Hallo Luna,
weißt Du, ich denke, die Senioren die uns hier zum Schreiben veranlassen sind aus ganz anderem Holz geschnitzt und nicht vergleichbar mit den älteren Menschen die für sich selber diesen Lebensabschnitt "entdecken" und die auch schon immer voll im Leben gestanden haben.
Ich denke auch, das Problem ist, wenn Senioren immer versuchen die Hofübernehmer zu bevormunden und beobachten und deren Tun kommentieren, dann muss man aus deren Verhalten oft erkennen, dass die eigentlich gar nichts anderes zu tun haben und auch keine anderen Hobbys haben.
Ich kann auch beobachten, dass dann alles was man bei ihnen als Hobby findet und mit was sie ihren Lebensabschnitt gestalten und neu für sich entdecken wieder etwas z. T. mit Landwirtschaft oder dessen Haushalt zu tun habet.
Z. T. sind sie dann stinkbeleidigt wenn ST keine Freundin von gewissen Dingen ist was dann in dem Garten (wenn wir den mal zum Beispiel nehmen) erzeugt wird. Es ist dann schön, wenn die Altbäuerin sagt, Endiviensalat und Rote Beete brauche ich gar nicht anzubauen. Die ST mag das nicht. Schön finde ich dabei, wenn man den Jungen nicht da schon wieder was aufdrängen will. Menno, dann baue ich halt mehr Erdbeeren an oder gehe her und mach schon mal was küchenfertig oder lade zum Essen ein (in eigener Küche gekocht). Aber ich muss als Austragler auch so viel Feingefühl haben und erkennen wenn etwas nicht gewünscht wird. Meist nehmen die das persönlich weil man ihre Dinge nicht haben will. Sie gestehen der jungen Generation einfach nicht zu, dass die andere Vorstellungen vom Essen z. B. haben.
Es wird immer dann gefährlich wenn man der anderen Generation etwas überstülpen will.
Und wenn man auch Mehrgenerationenhaushalt ist, dann finde ich es einfach nicht selbstverständlich, dass man nie Freiräume der Entscheidung hat und die Senioren wieder zum Thema werden weil sie außer ihrem bisherigen beruflichen Einsatz nichts anderes kennen und auch nicht selbsttätig ihre Interessen verändern.
Ihr Aufgabenbereich scheint nach wie vor der Betrieb zu sein und wenn man das von der Kraft her nimmer schafft, dann geht man den Jungen auf den Geist und kontrolliert sie oder meckert überall herum.
Sorry, wenn ich das so krass darstelle. Aber ich habe Tage, da mag ich gar nicht gerne in meine Küche gehen weil unsere Oma da sitzt und in unserer Zeitung liest und mit einem Auge nur guckt was ich gerade mache. Ich flüchte ganz ehrlich in mein Büro.
Oma hat selber eine Küche; größer wie meine. Und ja, ich verstehe auch, wenn sie nicht alleine sein mag. Aber wenn man sich als die Folgegeneration nur beobachtet vorkommt und immer nur hört wenn sie Zeitung liest wie schlecht doch die Welt ist... Leute ich werde da depressiv. Braucht nur noch draußen ein Wetter sein das negativ dazu passt...
Ich hätte es gerne etwas unkomplizierter und offener. Und Letzteres ist bei uns total verschoben. Ich komm mir einfach verschaukelt vor wenn man hier am Tisch sitzt um nur zu horchen was wir reden; dann sich bei nächster Gelegenheit am Telefon über alles detailliert auszulassen. Da wird dann erzählt wie wenn sie bei den Geschehnissen die sie am Tisch von uns erfährt (aushorcht) wie wenn sie es selber erlebt hätte.
Im Gegenzug wird uns aber alles (oft auch Wichtiges) von der anderen Seite der Verwandtschaft verheimlicht. Und zwar wirklich bewusst unterschlagen.
Meine Schwägerin ist sehr offen. Nur telefonieren wir sehr selten miteinander und es sind ein paar Kilometer zu ihr hin. Ich glaub wenn ich keinen PC zum reparieren gehabt hätte bei denen im Sommer, dann wäre ich 2013 gar nicht hin gekommen.
Sie wundert sich dann immer, warum ich dieses oder jenes nicht weiß wo sie es doch Oma erzählt hat.
Da kommen wir uns dann schon immer sehr verschaukelt und auch hintergangen vor.
Das kann es einfach nicht sein.
Und ich denke, dass das bei machen Mehrgenerationenhaushalten so geht.
Wer so was nicht erlebt, der glaubt das nicht und denkt, alles geht so offen und frei uns selbstzufrieden und selbstbestimmend zu wie bei sich daheim. Dass es aber oft anders ist, das kann man nur glauben wenn man das selber so erlebt.
Da sind Welten dazwischen zwischen Leuten die immer schon auch für sich entschieden haben, die ihr Umfeld selber gestaltet haben und denen, die denken alles muss sich nur um sie und den Betrieb drehen.
Es gibt auch noch ein anderes Leben!!!
Ich kann und darf als Austragler nicht dazu übergehen alles zu verurteilen was die übrige Welt als Freizeitbeschäftigung betreibt. Da wird man kleinkariert. Wenn ich schon immer höre bei einem Flugzeugabsturz, meinetwegen in Afrika und da sind deutsche Passagiere dabei gewesen, dass da jemand von der älteren Generation tönt, dass es ja nur so sein muss weil ja die Deutschen nichts mehr arbeiten und nur auf der ganzen Welt herum reisen, und die haben in Afrika gar nix zu suchen.
Dass aber die Tochter auch vom Fremdenverkehr lebt und Urlauber ihr zweites Standbein sind, das hat man dabei vergessen. Wenn jeder daheim sitzen würde und seine eigene Kuh und sein eigenes Huhn pflegen würde, dann wären wir alle viel ärmer. Wir leben nun mal in dieser Welt wo u.a. auch das Reisen dazu gehört und auch die Landwirte mit ihr Geld verdienen.
Die Katz frisst Mäuse, ich mags nicht. Deswegen kann ich auch nicht die Katze verurteilen. Die hat schon auch ihre Daseinsberechtigung.
Was ich damit sagen will: Wenn man als Mensch, egal in welcher Generation ungerecht wird und nur denkt, seine Lebensweise sei die absolut richtige, dann wird es anstrengend, das Zusammenleben....
Ein bisserl Toleranz möchte ich schon ganz gern...