Reisen,(haben wir auch einige gemacht) Neues sehen, nicht mehr angebunden sein, etwas Musse haben, etc.
Ich meldete mich zu einem Englischkurs an und besuche die Gymnastikstunde. Wir kauften auch einen jungen Hund und geben uns Mühe, ihn auszubilden.
Doch wie heisst es so schön: es kommt immer anders, als man es geplant hat! Bis heute sind wir im Betrieb eingespannt. Ich betreue meine Enkelkinder, die vom Hof und die meiner Töchter. Ich springe ein, wenn in den Familien Not an der Frau ist, ich chauffiere die Kleine in den Kindergarten, gehe mit ihnen schwimmen, mache den Garten, die Wäsche, koche dreimal die Woche etc, etc.
Kommt dazu, dass meine Mann gesundheitlich nicht mehr so fit ist. Auch das schränkt natürlich unsere Aktivitäten ein.
Wir sind aber trotzdem zufrieden mit unserem Leben. Es ist schön, wenn man gebraucht wird und manche Arbeitsspitze
brechen kann. Und die Enkelkinder sind eine ganz eigene, neue Herausforderung!
Wahrscheinlich muss ich erst Urgrossmutter werden, bis ich wirklich in den Ruhestand treten kann! ggg
Hildy